Division preview
NFL - AFC South im Division-Check: Schneckenrennen zwischen den Houston Texans und den Jacksonville Jaguars?
- Veröffentlicht: 19.08.2025
- 21:19 Uhr
- Raman Rooprail
Bevor die Saison in wenigen Tagen startet, nimmt ran alle acht Divisions genau unter die Lupe.
Von Raman Rooprail
In der AFC South sind die Houston Texans auf dem Papier die beste Mannschaft, die Jacksonville Jaguars könnten dahinter aber überraschen. Die Indianapolis Colts und die Tennessee Titans befinden sich mitten im Rebuild und haben mit der Division-Krone wohl nichts zu tun.
ran blickt auf die vier Franchises der AFC South.
Houston Texans
Letzte Saison: 10-7, Niederlage gegen die Kansas City Chiefs in der Divisional Round
Wichtige Neuzugänge: Danielle Hunter (Defensive End), Nick Chubb (Running Back), Trent Brown (Tackle),
Wichtige Abgänge: Stefon Diggs (Wide Receiver), Laremy Tunsil (Tackle)
Head Coach: DeMeco Ryans (seit 2023)
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Analyse: Offense
C.J. Stroud konnte in der vergangenen Spielzeit nicht an seine starke Rookie-Saison anknüpfen. Das lag auch an der Offensive Line, die Stroud kaum beschützen konnte. Ganze 54 Mal wurde der Quarterback gesackt - Platz 30 in der NFL. Das beeinflusste merklich das Spiel des Youngsters und zeigte sich auch in den Statistiken. 20 Passing Touchdowns bei zwölf Interceptions waren nur mittelmäßige Werte.
Das Problem für die neue Saison: Die Offensive Line hat sich sogar verschlechtert. Mit Laremy Tunsil haben die Texans ihren Star-Tackle abgegeben, außerdem steht auch der solide Shaq Mason nicht mehr im Team. In der 2. Runde drafteten die Texans immerhin Aireontae Ersery, der könnte zu Beginn in einer der schlechtesten Lines der Liga aber überfordert sein.
Zumindest die Skill-Positionen sind gut besetzt. Running Back Joe Mixon ist noch immer eine solide Waffe in Lauf- und Passspiel, zudem hat man mit Nick Chubb einen überqualifizierten Backup. Auch Rookie Woody Marks könnte mit seiner Geschwindigkeit überraschen. Mit Nico Collins hat Houston zudem einen absoluten Top-Receiver, der von Christian Kirk und Rookie Jayden Higgins gut ergänzt wird.
Analyse: Defense
Immerhin wird die wacklige Offense von einer auf dem Papier sehr guten Defense unterstützt. Neuzugang Danielle Hunter und Will Anderson Jr. könnten das beste Pass-Rusher-Duo der NFL bilden.
Die Linebacker-Gruppe sticht zwar nicht heraus, ist aber auch keine Schwachstelle. Azeez Al-Shaair und Henry To'oTo'o sind gute Laufverteidiger, Christian Harris ist der beste Passverteidiger der Front Seven.
Dafür ist die Secondary aber eine elitäre Einheit. Angeführt von Derek Stingley Jr., der sich als Top-Cornerback etabliert hat, haben die Texans in der Secondary vor allem eins: Tiefe. Denn dahinter verstärkt 2025 Super-Bowl-Sieger C.J. Gardner-Johnson eine ohnehin starke Gruppe. Kamari Lassiter überzeugte 2024 als Rookie, mit Jalen Pitre und Jimmy Ward hat man zudem zwei sehr konstante Stützen.
Einschätzung
Das große Fragezeichen bei den Texans ist die Offensive Line. Verschlechtern sich Strouds Beschützer ohne Tunsil und Mason sogar, könnte die Offense trotz guter Skill-Position-Spieler immer wieder ins Stocken geraten. Die Defense kann das aber in dem ein oder anderen Spiel definitiv rausreißen. In einer schwachen Division könnte den Texans aber eine mittelmäßige Saison zu einer erneuten Playoff-Teilnahme reichen.
ran-Tipp: 9-8, Platz 1 in der AFC South
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Indianapolis Colts
Letzte Saison: 8-9, keine Playoff-Teilnahme
Wichtige Neuzugänge: Daniel Jones (Quarterback), Charvarius Ward (Cornerback), Camryn Bynum (Safety)
Wichtige Abgänge: Ryan Kelly (Center), Joe Flacco (Quarterback), Dayo Odeyingbo (Defensive End), Will Fries (Guard)
Head Coach: Shane Steichen (seit 2023)
Analyse: Offense
Bei den Colts ist die wichtigste Frage noch nicht geklärt: Wer geht als Starting Quarterback in die Saison? Verschiedenen Medienberichten zufolge hat Daniel Jones aktuell die Nase vorne, Anthony Richardson macht wohl nach dem Geschmack von Head Coach Shane Steichen auch im Training noch zu viele Fehler. Aber egal, ob Jones oder Richardson auf dem Platz steht, keiner von beiden jagt gegnerischen Defenses Angst und Schrecken ein.
