2. Bundesliga
FC Schalke 04: Olaf Thon im Interview über Aufschwung und Aufstiegsträume - Manga-Aus "war absehbar"
- Aktualisiert: 15.10.2025
- 19:05 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Olaf Thon erklärt im ran-Interview die Gründe für den Aufwärtstrend des FC Schalke 04. Dabei war das Aus von Kaderplaner Ben Manga für den Ex-Gelsenkirchener ein wichtiges Puzzlestück.
Olaf Thon ist nicht nur Repräsentant der Schalker Traditionsmannschaft, er lebt nach wie vor den FC Schalke 04.
Für die "Königsblauen" bestritt er insgesamt 333 Spiele und kommt auf 52 Länderspiele für Deutschland. Der gebürtige Gelsenkirchener ist vereinsnah, wie sonst keiner.
Nach 18 Punkten in acht Spielen der 2. Bundesliga grüßen die Schalker für viele überraschend vom zweiten Tabellenplatz. Am Freitag wartet das Top-Spiel gegen Hannover 96, ehe es in der Liga und im DFB-Pokal gegen Darmstadt 98 geht.
Thon schätzt im ran-Interview die Situation auf Schalke ein und nennt die Gründe für den Aufschwung. Außerdem betont er, warum Borussia Dortmund ein Vorbild in Sachen Bundesliga-Aufstieg ist und warum das Aus von Kaderplaner Ben Manga elementar für S04 war.
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FC Schalke 04: Olaf Thon im ran-Interview über S04
ran: Nach acht Spielen steht Schalke trotz des Umbruchs vom Umbruch auf Platz zwei in der 2. Bundesliga. Herr Thon, hätten Sie vor der Saison damit gerechnet?
Thon: Man muss etwas weiter ausholen. Der Aufsichtsrat hat zunächst korrigiert, indem er Frank Baumann als neuen Sportvorstand verpflichtet hat. Dadurch konnten die nächsten Schritte eingeleitet werden – etwa die Verpflichtung des Trainers oder auch die Entlassung von Ben Manga im Bereich Scouting. Das waren wichtige Entscheidungen. Ein Fußballverein braucht einen starken Sportvorstand, und das zahlt sich jetzt aus.
Baumann hat mit Miron Muslic einen Trainer gefunden, den niemand auf dem Zettel hatte. Er leistet ehrliche Arbeit und hat in kurzer Zeit seine Handschrift erkennbar gemacht. Das ist nach so kurzer Zeit sehr überraschend. Natürlich wird es auch Rückschläge geben, aber die Mannschaft ist gut zusammengestellt – mit Spielern wie Katic, Kurucay, Timo Becker, welcher aktuell leider verletzt ist. Der Trainer hat es geschafft, gemeinsam mit seinem Team eine Mannschaft aufs Feld zu schicken, die in jedem Spiel alles gibt. Der Einsatz stimmt, der Zusammenhalt auch. Die Defensive wurde stabilisiert, Torhüter Karius spielt eine große Rolle. Insgesamt bin ich sehr zufrieden.
ran: Sie haben Miron Muslic schon angesprochen. Was war ihr erster Gedanke, als sie gehört haben, dass Schalke ihn verpflichtet?
Thon: Ich kannte ihn nicht. Wir hatten ein Treffen mit ehemaligen Spielern und Frank Baumann, der kurz darauf erklärte, warum man sich für Muslic entschieden hat. Er hat eine auffällige Ausstrahlung. Wer sich länger mit ihm beschäftigt hat, erkennt, dass er eine klare Linie hat und eine echte Führungspersönlichkeit ist. Jemand, der sich nicht weg duckt. Auch neben dem Platz zeigt er Präsenz. Genau das, was wir oft gefordert haben: ein Trainer, der mit den Zuschauern als "zwölfter Mann" agiert. Das lebt er eindrucksvoll vor.
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Schalke-Aufstieg - Thon nimmt BVB als Vorbild: "Halte es wie Klopp bei Lüdenscheid Nord"
ran: Ist Schalke denn so gut, wie der Tabellenplatz vermuten lässt?
Thon: Wir haben mal knapp verloren, mal knapp gewonnen – aber man sieht, dass etwas dahintersteckt. Deshalb bin ich positiv gestimmt. Jetzt kommen schwierige Spiele: Hannover, zweimal Darmstadt (Liga und Pokal). Das Pokalspiel ist für mich fast noch wichtiger als ein Sieg in der Liga. Wenn ich wählen müsste: Lieber im Pokal weiterkommen und in der Liga Unentschieden spielen, als umgekehrt und Ausscheiden.
ran: Tabellenplatz zwei - darf man oder muss man schon vom Aufstieg träumen?
Thon: Ich werde es nicht tun. Ich halte es wie ein Ex-Trainer von Lüdenscheid Nord (Borussia Dortmund, Anm. d. Red.), der bis zum 34. Spieltag immer wieder sagte: 'Wenn es passieren soll, dann am letzten Spieltag'. Und so war es auch. Die wurden dann Deutscher Meister mit Jürgen Klopp und ich für meinen Fall werde das so lange hinausschieben, wie es irgendwie geht. Wie ich hörte, ist die Ausgabe des Trainers und der Verantwortlichen ähnlich: Ball flach halten. Denn die Parole war ja nach den zwei missglückten Saisons davor: einstelliger Tabellenplatz. Und nach zwei schwierigen Jahren mit Abstiegskampf wäre ein einstelliger Tabellenplatz ein Erfolg. Alles andere kommt, wenn es kommt.
