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NBA Paris Game - Alex King: "Europäische Fans machen ganz andere Stimmung"
- Aktualisiert: 10.01.2024
- 22:23 Uhr
- Julian Huter
Alex King spricht über das bevorstehende NBA Paris Game und schwärmt von Franz Wagner. Dem DBB-Team traut der Ex-Profi bei Olympia 2024 die nächste Medaille zu.
Das Interview führte: Julian Huter
Alex King ist mit 638 Spielen Rekordspieler der Basketball-Bundesliga. Mit den Fraport Skyliners und dem FC Bayern Basketball wurde er insgesamt drei Mal Deutscher Meister und mit Alba Berlin und den Münchnern auch deutscher Pokalsieger.
Für den DBB absolvierte King 42 Länderspiele. Seit dieser Saison wirkt er in den ranNBA-Sendungen als Kommentator und Experte mit.
Im ran-Interview spricht King über das bevorstehende NBA Paris Game (Do. ab 19:20 Uhr live auf ProSieben MAXX, ran.de, in der ran App und auf Joyn), seine Enttäuschung über die bisherige Saison der Golden State Warriors und die Situation der deutschen NBA-Profis
ran: Hallo, Alex! Wir sind in Paris. Die NBA trägt zum dritten Mal ein Regular-Season-Spiel hier aus. Worauf können sich die Fans hier aber auch zu Hause vor dem TV freuen?
Alex King: Ich war selbst schon einmal bei einem europäischen NBA-Spiel in London dabei und ich glaube einfach, das ist etwas ganz Besonderes für die europäischen Fans, wenn sie die NBA auch mal erleben. Wie das ist, was für eine Show dahintersteckt. Die NBA ist ganz anders als der europäische Basketball. Dort ist die Atmosphäre am Anfang oft etwas schleppend. Erst wenn es Ernst wird in der zweiten Halbzeit, kommt dann richtig Stimmung rein. Die europäischen Fans, die jetzt da sein werden, machen eine ganz andere Stimmung, als das, was ich aus der NBA mitbekommen habe. Da werden viele Hardcore-Fans sein, die sonst nicht die Möglichkeit haben, ein NBA-Spiel zu sehen. Die werden natürlich ausflippen, wenn die ihre Stars sehen. Bei den ganzen Dunkings werden alle staunen. Das wird schon ziemlich cool.
NBA: Das Wichtigste in Kürze
ran: Die Nets haben sechs der letzten sieben Spiele verloren. Kommen solche Reisen für die Spieler dann nicht zur absoluten Unzeit?
King: Ich glaube, die haben richtig Bock drauf. Manche waren wahrscheinlich auch noch nie in Europa. Für sie ist es auch eine Möglichkeit, über mehrere Tage gemeinsam etwas Besonderes zu erleben. Das ist ein ganz anderes Teambuilding. In der NBA läuft es etwas anders als in Europa. Hier musst du als Team quasi alles zusammen machen. Das ist in den USA nicht so. Jeder hat ein Einzelzimmer, jeder geht zum Essen, wann er möchte. In der Regel muss nur im Training oder bei Teammeetings das komplette Team beisammen sein. Sie haben in diesen fünf Tagen in Paris die Möglichkeit, enger zusammenzurücken. Einfach mal was anderes zu sehen, ein bisschen Ablenkung zu haben - das kann in einer sportlichen Krise auch helfen.
Alex King glaubt noch an Ben Simmons
ran: Dass die Nets in dieser Saison Probleme haben kommt nicht überraschend. In der vergangenen Saison tradeten sie mit Kyrie Irving und Kevin Durant ihre beiden größten Stars und leiteten einen Rebuild ein. Wie bewertest Du diese Entscheidung?
King: Ich glaube, sie haben diese Trades abgeschlossen, um letztlich auch einen besseren Platz in den nächsten Drafts zu bekommen. Sie haben für Durant und Irving viele Draftpicks abgegeben und sich jetzt wieder einige zurückgeholt. Sie wollen neu aufbauen. Klar, mit Ben Simmons, der aktuell aber länger verletzt ist, haben sie einen ehemaligen All-Star. Sie haben aber auch viele junge Spieler und gute Rollenspieler. Mit einem hohen Pick und wenn Simmons zurückkommt, können sie darauf aufbauen. Sie haben mit Nic Claxton einen talentierten Bigman, Cam Johnson und natürlich Mikal Bridges - das sind alles talentierte Spieler.
ran: Du hast Ben Simmons schon angesprochen. Bei den 76ers war er ohne Zweifel ein echter Star, dann fiel er ab. Was muss passieren, damit er wieder diese Level erreichen kann?
