Darts 2025 - Niko Springer exklusiv: Weltmeister? "Die Anlagen und das Mindset sind vorhanden"
Veröffentlicht: 20.02.2025
11:34 Uhr
Andreas Reiners
Niko Springer hat zuletzt erstmals an der Darts-WM teilgenommen und für Aufsehen gesorgt. Im ran-Interview spricht er über das frühe Aus, den WM-Titel, den Hype und den Grund, warum er nicht alles auf die Karte Darts setzt.
All-in geht Niko Springer nicht. Keine Chance. Auch wenn im Moment vieles nach Plan verläuft.
Bei der Darts-WM flog er zwar im ersten Spiel gegen Scott Williams raus, konnte aber nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Elmar Paulke, die Stimme des Darts, nannte Springer kürzlich im ran-Interview als möglichen Weltmeister der Zukunft.
Das Selbstvertrauen und Selbstverständnis dafür hat der 24-Jährige, auch die Tourkarte für die nächsten beiden Jahre. Doch der "Meenzer Bub" setzt im Moment nicht alles auf die Karte Darts. Zuletzt qualifizierte er sich für die International Darts Open in Riesa und spielte im Zuge dessen einen 113er Average im Finale.
Im ran-Interview spricht er über die Hintergründe und zudem über das frühe Aus, den WM-Titel und seine Ziele.
ran: Niko Springer, bei der WM sind sie knapp ausgeschieden. Wie lange hat es gedauert, bis Sie das Aus gegen Scott Williams verdaut haben?
Niko Springer: Eigentlich relativ schnell, muss ich sagen. Mir war von vornherein klar, dass es für mich in erster Linie wichtig ist, mich gut zu präsentieren. Es war mein WM-Debüt, und ich wollte einfach zeigen, was ich kann. Natürlich war das ein besonderer Moment mit extrem viel Druck, weil so viele Leute zugeschaut haben. Insgesamt bin ich zufrieden damit, wie es gelaufen ist, denn Kleinigkeiten haben den Unterschied gemacht. So ist das eben im Darts. Ich bin jemand, der schnell nach vorne schaut und Vergangenes ruhen lässt. Deswegen hatte ich nicht groß daran zu knabbern. Ich bin eher stolz, dass ich bei meinem Debüt eine gute Leistung zeigen konnte.
ran: Englische Journalisten haben Sie im Anschluss als größtes deutsches Talent bezeichnet. Was bedeutet Ihnen das?
Springer: Diese Bezeichnung habe ich nicht zum ersten Mal gehört, vor allem im Vorfeld der WM, auch aus dem deutschen Raum. Das ist eine riesige Anerkennung und ein Zeichen dafür, dass ich in der letzten Zeit viel richtig gemacht habe. Es schmeichelt mir sehr, aber gleichzeitig bringt es auch eine Menge Druck mit sich. Man will dem gerecht werden und es bestätigen. Bis jetzt hat mich dieser Druck aber weder bestimmt noch beeinflusst. Ich sehe es als Motivation, weiterhin mein Bestes zu geben.
ran: Wir können noch einen draufsetzen: Elmar Paulke hat Sie in einem ran-Interview als möglichen Weltmeister der Zukunft genannt …
Springer: Das ist natürlich sehr schön zu hören. Gleichzeitig weiß ich aber, dass die Konkurrenz nicht schläft und das Niveau im Darts immer weiter steigt. Es wird auf keinen Fall ein Selbstläufer. Grundsätzlich traue ich mir alles zu. Die Anlagen und das Mindset sind vorhanden. Weltmeister zu werden, ist ein Traum oder Ziel, das jeder Darts-Spieler hat. Aber ich weiß auch, dass es ein extrem schwieriger Weg ist, der noch viel Erfahrung und harte Arbeit erfordert.
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Darts-WM: Alle Weltmeister seit 1994 - Littler krönt sich zum Titel 2025
Darts-WM: Alle Weltmeister seit 1994 Die Darts-WM im legendären Ally Pally in London endete am Freitag mit dem Triumph von Luke Littler. Aber wer sind seine Vorgänger? ran gibt einen Überblick über die Titelträger seit der ersten offiziellen WM 1994. Am 05. Januar gibt es dann auch die Promi-Darts-WM live auf ProSieben, Joyn und ran.de. Mit dabei: Der neue Weltmeister!
2025 Sieger: Luke Littler Nationalität: England Gegner: Michael van Gerwen Ergebnis: 7:3
ran: Wann sehen wir denn Ihrer Meinung nach einen deutschen Weltmeister?