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ran: Sie haben die Defensive um Loris Karius bereits angesprochen. Ist er aktuell der beste Keeper der 2. Bundesliga?
Thon: Ich kenne nicht alle 18 Torhüter im Detail, aber Karius gibt der Mannschaft Sicherheit, er hält teilweise unhaltbare Bälle und macht kaum Fehler. Er ist erfahren, das merkt man. Körperlich hatte man Zweifel, aber bisher funktioniert alles. Im Nachhinein ein echter Königstransfer.
ran: Moussa Sylla galt auch als Königstransfer. Er wurde nach seiner starken letzten Saison gefeiert, steckt aber für seine Verhältnisse im Formtief. Woran liegt das?
Thon: Sicherlich war er gedanklich schon mit einem Bein weg. Jetzt hat er aber gesagt: 'Okay, ich bleibe auf Schalke und will Leistung bringen'. Stürmer brauchen manchmal Zeit – siehe Woltemade. Sylla hat seine Chancen, verwertet sie nur gerade nicht. Das ist normal. Ich muss sagen, er gefällt mir trotzdem und ich hoffe, dass er so schnell wie möglich dann wieder seinen Riecher findet, Tore zu machen. Vielleicht ja schon am Freitag gegen Hannover. Ich sehe das nicht so kritisch.
Thon kritisiert Manga: "Mischte sich in Trainerarbeit ein"
ran: Sie haben das Aus des Kaderplaners Ben Manga vorhin nebenbei erwähnt – war das längst überfällig oder kam es überraschend?
Thon: Das Thema hat sich schon länger hingezogen und war absehbar. Wenn man zweimal im Abstiegskampf zur 3. Liga steckt, läuft etwas falsch. Einige Transfers glückten nicht. Er hat teilweise dem Trainer nahegelegt, Spieler aufzustellen, die er geholt hatte. Mischte sich aktiv in die Trainerarbeit ein. Es gab zudem unglückliche Aussagen und Missverständnisse in der Zusammenarbeit. Ein Kaderplaner sollte sich seiner Rolle bewusst sein und sich entsprechend verhalten. Frank Baumann hat daher die Reißleine gezogen.
ran: Er soll Namen von Mitarbeitern vergessen haben, bei den Transfers und im Scouting den Vorgesetzen widersprochen haben, obwohl diese sich im Nachhinein auszahlten - war Manga wirklich so schwierig im Umgang und ein Querulant, wie man teils gelesen hat?
Thon: Das kann ich final nicht beurteilen. Ich glaube, er hat alles versucht, manchmal hat man eben kein Glück. Er hat ja auch gute Transfers gemacht – Karius und Sylla zum Beispiel. Nicht alles war schlecht.
Thon: Gelsenkirchen-Restaurant bietet "Baumann-Teller" an
ran: Dafür macht es bislang der neue Sportvorstand besser: Wer war für Sie denn der beste Neuzugang unter Baumann?
Thon: Schwierig zu sagen. El Faouzi ist ein starker Transfer. Der Läufer aus Aachen. Sehr laufstark, günstig und effektiv. Aber besonders Katic und Kurucay sind enorm wichtig in der Zentrale. Zusammen mit Karius bilden sie das Rückgrat und snd Garanten der Defensive. Und Spieler wie Ron Schallenberg oder Gantenbein funktionieren unter Muslic wieder richtig gut. Gantenbeins Rettungstat in Bielefeld war Weltklasse! Das zeigt, dass die Mannschaft zusammengewachsen ist. Selbst mit Verletzten wie Gomis, Remmert, Becker oder Grüger bleibt das Team stabil – das macht Hoffnung.
ran: Wir haben bei Social Media gesehen, dass Sie wie vorhin angeteasert mit Baumann und anderen Ex-Schalkern beim Griechen in Gelsenkirchen essen waren. Was wurde besprochen, was wurde gegessen und wurde die Kegelbahn besucht?
Thon (lacht): Die Kegelbahn wurde nicht besucht. Das Bild ist öffentlich. Aber inhaltlich bleibt der Rest intern. Nur so viel: Alle mussten den "Baumann-Teller" essen.
ran: Den gibt’s dort wirklich?
Thon: Ja – Gyros, Pommes, von allem etwas. Eine gute Wahl.
Thon adelt Becker für Assauer-Ehrung: "Einfach nur Geil"
ran: Zum Schluss: Timo Becker hat geheiratet und mit dem Hochzeitsfoto Rudi Assauer geehrt. Hat Sie das als ehemaliger Assauer-Schützling berührt?
Thon: Einfach nur Geil. Absolut. Ich habe gesagt: 'Warum hab ich das mit meiner Frau nicht gemacht?' (lacht). Eine großartige Idee, tolle Geste und eine schöne Erinnerung an Rudi Assauer und Simone Thomalla. Eine super Werbung für Schalke.