Hansa Rostock - Immer wieder Fan-Randale: Sind die Hansa-Anhänger die schlimmsten in Deutschland?
Aktualisiert: 17.08.2025
13:33 Uhr
Andreas Reiners
Fans von Hansa Rostock fallen immer wieder negativ auf, Verein und Polizei bekommen das Problem nicht in den Griff. ran hat mit einem Fanforscher über Hintergründe und mögliche Lösungen gesprochen.
Ausschreitungen. Vandalismus. Rassismus. Oder Homophobie.
Es ist eine breite Palette an Fehltritten, die sich Teile der Fans von Drittligist Hansa Rostock leisten. Sie lassen keine Gelegenheit liegen, um negativ aufzufallen.
Grundsätzlich ist so ein Fehlverhalten nicht unbedingt ein exklusives Rostocker Problem, in Intensität, Brutalität und Häufung allerdings schon.
Sind die Hansa-Fans also die schlimmsten in Deutschland? Warum benimmt sich die Szene dort immer wieder so gezielt daneben? Und welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Wir haben mit dem Fanforscher Dr. Harald Lange über die Problematik gesprochen.
ran: Herr Lange, nach dem Spiel zuletzt in Aue gab es wohl rassistische Beleidigungen gegen Reisende durch Hansa-Fans. Nach dem Motto: Endlich wieder Fußball und endlich wieder Randale?
Harald Lange: Das könnte man so sehen, wobei man bei diesem konkreten Fall in Aue genauer hinschauen muss. Es war eine sehr kleine Gruppe. Wenn ein Verein ohnehin unter besonderer Beobachtung steht, bekommt selbst ein kleiner Vorfall sofort Alarmsignal-Charakter. Neben den Beleidigungen gab es ja auch noch die Schmiererei am eigenen Mannschaftsbus. Das bewegt sich in einer Grauzone, zumal es eine Reaktion auf die erste Schmiererei war. Beide Vorfälle würde ich aktuell noch nicht hochkochen. Aber: Passiert ein dritter, dann muss man das Hansa-Problem wieder größer thematisieren.
ran: Ganz grundsätzlich gefragt: Sind die Hansa-Fans die schlimmsten in Deutschland?
Lange: Sie liefern leider immer wieder Beispiele, die diese Einschätzung rechtfertigen – und das nicht nur punktuell, sondern schon seit vielen Jahren. Die Fans von Hansa Rostock fallen regelmäßig durch Gewalt und Grenzüberschreitungen auf. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die Vereinsführung realisiert, wie sehr dieses Verhalten dem Image des Vereins schadet. Doch offensichtlich fehlt die Handhabe oder die Durchsetzungskraft, um regulierend einzugreifen.
ran: Hat denn der Osten ein größeres Gewaltproblem als der Westen?
Lange: Man könnte vorschnell "Ja" sagen. Rostock, Dresden und einige andere sind immer wieder in den Schlagzeilen. Doch es wäre zu einfach, daraus ein Ost-West-Problem zu machen. Denn dann müsste man ja fast eine historische oder gesellschaftliche Erklärung heranziehen – etwa, dass die Vergangenheit in der DDR noch heute in den nachfolgenden Generationen spürbar sei. Doch dafür gibt es keine belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ja, es fällt auf, dass einige problematische Fanszenen aus dem Osten kommen. Doch es gibt auch westdeutsche Vereine mit ähnlichen Strukturen, etwa in manchen Ruhrgebietsklubs.
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Hansa Rostock: "Gewaltbereitschaft hängt oft mit sozialen Faktoren zusammen"
ran: Trotzdem hat man den Eindruck, dass es gewaltsamer zugeht, enthemmter…
Lange: Vielleicht muss man das Thema auf einer ganz anderen Ebene betrachten. Gewaltbereitschaft – vor allem unter Jugendlichen – hängt oft mit sozialen Faktoren zusammen, mit fehlenden Perspektiven, Frustration, Arbeitslosigkeit und schlechten Bildungschancen. In einigen Regionen Ostdeutschlands sind diese sozialen Herausforderungen besonders ausgeprägt, genauso wie in manchen westdeutschen Industriestädten. Man sollte das Problem also nicht an der Geografie, sondern an den sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen festmachen.
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FC Augsburg Der FC Augsburg wurde zu Augsport 2033 umbenannt, eine Mischung aus Stadtmarketing und KI-Projekt. Jährlich ändert sich das Trikot-Design, entworfen von einer Augsburger Gymnasialklasse. Hauptsponsor: ein lokal ansässiger KI-Künstlerkollektiv-Fonds.
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Schalke 04 Im Jahr 2039 firmiert Schalke 04 unter dem Namen Revierwerk 04, powered by "H2-Kraft Ruhr AG". Die VELTINS-Arena heißt jetzt Glückauf-Powerdome, das Steigerlied wird von einem KI-Chor intoniert und Maskottchen Erwin wurde durch einen biertrinkenden Bergbau-Roboter ersetzt.
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Werder Bremen Mit dem Einstieg eines nachhaltigkeitsorientierten skandinavischen Investors wurde aus dem ehrwürdigen SV Werder der "GreenWhite Global FC". Der Verein tritt jetzt mit grünem Wasserstoff im Trikot an, das Stadion heißt "Nordsee Climate Dome", und es gibt ein eigenes Craftbier aus Algenschaum.