Springer: Das ist schwer zu sagen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es im Darts sehr schnell in beide Richtungen gehen kann. Nehmen wir zum Beispiel Gabriel Clemens: Vor ein paar Jahren war er im Halbfinale und nur noch zwei Schritte vom Titel entfernt. Zuletzt ist er aber früh ausgeschieden. Es kann ganz schnell gehen, wenn alles zusammenpasst – wenn das spielerische Niveau stimmt, der Hype da ist und die Unterstützung sowie das Gesamtpaket passen. Ich denke, es könnte in den nächsten drei bis fünf Jahren passieren. Und ich bin mir sicher, dass es früher oder später ein deutscher Spieler schaffen wird.
Darts in Deutschland: Junge Talente rücken nach
ran: Wer hätte das Zeug dazu, in absehbarer Zeit Weltmeister zu werden?
Springer: Immer wieder spielen sich neue, junge Talente in den Vordergrund, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Gerade bei der Q-School hat man gesehen, wie viele Deutsche sich die Tourcard geholt haben. Das Niveau in Deutschland wird immer breiter und besser, was vor ein paar Jahren noch undenkbar war. Es ist spannend, ob vielleicht irgendwann ein deutscher Luke Littler auftaucht, der als Senkrechtstarter die Tour aufmischt, für Furore sorgt und dem Ganzen gerecht werden kann. Aber wenn man auf die Konstanz der letzten Jahre schaut, dann muss man Martin Schindler dieses Potenzial definitiv zutrauen.
ran: Wie bewerten Sie das vergleichsweise bescheidene deutsche Abschneiden bei der WM?
Springer: Das liegt ganz klar daran, dass das Niveau extrem hoch ist. Jedes Jahr wird es stärker, und die Konkurrenz wächst. Wenn man sich die Spiele anschaut: Gabriel Clemens hat ein extrem gutes Match gespielt, aber sein Gegner war in dem Moment einfach besser. Ähnlich war es bei mir: Ich würde nicht sagen, dass ich schlecht gespielt habe, aber Scott Williams hat in den entscheidenden Momenten die besseren Würfe gemacht. Letztlich spielen die Tagesform und auch der Druck von außen eine wichtige Rolle. Mich persönlich hat der Druck nicht gestört, aber bei anderen Spielern kann das natürlich anders sein.
ran: Wie erleben Sie den aktuellen Hype um den Sport? Was hat das bei Ihnen persönlich für Auswirkungen gehabt?
Springer: Der Hype ist wirklich enorm, und ich habe das direkt nach meinem WM-Spiel gespürt. Ich wurde auf Social Media regelrecht überrannt und habe über sechs Stunden gebraucht, um alle Nachrichten zu beantworten. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Es war unglaublich, wie viele Leute mir geschrieben haben – vom Oberbürgermeister von Mainz bis hin zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz. Das zeigt, wie viele namhafte Leute den Sport mittlerweile verfolgen und unterstützen. Der Sport bekommt generell immer mehr Aufmerksamkeit, und ich denke, gerade in dieser Zeit schauen sich das viele an.
Darts-WM 2025: Max Hopp, Adrian Lewis, Mensur Suljovic, Jelle Klaasen - abgestürzte Stars
Abgestürzte Stars aus der Darts-Welt Wie in jeder Sportart gab es auch im Darts große Talente, in die große Hoffnungen gesetzt wurden, die aber früher oder später von der Bildfläche verschwanden. ran hat die abgestürzten Darts-Stars der jüngeren Vergangenheit zusammengestellt. Die Darts-WM 2025 im kostenlosen Livestream auf Joyn verfolgen.
Adrian Lewis Adrian Lewis gewann 2011 und 2012 die Weltmeisterschaft, warf als erster Spieler im Finale einen Neun-Darter. Lewis war fast zehn Jahre lang eine feste Größe in den Top 10, ehe seine Leistungen immer weiter abflauten. Im vergangenen April 2023 kündigte er eine Auszeit an, inzwischen ist er auf kleineren Bühnen unterwegs. "Es gab keinen größeren Betrüger als ihn", kritisierte van Gerwen seinen alten Rivalen jüngst scharf.
Glen Durrant Kaum einer kam so schnell wie Glen Durrant und ging auch so schnell wieder. Als dreimaliger BDO-Weltmeister kam er 2019 zur PDC, spielte sich binnen eines Jahres auf Platz 22 der Weltrangliste und gewann 2020 die Premier League. 2021 folgte der komplette Bruch: Durrant verlor jedes Premier-League-Spiel und auch sonst fast alle Partien. Die WM 2024 begleitete er als TV-Experte, ehe er im November seinen Rücktritt erklärte.
