Belgier kritisiert S04-führung scharf
FC Schalke 04: Ex-Trainer Karel Geraerts zählt die Klub-Führung an
- Aktualisiert: 26.11.2024
- 12:57 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Karel Geraerts kritisiert die Führung des FC Schalke 04 scharf und bricht sein Schweigen in Bezug auf seine Entlassung als Trainer.
Man hatte das Gefühl, unter der neuen Führung des Vorstandsvorsitzenden Matthias Tillmann und Ben Manga hatte der einstige Retter Karel Geraerts nie eine wirkliche Chance beim FC Schalke 04.
Der Belgier übernahm Schalke in einer Krisenzeit, rettete den Klub vor dem Abstieg in die 3. Liga und musste einen Umbruch mit 26 Neuzugängen und 15 Abgängen leiten, welcher durch bittere Ereignisse schleppend startete.
Die Folge war der frühe Rauswurf, so wie der des Sportdirektors und Geraerts-Befürworter Marc Wilmots. Seit jeher läuft es nicht unbedingt besser für die Königsblauen, man schießt weniger Tore und ist nach wie vor im Keller der Liga.
Wenige Monate nach seiner Entlassung am sechsten Spieltag bricht Geraerts sein Schweigen und gibt Einblicke über sein Leben als Schalke-Coach.
Das Wichtigste in Kürze
Geraerts bestätigt Schalke-Maulwurf
Gegenüber "Het Laatste Nieuws" verrät Geraerts: "Innerhalb von Schalke gibt es viele Lager. Jeder hat seine eigene Agenda und macht sein eigenes Ding. Ich habe in einem Jahr bei Schalke mehr erlebt als in meiner gesamten Karriere."
Der 42-Jährige spielt damit auf die Tatsache an, das Internas oft schnell an die Presse weitergegeben worden sind. Viele vermuteten dahinter Spieler und unzufriedene Berater, doch das Problem sitzt wohl tiefer: "Einmal hatte ich ein Gespräch mit jemandem aus dem Management. Das Gespräch war beendet, wir gingen auseinander, und keine Viertelstunde später stand alles online."
Zumal kaum Tage vergingen, an denen nicht negative Berichte, Spekulationen oder teils inhaltsleere Gerüchte auf Schalke von "Insidern" publiziert wurden: "Diese Geschichten über die Spieler in der B-Mannschaft waren oft erfunden, aber jede Woche kamen zwei oder drei Dinge auf mich zu. Von manchen Sachen wusste ich gar nichts, andere Dinge waren verdreht. Und manchmal stimmte es, wobei man sich fragte, wie sie es überhaupt herausgefunden hatten."
Das Problem dahinter: die leidenschaftliche Fan-Kultur, die ja an sich positiv ist. Doch durch diese Anziehung des Vereins wurde jedes kleine Wort für bare Münze genommen und der Druck auf Verein, Trainer und Mannschaft stieg - mehr als ohnehin schon.
Externer Inhalt
Schalke-Führung demütigt Geraerts
Doch das größte Problem bestand wohl zwischen Manga und Geraerts. Manga holte viele Spieler, scheinbar ohne Absprache. Einige fanden bis heute ihren Weg nicht in das Stammpersonal und Geraerts blieb seiner Linie treu. Das führte zu Komplikationen und Manga wählte einen Tag vor seinem Urlaub den Weg an die Öffentlichkeit zu gehen, um Geraerts zu kritisieren, statt es lediglich intern aufzuarbeiten. Das raubte Autorität und bestätige öffentlich den Bruch:
"Es gab dieses große Interview nach dem Transferfenster, in dem er mich offen kritisierte. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Das war eine Bombe in Deutschland, jeder hat darüber gesprochen. Nach diesem Interview stand alles in Flammen, und ich wusste von nichts," lässt der Belgier tief blicken.
Geraerts empfindet seine Entlassung nicht nur ungerechtfertigt, sondern war wie beim Manga-Interview komplett unvorbereitet. Niemand gab ihm, seinem Staff oder Wilmots darüber Bescheid. Sie erfuhren über die Presse von ihrer Entlassung: "Es war ein Training angesetzt. Gegen sieben Uhr, halb acht komme ich am Klub an. Es war niemand da. Ich habe dann Marc angerufen: 'Ich glaube, wir haben ein Problem.' Er sagte: 'Warum? Ist niemand da? Ich bin in fünf Minuten da.' Ich erzähle das jetzt mit einem Schmunzeln, aber es war ziemlich unschön von Schalke, das so zu handhaben."
Trotz aller Unprofessionalität des Vereins glaubt und schätzt Geraerts die Mannschaft weiterhin: "Trotz fehlender Mittel waren alle Werkzeuge dafür vorhanden. Das Team wuchs zusammen, aber nicht jeder im Verein zog am selben Strang. Für einen Trainer und einen Verein ist es dann unmöglich, erfolgreich zu sein."