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FSV Mainz 05 Nach dem Einstieg eines regionalen Start-ups für Solartechnik firmiert der Klub nun als "Rheinhessen Future 05". Das Bruchweg-Stadion wurde zur "Sonnenkraft-Arena" zurückgebaut – nachhaltig, nostalgisch, laut. Die Fans fordern trotzdem jedes Jahr die Rückkehr von Klopp – auch wenn er längst DFB-Präsident ist.
ran: Was steckt denn genau hinter diesen Ausschreitungen? Ob jetzt Rassismus, Homophobie oder einfach nur Gewalt – da ist ja alles dabei…
Lange: Diese Beliebigkeit zeigt, dass es weniger um gezielte Botschaften geht als vielmehr um das Ablassen von Frust und Aggression. Viele der beteiligten Jugendlichen sind offenbar in ihrem Leben perspektivlos, sozial isoliert oder von ihrer Umgebung frustriert. In der aufgeheizten Atmosphäre eines Stadions oder auf dem Weg dorthin entsteht dann eine Gruppendynamik, in der Hemmungen fallen und Aggressionen eskalieren. Die Gewalt ist für viele kein politisches Statement, sondern ein Ventil für persönliche Unzufriedenheit.
ran: Rassismus wird aber auch durch Plakate in Spielen gegen St. Pauli offen zur Schau getragen. Wieso ist die Rostocker Fanszene da so "speziell"?
Lange: Man kann auch sagen: so richtig geschmacklos. Die sind nicht dumm, die sind nicht dämlich, die wissen genau, was sie da machen. Und dass sie mit solchen Motiven, mit solchen Botschaften Aufmerksamkeit generieren, Debatten anzetteln und sich massiv ins Abseits manövrieren. Und das nehmen sie in Kauf, weil sie provozieren wollen. Geschmacklose Provokationen tauchen häufiger im Fußball auf. In Rostock treten sie aber vermehrt auf und sind im geschmacklosen Sinne facettenreicher. Teilweise ist es unterirdisch, komplett hemmungslos. Und dazu ohne jeden Lerneffekt. In Rostock stößt man mit den bekannten Erklärungsansätzen an Grenzen.
Hansa Rostock und Randale: "So etwas verschwindet nicht einfach"
ran: Haben Sie Hoffnung, dass sich die Lage in absehbarer Zeit möglicherweise verbessert?
Lange: Verglichen mit der Intensität der Vorfälle in den vergangenen Jahren wäre es eine sagenhafte Leistung, wenn die Hansa-Fans irgendwann mal friedlich bleiben würden. Daran mag ich nicht glauben.
ran: Warum nicht?
Lange: Weil es in Umfang, Radikalität und Intensität zuletzt sehr extrem war. So etwas verschwindet nicht einfach. Meist wächst das erst raus, wenn die Generation, die diese Kultur trägt, aus dem "Krawallalter" raus ist. Bis dahin kann man höchstens über Maßnahmen und Einsicht erreichen, dass es milder wird. Aber dass sich da einfach ein Schalter umlegen lässt – da bin ich sehr pessimistisch.
ran: Kann so etwas mit einer neuen Fangeneration wirklich einfach rauswachsen? Die werden doch damit groß?!
Lange: Ja, das ist ein Ansatz. Entscheidend ist, dass sich die Muster nicht vererben. Auf die nachwachsende Generation hat man mehr Einfluss, man kann ein anderes Bewusstsein schaffen. Nach dem Motto: "Es ist kein Vorteil, als Krawall-Fangruppe der Liga zu gelten." Gleichzeitig ist so ein Ruf für manche Gruppen attraktiv. Das ist das Ambivalente. Trotzdem sehe ich hier Chancen, mittelfristig einen Klimawandel hinzubekommen.
ran: Von welchem Zeitraum sprechen wir?
Lange: In der Regel von einer "Fan-Generation", also etwa zehn bis zwölf Jahre. Aber erste Veränderungen können schon nach drei, vier Jahren sichtbar werden, wenn sich Anführer und Strukturen ändern.
Fan-Choreografien in der Bundesliga - Arminia-Fans verabschieden Fabian Klos
Arminia-Fans verabschieden Fabian Klos Mitt 36 Jahren soll Schluss sein für Fabian Klos. Anlässlich seines letzten Heimspiels lief Arminia Bielefeld gegen den Halleschen FC mit einem Sondertrikot namens "Fabis letztes Hemd" auf. Die Fans des Drittligisten bedankten sich vor Anpfiff für 13 Jahre Loyalität und nahmen Bezug auf ein Zitat des Angreifers: "In einem Fußballerleben verliebt man sich nur einmal. Bei Arminia und mir ist das so."
Streich-Ära in Freiburggeht zu Ende Für Christian Streich geht beim SC Freiburg eine Ära nach zwölfeinhalb Jahren als Cheftrainer zu Ende. Zwar sangen die Fans vor dem 195. Bundesliga-Heimspiel ihres Coaches "Du bist der beste Mann". Bei der Choreo waren die Freiburger allerdings nicht so kreativ. Statt einer Streich-Choreo gab's eine zum 120-jährigen Vereinsjubiläum.
Schalke-Fans feiern Verein trotz bescheidener Saison Statt dem Aufstieg kann bei Schalke 04 im Heimspiel gegen Hansa Rostock nur der Nichtabstieg aus der 2. Liga gefeiert werden. Die Atmosphäre ist dennoch bundesligatauglicher als in einigen Stadien des Oberhauses. Samt blau-weißem Rauch präsentieren die Fans den Spruch: "Voller Stolz für unsere Farben".