King: Er war ja immer wieder verletzt und hat ja sehr mit seinem Wurf zu kämpfen. Das hat er selbst zugegeben. Es ist dann auch eine mentale Sache, weil er in seiner ganzen Spielweise verunsichert ist. Ich denke, er muss einfach mal wieder über einen längeren Zeitraum spielen und auf dem Parkett stehen. Er braucht einen Trainer, der ihm das Vertrauen gibt. Ich glaube, wenn er das hat, ist er immer noch 'n talentierter Spieler. Einer der keinen Wurf hat, aber mit seiner Größe und der Fähigkeit Point Guard zu spielen und mit seiner Athletik kann er da trotzdem noch sehr viel reißen.
ran: Die Cavaliers wählten die gegenteilige Strategie und tradeten vergangene Saison für Donovan Mitchell. In den Playoffs folgte das Erstrunden-Aus. Was müssen sie tun, um den nächsten Schritt zum ernsthaften Titelanwärter zu machen?
King: Das ist in der NBA immer schwierig. Jeder will den nächsten Schritt, jeder versucht, irgendwie einen weiteren Star zu bekommen. Aber ein Star reicht nicht, um ein gutes Team aufzubauen. Du brauchst wirklich solide Spieler, die sich während der Saison auch weiterentwickeln zu guten bis sehr guten Rollenspielern. Ein Shotblocker, einer der immer wirft, ein Dreierspezialist - das sind alles kleine Puzzleteile, die so viel ausmachen in einem Basketballteam. Ein Donovan Mitchell wird kein Spiel alleine gewinnen. Selbst Nikola Jokic oder Giannis Antetokounmpo hatten bei ihren Titeln unglaublich tiefe Teams mit Rollenspielern, die sogar über ihrem vorherigen Niveau performt haben.
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King: Wembanyama wird dem Hype gerecht
ran: Blicken wir gesamtheitlich auf die NBA: Victor Wembanyama, der hier vor den Toren von Paris aufgewachsen ist, kam mit einem Mega-Hype in die NBA. Wird er diesem bisher gerecht obwohl er mit den Spur weit abgeschlagen ist?
King: Auf jeden Fall! Er bringt das, was er bringen soll. Er ist überall zu sehen, er zeigt seine Skills, er zeigt sein Talent und das ist das Wichtige für ihn. Klar will er unbedingt gewinnen, man merkt es ihn ja auch richtig an. Er hat mit Greg Popovich einen der besten Hall of Fame Coaches an der Seite. Das ist das Beste, was ihm passieren kann. Ein Trainer, der ihm wirklich in den Hintern tritt, der ihn pusht und nicht so hypet wie alle von außen. Und klar, die Spurs sind Letzter der Western Conference, das ist bitter. Aber das ist ein Prozess für das Team und für ihn und Ich glaube, er wird seinen Weg machen.
ran: Welches NBA-Team ist bisher die größte Überraschung für dich?
King: Die größte Positivüberraschung sind für mich die Minnesota Timberwolves. Das Team, das sie sich im mit Karl-Anthony Towns, Anthony Edwards und Rudy Gobert zusammengebaut haben, funktioniert. Letzterer bringt zwar kaum Offensivfähigkeiten mit, dafür hilft er defensiv enorm. Er schüchtert Spieler, die in die Zone ziehen, allein schon mit seiner Länge ein. Sie haben Gobert als defensiven Anker und dazu noch Towns im Frontcourt. Was für ein Duo!
NBA: Warriors und Laker enttäuschen
ran: Und welche Mannschaft enttäuscht dich am meisten?
King: Das sind für mich die Los Angeles Lakers und die Golden State Warriors. Das ist schon bitter, wie die so abfallen konnten. Die Fans haben so große Hoffnungen und da ist so viel Druck. Dem können sie aktuell einfach nicht gerecht werden. Das mit Draymond Green und seiner Sperre ist katastrophal für die Warriors gelaufen. So machst er halt das Team ein Stück weit kaputt und lässt seine Mitspieler durch solche Aktionen im Stich. Und die Lakers haben mit LeBron James und Anthony Davis eigentlich zwei Superstars. Mit Austin Reaves kommt ein Spieler mit Starpotenzial dazu. Aber was ist mit den anderen Rollenspielern? Das ist in dieser Saison schwierig. LeBron ist auch älter geworden. Er kriegt seine Highlights vorne, aber in der Verteidigung ist er nicht mehr so stark wie früher. Insgesamt ist das bei den Lakers aktuell schon harte Kost.
NBA: Diese Trikotnummern werden bei den Teams nicht mehr vergeben
ran: Wer ist für dich der Meisterschaftsfavorit in der NBA?
