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"FC Schalke 04 fühlt sich ein bisschen an wie der FC Liverpool": Loris Karius über die 2. Bundesliga 2025/26
- Aktualisiert: 29.07.2025
- 13:35 Uhr
- Bent Mildner
Mit Loris Karius als Nummer eins will der FC Schalke 04 endlich wieder Kurs auf die Bundesliga nehmen. Im Interview mit ran spricht der Keeper über Saisonziele, den Umgang mit Druck und den Mythos "Schalke 04".
Von Bent Mildner und Magdalena Stocker
Als Loris Karius im Januar 2025 aus der temporären Fußballer-Rente zurückkam und beim FC Schalke 04 anheuerte, hielt das Glück nur kurz. Eine Wadenverletzung setzte ihn nach nur vier Pflichtspielen für den Rest der Saison außer Gefecht. Der Keeper musste zusehen, wie sein Verein die Saison auf einem enttäuschenden 14. Platz in der 2. Bundesliga beendete.
Genesen und mit dem neuen Trainer Miron Muslic soll in der bevorstehenden Spielzeit aber alles besser werden.
Im Interview mit ran spricht Karius über seine persönlichen Ambitionen, die neue Spielweise unter dem neuen Trainer und verrät, dass ihn der Mythos "FC Schalke 04" durchaus an den großen FC Liverpool erinnert.
Karius über Eröffnungsspiel: "Gibt nichts Schöneres"
ran: Zwei Traditionsmannschaften eröffnen die Zweitliga-Saison: Schalke gegen Hertha BSC (1. August ab 19:50 Uhr live in SAT.1, auf Joyn, ran.de und in der ran-App). Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Sie das Eröffnungsspiel bestreiten?
Loris Karius: Ich habe mich gefreut. Freitagabend zu Hause, ausverkauftes Haus gegen einen guten Gegner, gegen den wir letztes Jahr auch enge Spiele hatten. Ich glaube, für die Zuschauer, die Fans zu Hause und für die Spieler gibt es doch nichts Schöneres.
ran: Schalke tritt mit dem neuen Trainer Miron Muslic an, der auch einen neuen Stil mitbringt. Hohes Pressing. Von außen wirkt das sehr attraktiv. Was können wir fußballerisch von Schalke erwarten?
Karius: Aktuell liegt der Fokus im Training aber noch sehr viel auf gegen den Ball. So langsam geht es erst ans Spiel mit Ball. Da kann ich noch nicht zu viel verraten. Aber wir wollen natürlich über die Intensität dann auch die Fans mitnehmen und so die Spiele von Anfang an bestreiten. Ich glaube, das hat oft letztes Jahr gefehlt. Es war einfach zu wenig Power, zu wenig Energie drin und wir haben uns da oft den Schneid abkaufen lassen gegen Mannschaften, die nicht besser waren als wir, die sich aber mehr reingehauen haben. Das darf uns dieses Jahr nicht passieren. Ich hoffe, dass wir ab Minute eins am ersten Spieltag auch Hertha direkt zeigen können, dass es dieses Jahr auf Schalke nicht so viel zu holen gibt.
ran: Inwiefern verändert sich durch den neuen Trainer auch Ihr Torwartspiel?
Karius: Das wird man sehen. Klar spielen wir vielleicht eine höhere Linie, aber grundsätzlich habe ich das lieber. Es war auch bei meinen Stationen davor eigentlich fast immer so, dass wir hochgestanden sind und ich dahinter Bälle abgefangen habe. Es kommt meinem Spiel zugute, da mache ich mir keine Sorgen. Ich finde es eigentlich schlechter, wenn eine Mannschaft zu tief steht. Denn da hast du manchmal gar nicht die Möglichkeit einzugreifen.
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Karius: Das Wichtigste ist ein guter Start
ran: Sie haben Ihren Vertrag bis 2027 verlängert und tragen jetzt die Nummer eins auf dem Rücken. Welchen Anspruch haben Sie mit Blick auf die kommende Saison an sich selbst?
Karius: Diese gut drei Wochen bis zum Saisonstart nutzen, um bis dahin in bestmöglicher Verfassung zu sein. Dafür tue ich jeden Tag alles und gebe Gas. Die Verletzung habe ich auskuriert. Trotzdem will ich jeden Tag an mir arbeiten, dass ich wieder an meine 100 Prozent komme. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Und dann einfach verletzungsfrei bleiben, eine gute Saison spielen, der Mannschaft Punkte festhalten. Aber auch, dass ich mit meiner Erfahrung den jüngeren Spielern ein bisschen helfen kann. Ich will vorangehen, damit wir es hinbekommen, hinten stabil zu stehen und deutlich weniger Gegentore zu kassieren. Mein persönlicher Anspruch ist natürlich, so viele Spiele wie möglich zu null zu spielen und, wenn möglich, einer der absoluten Top-Torhüter in der Liga zu sein.
ran: Wie sieht es mit der Mannschaft aus? Hat das Team ein Saisonziel formuliert?