KSC- und Hertha-Fans begeistern mit gemeinsamer Choreo Zwar ebenfalls nicht Bundesliga, aber dennoch sehenswert: Vor der Zweitliga-Partie zwischen dem Karlsruher SC und Hertha BSC boten die Fans beider Klubs eine stadionübergreifende Choreo...
KSC- und Hertha-Fans begeistern mit gemeinsamer Choreo ...Damit zelebrierten die Anhänger beider Fanlager eine Fanfreundschaft, die bereits seit 1976 besteht. Auf dem Banner war zu lesen: "Von der Spree bis an den Rhein, das ist bekannt - Zieht sich ein blau-weißes Band. Es verbindet Hertha und den Karlsruher SC – Eine Freundschaft, die nie vergeht!" Weiter stand auf der Geraden: "Vereint in den Farben! Vereint gegen alle!"
FC-Fans mit eindrucksvoller Choreo zum Vereinsjubiläum
Der 1. FC Köln wurde am 13. Februar 2023 bereits 75 Jahre alt. Selbstverständlich nutzten die FC-Fans das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, um dieses Jubiläum gebührend zu begehen. Mit einer eindrucksvollen Choreografie, die sich über das komplette Stadion erstreckte, feierten die Fans sich und ihren Verein. Dabei waren das Vereinslogo zu sehen, die Wappen der Vorgängervereine und Gründungsvater Franz Kremer.
"Für Schalke alles geben": S04-Fans schwören Team bei Reis-Debüt ein
Die Schalke-Fans schworen vor dem 12. Bundesliga-Spieltag gegen Freiburg das Team des Aufsteigers mit einer beeindruckenden Choreografie ein. "Für Schalke alles geben", stand auf einem Spruchband, dazwischen ein überdimensionaler Schalke-Spieler mit dem Fingerzeig auf das Vereins-Emblem. Die Partie gegen Freiburg war gleichzeitig der Einstand des neuen Schalke-Trainers Thomas Reis.
Eintracht-Fans gedenken ehemaligem Präsidenten
Am zwölften Spieltag sorgen mehrere Fan-Choreographien für Aufsehen. In Frankfurt, Leipzig und Stuttgart zaubern die Anhänger eindrucksvolle Bilder auf die Tribünen! Man feiert das Andenken von Ex-Präsidenten, Antifaschisten oder einfach sich selbst.Eintracht Frankfurt trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Rolf Heller. Das Ehrenmitglied der SGE verstarb nach langer Krankheit im Alter von 78 Jahren. Zunächst würdigte ihn der Verein auf seinem Videowürfel ...
Eintracht-Fans gedenken ehemaligem Präsidenten
... letztlich folgte eine Choreo mit jeder Menge Rauch und Lichtblitzen. Ein eindrucksvolles Gesamtbild zu Ehren von Heller. Auch in Leipzig wurde ein Verstorbener geehrt.
RB Leipzig gedenkt Widerstandskämpfer
Die Fans von RB Leipzig erinnerten am 12. Spieltag vor dem Anpfiff der Partie gegen Bayer Leverkusen an Werner Seelenbinder. Der Ringer war in Zeiten des Nationalsozialismus ein kommunistischer Widerstandskämpfer, der letztlich von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Die Sachsen gedachten ihm zum 88. Todestag mit den Worten "Arbeiter – Ringer – Antifaschist".
Commando Cannstatt heizt VfB Stuttgart ein
Stimmungsmacher im Abstiegskampf: Trotz der bislang mageren Punkteausbeute stehen die Stuttgarter Anhänger eng hinter ihrer Mannschaft und peitschten den VfB am 12. Spieltag schon vor dem Anpfiff gegen den FC Augsburg mit einer beeindruckenden Choreografie an. Die Ultras des "Commando Cannstatt" veranstalteten dabei eine regelrechte Show ...
Commando Cannstatt heizt VfB Stuttgart ein
... Nachdem zunächst das Logo sowie das Gründungsdatum der Ultra-Gruppierung zu sehen waren, zogen die Stuttgarter Anhänger ein riesiges Banner mit der Aufschrift "Cannstatt", dem Standort der Mercedes-Benz-Arena, hervor. Außerdem darauf zu sehen: Sehenswürdigkeiten der Landeshauptstadt.
Commando Cannstatt heizt VfB Stuttgart ein
... Ob der abschließende Totenkopf wohl die Gäste aus Augsburg eingeschüchtert hat? Das Gesamtbild war jedenfalls atemberaubend. Der Last-Minute-Sieg des VfB für die Fans ebenfalls.
FC Bayern: Südkurve feiert 50. Geburtstag
Am 4. Spieltag der Saison 2022/23 empfing der FC Bayern München zum Bundesliga-Klassiker Borussia Mönchengladbach. Schon vor dem Anstoß feierte die Münchner Südkurve ihren 50. Geburtstag mit einer imposanten Choreografie. Seit der Gründung im Jahr 1972 sind auf der Südkurve mit die treuesten Anhänger des deutschen Rekordmeisters - zunächst im Olympiastadion, nun in der Allianz Arena.
Schalke-Fans erstellen mit 7.000 T-Shirts eine Choreo
Vor dem Derby gegen die BVB haben die Fans der Schalker eine ganz besondere Choreo an den Start gebracht. Weil aufgrund der Coronapandemie keine Fans ins Stadion dürfen, hat der Fanklub "Blau-Weißes GEsocks" aus Waltrop 7.000 T-Shirts auf der Tribüne der Veltins Arena ausgelegt. Zudem wurden 58 Banner verschiedener Fanklubs im Stadion verteilt. "Wir wollen zeigen, dass wir immer noch dahinterstehen", erklärte Fanklub-Präsident Dirk Knüvener bei "Sky".