Das Gesicht der Offense wird auch 2025 Jonathan Taylor sein. Der Running Back wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder von Verletzungen zurückgeworfen, auch in der vergangenen Saison verpasste er drei Spiele. Doch ab Woche 14 stabilisierte er sich wieder und zeigte seine ganze Klasse: Zum Saisonabschluss kam er auf 157 Rushing Yards pro Spiel und erlief sechs Touchdowns.
Die Offensive Line ist trotz der Abgänge von Ryan Kelly und Will Fries immer noch eine der besten der Liga, vor allem Bernhard Raimanns Leistungssprung ist hier zu nennen. Während das Wide Receiver Corps um Michael Pittman Jr. nicht mehr als Durchschnitt ist, haben die Colts in Rookie-Tight-End Tyler Warren eine spannende neue Waffe.
Analyse: Defense
Apropos Durchschnitt: Ungefähr so kann man auch die Defense der Colts einordnen. DeForest Buckner und Grover Stewart bilden eine starke Präsenz in der Mitte der Defensive Line, allerdings fehlt es an Druck von außen. Dafür müsste Kwity Paye den nächsten Schritt machen.
Sorgen bereiten die Linebacker in Indianapolis. Denn hinter dem gestandenen Zaire Franklin, der die NFL in der vergangenen Saison mit 173 Tackles anführte, tummeln sich lauter unerfahrene Alternativen.
Die Secondary hingegen macht Mut: Mit Charvarius Ward und Cam Bynum hat man im Defensive Backfield ordentlich aufgerüstet. Auch die restlichen Starter um Jaylon Moore, Nick Cross und Kenny Moore sind gestandene NFL-Starter. Zudem sicherten sich die Colts mit Xavien Howard einen erfahrenen Cornerback mit einem guten Näschen für den Football.
Einschätzung
Über dem Colts-Team schwebt seit Jahren ein Begriff, den man in der NFL eigentlich als Allerletztes hören möchte: Mittelmaß. Betrachtet man den Großteil des Kaders, kommt man auch in dieser Saison an dem Begriff nicht vorbei. Doch die Quarterback-Situation katapultiert Indy tatsächlich sogar in das untere Viertel der Liga. Unter perfekten Umständen ist in der schwachen AFC South alles möglich, wahrscheinlicher erscheint aber ein hoher Draftpick.
ran-Tipp: 6-11, Platz 3 in der AFC South
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Jacksonville Jaguars
Letzte Saison: 4-13, keine Playoff-Teilnahme
Wichtige Neuzugänge: Jourdan Lewis (Cornerback), Travis Hunter (Wide Receiver/Cornerback), Robert Hainsey (Tackle)
Wichtige Abgänge: Evan Engram (Tight End), Mitch Morsen (Center), Christian Kirk (Wide Receiver)
Head Coach: Liam Coen (seit 2025)
Analyse: Offense
Mit Liam Coen weht in der Offense der Jacksonville Jaguars ein frischer Wind. Der ehemalige OC der Tampa Bay Buccaneers zeigte in Süd-Florida eine variable Offense, die sowohl im Lauf- als auch im Passspiel überzeugte. Ob ihm das auch in Nord-Florida gelingt, wird vor allem an Trevor Lawrence hängen.
Das einstige Super-Talent konnte sein Potenzial in der NFL nie voll ausschöpfen, die aktuellen Umstände sind aber vielleicht die besten seiner Karriere. Ein innovativer, offensiv ausgerichteter Head Coach - und vor allem ein junges, dynamisches Receiving Corps um Brian Thomas Jr. und Allzweckwaffe Travis Hunter. Auch das Running-Back-Trio um Travis Etienne, der nach einer schwachen Saison auf ein Bounce-Back-Jahr hofft, Tank Bigsby und Rookie Bhayshul Tuten ist vielversprechend.
Einzig die Offensive Line könnte zum Stolperstein werden. Dort fehlt nach Abgängen von Mitch Morse und Brandon Scherff schlicht das Talent. Entscheidend für eine solide Einheit wird sein, wie sich die Neuzugänge Robert Hainsey und Patrick Mekari einfinden.
Analyse: Defense
Auch auf der anderen Seite gibt es große Probleme an der Line. Hinter Josh Hines-Allen, der seit Jahren ein konstanter Pass Rusher ist, klafft eine große Lücke. Travon Walker, den die Jaguars 2022 als Nummer-1-Pick drafteten, droht bisher der Bust-Status. Arik Armstead kann aus der Mitte zwar auch Druck kreieren, hat seine besten Tage aus 49ers-Zeiten aber auch hinter sich.
Dafür macht immerhin der restliche Teil der Defense Hoffnung. Die Linebacker-Gruppe um Devin Lloyd und Foyesade Olukuokon verteidigt vor allem den Lauf stark, ist aber auch gegen den Pass solide.
Auch die Defensive Backs sind nach einer schwächeren Saison besser aufgestellt. Jourdan Lewis ist ein Top-Slot-Cornerback, zudem bringt Safety Eric Murray viel Erfahrung mit. Das wird den jungen Cornerbacks Tyson Campbell und Jarrian Jones helfen, die schon in der vergangenen Saison einen guten Job gemacht haben. X-Faktor ist zusätzlich natürlich Hunter, bei dem noch unklar ist, wie oft er in der Defense eingesetzt werden wird.
