WM-Aus gegen Ryan Searle
Darts-WM: Martin Schindler und das ewige Warten auf den Major-Durchbruch
- Veröffentlicht: 29.12.2025
- 13:12 Uhr
- Chris Lugert
Martin Schindler verpasst auch bei der Darts-WM 2026 den Einzug ins Achtelfinale. Die deutsche Nummer eins wartet weiter auf den großen Durchbruch bei einem Major-Turnier. Es ist der letzte, aber wichtigste Schritt zur absoluten Weltspitze.
Von Chris Lugert
Seinen Traum hatte Martin Schindler klar vor Augen. "Da visualisiere ich, wie ich den Matchdart setze und die WM gewinne", sagte der beste deutsche Dartsprofi vor dem Start der Weltmeisterschaft 2026. Wohl wissend: "Ich weiß aber, dass es bis dahin ein ganz weiter Weg ist."
Mit entsprechend hohen Erwartungen reiste Schindler zum Turnier nach London, doch in Runde drei war erneut Endstation. Gegen Ryan Searle ging der 29-Jährige in nur rund 23 Minuten Spielzeit mit 0:4 unter. Der große Durchbruch im Alexandra Palace, er will einfach nicht gelingen.
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So richtig wusste Schindler danach selbst nicht, was er mit dem Abschneiden beim diesjährigen Event anfangen sollte. "Es war trotzdem eine gute WM. Es war keine Sensations-WM, aber trotzdem eine gute. Auch das Spiel heute war nicht super schlecht, auch nicht gut", sagte er nach der Niederlage gegen Searle bei "DAZN".
Zum siebten Mal nahm der Rodgauer an der Weltmeisterschaft in London teil, auf den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale wartet er weiter. Es ist der letzte, finale Schritt Richtung Weltspitze, an dem sich Schindler die Zähne ausbeißt. Die Ergebnisse bei den Major-Turnieren fehlen - und das hat Folgen.
Martin Schindler: Abseits der Major-Turniere längst Weltspitze
Denn ohne gute Ergebnisse bei den großen TV-Turnieren ist es kaum möglich, in die Top-10 der Order of Merit der PDC zu kommen. Diese Weltrangliste richtet sich nach der Summe des erspielten Preisgeldes, wer viel verdient, steht weit oben. Schon ein starkes Major-Turnier kann einen Boost bedeuten.
Schindler aber muss sich bei diesen Turnieren aufgrund seines Abschneidens meist mit eher kleinen Beträgen begnügen. Umso erstaunlicher ist es, dass er es trotzdem bereits auf Platz 13 der Order of Merit geschafft hat. In den vergangenen zwei Jahren, die die Rangliste berücksichtigt, kam er bei keinem Major-Turnier ins Viertelfinale.
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Abseits dieser großen Bühnen gehört Schindler längst zur Elite. Auf der European Tour 2025 war nur Nathan Aspinall erfolgreicher, bereits drei Turniere der Europa-Serie konnte der Deutsche in seiner Karriere gewinnen. Auch bei der Players-Championship-Serie, die ohne Zuschauer ausgetragen wird, feierte er dieses Jahr seinen ersten Turniersieg.
Dem gegenüber standen 2025 jedoch Auftaktniederlagen beim World Matchplay, World Grand Prix und World Masters. Bei der EM in Dortmund, in die Schindler als Nummer zwei der Setzliste ging, war in der zweiten Runde Schluss. Und jetzt das - gemessen an den Erwartungen - erneut frühe WM-Aus.
Van Gerwen bemängelt Konstanz bei Schindler
Michael van Gerwen, der am Sonntagabend in Arno Merk den letzten der acht gestarteten Deutschen aus dem Turnier beförderte, zeigte sich enttäuscht vom Abschneiden der deutschen Spieler. "Ein Land wie Deutschland sollte mehr Spieler in der absoluten Spitzenklasse haben", sagte er und legte ihnen - wohl halb im Scherz - nahe, öfter zu trainieren.
Auch auf Schindler kam der Niederländer zu sprechen. "Martin Schindler hat in den letzten Spielen gut gespielt, fällt aus dem Nichts aber auch ab. Sie müssen konstanter werden", sagte er.
Tatsächlich konnte Schindler gegen Searle nicht an seine Leistungen der ersten Runden anknüpfen. In seiner Auftaktpartie gegen Stephen Burton spielte er einen Average von 99,14 Punkten, in Runde zwei gegen Keane Barry waren es immerhin 96 Zähler. In beiden Partien lag seine Doppelquote bei gut 39 Prozent.
Gegen Searle sackte vor allem die Doppelquote auf miserable 13,3 Prozent ab, was auch den Average beeinflusste. Dieser lag bei Schindler bei unter 90 Punkten. Diese Zahlen reichen auf der WM-Bühne schlicht nicht aus, um ins Achtelfinale einzuziehen. Vor allem, weil er bereits im ersten Satz reichlich Chancen ausließ, um das Spiel womöglich in andere Bahnen zu lenken.
Platzt 2026 der Knoten bei den Majors?
"Es wird ein ganz anderes Spiel, wenn ich im ersten und zweiten Satz meine Doppelmöglichkeiten treffe. Aber das habe ich nicht. Er ist dann über mich hinübergelaufen", stellte Schindler nüchtern fest.
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Und so geht das Warten auf den Durchbruch auf der großen Bühne weiter. Seine besten Major-Ergebnisse feierte Schindler im Jahr 2023, als er sowohl bei den UK Open als auch beim World Grand Prix jeweils ins Viertelfinale kam. Es blieben kleine Strohfeuer, aus der Weltrangliste sind diese Ergebnisse längst herausgefallen.
Doch das hat auch Vorteile: Schindler hat bei den kommenden Major-Turnieren nur wenig Preisgeld zu verteidigen, hat also weniger Druck und kann sich zudem mit guten Ergebnissen sukzessive nach vorne spielen. Seinen 13. Platz wird er nach der WM zunächst verlieren, mindestens einen Rang geht es nach unten.
Vielleicht ist es aber auch nur der eine besagte Schritt zurück, um gleich mehrere nach vorn zu machen. Womöglich platzt 2026 endlich auch bei den großen Events der Knoten. Damit nicht nur der Sprung in die Top-10 der Welt gelingt. Sondern auch, damit eines Tages der Traum vom WM-Sieg doch noch wahr wird.