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Krise im Team von TYREEK HILL

NFL: Glanz verblasst - Die Miami Dolphins und der unerwartete Absturz

  • Veröffentlicht: 14.08.2025
  • 15:35 Uhr
  • Julian Erbs

Lange galten die Miami Dolphins als eine der spannendsten Franchises der NFL – mit einem mutigen Head Coach, Stars, die die Stadien füllten, und starken Ergebnissen. Doch vor der Saison 2025/26 wirkt das Bild längst nicht mehr so rosig.

Von Julian Erbs

Es fing alles so vielversprechend an: Die Dolphins entließen ihren mäßig erfolgreichen Head Coach Brian Flores und entschieden sich dafür einen mutigen Schritt zu machen. Sie verpflichteten Mike McDaniel, zuvor Offensive Coordinator bei den San Francisco 49ers und noch ohne Erfahrung als Head Coach.

Schon in seinem zweiten Spiel führte er sein Team zu einem historischen 42:38-Comeback-Sieg gegen die Baltimore Ravens, bei dem Quarterback Tua Tagovailoa gemeinsam mit seinen Wide Receivern Tyreek Hill und Jaylen Waddle glänzte.

Tagovailoa erzielte mit 469 Yards einen Karrierebestwert, während seine beiden Receiver als erstes Duo in der Super-Bowl-Ära jeweils mehr als 170 Receiving Yards und zwei Touchdowns in einem Spiel verbuchten – ein verheißungsvoller Start in ein neues Kapitel der Dolphins.

Besonders Tyreek Hill spielte eine überragende erste Saison unter McDaniel: Mit über 1.700 Receiving Yards pulverisierte er den Franchise-Rekord und führte die herausragende Offensive zusammen mit Tagovailoa und Waddle, der auch die 1.000 Yard-Marke knackte, bis in die Play-offs.

In den Play-offs wurde die explosive Offensive jedoch von der schwachen Defense ausgebremst – in einer denkbar knappen 31:34-Niederlage gegen die Buffalo Bills.

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Fokus auf Stabilisierung der Defense

Der Führungsetage der 'Fins' waren die Probleme bewusst: Daher holte man Star-Cornerback Jalen Ramsey per Trade von den Los Angeles Rams und verpflichtete den ehemaligen Broncos-Head Coach Vic Fangio als Defensive Coordinator.

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Das Wichtigste in Kürze

Die Veränderungen wirkten: Die Offensive war explosiver denn je und schoss am dritten Spieltag die Broncos mit 70(!):20 aus dem Stadion – die zweithöchste Punktzahl in einem NFL-Spiel überhaupt.

Dieses Spektakel legte den Grundstein für eine weitere offensiv geprägte Saison des Teams aus Florida, das mit elf Siegen und sechs Niederlagen eine starke Bilanz erreichte, sich jedoch in der ersten Play-off-Runde chancenlos dem späteren Super-Bowl-Sieger aus Kansas City geschlagen geben musste.

Eigentlich wollten die Dolphins auf dieser Saison aufbauen, doch die Spielzeit 2024/25 begann denkbar holprig.

Zwar gewann man das Auftaktspiel gegen die Jaguars, doch überschattet wurde es von der öffentlichkeitswirksamen Festnahme von Tyreek Hill, der immer mal wieder für einen Skandal zu haben ist, wegen überhöhter Geschwindigkeit auf dem Weg zum Stadion.

Und es ging so weiter: Quarterback Tagovailoa erlitt im zweiten Spiel seine dritte Gehirnerschütterung innerhalb von zwei Jahren – diesmal besonders beängstigend, da er nach einem harten Hit benommen am Boden liegen blieb und seine Extremitäten unkontrolliert zuckten.

Dies löste eine Diskussion darüber aus, ob er seine Gesundheit nicht über den Sport stellen und seine Karriere möglicherweise beenden sollte.

Die holprige Saison endete mit acht Siegen und neun Niederlagen und war damit die erste Losing Season seit 2019. Hinzu kamen enttäuschende Leistungen zahlreicher Stars, darunter Hill, der erstmals seit 2019 unter 1.000 Receiving Yards blieb.

