Cowboys tradeten für Wide Receiver
NFL: Macht George Pickens die Dallas Cowboys besser?
- Veröffentlicht: 08.05.2025
- 16:05 Uhr
- Max Bruns
George Pickens ist ein Dallas Cowboy. Aus sportlicher Sicht spricht vieles für den Trade, aber wie sieht es hinter den Kulissen aus?
Von Max Bruns
Die Dallas Cowboys haben Mitte der Woche für George Pickens getradet. Damit sichert sich die Franchise aus Arlington die Rechte an dem vielversprechenden Wide Receiver zumindest einmal für die kommende Saison.
Pickens kommt von den Pittsburgh Steelers, von denen er 2022 in der zweiten Runde des NFL Drafts ausgewählt wurde. Seitdem verbuchte der 24-Jährige in seinen drei Saisons bemerkenswerte 2.841 Receiving Yards.
Pickens soll in erster Linie Wunschkandidat von Cowboys-Eigentümer und General Manager Jerry Jones gewesen sein. Der Owner bekleckerte sich in den vergangenen Jahren eher selten mit Ruhm.
Bei den Cowboys-Anhängern stand Jones oft in der Kritik, weil er einzelnen Spielern wie Quarterback Dak Prescott oder dem damaligen Running Back Ezekiel Elliott zu teure Verträge aushändigte. Auf der anderen Seite fehlte dann das Geld, um dem Team in der Tiefe Qualität zu verleihen.
In diesem Jahr sieht es jedoch anders aus. Prescott hat eine grundsolide O-Line vor sich und auch auf die Defense werden sich die Cowboys wohl verlassen können. Zwar hängt in der Verteidigung noch vieles von der Personalie des Star-Spielers Micah Parsons ab, aber der Linebacker möchte laut eigenen Aussagen in Dallas verlängern.
Doch zurück zur Offense und Pickens: Der Passempfänger kam inklusive eines Sechstrunden-Picks (2027) nach Texas. Im Gegenzug schickten die Cowboys einen Drittrunden-Pick (2026) und einen Fünftrunden-Pick (2027) zu den Steelers.
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George Pickens ist ein sportliches Upgrade für die Dallas Cowboys
Aus sportlicher Sicht würde es schon überraschen, wenn der rund 1,90 Meter große und 90 Kilogramm schwere Pickens die Cowboys nicht besser macht.
Die Receiving Stats der vergangenen drei Jahre sprechen für sich: 801, 1.140, 900 Yards. So viel Wiese machte der Wideout gut. Allerdings sind die insgesamt zwölf Touchdowns dann doch ausbaufähig.
Man muss aber auch dazu sagen, dass die Steelers seit dem Karriere-Beginn von Pickens keinerlei Konstanz auf der Quarterback-Position aufweisen. Kenny Pickett, Mason Rudolph, Mitchell Trubisky, Russell Wilson und Justin Fields - sie alle kamen auf ihre Spiele. Die Zeiten von Steelers-Konstante Ben Roethlisberger sind lange vorbei.
Nichtsdestotrotz legte Pickens ordentliche Stats hin. Man kann sich also vorstellen, dass es in Zusammenarbeit mit einem eingespielten Prescott noch besser werden kann.
Prescott gilt nach wie vor als guter Werfer in die Tiefe, ein Attribut, das Pickens' Spielweise entgegenkommt. Pickens gilt als "Outside Vertical" Receiver, er läuft also gerne eine gerade Route in Richtung Endzone bzw. an der Seitenlinie. Laut "ESPN" bestanden rund 20 Prozent seiner Läufe 2024 aus solchen Go Routes oder Deep-Fade-Läufen.
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Cowboys: George Pickens entlastet CeeDee Lamb
Dadurch ergänzt sich Pickens wohl auch optimal mit dem Nummer-1-Receiver in Dallas, CeeDee Lamb. Lamb ist ein klassischer Slot-Receiver, der bei seinen Laufwegen typischerweise einen Haken (z.B. in die Mitte des Feldes) vollzieht.