José de Sousa Der Portugiese mischte im Jahr 2020 die Premier League auf und schaffte es sogar ins Finale. Zudem gewann er den Grand Slam of Darts. Von der damals so starken Form ist beim 50-Jährigen aber nicht viel übrig geblieben. Zum ersten Mal seit 2018 ist de Sousa nicht bei der WM vertreten, weil er die Qualifikation knapp verpasst hat.
Mervyn King Mervyn King ist eigentlich ein Dauerbrenner der Darts-Szene und war 26-mal in Serie bei der WM mit dabei, ehe er diese im Vorjahr zum ersten Mal verpasste. Nun wiederholt sich das Schicksal und auch seine Tour Card wird der Mann mit dem klangvollen Namen verlieren. 2009 gelang ihm der Einzug ins WM-Halbfinale.
Mensur Suljovic Lange Jahre war Mensur Suljovic nicht nur Österreichs Nummer eins, sondern aus den Top 32 der Weltrangliste nicht wegzudenken. 2024 nahm er jedoch erstmals seit 2013 nicht an der WM teil, überhaupt kann er nicht mehr die Ergebnisse liefern wie einst. Zwar lief das Jahr 2024 etwas besser und es reichte als 44. zur Qualifikation für die Players Championship Finals, jedoch schied er in Runde eins aus. Dasselbe Schicksal ereilte ihn bei der WM gegen Matt Campbell.
Vincent van der Voort Der Niederländer erreichte 2007 das Finale der US Open sowie zweimal das WM-Viertelfinale. All die Jahre war der Stimmungsgarant und Publikumsliebling gut mit dabei, jedoch ging zuletzt nicht mehr viel. Van der Voort hat die Teilnahme für die WM 2025 verpasst und verliert seine Tour Card. Ohnehin hat er jedoch für das kommende Jahr eine Auszeit geplant.
Jelle Klaasen 2016 noch stand Jelle Klaasen im Halbfinale der Weltmeisterschaft und wurde sogar für die Premier League of Darts in Betracht gezogen. Der Niederländer rutschte seitdem aber immer mehr ab, spielte 2020 zuletzt im Alexandra Palace. Mittlerweile ist "The Cobra" nur noch die 127 der Welt.
Jamie Lewis Ein weiterer ehemaliger Halbfinalist ist Jamie Lewis. 2018 bezwang er unter anderem Peter Wright und stieß in eben jenes Semifinale vor, wo nur Legende Phil Taylor eine Nummer zu groß war. Danach ging jedoch quasi nichts mehr für ihn. Bei den Darts Open 2020 spielte der Waliser gar einen Average von nur rund 58 Punkten. Seit 2021 ist "The Fireball" ohne Tour Card bei der PDC. 2023 mischte er zwar bei der WDF-Weltmeisterschaft mit, schied jedoch in Runde eins aus.
Max Hopp Es war eine mittelschwere Sensation, als sich Max Hopp 2013 mit gerade einmal 16 Jahren für die Weltmeisterschaft qualifizierte. Lange war er Deutschlands Nummer eins und stand zwischendurch sogar auf Weltranglistenplatz 23. Seit der Corona-Pandemie kriegt Hopp sein Talent nicht mehr an die Scheibe, musste 2022 seine Tour Card abgeben und ist aktuell nicht in der Order of Merit vertreten. 2024 reichte es nur zu drei Achtelfinal-Teilnahmen auf der zweitklassigen PDC Challenge Tour.
Corey Cadby Es war das Jahr 2016, als ein 21-Jähriger bei einem Turnier in Australien die Legende Phil Taylor mit 6:2 schlug. Der Australier Corey Cadby wurde im selben Jahr Jugendweltmeister. Später plagten ihn psychische Probleme, sodass er 2020 die Tour Card abgab. 2023 erhielt er diese zwar zurück, spielte aber keine Turniere der PDC Pro Tour, weshalb ihm die Card aufgrund von Inaktivität entzogen wurde.
Kirk Shepherd Luke Littler ist nicht der erste Debütant, der es ins WM-Finale schaffte. Vorher gelang das Kirk Shepherd 2008, er verlor gegen John Part, was ihn zur Nummer 22 der Welt machte. Danach konnte Shepherd jedoch nie wieder an seine Leistungen aus 2008 anknüpfen und litt später sogar an Dartitis. Seine Tour Card gab er 2021 zurück.