Bayern-Fans feiern Vereins-Geburtstag
Zum 120. Geburtstag des FC Bayern München tauchten die Fans des amtierenden Meisters die Allianz Arena in die Vereinsfarben. Als die Spieler den Rasen betraten, war ein Schriftzug zu lesen, auf dem stand: "Wie seit über 100 Jahren wird es bleiben bis zum Tod. Unser Verein der FC Bayern in den Farben Weiß und Rot."
BVB-Fans feiern ihre Stadt
Die BVB-Fans verwandeln die Südtribüne im Signal Iduna Park in eine einzige Choreo! Unter dem Motto "Große Stadt. Dortmund. Mein Traum." feierten die Anhänger vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt im Februar 2020 nicht nur ihre Stadt ...
Bayern-Fans gedenken den Opfern des Holocaust
Am 19. Spieltag der Saison 2019/20, vor dem Spiel FC Bayern München gegen Schalke 04, präsentieren die Fans der Bayern eine Choreographie zum Gedenken an die Opfer des Holocaust. Anlass ist der internationale Gedenktag der Opfer des Holocaust am 27. Januar. An diesem Tag vor 75 Jahren wurde das KZ Auschwitz von russischen Soldaten befreit. Neben dem Schriftzug "Gegen das Vergessen" zeigt die Fan-Choreo ein Abbild von Hugo Railing, langjähriges Bayern-Mitglied und Teil des Ältestenrates. Der 1886 in München geborene Railing wurde am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski deportiert, sieben Monate später wird er im Alter von 56 Jahren im Vernichtungslager Sobibor in Polen ermordet.
BVB-Fans protestieren mit Choreo gegen RB Leipzig
Im Topspiel des 16. Spieltags der Bundesliga-Saison 2019/20 haben die Fans gegen Borussia Dortmund ihren Unmut gegen Tabellenführer RB Leipzig zum Ausdruck gebracht. Vor der Südkurve spannten die Anhänger der Schwarz-Gelben ein Banner, auf dem zu lesen war: "Null Toleranz gegenüber RB Leipzig!". Es ist nicht das erste Mal, dass die Dortmunder Fans ihre Abneigung gegenüber dem Bundesliga-Konkurrenten zum Ausdruck bringen. 2017 attackierte ein Teil der BVB-Fans Anhänger von RB vor dem Signal Iduna-Park, auch geschmacklose Plakate von Dortmunder Zuschauern im Stadion überschatteten in der Vergangenheit das Duell.
Choreografie HSV
Bereits im Vorfeld der Zweitliga-Begegnung zwischen dem HSV und Dynamo Dresden in der Saison 2019/20 ging es in den sozialen Netzwerken noch her. Fans der Dresdner sorgten mit einem geschmacklosen Twitter-Post zunächst für Aufsehen, in dem HSV-Maskottchen Dino mit Kot gefüttert wurde. Darauf reagierte der Hamburger Anhang auf der Nordtribüne mit einer Choreografie vor den Anpfiff des Zweitliga-Spiels. Auf dem Spruchband stand hämisch: "Elbflorenz? Geschmäht und ausgelacht. Die Elbe runter liegt die wahre Pracht." Zur Erklärung: Dresden trägt ungefähr seit Anfang des 19. Jahrhunderts den Beinamen Elbflorenz.
Nach Rassimus-Skandal: S04-Fans zeigen Boss Clemens Tönnies die Rote Karte
Die Schalker Fans setzten im August 2019 beim Pokal-Spiel beim SV Drochtersen/Assel ein klares Signal - und zwar gegen den damaligen Vereinsboss Clemens Tönnies, der nach rassistischen Äußerungen in die Kritik geraten war. Die nach Niedersachsen mitgereisten Anhänger zeigten ein Transparent mit der Aufschrift "Wir zeigen Tönnies die Rote Karte", dahinter wurden rote Kartons hochgehalten. Tönnies, Aufsichtsrats-Vorsitzender der Königsblauen, hatte mit rassistischen Aussagen über Afrikaner einen Sturm der Entrüstung losgetreten. Der Ehrenrat der Königsblauen wollte allerdings den Rassismus-Vorwurf nicht gelten lassen, Tönnies selbst kündigte an, seinen Posten drei Monate ruhen zu lassen. Diesem Vorschlag wurde am vergangenen Dienstag entsprochen.
Bayern-Fans verabschieden "Robbery" mit extra Choreo
Am 34. Spieltag der Saison 2018/19 verabschiedet der FC Bayern zwei Vereins-Ikonen. Franck Ribery und Arjen Robben betreten die Allianz Arena zum letzten Mal im Trikot des Rekordmeisters und die heimischen Fans sagen "Servus". Die Bayern-Anhänger zelebrieren eine beeindruckende Choreo: zwei Überdimensionale Abbilder von Ribery und Robben, darüber ein Spruchband mit der Aufschrift "Servus und Danke". Die legendäre Flügelzange hat in München eine Ära geprägt und hatte entscheidenden Anteil am Triple 2013, dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Beim Franzosen, der gemeinsam mit Robben und Rafinha vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt offiziell verabschiedet wird, fließen daraufhin Tränen.