Einschätzung
Die Jaguars könnten in der AFC South überraschen. In der Offense wird Lawrences Entwicklung und die wacklige O-Line entscheidend sein. Die restlichen Skill-Positionen sind gut genug besetzt, um auch starke Defenses vor Probleme zu stellen. Außerdem könnte das Experiment um Hunter im Idealfall eine Euphorie auslösen, die die NFL so noch nie gesehen hat. Kann der Nummer-2-Pick wirklich Offense und Defense auf hohem Niveau spielen, kann Jacksonville Houston ärgern.
ran-Tipp: 7-10, Platz 2 in der AFC South
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Tennessee Titans
Letzte Saison: 3-14, keine Playoff-Teilnahme
Wichtige Neuzugänge: Dan Moore Jr. (Tackle), Cam Ward (Cornerback)
Wichtige Abgänge: Harold Landry (Defensive End), Nick Westbrook-Ikhine (Wide Receiver), Chidobe Awuzie (Cornerback)
Head Coach: Brian Callahan (seit 2024)
Analyse: Offense
Mehr Umbruch als in Tennessee geht wohl kaum. Derrick Henry war schon in der vergangenen Saison nicht mehr da, jetzt gibt es auch auf der Quarterback-Position einen Cut. Mit Cam Ward haben die Titans zwar den besten Quarterback des Drafts - und gleichzeitig auch den Nummer-1-Pick - ausgewählt, allerdings kommt Ward nicht mit den gleichen Vorschusslorbeeren in die Liga wie seine Vorgänger. In einer Mannschaft ohne großes Talent wird es der junge Quarterback nicht leicht haben.
Immerhin haben die Titans ordentlich in ihre Offensive Line investiert. Dan Moore Jr. kommt für viel Geld von den Pittsburgh Steelers, auch Kevin Zeitler verbessert die Gruppe sofort. Zudem hat Tennessee sowohl 2023 als auch 2024 einen Erstrundenpick in O-Liner (Peter Skoronski, JC Latham) investiert.
Die Skill-Position-Spieler hingegen sind eher im unteren Drittel der NFL einzuordnen. Calvin Ridley ist noch der beste Receiver des Teams - aber auch er hat seine besten Tage bereits hinter sich. Tyler Lockett wird dem jungen Team als Leader sicherlich weiterhelfen, spielerisch hat aber auch er den Zenit seiner Karriere längst hinter sich gelassen. Chig Okonkwo oder Rookie Gunner Helm reißen auf der Tight-End-Position auch keine Bäume aus. Immerhin bilden Tony Pollard und Tyjae Spears zumindest im Laufspiel ein gutes Duo.
Analyse: Defense
In der Interior Line haben die Titans jede Menge Power. Jeffrey Simmons ist seit Jahren einer der besten Defensive Tackles der Liga, sowohl gegen den Pass als auch gegen den Lauf hat er kaum Schwächen. T'Vondre Sweat und Sebastian Joseph-Day komplettieren eine starke Line. Doch Tennessee fehlt der Pass Rush über außen, Arden Key und Dre'Mont Jones bilden ein unterdurchschnittliches Duo.
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Noch düsterer sieht es bei den Linebackern aus. Fünf Spieler kamen hier 2024 auf mehr als 200 Snaps - davon steht keiner (!) 2025 mehr in Tennessee unter Vertrag. Cody Barton, der von den Broncos kommt und dort 2024 einen soliden Job gemacht hat, wird als Leader vorangehen. Doch dahinter ist noch völlig unklar, wer zusätzlich auf dem Platz stehen wird.
Ganz so schlimm sieht es in der Secondary zwar nicht aus - wirklich gut ist es aber ebenfalls nicht. Hoffnungsträger L'Jarius Sneed erholt sich noch von einer langwierigen Verletzung und könnte den Saisonstart verpassen. Der letztjährige Fünftrundenpick Jarvis Brownlee hatte in seiner Debütsaison große Probleme, Sneed zu ersetzen. Immerhin geben Slot-Cornerback Roger McCreary und Safety Amani Hooker der Einheit eine gewisse Stabilität.
Einschätzung
Die Titans setzen 2025 in allererster Linie darauf, ihrem jungen Quarterback die bestmögliche Entwicklung zu gewähren. Der sportliche Erfolg wird dabei hinten angestellt. Das wurde auch zuletzt deutlich, als ein Reporter GM Mike Borgonzi nach den Super-Bowl-Chancen des Teams befragte. Während Chad Brinker, der "President of Football Operations", sich ein Lachen nicht verkneifen konnte, antwortete der GM nüchtern: "Natürlich ist das jedes Jahr das Ziel, aber wir wissen auch, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben." Stand jetzt ist der erneute Top-Pick im Draft definitiv wahrscheinlicher als irgendwelche Super-Bowl-Träume.
ran-Tipp: 3-14, Platz 4 in der AFC South