Karius: Die Liga ist ausgeglichen, da ragt für mich jetzt keiner heraus. Aber wir müssen uns nicht verstecken. Wichtig ist, gut zu starten. Ich würde mir wünschen, dass wir einen guten Start hinlegen und dann nach dem ersten Abschnitt in einer ruhigen, guten Tabellenregion sind. Dann schauen wir weiter.
ran: Was stimmt Sie positiv, dass es besser als Platz 14 im letzten Jahr wird?
Karius: Ein neuer Trainer bringt immer Aufbruchstimmung mit. Jeder Spieler muss und will sich nochmal extra neu beweisen, weil die Karten immer neu gemischt werden. Das heißt, da ist automatisch direkt mehr Feuer drin. Es ist ein Plus, dass der Trainer eine klare Idee hat und auch lautstark ist. Aber natürlich ist er auch kein Hexer. Ich glaube, der Kader wird sich noch verändern. Dass wir vielleicht noch vereinzelt für die eine oder andere Position was brauchen, ist klar. Mein Vertrauen liegt wirklich in den Leuten. Und mit dem Trainer und Frank Baumann (Vorstand Sport, d. Red.) haben wir zwei richtig Gute dazubekommen, die wissen, was sie tun. Das stimmt mich sehr positiv.
2. Bundesliga: Loris Karius vergleicht Schalke mit Liverpool
"Auf Schalke zu spielen ist wie eine Belohnung"
ran: Sie haben gesagt, Sie möchten auch selbst vorangehen. Wie steht es um Ihre Führungsqualitäten?
Karius: Ich habe einiges erlebt und kann vielleicht auch mal den einen oder anderen Ratschlag geben. Ich sehe vielleicht manches auch ein bisschen aus einer anderen Perspektive und kann mal eine andere Meinung reinbringen. Wenn du schon einige Stationen im In- und Ausland und auch höchstes Niveau erlebt hast, dann bringst du automatisch gewisse Dinge mit, die du dann weitergeben kannst.
ran: Wie gehen Sie eigentlich mittlerweile mit Druck um?
Karius: Druck mache ich mir eigentlich nur selber. Druck von außen empfinde ich gar nicht. Ich glaube, allgemein müssen sich die Spieler davon lösen, die Atmosphäre auf Schalke als Druck zu sehen. Das ist eigentlich eine Belohnung und muss Freude auslösen. Wer hat schon die Möglichkeit, vor allem in der zweiten Liga, alle zwei Wochen vor 60.000 zu spielen? Ich sehe das eher als Motivation an. Natürlich fühlst du vor jedem Spiel Anspannung. Das ist aber auch gut. Nur so kann ich meine Top-Leistung abrufen. Das Außen, egal ob extrem positiv oder negativ, nehme ich gar nicht so wahr. Das kühlt über die Jahre ein bisschen ab. Früher habe ich mir mehr Gedanken darüber gemacht.
ran: Sie haben in Liverpool gespielt, in Istanbul. Das sind große Vereine, große Stationen, große Gegner. Wie würden Sie den Mythos "Schalke 04" im Vergleich zu den anderen Klubs beschreiben?
Karius: Die Leute hier leben den Verein. Für die gibt es in Gelsenkirchen wirklich nur FC Schalke 04. Dem ordnen sie ihr ganzes Leben unter. Deshalb heißt es ja auch: "ein Leben lang". Das merkt man, egal wo man ist, auch in der Freizeit oder hier im Trainingslager. Die Leute reisen mit, stehen jeden Tag da, in guten wie in schlechten Zeiten. Das ist schon nicht selbstverständlich. Klar wird es auch mal unruhig, denn sie wollen am liebsten so schnell wie möglich an die erfolgreichen Zeiten anknüpfen. Das darf man ihnen nicht übel nehmen. Aber wenn man dann sieht, wie sie einen ab Tag eins in der neuen Saison wieder unterstützen, ist das schon sensationell. Man kann das schon ein bisschen mit dem FC Liverpool vergleichen. Das hat schon was Ähnliches, muss ich sagen. Klar, das eine ist England, wir sind in Deutschland. Aber vom Verein an sich gibt es da ein paar Parallelen.