"Malocher, Macho, Manager" - Schalke-Fans feiern Ex-Manager Rudi Assauer
Vor dem Heimspiel des FC Schalke 04 gegen den FC Augsburg am 32. Spieltag der Bundesliga-Saison 2018/19 gedachte der Anhang der Gastgeber dem Ex-Manager Rudi Assauer. Die Kurve enthüllte dafür ein Spruchband mit der Aufschrift "Malocher, Macho, Manager", um den im Februar 2019 verstorbenen Assauer zu ehren. Am 30. April 2019 wäre Assauer 75 Jahre alt geworden. Unter seiner Führung gewannen die Gelsenkirchener unter anderem 1997 den UEFA-Cup und er war maßgeblich mitverantwortlich für den Bau der Veltins-Arena.
Freiburger zeigen Anime-Choreo
Die Anhänger des SC Freiburg zeigten beim Heimspiel gegen den BVB im April 2019 eine spektakuläre Choreo. Angelehnt ist die Aktion an die Anime-Serie "Kickers", eine Kindersendung aus den 90er-Jahren. Die Choreo zeigt die drei Hauptfiguren Gregor, Kevin und den Torwart Mario. Auf dem Spruchband dazu ist eine Zeile aus dem Eröffnungssong zu lesen. " Ob am Boden, oder oben, eine bessere Mannschaft gab es nie!" Die Leidenschaft der Freiburger-Fans ist dabei definitiv erkennbar.
Schalke-Fans protestieren gegen Christoph Metzelder
Vor dem Duell am 28. Spieltag der Bundesliga-Saison 2018/19 rollten die Fans des FC Schalke 04 beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt ein Spruchbanner als Protest gegen die mögliche Personalie Christoph Metzelder aus. Darauf war der Slogan zu lesen: "Vorstand: Identität zählt bei unserem Verein – Metze ist ein Zeckenschwein!" Metzelder selbst wird unter dem neuen Sportvorstand Jochen Schneider als Kandidat für den vakanten Posten des Sportdirektors auf Schalke gehandelt, nachdem der bisherige Amtsinhaber Christian Heidel vor Kurzem auf eigenen Wunsch zurückgetreten ist. Metzelder äußerte sich vor der Partie zu den Gerüchten um seine Person nicht. Der 38-Jährige ist auch als Nachfolger des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel im Gespräch.
BVB-Choreo gegen Wolfsburg
Eine beeindruckende Choreographie lieferten die BVB-Fans im Rahmen des 27. Spieltags der Saison 2018/19 gegen den VfL Wolfsburg. "Als Kind bin ich mit meinem Vater gekommen. Und der wurd auch schon von seinem Vater mitgenommen", heißt es auf einem riesigen Banner, über dem zwei BVB-Fans mit Flagge thronen.
Hamburg-Derby: Pauli-Fans heizen dem Millerntor ein
Das Hamburg-Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV sorgte in der Saison 2018/19 vor dem Anpfiff für echte Highlights. Die Pauli-Fans vermittelten auf der Gegengerade ein deutliches Statement: Auf dem braun-weißen Banner stand "Hamburg ist braun-weiß".
Hamburg-Derby - Pauli-Fans heizen dem Millerntor ein
Die Choreo erstreckte sich über das ganze Stadion. Ein anderes Banner zeigte eine Teufelsfratze, dazu der Spruch: "Sankt Pauli - vom Wahnsinn besessen".
Hamburg-Derby - Pauli-Fans heizen dem Millerntor ein
Das Pauli-Wappen durfte bei der Choreo natürlich auch nicht fehlen. Dass es während der Partie aufgrund der mehrfachen Nutzung von Pyrotechnik sogar zu einer Spielunterbrechung kam, hat mit totaler Hingabe und Support für seinen Klub allerdings gar nichts mehr zu tun. Der FC St. Pauli unterlag dem Hamburger SV am Ende übrigens klar und deutlich mit 0:4.
Eintracht-Fans beeindrucken mit Choreo gegen Inter
Die Eintracht-Fans sorgten im Europa League-Hinspiel gegen Inter Mailand im März 2019 wieder einmal für eine beeindruckende Choreografie. Die Spieler wurden mit goldenen, roten und silbernen Folien begrüßt. In großer Schrift stimmten die Fans zudem auf den anstehenden 120. Geburtstag der Eintracht an.
Eintracht-Fans beeindrucken mit Choreo gegen Inter
Außerdem hielten Teile der Fans Banner mit der Aufschrift "Wir stehen zur Eintracht gar keine Frage" hoch.
Eintracht-Fans beeindrucken mit Choreo gegen Inter
Wie schon in der gesamten Europa League-Saison konnte die Mannschaft von Adi Hütter auf einen überragenden Support vertrauen. Die Commerzbank-Arena war gegen Inter Mailand natürlich bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Nürnberger Fans protestieren gegen DFB
Das Montagsspiel der Bundesliga am 22. Spieltag der Saison 2018/19 zwischen dem 1. FC Nürnberg und Borussia Dortmund wurde von massiven Fan-Protesten begleitet. Schwarz gekleidete Personen aus dem Nürnberger Block sorgten für eine Spielunterbrechung. Im Zentrum des Protests: Der DFB und die DFL, da ihr Klub bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ein ungebliebtes Montagsspiel bestreiten musste.
