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Bundesliga

FC Bayern München: Daniel Peretz im Fokus! Reicht es schon für eine Torwartdiskussion beim FCB?

  • Veröffentlicht: 21.11.2024
  • 20:29 Uhr
  • Justin Kraft

Daniel Peretz könnte beim FC Bayern München jetzt stärker in den Mittelpunkt rücken. Reicht es schon für mehr als einen kurzen Hype?

Von Justin Kraft

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schaute Vincent Kompany auf die Leistungen von einem seiner Spieler in der Länderspielpause. Daniel Peretz hielt für Israel in der Nations League zweimal die Null. Und das nicht gegen irgendwelche Gegner, sondern gegen Frankreich und Belgien.

Das lachende Auge des Trainers vom FC Bayern München dürfte insbesondere am Mittwoch sehr glücklich darüber gewesen sein, dass der 24-Jährige sich in herausragender Form präsentiert hat. Denn da brach Manuel Neuer das Training ab. Probleme im "Rippenkasten", wie es Kompany am Donnerstag auf der Pressekonferenz erklärte.

Auch Sven Ulreich fehlt bereits seit Tagen und es ist unklar, wann er zurückkehrt. Die Bayern verwiesen auf "persönliche Gründe".

Ob Neuer am Freitag gegen den FC Augsburg spielen kann, ist derzeit noch nicht entschieden. Man sei grundsätzlich optimistisch, so Kompany. Doch wenn nicht, hat man mit Peretz ja eine sehr vorzeigbare Alternative.

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Das weinende Auge hingegen ist ziemlich schnell erklärt: "Er hat es bei der Nationalmannschaft sehr gut gemacht – leider gegen Belgien", scherzte Kompany. Doch wie gut ist Peretz wirklich? Und taugt er sogar als ernsthafte Alternative für die Nachfolge von Neuer beim FC Bayern?

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Daniel Peretz spielt sich in den Fokus

Klar ist: Spätestens nach den beiden Spielen gegen Frankreich und Belgien wäre eine Chance für den Torwart alles andere als unverdient. Peretz ließ vor allem die Franzosen an sich verzweifeln, acht Paraden standen am Ende auf seinem Konto. Auch gegen Belgien waren es vier.

Einige davon waren weit weniger spektakulär, als sie hinterher vor allem hierzulande dargestellt wurden. Gerade Frankreich stellte sich beim Abschluss nicht gerade clever an. "Berühmt geschossen", sagt man in Deutschland gern mit einem leichten Augenzwinkern.

Doch diese Phrase wäre wiederum zu hart. Denn zwei, drei Paraden in diesen beiden Spielen hatten es durchaus in sich. Da war beispielsweise ein sehr platzierter Schuss von N'Golo Kante, bei dem der Bayern-Keeper blitzschnell abtauchte. Oder ein zwar halbherziger, aber aus kurzer Distanz kommender Schuss von Warren Zaire-Emery, den Peretz gedankenschnell parierte.

Insofern wäre beides nicht richtig: Den Israeli schon jetzt zum großen Neuer-Erben zu küren und ihm seine starken Leistungen in der Länderspielpause absprechen. Irgendwo dazwischen befindet sich der zweifellos talentierte Torwart gerade.

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Daniel Peretz erinnert an Iker Casillas

Und doch konnte er in der Nations League eindrucksvoll, was seine größte Qualität ist: Das Spiel auf der Linie. Peretz hat fantastische Reflexe und damit verbunden eine sehr gute Antizipation, was der Stürmer als nächstes vorhat. Schon in jungen Jahren begeisterte er seine Trainer und Mitspieler mit herausragenden Paraden.

Ein wenig erinnert er mit seinem Auftreten an Iker Casillas. Ein Vergleich, der beiden zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerecht wird, aber den Spielertypen erklären soll: Der Spanier war gefürchtet für seine unglaublichen Reflexe und Paraden auf der Linie und für seine Qualitäten im Eins-gegen-eins.

Zwar war die Legende von Real Madrid kein typischer "Sweeperkeeper" wie Manuel Neuer und auch kein besonderer Spielgestalter, verfügte dafür aber über eine starke Strafraumbeherrschung und einen sehr sicheren Umgang mit dem Ball am Fuß.

