Darts-WM
Darts-WM 2026: Bilanz der Deutschen – vor allem ein Ally-Pally-Routinier und ein Debütant strahlen
- Aktualisiert: 29.12.2025
- 21:21 Uhr
- Marcus Giebel
Das Achtelfinale der Darts-WM 2026 findet ohne deutsche Beteiligung statt. Wie fällt die Bilanz aus? Für einige der insgesamt acht Starter war der Ally Pally eher keine Reise wert, für andere war das Turnier vielleicht der Auftakt zu mehr.
Die Darts-WM 2026 geht kurz vor dem Jahreswechsel in die heiße Phase, aus deutscher Sicht ist aber bereits Zeit, um Bilanz zu ziehen. Denn alle acht Starter aus der Bundesrepublik mussten ihre Pfeile bereits einpacken und die Bühne des Ally Pally räumen.
Mit Ricardo Pietreczko, Martin Schindler, Gabriel Clemens und WM-Debütant Arno Merk erreichte zwar gleich ein Quartett die Phase nach Weihnachten, doch in der dritten Runde waren die Hürden zu hoch. Für Lukas Wenig, Dominik Grüllich und Niko Springer war bereits nach dem ersten Spiel Feierabend, WM-Rückkehrer Max Hopp blieb in Runde zwei auf der Strecke.
ran schaut auf die WM aus deutscher Sicht zurück.
Arno Merk bei der Darts-WM: Positive Überraschung und Sieg über Peter Wright
Die große positive Überraschung war zweifellos Arno Merk, der sich das Ticket als Sieger der Europe Super League sicherte. Der 33-Jährige durfte das Turnier sogar eröffnen und war damit der erste und nun auch der letzte Deutsche, der bei dieser WM ans Oche trat.
Gleich zum Auftakt sorgte Merk einem souveränen Auftritt gegen den einstigen Top-20-Spieler Kim Huybrechts für ein Ausrufezeichen. Dass das 3:1 kein Zufall war, unterstrich er kurz vor Weihnachten mit dem 3:0 über den zweimaligen Weltmeister Peter Wright. "Snakebite" erwischte jedoch mit einem Average von 79,20 auch einen rabenschwarzen Tag.
Endstation für Merk war dann der dreimalige Champion Michael van Gerwen, der mit 4:1 die Oberhand behielt und dem 163. der Weltrangliste nur sechs Legs ließ. Dennoch kann der Niedersachse die WM-Wochen als Erfolg für sich verbuchen, und es würde wohl keinen Darts-Fan überraschen, wenn sein Name auch bei der nächsten Auflage im Dezember 2026 wieder aufgerufen wird.
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Gabriel Clemens: Starkes WM-Match gegen Luke Humphries samt Rekord
Ein mehr als versöhnliches Ende einer ziemlich gebrauchten Saison erlebte Gabriel Clemens. Der "German Giant" reiste als Nummer 47 der Weltrangliste an, nachdem er binnen eines Jahres ganze 20 Plätze abgerutscht war. Damit war der Saarländer erstmals seit 2020 nicht gesetzt.
In den ersten beiden Runden zeigte "Gaga" grundsolide Auftritte, schickte den US-Amerikaner Alex Spellman und auch den höher eingeschätzten Wessel Nijman mit 3:0 nach Hause. Schon da war aber klar: Um das Achtelfinale zu erreichen, würde Clemens sich deutlich steigern müssen.
Und das tat er auch: Der 42-Jährige bot dem 2024er Weltmeister und Weltranglistenzweiten Luke Humphries ein spektakuläres Match auf Augenhöhe, stand kurz davor, aus einem 0:3 ein 3:3 zu machen. Letztlich unterlag Clemens gegen "Cool Hand Luke" nach drei vergebenen Satz-Darts zwar mit 2:4, wurde aber zum ersten deutschen Spieler, der in einem WM-Match ein Average von mehr als 100 warf. Der Bestwert liegt nun bei 101,49. Mit dem einstigen WM-Halbfinalisten dürfte 2026 wieder zu rechnen sein.
Martin Schindler: Dritte WM-Runde wird wieder zum Verhängnis
Auch Martin Schindler stellte einen Landesrekord auf, allerdings vor der WM. Denn noch nie stand ein deutscher Spieler zu Beginn einer WM besser da. Als Weltrangisten-13. reiste "The Wall" an und galt damit in den ersten Runden als klarer Favorit.
Beim 3:1 gegen Stephen Burton aus England wurde er dieser Rolle abgesehen vom zweiten Satz gerecht. Das 3:0 über den Iren Keane Berry klang dann deutlicher als es letztlich war – alle Sätze gingen über den Decider.