Andy Hamilton Es war eine große Überraschung, als Andy Hamilton 2012 das Finale der WM gegen Adrian Lewis erreichte. Seit 2004 war er auf der Tour und abgesehen vom Jahr 2007 war Hamilton stets eher ein unauffälliger Spieler, aber immer im Dunstkreis der Top-Akteure. Danach ging jedoch nur noch wenig, sein bis dato letztes WM-Spiel 2021 verlor er gegen den Deutschen Nico Kurz. Zwar erreichte er 2024 das Viertelfinale bei der Senioren-WM, jedoch ist er seit Jahren ohne Tour Card.
Benito van de Pas Seit 2021 spielt Benito van de Pas keine gelisteten Turniere mehr. Der Niederländer war zwischen 2015 und 2019 eigentlich Stammgast im Achtelfinale der WM und konnte sich oftmals auch in den Top 32 halten. Allerdings war das wohl die Spitze seines Schaffens. 2020 verlor "Big Ben" gegen Max Hopp seinen bisher letzten Auftritt bei der PDC-WM. Der Niederländer verlor seine Tour Card und konnte diese nicht wieder zurück erlangen.
Alan Norris 2015 kam Alan Norris von der BDO zur PDC. Am ersten Tag der Q-School warf er gleich einen Neun-Darter, sein steiler Aufstieg bis hin zu vier WM-Teilnahmen begann. Danach fiel der Engländer aufgrund privater Probleme jedoch in ein Loch, 2020 verlor er seine Tour Card, die "Chuck" sich bis heute nicht wieder erspielen konnte. 2024 erreichte er zwar die Final Stage, jedoch reichten seine drei Punkte dann nicht für die Tour Card.
ran: Es scheint, als habe der Hype ein neues Level erreicht. Wo kann das noch hingehen?
Springer: Ich sehe da ehrlich gesagt keine Grenze nach oben. Der Sport entwickelt sich immer weiter, und mit der steigenden Qualität der Spiele und der größeren Spannung wird das Interesse nur noch größer. Gerade in der Fußball-Winterpause schalten viele Menschen auf Darts um, darunter auch Fußballer, die selbst gerne spielen oder zuschauen. Das trägt natürlich dazu bei, dass die Aufmerksamkeit wächst. Und wenn die Spannung steigt, weil es immer mehr enge Spiele gibt, probieren vielleicht auch viele Leute den Sport selbst aus und bleiben dabei.
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Darts-WM-Überraschung: Fahrtzeiten in London
ran: Hat Sie bei der WM oder im Ally Pally als Neuling etwas überrascht?
Springer: Beim Spiel selbst nicht, aber die Fahrtzeiten in London! Für drei Kilometer anderthalb Stunden zu brauchen, das hat mich schon überrascht – scheinbar typisch London. Wir hatten einen Shuttle-Service vom Hotel und das war wirklich mühsam. Aber was mich wirklich beeindruckt hat, war die Lautstärke. Ich wusste, dass es laut wird, aber dass es so extrem laut ist, hätte ich nicht erwartet. Außerdem hätte ich nie gedacht, wie klein der Ally Pally eigentlich ist. Von wegen, es sei warm oder stickig auf der Bühne – das hat mich gar nicht gestört, es fühlte sich an wie jedes andere Turnier.
ran: Sie sind sehr selbstkritisch. Was muss in Ihrem Spiel besser werden?
Springer: Im Scoring sehe ich aktuell wenig Probleme, das läuft schon wirklich gut. Aber im Bereich Finish und auf die Doppel möchte ich den Fokus noch stärker legen. Da fehlen manchmal nur Millimeter, und manchmal gehen die entscheidenden Würfe eben rein, manchmal nicht. Ich werde aber nichts Grundlegendes ändern, sondern meiner Linie treu bleiben. Ich bin mir sicher, dass sich das mit der Zeit auszahlen wird.
ran: Obwohl es mit dem Darts gut läuft, arbeiten Sie hauptberuflich als Justizfachwirt beim Landgericht in Wiesbaden und setzen noch nicht alles auf die Karte Darts …
Springer: Ich hatte mir für den Dezember Urlaub genommen beziehungsweise war teilweise vom Dienst befreit, sodass ich mehr Zeit hatte. Im Beamtenstatus heißt es ja immer: Volle Hingabe zum Beruf. Deswegen war es bisher nicht möglich, alles zu spielen. Ab diesem Jahr gehe ich in Teilzeit und werde nur noch 40 Prozent arbeiten. So kann ich die komplette Profitour spielen und die nächsten zwei Jahre nutzen, um zu sehen, wohin die Reise geht.
ran: Wann werden Sie alles auf die Karte Darts setzen?