Von der Pickens-Ankunft profitiert in erster Linie auch Lamb. Der Star-Receiver war in der Vergangenheit wenig überraschend immer die Top-Anspielstation bei den Cowboys. Das wussten die gegnerischen Cornerbacks und Safeties jedoch auch. Durch Pickens schwindet der Fokus von Lamb - die gegnerischen Secondarys müssen nun beide Top-Receiver im Blick haben.
Neben Lamb und Pickens ist der Receiver-Room in Dallas schließlich qualitativ dünn besetzt. Jalen Tolbert, KaVontae Turpin, Jonathan Mingo, Jalen Brooks, Parris Campbell etc. - das sind - bei allem Respekt - nicht die größten Namen. Zumal die Cowboys auch im Draft nichts für die Receiver-Position getan haben.
Nun haben sie aber Lamb an der Eins und Pickens an der Zwei. Die beiden mischen auf dem Papier im Wettstreit um das beste Receiver-Duo der Liga definitiv mit. Mitmachen muss dann vor allem aber auch Prescott, der dafür nach dem Comeback von seiner Oberschenkelverletzung zu seiner eigentlichen Stärke - der Entscheidungsfindung - zurückfinden muss.
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Pittsburgh Steelers wollten George Pickens loswerden
Dass Pickens ein sportliches Upgrade ist, wäre also geklärt. Doch wie sieht es mit der Teamchemie aus?
In erster Linie ist der Trade aus Franchise-Sicht nicht ohne Risiko. Pickens geht in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrages. Sollte er in Dallas floppen und kein Interesse an einem langfristigen Vertrag bestehen, wäre er im kommenden Jahr Free Agent. Dann würde auch der Trade im Nachhinein schlecht aussehen.
Was dazu führen könnte, dass die Rechnung mit Pickens bei den Cowboys nicht aufgeht, ist der Receiver selbst. Die Steelers machten keinen Hehl daraus, dass sie Pickens loswerden wollten.
Zum einen hatte Pittsburgh jüngst für Star-Receiver D.K. Metcalf getradet, zum anderen sorgte Pickens in der "Steel City" regelmäßig für negative Schlagzeilen und war scheinbar Gift für den Locker Room der Steelers.
Pickens ist bekannt dafür, seine Emotionen (noch) nicht unter Kontrolle zu haben. Mehrfach mussten ihn Teamkollegen an der Seitenlinie beruhigen. Nachdem er im Spiel gegen die Cincinnati Bengals zwei Strafen wegen unsportlichen Verhaltens (inklusive 20.000 US-Dollar Strafe) kassierte, wurde er von Pittsburghs Head Coach Mike Tomlin öffentlich gerügt.
"Er muss erwachsen werden, und zwar schnell", sagte Tomlin damals. Wenige Wochen später kam Pickens mehr als anderthalb Stunden zu spät zum Christmas Game gegen die Kansas City Chiefs, was die Team-Verantwortlichen einmal mehr auf die Barrikaden brachte.
Auch George Pickens wollte wohl weg von den Pittsburgh Steelers
Auch im November zuvor sorgte Pickens in Cleveland für Aufsehen, als er im Schneetreiben und dem Versuch einer Steelers-Hail-Mary sich lieber mit einem Browns-Verteidiger anlegte, anstatt sich auf den Ball zu konzentrieren. Dabei riss Pickens den Gegenspieler in die Fans hinein und legte sich mutmaßlich anschließend noch mit den Browns-Anhängern an.
Was die Teamchemie anbelangt, sind die Steelers also froh, Pickens losgeworden zu sein. Er hat dem Team regelmäßig Yard-Strafen eingebracht. Darauf müssen sich die Cowboys nun einstellen - oder Pickens bekommt seine Emotionen in den Griff.
Was dafür spricht, ist der Fakt, dass es gegen Ende seiner Zeit in Pittsburgh auch Pickens selbst das Weite gesucht hat. Zwar soll er nie offiziell um einen Trade gebeten haben, sein Auftreten ließ jedoch immer wieder darauf schließen, dass er raus aus Pittsburgh möchte.