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Bundesliga: DFL-Bosse schlagen wegen Nachwuchs-Problem Alarm - Vorbild Spanien
- Veröffentlicht: 17.07.2025
- 17:19 Uhr
- Martin Volkmar
Die beiden DFL-Bosse Lenz und Merkel verkünden zahlreiche positive Nachrichten, doch im Nachwuchs hat der deutsche Fußball ein größeres Problem.
Aus Frankfurt berichtet Martin Volkmar
Der am Ende fast 90 Minuten dauernde Vortrag von Marc Lenz und Steffen Merkel über den Dächern Frankfurts neigte sich langsam dem Ende zu, als es doch noch kontrovers wurde.
Vorher hatten die beiden DFL-Geschäftsführer vor allem positive Botschaften über ihre Arbeit in der kleinen Presserunde verbreiten können:
Ticketrekord (knapp 21 Millionen in erster und zweiter Liga in der vergangenen Saison), die torreichste Top-Liga, hohe Zufriedenheit der Fans, Platz zwei beim Gesamtumsatz in Europa (5,87 Milliarden), 14,2 Milliarden Gesamtwertschöpfung und 147.000 Arbeitsplätze durch das "System Profifußball".
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Doch dann ging es um die Zahl der Talente, die den Sprung aus dem Nachwuchs in die Bundesliga schaffen. Und da hinkt der deutsche Fußball mittlerweile gleich mehrfach deutlich hinterher.
Nachwuchs: Bundesliga international weit zurück
Bei der Verteilung der Top250 U23-Spieler nach Marktwert in Europas besten fünf Ligen ist das deutsche Oberhaus vom zweiten Platz (2016) auf den vierten Platz abgerutscht, und die Serie A liegt auch nur noch knapp dahinter.
Bei der Zahl der hervorgebrachten Profi-Spieler pro eine Million Einwohner zeigte die Grafik den schlechtesten Wert (16,2), während Spanien auf 26,7 und Portugal sogar auf 100,4 kommt.
Das Wichtigste in Kürze
Und bei der Anzahl der Übergänge aus dem Klub-Nachwuchsbereich in den Profikader (2018 bis 2023) lag die Bundesliga sogar nur auf dem 14. Platz in Europa, unter anderem noch hinter Dänemark, der Slowakei und den Niederlanden.
"Ich hätte lieber eine andere Grafik gezeigt, aber das ist die Realität", sagte Lenz, der auch in seiner Funktion als DFB-Präsidiumsmitglied ein verstärktes Interesse an besserem deutschen Nachwuchs hat.
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Interesse an erfolgreicher Nationalmannschaft
"Natürlich sind wir daran interessiert, dass es eine erfolgreiche deutsche Nationalmannschaft gibt", sagte er auf ran-Nachfrage.
Weil eine starke DFB-Auswahl maßgeblich am gesteigerten Interesse für den Fußball hierzulande und damit auch der Bundesliga beiträgt.
Doch das sei nicht der alleinige Grund, so Lenz weiter. "Es hat uns in der Historie der Liga ausgezeichnet, dass viele hervorragende Spieler entwickelt worden sind. Ob es deutsche Spieler waren, die für die Nationalmannschaft spielberechtigt waren, oder Spieler aus dem Ausland, die relativ jung transferiert und weiterentwickelt wurden im Übergangsbereich zu den Profis. Da würde ich gar nicht so sehr differenzieren wollen."
Darüber hinaus gehe es aber auch darum, dass auch aus wirtschaftlicher Perspektive die hohen Millionen-Investitionen in die Nachwuchsleistungszentren der Vereine zu deutlich mehr Profis aus der eigenen Jugend führen müssten.
Schließlich könne "eine gute Talententwicklung ein wesentlicher Bestandteil sein für finanzielle Stabilität".
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Spaniens La Liga bei Talenten Vorbild
Als Vorbild nannte sein Kollege Merkel daraufhin die spanische Primera Division – wo offenbar ein direkter Zusammenhang bestehe zwischen der wesentlich besseren Durchlässigkeit für Talente und den Erfolgen sowohl der Nationalmannschaft (Europameister 2024) als auch der Vereine.
"Ich finde das beste und plakativste Beispiel in den letzten zehn, 15 Jahren war dann tatsächlich auch Spanien", erklärte er.
"Ich würde sagen, wenn man sich die Fünf-Jahres-Wertung der letzten Jahre anguckt, ist das definitiv eine Liga, an der man sich ein Beispiel nehmen kann. Wenn man einfach die großen Titel zusammenzählt, gibt es keine Liga, die in den letzten 15 Jahren so erfolgreich war."
Blickt man auf die acht Champions-League- und neun Europa-League-Triumphe seit 2010, so wird die internationale Dominanz von La Liga überdeutlich.
Um diese Titel sollen auch die deutschen Teams wieder regelmäßig mitspielen, und zwar im besten Fall nicht nur Bayern München.
Verstärkter Fokus auf den sportlichen Bereich
Die Konsequenz der Liga-Bosse: "Neben dem Klub-/ Verbandswesen und der Vermarktung bedarf es dem klaren Fokus auf sportliche Entwicklungen und der intensiven Zusammenarbeit mit Klubs und DFB."
Oder wie Lenz es ausdrückte: "Wir werden als DFL im sportlichen Bereich wieder mehr liefern."
Man wolle im sportlichen Bereich mehr Verantwortung übernehmen und auch mehr Forderungen stellen, gerade bei der als große Schwachstelle erkannten Erhöhung der Spielanteile von Toptalenten, "um die sportliche Qualität der Bundesliga abzusichern".
Für die angestrebte "Steigerung der sportlichen Qualität" soll ein „Gesamtkonzept in der DFL-Fußballkommission entwickelt werden, in dem nahezu alle Top-Sportchefs mit Max Eberl, Sebastian Kehl, Markus Krösche, Simon Rolfes, Stefan Kuntz oder Marcel Schäfer vertreten sind.
Offen ließen Lenz und Merkel aber, ob dafür zusätzlich zum einstigen Bochumer Sportvorstand Ansgar Schwenken (DFL-Direktor Spielbetrieb und Fans) noch ein hochkarätiger Name als DFL-Geschäftsführer Sport wie etwa Jörg Schmadtke geholt werden soll.