King: Die Boston Celtics sind von allen Mannschaften, die, die am konstantesten spielen. Sie haben insgesamt unglaublich gute Arbeit bei der Kaderzusammenstellung geleistet. Jason Tatum und Jaylen Brown, Derrick White, Jrue Holiday, dazu Al Horford, der viel Erfahrung mitbringt. Sie haben eine tiefe Bank mit starken Schützen. Ich hoffe, dass sie diese Form mit in die Playoffs mitnehmen und da Kontinuität reinbringen können. So wie sie aktuell spielen, sind sie für mich haushoher Favorit.
Franz Wagner bald NBA All-Star?
ran: Reden wir über die deutschen NBA-Stars. Franz Wagner spielt eine tolle Saison mit den Magic. Hat er langfristig das Potenzial zum All-Star?
King: Ich denke schon. Franz ist jemand, der sich immer weiterentwickeln will, das ist immer das Wichtigste für einen Spieler. Er ruht sich nicht aus auf dem, was er jetzt schon hat. Er ist 2.06 Meter groß, kann den Ball vortragen und passen, aber auch zum Korb ziehen und scoren. In manchen Situationen finde ich, dass seine Wurfquoten noch zu niedrig sind. Er muss offensiv noch effizienter werden, sonst muss ich echt sagen, ist er ein ziemlich kompletter Spieler ist. Er kann sich trotzdem noch verbessern. Das kann im Athletik-Bereich sein oder zum Beispiel auch im Spiel mit dem Rücken zum Korb..Ich glaube, das analysiert schon sehr selbstkritisch, wie Berliner oder wir Deutschen eben so sind (lacht).
ran: Die Raptors scheinen dagegen einen Rebuild anzustreben, Dennis Schröder kommt nur noch von der Bank. Ist das noch die richtige Situation und Rolle für ihn? Oder sollte er einen Trade anstreben?
Ich glaube, von der Bank zu kommen ist seine jetzt Rolle in der NBA - ohne ihn damit anzugreifen. Er ist jetzt dreißig und ein talentierter, aber ausgereifter Spieler. Aber ich glaube, er würde besser in ein Team passen, das oben mitspielen kann. Einfach aufgrund seines Alters und seines Anspruchs als Sportler. Die L.A. Laker wären perfekt gewesen. Ein Team, bei dem er andere Stars um sich herum hat, an die er die Bälle verteilen kann. Dann könnte er sich noch mehr auf seine starke Defense konzentrieren und Championships sammeln. Ein baldiger Trade zu einem Contender würde mich nicht überraschen.
Olympia 2024: DBB-Team braucht sich vor LeBron nicht verstecken
ran: Isaiah Hartenstein war beim WM-Triumph nicht dabei. Bei den Knicks überzeugt er aktuell als Starter. Glaubst du, Olympia wird ihn zu einem DBB-Comeback bewegen.
King: Isaiah hat ja immer betont, dass er sich voll auf die NBA konzentrieren und da den Durchbruch schaffen will. Das hat er jetzt geschafft und einen guten Vertrag in der Taschen. Bei ihm habe ich aber auch das Gefühl, dass da noch Luft nach oben ist. Also Ich glaube, es würde ihm auch guttun, für die Nationalmannschaft zu spielen. Gordon Herbert würde sicher eine reizvolle Rolle im DBB-Team für ihn finden. Aber ich glaube auch, dass Herbert sehr loyal gegenüber den Spielern ist, die die WM gewonnen haben. Ich denke, er wird einen, maximal zwei Spieler im Vergleich zur WM-Mannschaft austauschen. Grundsätzlich wird der Kern der Weltmeister auch bei Olympia spielen.
ran: Im Sommer werden hier in Paris erneut viele NBA-Stars für die Olympischen Spiele aufschlagen. Kann es das DBB-Team als amtierender Weltmeister um Medaillen mitspielen?
King: Ich denke ja - mit einem großen Aber. Als Weltmeister haben sie jetzt eine große Zielscheibe auf dem Rücken. Dennoch haben sie einen unglaublich starken Kern und Herbert macht da einen überragenden Job. Die Jungs sind mental so stark und jetzt glaube ich hungrig, auch noch bei Olympia zu gewinnen und nicht nur mitzuspielen. Wegen dieser Mentalität können sie um die Medaillen mitspielen, glaube ich. Wenn sie so gut als Team spielen wie bei der WM, dann ist es egal ob die USA mit einem LeBron kommen. Das ändert nichts daran, dass sie gute Matchups haben. Gegen Giannis Antetokounmpo haben sie es bei der EM auch geschafft. Klar sind das Superstars, aber das DBB-Team kann die anderen Rollenspieler aus dem Spiel nehmen. Schwierigkeiten könnten sie mit den flinken NBA-Guards wie z.B. Irving oder Steph Curry bekommen. Aber auch ein LeBron muss auch erstmal mit dem engeren Spielfeld und einer dicht besetzten Zone klarkommen. Das ist ein anderes Spiel als in der NBA.