Nürnberger Fans protestieren gegen DFB
Auch wurden gleich dreimal im ersten Durchgang zahlreiche schwarzgefärbte Tennisbälle auf den Platz geworden, wodurch die Partie immer wieder unterbrochen werden musste. Auch wurde ein Plakat gezeigt mit der Aufschrift: "2 Mal montags, 2 Mal in Nürnberg? DFL, DFB und Co.: Wir rauchen euch in der Pfeife".
Schalke 04
Im Pott endete im Dezember 2018 eine Ära: In Bottrop wurde die letzte deutsche Zeche "Prosper-Haniel" geschlossen. Dies bedeutet das Ende des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland. Da Fußball und Bergbau Auf Schalke traditionell eng verbunden sind, gedachten die Fans in Gelsenkirchen vor dem Spiel gegen Leverkusen mit einer beeindruckenden Choreographie den Kumpels.
Schalke 04
Auf Schalke gibt es die Kombination aus Schriftzug-Banner und mehreren Transparenten.
ran: Das setzt vermutlich auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Verein und Fans voraus?
Lange: Absolut. Genau hier greift der von der DFL verpflichtende Club-Fan-Dialog, der seit Jahren zur Lizenzierungsordnung gehört. Das ist jetzt eine Nagelprobe: Funktioniert dieser Dialog bei Hansa, kann man das Problem mittelfristig in den Griff bekommen. Wichtig ist, dass das keine Einbahnstraße ist, denn beide Seiten müssen offen diskutieren, Unzufriedenheiten benennen und mögliche Veränderungen erarbeiten. Der Verein darf den Fans nicht diktieren, was sie zu tun haben.
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Hansa Rostock: Ist der Klub machtlos?
ran: Bislang kam vom Verein zumindest nach außen hin nicht viel. Ist er machtlos oder will er nichts unternehmen?
Lange: Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Ein Verein hat immer eine gewisse informelle Beziehung zu seinen Fanszenen, und diese kann er nicht ohne weiteres ignorieren oder aufbrechen. Viele Laien stellen sich vor, dass ein Verein einfach konsequent durchgreifen müsste. Doch in der Praxis ist das nicht so einfach.
ran: Wieso nicht?
Lange: Die Fanszenen haben über Jahre eigene Machtstrukturen aufgebaut, mit denen sich die Vereinsführung auseinandersetzen muss. Für einen Verein ist dieses Thema also hochsensibel und heikel. Er ist auf den Austausch mit den Fangruppen angewiesen, um Schlimmeres zu verhindern. Wenn dieser Kommunikationskanal abreißt, verliert der Verein endgültig den Zugriff auf die eigene Fanszene.
ran: Welche Rolle sollten Politik und Polizei bei dem Problem spielen?
Lange: Aktuell ist das Verhältnis Fans–Polizei bei Hansa völlig zerrüttet, auch durch überharte Einsätze in den vergangenen Jahren. Initiativen von der Polizei wären momentan zum Scheitern verurteilt. Gleiches gilt für zu dominante Vereinsführungen. Besser wäre es, Impulse zu geben, aber die Umsetzung den Fans selbst zu überlassen. In der Hansa-Fankultur gibt es viele, die wegen des Fußballs ins Stadion kommen und das negative Image ablehnen. Denen muss man Rückenwind geben.
ran: Warum findet in der Fanszene selbst keine Regulierung statt?
Lange: Das ist eigentlich der Schlüssel zur Gewaltprävention. Viele Vereine haben erfolgreiche Projekte ins Leben gerufen, um genau das zu fördern, und das ist ein entscheidender Grund, warum Gewalt dort weniger ein Problem ist. Aber: Fanszenen sind nie homogen. Es gibt interne Rivalitäten darüber, wer die "wahren" Fans sind und welche Gruppen welche Privilegien haben. Die Hierarchien innerhalb der Szene sind nicht starr, sondern organisch gewachsen. Und genau das scheint mir in Rostock aus den Fugen geraten zu sein. Hier müssen Fanprojekte weiter intensiv gefördert werden, um langfristig Veränderungen zu erreichen.
Bayern, BVB und Co.: Die Fanfreundschaften der Bundesligisten
Die Fanfreundschaften der Bundesligisten: Zwischen Rivalität und Zusammenhalt
Auf dem Platz geht es zwischen den Teams immer wieder hoch her. Auch auf den Rängen sind sich die Anhänger der Vereine nicht immer grün. Trotzdem gibt es immer wieder "Beziehungen" zwischen einzelnen Anhängergruppen. ran zeigt die bekanntesten und wichtigsten Fanfreundschaften der Bundesliga-Vereine. Auch interessant: Borussia Dortmund peilt wohl zwei Top-Transfers aus England an
FC Bayern München & VfL Bochum
Der Rekordmeister hat eine enge Fanfreundschaft im Ruhrgebiet – und zwar mit dem VfL Bochum. Entstanden ist dieses Bündnis wohl im Jahr 1972. Damals sollen Bayern-Fans in Bochum von VfL-Fans verfolgt worden sein. Der Fanclub "Bochumer Jungs" soll daraufhin eingegriffen und die Münchner Fans auf ein paar Bier mit in eine Kneipe genommen haben. Die Bindung bekam 2004 allerdings einen Bruch, als der Rekordmeister VfL-Stürmer Vahid Hashemian verpflichtete. Die Wogen sind aber längst wieder geglättet. Denn wie sang schon Franz Beckenbauer: "Gute Freunde kann niemand trennen!"