Springer: Das weiß ich noch nicht. Ich bin jemand, der auf Sicherheit setzt, deshalb möchte ich weiterhin in meinem Job bleiben, um ein Grundeinkommen zu haben. Die Profitour basiert auf Preisgeldern. Wenn ich davon meinen Lebensunterhalt bestreiten müsste, wäre der Druck enorm, und den möchte ich mir zu Beginn einfach nicht zusätzlich aufladen. Hinzu kommt, dass ich ein sehr familiärer Mensch bin. Jetzt werde ich extrem viel unterwegs sein. Das bedeutet eine lange Abwesenheit von Familie und Freunden. Und da muss ich schauen, wie ich damit klarkomme, oder ob es mein Spiel beeinflusst. Das sind Faktoren, die ich noch nicht kenne. Sollte es mir nicht gefallen oder mir nicht guttun, wäre es auch nicht einfach, sofort wieder zurückzugehen.
Niko Springer: Die große Unbekannte
ran: Wie schwierig wird es unter den neuen Umständen sein, Darts und den Beruf miteinander zu vereinbaren?
Springer: Das ist für mich noch eine große Unbekannte. Ich weiß noch nicht genau, ob es einfacher oder schwieriger wird. Die Reisen werden auf jeden Fall zunehmen, ich werde deutlich mehr unterwegs sein. Wie ich das verkrafte, wird die Zeit zeigen, das lässt sich jetzt noch nicht genau vorhersagen. Aber ich freue mich auf die neue Zeit und werde das Beste daraus machen. Ich bin zuversichtlich, dass ich das irgendwie hinbekomme.
ran: Ihre Eltern haben eine größere Rolle in Ihrer Darts-Karriere gespielt, nachdem Sie Ihre Fußballkarriere mit 15 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten. Wie kam das?
Springer: Nachdem ich mit dem Fußball aufhören musste, hat mir zunächst etwas gefehlt. Ich war jeden Tag auf dem Fußballplatz, und plötzlich war da diese Lücke. Ich habe dann verschiedene Dinge ausprobiert und bin schließlich beim Darts gelandet, nachdem ich bei einem Spieleabend mit meinen Eltern die Dartsscheibe ausprobiert habe. Es hat mich fasziniert, weil es deutlich anspruchsvoller war, als es auf den ersten Blick aussieht. Deshalb wollte ich mich stetig verbessern.
ran: Und wie sind Sie dann entdeckt worden?
Springer: Der eigentliche Einstieg kam über unseren Verein im Ort. Mein Nachbar hatte mitbekommen, dass ich öfter spiele, wahrscheinlich beim Gassigehen oder so, und hat mich eingeladen, mal beim offenen Training vorbeizuschauen. Dort hat mich Micha Gschwindt entdeckt – ein erfahrener Spieler, der etwas in mir gesehen hat, obwohl mein Niveau damals noch nicht besonders hoch war. Er hat mich direkt angesprochen, weil er mein Potenzial erkannt hat, und bot mir an, mich zu fördern. Wir sind dann gemeinsam durch ganz Deutschland gereist, haben Turniere gespielt und geschaut, wo die Reise hingeht. Ab diesem Moment sind wir den Weg gemeinsam gegangen, Schritt für Schritt, und das hat letztendlich meine Karriere geprägt.
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Darts-WM 2025: Snakebite, Iceman, The Nuke, Hollywood - So kamen die Stars zu ihren Spitznamen
Die Spitznamen der Darts-Stars und ihre Hintergründe Zum sportlichen Werdegang eines Darts-Profis gehört in der Regel auch die Festlegung eines Spitznamens. Er ist das Alleinstellungsmerkmal und verleiht den Herren und Damen der Pfeile eine besondere Identität. Einige Spitznamen und deren Ursprung hat ran in der Galerie gesammelt.
Peter Wright (Schottland) - Snakebite
Um den Spitznamen von Peter Wright ranken sich verschiedene Versionen. Angeblich sei "Snakebite", ein Getränk aus Cider und Bier, das Lieblingsgetränk des Schotten. In einem Interview gab er allerdings seine Vorliebe für Schlangen preis, denen er laut eigener Aussage ähnele: "Ich bin eine ruhige Person, die in Ruhe gelassen werden möchte. Wenn du mich anstupst, beiße ich dich."