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In Runde drei wurden Schindler jedoch von Ryan Searle die Grenzen aufgezeigt. In nicht einmal 24 Minuten unterlag der 29-Jährige dem immerhin auf Platz 20 gelisteten "Heavy Metal", der nur zwei Legs abgab. Die WM endete also mit einer 0:4-Demütigung und zum dritten Mal in den vergangenen vier Ausgaben in der dritten Runde. Der ganz große Wurf beim wichtigsten Darts-Turnier lässt also beim Brandenburger weiter auf sich warten.
Ricardo Pietreczko: Bis zur dritten Runde eine Bank im Ally Pally
Ricardo Pietreczko blieb sich treu. Auch bei seiner dritten WM-Teilnahme schaffte er den Sprung in die dritte Runde. Anders als 2025 blieb dem Berliner der Einzug ins Achtelfinale aber verwehrt. Sein Turnier begann mit einem durchaus hart erkämpften 3:1 über Jose de Sousa, einst Top-10-Spieler und mittlerweile auf Rang 73 abgerutscht.
Spannend machte es "Pikachu" auch gegen Dave Chisnall, dem seine Schwäche auf die Doppel zum Verhängnis wurde. Pietreczko gab gegen den langjährigen Top-10-Spieler, der aktuell die Nummer 21 ist, eine 2:0-Führung her, um letztlich doch noch mit 3:2 zu gewinnen.
Doch gegen WM-Debütant Andreas Harryson musste der 31-Jährige schließlich die Segel streichen. Vor allem im Scoring war "Dirty Harry" dem favorisierten Pietreczko überlegen, der zwei Satzrückstände ausglich, am Ende aber mit 2:4 unterlag.
Max Hopp und Niko Springer: Wertvolle Erfahrungen und pure Enttäuschung
Für Max Hopp war nach vier Jahren Abwesenheit bereits die Qualifikation über die Pro Tour Order of Merit ein Erfolg. Mit dem 3:1 über Martin Lukeman, immerhin die Nummer 38 der Weltrangliste, ließ er aufhorchen. Doch in Runde zwei blieb ihm beim 0:3 gegen Luke Woodhouse nur ein Leg. Dennoch: Auf diese Erfahrungen lässt sich aufbauen.
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Anders sieht es bei Niko Springer aus, um den nach einer überzeugenden Saison ein kleiner Hype ausgebrochen war. Doch nach der Achtelfinal-Teilnahme beim Grand Slam of Darts und dem Sieg bei der Hungarian Darts Trophy war bei seiner zweiten WM wie bei der Premiere im Jahr zuvor direkt in der ersten Runde Schluss.
Beim 1:3 gegen den krassen Außenseiter Joe Comito aus Australien fand der "Meenzer Bub" nie zu seinem Spiel und erreichte lediglich ein Average von 86,95. Für Springer endet die Saison also mit einer herben Enttäuschung, immerhin hatte er sich in der Weltrangliste bis auf Platz 52 vorgearbeitet.
WM-Debütanten Dominik Grüllich und Lukas Wenig: Aus jeweils nach dem ersten Spiel
Eher zu erwarten war da schon die Erstrunden-Niederlage von Dominik Grüllich, der direkt auf einen namhaften Gegner traf. WM-Neuling "Domi" schlug sich beim 2:3 gegen den für sein hohes Tempo bekannten Niederländer Jermaine Wattimena achtbar, führte zwischenzeitlich sogar mit 2:1, holte dann aber nur noch ein Leg. Für ihn war es zumindest ein erster Schnupperkurs auf der größten aller Darts-Bühnen.
Lukas Wenig startete dagegen mit der Empfehlung der Viertelfinal-Teilnahme beim Grand Slam of Darts in seine erste WM und rechnete sich gegen Wesley Plaisier sicher mehr aus. Doch "Luu" unterlag dem 28 Plätze hinter ihm platzierten Niederländer mit 1:3 und scheiterte damit als erster der acht Deutschen.
Das Turnier startete also mit so vielen Deutschen wie nie zuvor, endete aber aus schwarz-rot-goldener Sicht wie bereits zwei Jahre zuvor am viertletzten Tag des Jahres. Wie damals waren noch vier Spieler nach Weihnachten im Rennen. Bis zur Weltspitze fehlte aber auch diesmal die Konstanz.
Zumindest Clemens hat auch dieses Jahr angedeutet, dass er so ziemlich jeden Spieler auf der Tour ins Schwitzen bringen kann. Mit Merk tauchte zudem ein Name auf, der deutschen Darts-Fans noch viel Freude bereiten könnte.
Bei Schindler bleibt zu hoffen, dass er und die WM künftig zueinander finden. So wie im Fall von Pietreczko, der an dem Format Gefallen gefunden hat. Auch wenn der Eindruck bleibt, dass die Tür zum Achtelfinale für ihn durchaus offen stand.