FC Schalke 04 & 1. FC Nürnberg
Um die wohl bekannteste Fanfreundschaft der Bundesliga ranken sich viele Geschichten. Die offizielle Version der beiden Vereine dreht sich um ein Mädchen, welches auf dem Nachhauseweg einer Partie in Gladbach auf einen Schalker Jungen trifft. Die beiden verstehen sich - entgegen der fußballerischen Vorurteile, die man voreinander hat - sehr gut und erzählen ihren Klub-Freunden davon. So geschehen im Jahr 1980. Die entstandene Freundschaft hält auch heute noch an - auch wenn die Nürnberger es vielleicht ungerne sehen, wenn S04 sich an ihrem Kader bedient und Spieler wie Guido Burgstaller, Cedric Teuchert oder Alessandro Schöpf ins Ruhrgebiet lockt.
Hertha BSC & 1. FC Union Berlin
Obwohl die letzten Aufeinandertreffen der Klubs in der 2. Liga wenig freundlich verliefen, verbindet die Vereine eigentlich eine jahrzehntelange Fanfreundschaft. Vor der Wiedervereinigung Deutschlands reisten regelmäßig Hertha-Fans in die DDR, um Spiele der "Eisernen" zu besuchen. Wie der "Tagesspiegel" schreibt, wurde die "Alte Försterei" zu einem Umschlagplatz "gesamtdeutscher Fanutensilien". Aufnäher mit "Wir halten zusammen, uns kann nichts trennen, keine Mauer und kein Stacheldraht" sowie "Hertha und Union - eine Nation" bestimmten das Bild beider Fan-Lager.
Hertha BSC & 1. FC Union Berlin
Die wenigen sportlichen Höhepunkte wurden gemeinsam gefeiert. Als Hertha 1979 im UEFA-Pokal nach Prag reiste, begleiteten mehrere tausend Unioner die "Alte Dame". In West-Berlin schallte es regelmäßig durchs Olympiastadion: "Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer - die blau-weiße Hertha und der FC Union." Nach dem Mauerfall trafen sich die Teams vor 50.000 Fans im Olympiastadion zum "Wiedervereinigungsspiel". Durch den Aufstieg Unions werden Stimmen lauter, die alte Freundschaft neu aufleben zu lassen. Ganz passend, 30 Jahre nach dem Fall der Mauer.
Hertha BSC & Karlsruher SC
Wie einfach eine Verbindung zwischen rivalisierten Fußballfans entstehen kann, macht das Beispiel der Hertha aus Berlin mit dem Karlsruher SC deutlich. Am 14. August 1976 trat die Hertha am ersten Bundesliga-Spieltag beim KSC an. Die Anhänger aus Karlsruhe empfingen die Berliner Fans am Bahnhof mit Freibier – der Beginn einer tiefen Freundschaft. Die Partie gewann Hertha damals mit 3:0, gefeiert wurde anschließend aber zusammen. So ist es bis heute, immer wenn die beiden Vereine aufeinander treffen.
Borussia Dortmund & RW Essen
Und es gibt noch ein weiteres Beispiel dafür, wie der gemeinsame Rivale Fan-Gruppen zusammenschweißen kann. Im Falle von Borussia Dortmund und RW Essen ist es natürlich der FC Schalke 04 – ganz getreu dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund". Die Fanfreundschaft erlitt aber erst im November 2018 einen harten Bruch. Bei der Regionalliga-Partie zwischen RW Essen und der U 23 des BVB standen mit Alexander Isak, Sebastian Rode und Shinji Kagawa gleich drei Profis aus der ersten Mannschaft auf dem Feld. Der BVB gewann dank eines Isak-Dreierpacks mit 3:0. Die Essener Fans waren stinksauer und verglichen die Dortmunder lautstark mit dem Revier-Nachbarn aus Gelsenkirchen.
Borussia Dortmund & 1. FC Köln
Auch zu den Fans des 1. FC Köln haben die Anhänger von Borussia Dortmund eine gute Beziehung. Zwar herrscht (derzeit) keine offizielle Fan-Freundschaft zwischen beiden Klubs, allerdings sind sich beide Fan-Lager durchaus sympathisch. Dies ist vor allem bei der "jüngeren" Fan-Generation der Fall, da die Kölner dem BVB 2011 zur ersten Meisterschaft unter Trainer Jürgen Klopp verhalfen, als sie am 32. Spieltag mit 2:0 gegen Bayer Leverkusen gewannen und dem BVB so den Weg zum Titel ebneten.
VfB Stuttgart & 1. FC Kaiserslautern
Eine offizielle Bestätigung der Fanfreundschaft zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Kaiserslautern hat es zwar nie gegeben. Aber eines verbindet die beiden Vereine tief im Herzen: und zwar der gemeinsame Feind. In diesem Falle ist dies wohl der Karlsruher SC. Aus dieser Situation heraus ist eine grundsätzliche Sympathie zwischen den Fanlagern der roten Teufel und des VfB Stuttgart entstanden.
Eintracht Frankfurt & MSV Duisburg
Eintracht Frankfurt und der MSV Duisburg pflegen schon lange ein Fanfreundschaft. Entstanden ist diese schon 1975, als beide Teams im Finale des DFB-Pokals aufeinandertrafen. Bis pflegen beide Fanlager die Freundschaft. Vor allem über die sozialen Netzwerke. Dort wird von Anhängern häufig der Hashtag #SchwarzWeissBlauDieEintrachtUndDerMSV benutzt, um auf die Fanfreundschaft aufmerksam zu machen. Auch mit BSG Chemie Leipzig und Waldhof Mannheim besitzen die Fans des Europa-League-Siegers von 2022 eine Freundschaft, auch wenn diese erst später entstanden. Auch ins Ausland bestehen langjährige "Partnerschaften". Vor allem mit Wacker Innsbruck und Atalanta Bergamo.