Luke Littler (England) - The Nuke Der Shootingstar der vergangenen WM und einer der Top-Favoriten auf den Titel 2025. "The Nuke" ist im englischen der Begriff für eine Kernwaffe. Damit spielt der Spitzname auf die enorme Scoring-Power des 17-Jährigen an.
Gabriel Clemens (Deutschland) - The German Giant
Mit stolzen 1,95 Meter ist Gabriel Clemens in der Tat einer der größten Spieler auf der Tour. Seine Fans gaben ihm daher den passenden Spitznamen "German Giant". Neben seinem offiziellen Bühnennamen wird er oft aber auch einfach "GaGa" genannt.
Luke Humphries (England) - Cool Hand Luke
Was ist beim Darts mit das Wichtigste? Eine ruhige Hand. Und dieses Merkmal hat sich Luke Humphries aufgrund seines unaufgeregten, schnörkellosen Spielstils zum Spitznamen gemacht. Vor einige Jahren gewann er zudem das "Recht" auf seinen Namen gegen Martin Lukeman, der damals "Cool Man Luke" genannt wurde - beide entschieden, dass die Namen zu ähnlich seien und spielten darum. Humphries gewann und behielt den Namen. 2025 geht der 29-Jährige als amtierender Weltmeister ins Turnier.
Gary Anderson (Schottland) - The Flying Scotsman
Der zweimalige Weltmeister wählte für seinen Spitznamen die schnellste Zugverbindung zwischen London und Edinburgh - den "Flying Scotsman". Entgegen vieler Vermutungen soll der Name also keine Anspielung auf den "Fliegenden Holländer" sein. Vor seinem Wechsel in die PDC 2009 war Anderson noch als "Dreamboy" in der BDO (British Darts Organisation) unterwegs.
Michael van Gerwen (Niederlande) - Mighty Mike
In Folge seines dominanten, emotionalen und manchmal schon furchteinflößenden Auftretens auf der Bühne erhielt Michael van Gerwen seinen aktuellen Spitznamen "Mighty Mike". Mike ist gerade im Englischen dabei die Abkürzung seines Vornamens Michael.
Fallon Sherrock (England) - Queen of the Palace Als erste Frau gewann Fallon Sherrock eine WM-Partie, 2020 scheiterte sie als Qualifikantin erst in der dritten Runde an Chris Dobey. Seitdem trägt die Engländerin den Spitznamen "Queen of the Palace", in Anlehnung an die WM-Spielstätte, den Alexandra Palace in London.
Phil Taylor (England) - The Power
Phil Taylor darf als Rekord-Weltmeister und Dart-Legende natürlich nicht fehlen. Zu seinem Spitznamen "The Power" kam er aber vielmehr durch einen Zufall. Denn Taylor selbst suchte sich diesen Namen gar nicht aus. Vielmehr war es ein englischer TV-Mitarbeiter, der Taylor diesen Namen verpasste.
Phil Taylor (England) - The Power Peter George trat in einem dunklen Zimmer auf die gleichnamige CD-Hülle der Band SNAP! und verpasste Taylor daraufhin diesen Namen. Aber auch Taylors Eigenschaft, in den entscheidenden Spielmomenten sein markantes Powerplay aufzuziehen, wird von einigen Fans als Grundlage für seinen Spitznamen hergenommen. Im November 2023 verkündete die Darts-Legende ihr nahendes Karriereende.
Raymond van Barneveld (Niederlande) - Barney
Auch der Spitzname Raymond van Barnevelds kommt nicht von ungefähr. "Barney" ist zwar letztlich nur eine kürzere Ableitung seines vollen Nachnamens, dennoch hat sich der Spitzname bei den Fans als einer der beliebtesten entpuppt. Aus diesem Grund bezeichnen sich die Fans des Niederländers als die sogenannte "Barney Army". Früher trug der fünfmalige Weltmeister auch den Spitznamen "The Man".
Rob Cross (England) - Voltage
Bevor Rob Cross die Darts-Welt mit seinem Sieg im WM-Finale 2018 über den legendären Phil Taylor auf den Kopf stellte, arbeitete er als Elektriker. Seinen Spitznamen wählte er daher auch mit Bezug auf seinen alten Job.
Joe Cullen (England) - Rockstar
Joe Cullen spielt mit seinem Spitznamen auf eine ganz neue Generation von Dartspielern auf der Tour an. Die jungen Wilden werden mehr - und Cullen reiht sich als "Rockstar" perfekt dort ein.
