Fußball
Bundesliga: FC St. Pauli gelingt Befreiungsschlag gegen Hoffenheim - TSG-Keeper Baumann hadert mit Gegentor
Endlich wieder Partystimmung auf dem Kiez: Der FC St. Pauli hat sich nach schwierigen Wochen Luft im Tabellenkeller verschafft und seine eklatante Heimschwäche überwunden. An einem emotionalen Flutlicht-Abend am Millerntor schlugen die Hamburger die TSG Hoffenheim hochverdient mit 1:0 (0:0).
Noah Weißhaupt (51.) traf nach einem Patzer von Nationaltorwart Oliver Baumann für die Gastgeber, die ihren Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 vorerst auf fünf Punkte ausbauten. Nach sechs sieglosen Spielen in Folge präsentierte sich St. Pauli in einer richtungsweisenden Partie erstligareif. Die TSG hingegen verpasste es, ihren Aufwärtstrend fortzusetzen und sich vorzeitig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden.
Baumann war nach der bitteren Pleite sichtlich angefressen. "Wir haben wenige Lösungen gefunden, waren viel am reagieren", sagte der Nationaltorhüter bei "DAZN" - "und kriegen dann hinten ein völliges Scheißtor." Ein Tor, bei dem Baumann keine gute Figur machte.
Er hatte in der 51. Minute einen schludrigen Pass in Richtung Tom Bischof gespielt. Dem Verteidiger gelang es unter dem hohen Druck der St. Paulianer nicht, den Ball zu behaupten - Baumann wurde anschließend per Lupfer düpiert und konnte das Gegentor nicht mehr verhindern.
"Wir hatten da verschiedene Ideen", erklärte Baumann sein Missverständnis mit Bischof: "Für meinen Geschmack sind wir da in Überzahl und könnten eigentlich rausspielen. Es ist scheiße gelaufen."
Möglicherweise könnte sich der Patzer negativ auf Baumanns Chancen auswirken, im Viertelfinale der Nations League gegen Italien am 20. und 23. März das deutsche Tor hüten zu dürfen. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte erklärt, sich für die kommenden Länderspiele auf eine klare Nummer eins im Tor festlegen zu wollen.
In den nächsten Tagen will Nagelsmann verkünden, ob es sich dabei um Baumann oder Alexander Nübel vom VfB Stuttgart handelt. Marc-André ter Stegen fällt lange mit einem Riss der Patellasehne aus.
Das Wichtigste in Kürze
Zuletzt schien Baumann im Duell mit Nübel die Nase vorne zu haben. Der Hoffenheimer musste zuletzt aufgrund einer Verletzung länger pausieren, zeigte bei seinem Comeback aber gute Leistungen - bis zu seinem Patzer auf St. Pauli. Auch Baumann schien am Freitagabend noch nicht zu wissen, wie Nagelsmanns Entscheidung ausfällt. Das müsse man den Bundestrainer fragen, sagte er auf Nachfrage.
St. Paulis Coach Alexander Blessin hatte vor der Partie erklärt: "Es gilt, Ruhe zu bewahren. Wohlwissend, dass wir auch Druck haben." Und auch die Fans der Hamburger waren entschlossen, ihren Teil zu einem enorm wichtigen Sieg beizutragen. Mit einem beeindruckenden Feuerwerk vor dem Millerntor heizten sie bei kuscheligen zwei Grad in der Hansestadt die Atmosphäre auf.
Es schien zu fruchten: Das Heimteam ließ sich auch von der jüngsten Ergebniskrise nicht beirren und legte gut los. Kapitän Jackson Irvine näherte sich früh zweimal dem Tor an, ihre chronische Ungefährlichkeit vor dem gegnerischen Gehäuse konnten die St. Paulianer aber zunächst abermals nicht ablegen.
St. Pauli kann Dominanz zunächst nicht in Tore ummünzen
Trotz deutlicher Überlegenheit ging es torlos in die Pause. Zuvor hatte Danel Sinani noch aus der Distanz Baumann im TSG-Tor zu einer guten Parade gezwungen (27.) - und Siebe Van der Heyden bei der besten Chance nach einer Ecke per Kopf die mittlerweile verdiente Führung für St. Pauli (28.) verpasst.
Die Hoffenheimer, die sich in einer schwachen Saison zuletzt mit acht Punkten aus vier Spielen gefangen hatten, enttäuschten auch zu Beginn der zweiten Hälfte auf ganzer Linie, was sich schließlich rächte. Baumann spielte im Aufbau einen verheerenden Pass, den Philipp Treu abfing. Der Mittelfeldspieler bediente Weißhaupt, der nur noch einschieben musste und die leidgeprüften Fans erlöste. Bereits neunmal war St. Pauli in dieser Saison ohne Heimtor geblieben.
Weil Kapitän Irvine wenige Minuten später per Kopf an Baumann scheiterte und das überfällige 2:0 verpasste (58.), blieb es bis in die Schlussphase hinein spannend. Kurz vor Schluss brachte sich St. Pauli nach einer Flanke fast noch selbst um den Lohn (90.+3), der unglücklich abgefälschte Ball ging aber knapp am Tor vorbei.