Bayer Leverkusen & Kickers Offenbach
Ein hartes Foul aus dem Jahre 1980 legte den Grundstein für die innige Beziehung zwischen den Fans von Bayer Leverkusen und den Kickers Offenbach. Damals foulte Bayer-Verteidiger Jürgen Gelsdorf beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt SGE-Stürmer Bum Kun Cha, der sich eine schwere Verletzung zuzog. Die Eintracht-Fans riefen für das Rückspiel in Frankfurt zur "Vergeltung" auf. Und genau das veranlasste hunderte Offenbach-Fans im Februar 1981 den Auswärts-Block der Leverkusener zu verstärken. Die dabei entstandene Freundschaft hält bis heute an. Im Jahr 2011 gab es sogar eine Feier zum 30-jährigen Bestehen der Beziehung beider Fan-Lager.
Borussia Mönchengladbach & FC Liverpool
Die Fanfreundschaft zwischen den Gladbachern und dem FC Liverpool hat ihren Ursprung in den 70er und entstand durch intensive Duelle im Europapokal (1977 und 1978). Besonders gestärkt wurde die Freundschaft aber, als Borussia-Fans 1991 eine große Spende für die Hinterbliebenen der Hillsborough-Katastrophe von 1989 sammelten. Seitdem statten Liverpooler Fans mindestens einmal jährlich den Gladbachern bei einem Heimspiel einen Besuch ab. Und auch Anhänger der Fohlen reisen gerne in der Bundesliga-Winterpause zu einer Partie an die Anfield Road. Wie tief die Verbindung ist, macht auch die Musikauswahl im Reds-Stadion deutlich. Bei der Champions-League-Partie gegen Porto zuletzt lief in der Halbzeit über die Stadionlautsprecher der Song "Die Elf vom Niederrhein", die Vereinshymne der Gladbacher.
Union Berlin & Borussia Mönchengladbach
Seit Sommer 2018 gibt es zwischen den Ultra-Gruppen "Sottocultura" und den "Berliner Hammerhearts" eine Fan-Freundschaft. Zwar gab es 2019 in Berlin Attacken auf Gladbach-Fans, als diese vor dem Spiel eine Spreerundfahrt machten. Schon kurze Zeit später wurde allerdings vermutet, dass es sich dabei nicht um Union-Fans, sondern um Anhänger anderer Fanlager handelte. Neben Gladbach und Hertha BSC unterhalten "die Eisernen" auch einzelne Freundschaften zu St. Pauli und Borussia Dortmund.
Werder Bremen & RW Essen
1994 stieg RW Essen aus der 2. Liga ab, erreichte aber völlig überraschend das DFB-Pokalfinale. In Berlin feierten beide Fanlager ein ausgelassenes Fußballfest, tauschten Merchandise und tranken zusammen. Bremen gewann das Endspiel letztendlich mit 3:1, trotzdem wird die Freundschaft zwischen den Bremern und Essenern in großen Teilen der Fanszene weitergelebt.
ran: Welche Rolle spielen in Rostock Ultras und Hooligans in der ganzen Problematik?
Lange: Die Gewaltbereitschaft geht vor allem von den Ultras aus. Sie sind es, die sich durch Provokationen und Eskalationen in den Vordergrund spielen und bewusst Aufmerksamkeit erregen wollen. Eine klassische Hooligan-Szene, wie man sie aus den 1990er- und frühen 2000er-Jahren kennt, ist ein überwundenes Phänomen, sie treten nur noch vereinzelt auf. Ein gravierendes Problem ist der harte Kern der Ultras, der regelmäßig neue Mitglieder mitreißt. Das erklärt auch, warum es immer wieder zu massiven Ausschreitungen kommt.
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Ultras in Rostock mit zu viel Macht
ran: Haben die Ultras in Rostock zu viel Macht?
Lange: Ja, zumindest liefern sie zahlreiche Argumente dafür, dass sie eine übermäßige Kontrolle über die Fanszene und den Verein ausüben. Natürlich kann man Fan-Gruppierungen mit einer gewissen Gelassenheit begegnen, sie in den Vereinsalltag einbinden und in gewissen Bereichen auch Verständnis zeigen. Doch dafür müsste eine Selbstregulierung innerhalb der Fanszene erkennbar sein – und genau das passiert in Rostock nicht.
ran: Wie groß ist die Randale-Gruppe überhaupt?
Lange: Das ist schwer zu sagen. Es gibt unterschiedlichste Zahlen, weil es immer einen Kern gibt, der für den Krawall steht. Und dann gibt es viele, die damit sympathisieren und viele, die sich spontan mitreißen lassen. Das Tragische ist: Gemessen an der Gesamtzahl der Zuschauer ist es eine kleine Gruppe, die aber in der Außenwirkung für verheerende Folgen sorgt.
ran: Was erwarten Sie für die neue Saison und die mittelfristige Zukunft?
Lange: Theoretisch wäre ein Neuanfang möglich. Aber ich bin skeptisch: Die Hansa-Fans werden wahrscheinlich wieder liefern. Entscheidend werden die nächsten Spieltage sein. Passiert nichts Schwerwiegendes, kann man vorsichtig optimistisch sein. Kommt gleich ein neuer Tiefpunkt, wird es sehr schwer.