Michael Smith (England) - Bully Boy
Im Deutschen bedeutet sein Name in etwa "Schlägertyp", der Ursprung kommt aber nicht etwa von einer Rüpel-Phase auf dem Pausenhof. In einem Interview gab Smith an, als Kind auf einem Bauernhof mitgeholfen zu haben und wurde dort von einem Kalb angegriffen.
Adrian Lewis (England) - Jackpot
2005 räumte Adrian Lewis im Alter von 20 Jahren in Las Vegas an einem einarmigen Banditen einen Jackpot über 75.000 Dollar ab. Das Geld durfte er aber nicht mitnehmen, weil Glücksspiele in den USA erst ab 21 Jahren erlaubt sind.
Jonny Clayton (Wales) - The Ferret
Jonny Claytons Spitzname, auf Deutsch "Frettchen", klingt nicht unbedingt angsteinflößend und hat auch keinen besonderen Klang. Aber er geht zurück auf seine Vergangenheit in einem anderen Sport. Den Beinamen bekam er bereits während seiner Zeit im Amateur-Rugby und spielt auf seine damalige Wendigkeit an.
Gerwyn Price (Wales) - The Iceman
Am Oche ist Gerwyn Price einer der emotionalsten Spieler und wird eher zum Vulkan. Wegen des Reims auf seinen Nachnamen (Ice/Price) und seiner Einlaufmusik "Ice Ice Baby" von "Vanilla Ice" passt sein Spitzname aber dann irgendwie doch.
Nathan Aspinall (England) - The Asp
Nathan Aspinall hat es sich einfach gemacht und einfach seinen Nachnamen abgekürzt. Im Deutschen bedeutet "Asp" auch Natter, weswegen die Schlange auch das Symbol den jungen Engländers ist.
Jose de Sousa (Portugal) - The Special One
Im Fußball gibt es bereits einen portugiesischen "The Special One". Und genau auf diesen Jose Mourinho spielt Jose de Sousa auch an. Zudem verzückt de Sousa die Dartswelt auch immer wieder mit ganz speziellen Finishes. Nicht immer freiwillig, denn der Portugiese ist bekannt für den ein oder anderen Rechenfehler im Spiel.
Chris Dobey (England) - Hollywood
Zu Karrierebeginn zeichnete Chris Dobey oft ein extravaganter Kleidungsstil aus. In dessen Folge fuhr ihn jemand an, ob er denn glaube, ein Hollywood-Star zu sein. Und so war sein außergewöhnlicher Spitzname geboren.
James Wade (England) - The Machine
James Wade trug in seiner Karriere viele Spitznamen. Sein erster war 2006 "The Gladiator", nach einem Neun-Darter im selben Jahr hieß er 009. Im Dezember 2007 stimmten Fans für "Spectacular" als Anspielung auf die auch am Oche getragene Brille. Den Spitznamen "The Machine" hat James Wade aber mittlerweile seit 2008 behalten. Der führt unter anderem auf seine fast schon maschinenhafte Konstanz auf die Doppel-10 zurück - aber auch auf seinen alten Job als Automechaniker.
Ryan Searle (England) - Heavy Metal
Ryan Searles Spitzname lautet "Heavy Metal" und spielt sowohl auf seinen Musikgeschmack, als auch auf das außergewöhnlich hohe Gewicht seiner Darts an. Mit 32 Gramm spielt Searle die schwersten Darts auf der Tour.
Martin Schindler (Deutschland) - The Wall
Martin Schindler wählte seinen Namen in Anspielung auf die Ost- und Westberlin trennende Mauer. Er kam nach der Wende in Brandenburg zur Welt, seine Eltern wohnten in der DDR.
Dirk van Duijvenbode (Niederlande) - The Titan/Aubergenius
Der Spitzname "The Titan" rührt beim Niederländer wie bei Gabriel Clemens von seiner Statur. In jüngster Vergangenheit etablierte sich aber auch immer mehr "Aubergenius". Denn van Duijvenbode arbeitet auf einer Auberginenfarm und bringt als Erkennungsmerkmal das Gemüse gelegentlich mit auf die Bühne.
Steve Beaton (England) - Bronzed Adonis
Der "braun gebrannte Schönling" und Rekord-WM-Teilnehmer bekam seinen Spitznamen wegen seiner stets gebräunten Haut. Diese holte er sich unter anderem infolge seiner Darts-Trainings auf Teneriffa. 2025 ist Beaton leider nicht mehr dabei. Der Engländer verpasste die Qualifikation und beendete seine Karriere.