Diese Eigenschaften beschreiben auch Peretz sehr gut – wenngleich auf einem anderen Niveau. Der aktuell dritte Torwart der Bayern ist ein moderner Torhüter, der in allen relevanten Bereichen des Torwartspiels mindestens gut ist.

FC Bayern: Zeit für eine Torwartdiskussion?

Nur wie gut? Reicht es, um Neuer unter Druck zu setzen? Offenkundig schon deshalb nicht, weil der FC Bayern kein großes Interesse daran zu haben scheint, eine Torhüterdiskussion zuzulassen. Aber auch rein theoretisch stellt sich die Frage, was mit Peretz besser sein könnte.

Neuer patzte in der Champions League, kassierte in der ersten Ergebniskrise der Bayern das eine oder andere Tor, das er früher vielleicht verhindert hätte. Dass er nur eine Abwehrquote von 60 Prozent in der Bundesliga hat, unterstreicht zumindest, dass er sich bisher wenig auszeichnen konnte. Bei nur 15 Schüssen auf sein Tor und der Qualität der meisten Abschlüsse ist die Stichprobe für eine ernsthafte Bewertung aber zu klein. Noch absurder sind die im Moment 16,7 Prozent in der Champions League. Sechs Schüsse auf sein Tor, fünf Gegentreffer für ihn.

Auch wenn diese Zahlen den Eindruck zu stark ins Negative verzerren können, zeichnet sich bereits seit einigen Jahren ab, dass Neuer nicht mehr zur Weltspitze zählt. Zu selten liefert er Reflexe und Paraden, die für Staunen sorgen. Zu häufig patzt er in wichtigen Momenten wie bei Aston Villa.

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Das Problem in der Betrachtung von außen: Auch bei Peretz ist die Stichprobe zu klein. Auf dem Papier ist er ein Torwart, der schon jetzt über bessere Reflexe verfügt als der in die Jahre gekommene Neuer. Paraden wie die von Peretz jüngst zeigte der 38-Jährige schon länger nicht mehr.

Um herauszufinden, ob man einen möglichen Neuer-Nachfolger im eigenen Kader hat, müsste Kompany sich trauen, die Torhüterdebatte aufzumachen. Dass er das derzeit nicht möchte, ist nachvollziehbar. Mit Julian Nagelsmann stolperte ein bekannter Coach unter anderem darüber, dass er es sich mit Neuer verscherzte, als er dessen Torwarttrainer aus seinem Team schmiss. Dass sich der Belgier diese Baustelle jetzt nicht aufmachen will, ist verständlich.

Gerade jetzt würde sich aber die Chance bieten, Peretz für gute Leistungen zu belohnen und Neuer glaubhaft zu vermitteln, dass seine Verletzung an den Rippen auskuriert werden sollte – schließlich geht es danach gegen Paris Saint-Germain, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Spiele, in denen jeder Ausfall teuer werden kann.

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FC Bayern: Wichtige Phase für Neuer

Es ist eine Phase, die auch über die Zukunft von Neuer entscheiden kann. Eine, in der er sich fast schon auszeichnen muss. Die Kritik an ihm ist nicht deshalb leiser geworden, weil er sich mit starken Leistungen rehabilitiert hätte, sondern weil die letzten Gegner nicht die Qualität hatten, um überhaupt zu gefährlichen Abschlüssen zu kommen.

Das wird sich jetzt voraussichtlich ändern. Für Neuer ist es die Chance auf eine Trendwende. Sollte sich der Trend aber bestätigen, wird man bei den Bayern schneller über einen Wechsel im Tor nachdenken müssen, als ihnen lieb ist.

Das, was der Bayern-Keeper in dieser Saison bisher gezeigt hat, hätte Peretz gewiss auch hinbekommen. Vielleicht besser. Vielleicht auch nicht. Herausfinden wird man es nur, wenn man ihm die Möglichkeit gibt, sich zu beweisen. Theoretisch ist diese Möglichkeit gegen Augsburg jetzt da. Praktisch wird man abwarten müssen, ob Peretz zumindest das eine Auge seines Trainers ausreichend zum Lachen bringen konnte.

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