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Denkbar schlechte Vorbereitung der Dolphins auf 2025

Die Dolphins kämpfen bereits vor Beginn der Saison mit massiven Verletzungsproblemen. Hier eine Liste der Spieler, die sich im Training Camp schwerer verletzt haben und sich auch noch nicht wieder erholt haben – einige von ihnen sogar mit bereits feststehendem Saison-Aus:

  • Wide Receiver Dee Eskridge
  • Running Back Alexander Mattison (Saisonaus)
  • Offensive Tackle Bayron Matos
  • Offensive Tackle Obinna Eze
  • Offensive Tackle Austin Jackson
  • Offensive Tackle Liam Eichenberg
  • Tight End Jalin Konyers
  • Cornerback Kader Kohou (Saisonaus)
  • Cornerback Jason Maitre
  • Cornerback Artie Burns (Saisonaus)
  • Safety Ashtyn Davis
  • Safety Ifeatu Melifonw

Nicht aufgeführt sind Spieler, die lediglich kleinere Verletzungen erlitten haben.

Auch um Star-Receiver Hill gab es keine Ruhe: Neben kleineren Verletzungen, die ihn daran hinderten, die komplette Vorbereitung mit dem Team zu absolvieren, gab er nach der Niederlage im letzten Saisonspiel gegen die New York Jets einen kryptisches Interview , das darauf hindeutete, dass er einen Trade anstreben könnte.

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Auch wenn er inzwischen von diesen Aussagen wieder zurückgerudert ist, gilt er nicht mehr als der unangefochtene Superstar, den man vor wenigen Jahren unter keinen Umständen getradet hätte.

Quarterback Tagavailoa äußerte sich Anfang August zu der Thematik: "Von so etwas kommt man nicht einfach mit einem 'Hey, mein Fehler' zurück. An dieser Beziehung muss man arbeiten. Man muss sie wieder aufbauen. Und ja, das ist immer noch ein laufender Prozess – nicht nur für mich, sondern für alle." Keine sonderlich aufbauenden Worte.

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Kritik an Dolphins-Kultur und am Head Coach

Auch der Hype um Coach McDaniel ist abgeebbt. Aus Kreisen anderer General Manager heißt es, McDaniel könnte als erster NFL-Coach der Saison 2025/26 entlassen werden. Kritiker bemängeln vor allem, dass er gegen starke Teams nur selten einen passenden Gameplan findet.

Gegen Teams, die die Saison mit einer positiven Bilanz abgeschlossen haben, kommen seine Dolphins lediglich auf sechs Siege bei 15 Niederlagen. Auch die viel gelobte Offensive erzielt in diesen Duellen im Schnitt nur 19 Punkte.

Auch das Laufspiel lässt zu wünschen übrig: Mit lediglich vier Yards pro Versuch stellten die Dolphins in dieser Kategorie die drittschlechteste Run-Offense der Liga in der vergangenen Saison.

Kritik gibt es auch immer wieder an den Personalentscheidungen der Dolphins. Nach der Saison 2023/24 ließ man Defensive Tackle-Star Dominique Wilkins und Offensive Line-Ass Robert Hunt in die Free Agency ziehen, während stattdessen die Receiver Waddle und Hill mit neuen Verträgen ausgestattet wurden.

Angesichts der Saison 2024, der mangelnden Pass Protection für ihren Quarterback mit den daraus resultierenden Gehirnerschütterungen sowie einer erneut schwächelnden Defense wäre es wohl sinnvoller gewesen, Spieler wie Hunt oder Wilkins zu halten.

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Quarterback Tua Tagavailoa nicht unumstritten

Neben Head Coach McDaniel steht auch Starting-Quarterback Tagovailoa in der Kritik. Der Hawaiianer hat den sechsthöchsten Jahresdurchschnittsgehalt aller Quarterback der Liga, doch seine Statistiken sind wenig überragend: Hochgerechnet auf 17 Spiele wirft er im Schnitt 27 Touchdowns und 12 Interceptions – kein Spitzenwert, den man bei seinem jährlichen Gehalt erwarten würde.