Brendan Dolan (England) - The History Maker
Beim World Grand Prix gelang dem Nordiren als erster Spieler ein Neun-Darter bei einem Double-In-Event. Geschichte geschrieben, Spitzname gewonnen.
Daryl Gurney (England) - Superchin
Angeblich öfter auf sein ausgeprägtes Kinn angesprochen, machte sich Daryl Gurney das einfach zu nutzen und verlieh seinem markanten Merkmal eine positive Verbindung.
Mensur Suljovic (Österreich) - The Gentle
Mensur Suljovic gilt unter allen Dartsspielern als zuvorkommend und bescheiden. Gerade dieser Charakterzug brachte den Österreicher zu seinem Spitznamen "The Gentle". Angeblich wollte er sich ursprünglich "Jackpot" nennen - doch der war bereits vergeben.
Dimitri van den Bergh (Belgien) - The Dream Maker
Schon als Kind habe er immer nur an Darts gedacht und davon geträumt. Daher der Spitzname des Belgiers Dimitri van den Bergh.
William O’Connor (Irland) - The Magpie
Erst mit 19 Jahren fing er an, mit Freunden Darts in Pubs zu spielen. In Anspielung auf sein dennoch bald überraschendes Auftauchen in der Weltspitze kam er zu seinem Spitznamen. Im Deutschen bedeutet "Magpie" Elster.
Simon Whitlock (Australien) - The Wizard
Simon Whitlock ähnelt bei genauem Hinsehen durchaus großen Zauberercharakteren aus Filmen wie "Der Herr der Ringe" oder "Harry Potter". Seine lange Mähne und der markante Bart brachten ihm folgerichtig seinen Spitznamen "The Wizard" ein.
Ian White (England) - Diamond
Diamond White ist ein heller Cider in England. Aus diesem Grund bekam Ian White durch die Verbindung seines Nachnamens mit dem süßen alkoholischen Getränk seinen Spitznamen verliehen.
Jermaine Wattimena (Niederlande) - The Machine Gun
Mittlerweile gibt es viele Profis auf der Tour, die durch ihre hohe Wurffrequenz auffallen. Jermaine Wattimena machte sich dieses Merkmal, das an eine Schnellfeuerwaffe erinnert, aber auch gleich zum Spitznamen.
Mervyn King (England) - The King
Mit seinem Nachnamen war der Spitzname für Mervyn King schnell gewählt. Doch zu echten großen Erfolgen hat es trotz des protzigen Spitznamens noch nicht gereicht.
ran: Planen Sie Ihre Karriere oder lassen Sie alles auf sich zukommen?
Springer: Ich lasse es auf mich zukommen. Ich bin generell jemand, der sich nicht zu große Ziele setzt. Wir sind alles Schritt für Schritt angegangen. Zuerst Turniere in Rheinland-Pfalz, im kleinen Kreis, dann deutschlandweite Turniere, als das Niveau da war. Es hat keinen Sinn gemacht, dass ich als absoluter Anfänger nach Flensburg auf ein Turnier fahre, da jedes Spiel verliere und dann wieder sieben Stunden nach Hause fahre. Wir haben das immer leistungsabhängig gemacht. So machen wir es auch weiter.
Niko Springer: Turniere en masse
ran: Wie sehen die kommenden Wochen konkret aus?
Springer: Es ist nur noch eine Woche bis zu den UK Open, die ebenfalls in England stattfinden. Es geht also Schlag auf Schlag. Ich bin mitten in den Vorbereitungen, das Training läuft gut, und ich freue mich einfach darauf, mich mit den Besten der Welt messen zu dürfen.
ran: Wie viele Turniere stehen für Sie in diesem Jahr an?
Springer: Es sind alleine 34 Players Championship-Turniere im Jahr, dazu kommen noch zahlreiche Qualifikationsturniere. Wie viele es insgesamt werden, hängt aber auch davon ab, wie gut ich abschneide und ob ich mich für weitere Turniere qualifiziere. Es ist auf jeden Fall eine ganze Menge, die da auf mich zukommt.
ran: Und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Springer: Mein Hauptziel ist es, erstmal Erfahrung zu sammeln. Ich bin noch neu auf der Pro Tour und will herausfinden, wie sich das alles anfühlt. Ich möchte mich gut präsentieren und mein Spiel ans Board bringen. Wenn mir das gelingt, wird es auch für die Gegner schwer. Natürlich ist die WM-Qualifikation ein großes Ziel. Nach der letzten WM ist vor der nächsten, und ich möchte mich über die Pro Tour Rangliste für die nächste WM qualifizieren. Das wäre eine coole Nummer.