Hinzu kommen hochgerechnet zwar zwei Rushing Touchdowns, aber auch zehn Fumbles. Spieler wie Lamar Jackson, Jalen Hurts, Patrick Mahomes und einige weitere verdienen außerdem weniger im Jahr als er.

Zudem gab es in der vergangenen Saison den Zwischenfall gegen die Bills, bei dem er sich erneut eine Gehirnerschütterung dritten Grades zuzog – woraufhin ihm ärztlicherseits geraten wurde, seine Karriere als Quarterback zu überdenken. Dieselben Fragen werden wohl wieder aufkommen, sollte er sich erneut eine solche Verletzung zuziehe

Auch das von Verletzungen geprägte Trainingscamp trug nicht dazu bei, mit Optimismus in die kommende Saison zu gehen: Bei einem sogenannten "Joint Practice", bei dem zwei Teams gemeinsam trainieren, wurden die Dolphins von den Detroit Lions klar dominiert.

Ein Reporter von "Pride of Detroit" war live vor Ort und bewertete die Trainings Session wie folgt: "In meinen Jahren als Berichterstatter habe ich wohl rund zehn gemeinsame Trainingseinheiten miterlebt, und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich noch nie eine derart dominante Leistung einer Defense gesehen habe wie jene, mit der die Lions die Offense der Dolphins ausschalteten – von den Stammspielern bis hin zu den Third-Stringern."

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Identitätskrise in vollem Gange

Zu allem Überfluss melden sich nun auch vermehrt ehemalige Spieler, die öffentlich gegen die Franchise nachtreten. Nachdem Jalen Ramsey 2023 noch als großer Hoffnungsträger zu den Dolphins gekommen war, wollte er die Franchise bereits nach nur zwei Spielzeiten wieder verlassen.

In einem Interview im "The Pivot Podcast" schoss er zwar nicht direkt gegen die Dolphins, machte jedoch unmissverständlich klar, was er von der Führungskultur des Teams aus Florida hielt.

"Lass mich zu einem Team gehen, das konkurrenzfähig ist, wo es großen Respekt für den Cheftrainer und seinen Staff gibt und wo ich weiterhin auf hohem Niveau spielen kann … und vielleicht auch vielseitig einsetzbar bin", sagte Ramsey nach seinem Trade zu den Pittsburgh Steelers.

Anders gesagt: Die Dolphins sind nach Ramseys Einschätzung derzeit nicht konkurrenzfähig, es fehlt an Respekt gegenüber Trainern und Staff, und er ist überzeugt, dass er in Miami nicht auf hohem Niveau hätte spielen können.

Ein weiterer Ex-Dolphin meldete sich in einem Interview mit "ESPN" zu Wort. Offensive Lineman Kendall Lamm spielte drei Jahre lang für die "Fins", bevor er zu den Philadelphia Eagles wechselte.

Auch er schoss indirekt scharf gegen die Franchise aus dem dem Süden der USA: "Ich verstehe, warum die Eagles in drei Jahren zwei Super Bowls erreicht haben. Die Spieler kommen nie zu spät, sind nie toxisch, und nach jedem Training nimmt sich die Mannschaft 15 Minuten Zeit, um persönliche Herausforderungen zu teilen und mental wach zu bleiben – etwas, das ich bei den Dolphins nie erlebt habe."

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Entscheidendes Jahr für die Dolphins

Bei den Dolphins gibt es in diesem Jahr einige offene Fragen.

Kann Mike McDaniel sein Team noch so erreichen, dass sich eine sogenannte "Winning Culture" entwickeln lässt?

Kehrt um Tyreek Hill endlich Ruhe ein und kann er auch auf dem Platz wieder für Schlagzeilen sorgen?

Ist Tua Tagovailoa bei einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 53,1 Millionen Dollar der richtige Quarterback für dieses Team?

All das wird sich in der anstehenden NFL-Saison klären.

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