Erfolgreicher Auftakt
FC Bayern München: Kantersieg gegen RB Leipzig darf nicht über dünnen Kader hinwegtäuschen - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 23.08.2025
- 00:19 Uhr
- Chris Lugert
Der FC Bayern feiert einen glamourösen Auftakt in die neue Bundesliga-Saison. Doch der Kantersieg gegen RB Leipzig darf mit Blick auf nötige Transfers nicht die Sinne vernebeln. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Wie schnell es im Fußball gehen kann.
Gut eine Stunde vor dem Bundesliga-Eröffnungsspiel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig, als der Rekordmeister seine Aufstellung veröffentlichte, tobte der bajuwarische Anhang.
Was nicht an den elf Spielern lag, die in der Startelf aufgelistet waren, sondern an den Namen auf der Auswechselbank. Zwei Torhüter, zwei Abwehrspieler, zwei Mittelfeldakteure, drei Youngster für den Angriff - aber nirgendwo ein gestandener Offensivspieler.
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Sollte es noch einen Beweis gebraucht haben, dass der Kader der Bayern auf Kante genäht ist, so wurde er in dem Moment der Bekanntgabe der Aufstellung erbracht. Und die Reaktionen waren entsprechend heftig.
Einige Stunden und ein famoses 6:0 später war die Stimmungslage eine andere. Seht her, der Kader reicht doch völlig aus, die Youngster um Lennart Karl kriegen ihre Spielzeit, alles ist bestens, zumal Jamal Musiala ohnehin noch fehlt - wer also braucht Transfers?
FC Bayern: In der Spitze top, in der Breite flop
Die Antwort: der FC Bayern, und zwar immer noch. Die reflexartige Neigung, überzureagieren, kann in beide Richtungen ausschlagen. Der Glaube, ein gelungenes Spiel gegen schwache Leipziger sei der Beweis, dass alles bestens ist, wäre ein böser Trugschluss.
Dass der Kader für die Bundesliga genug sein sollte, streitet kaum jemand ab. Die besten 13 oder 14 Spieler der Bayern sind in einer anderen Liga unterwegs, verglichen mit der vermeintlichen Konkurrenz. Ob Harry Kane, Luis Diaz, Michael Olise oder eben Musiala - solche Spieler hat schlicht niemand sonst in Deutschland.
Doch der Anspruch des FC Bayern geht über die nationalen Wettbewerbe hinaus. Und in Europa gibt es sehr wohl reichlich andere Mannschaften, die es mit der Startelf der Münchner aufnehmen können. Entscheidend ist, wer dahinter die größeren Trümpfe hat. Spoiler: Die Bayern sind es nicht.
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Zwar kommen Musiala, Alphonso Davies, Tom Bischof und Hiroki Ito irgendwann zurück, doch dann wird es andere Verletzte geben. Sich auf die Hoffnung zu verlassen, es würden schon alle fit bleiben, wäre Naivität in einer Ausprägung, wie sie sich ein Verein wie der FC Bayern nicht leisten kann.
Jeder Klub hat im Laufe der Saison mit Verletzungen zu kämpfen, das gehört zum Geschäft. Auch Formkrisen sind hin und wieder an der Tagesordnung. So etwas bleibt nicht aus. In dieser Situation ist es wichtig für einen Trainer, Alternativen zu haben.
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Vorsaison als mahnendes Beispiel für die Bayern
Vincent Kompany hat die aktuell nicht, zumindest nicht im Angriff. Es ist richtig, dass Karl endlich Spielzeit bekommt. Aber es ist ein Unterschied, ob ein 17-Jähriger in der Bundesliga ohne Druck eingewechselt wird oder plötzlich in der K.-o.-Runde der Champions League spielen muss. Eben weil es keine Alternativen gibt.
Die vergangene Saison hat gezeigt, was passiert, wenn das Verletzungspech zuschlägt. Im Viertelfinale gegen Inter Mailand war Endstation, weil zu viele gute Spieler fehlten. Der Unterschied: Damals war der Kader mit Profis wie Kingsley Coman, Leroy Sane und Thomas Müller noch deutlich breiter.
Davon ist aktuell nichts zu sehen. Man kann sich ausrechnen, wie es im April aussieht, wenn aus dem aktuellen Aufgebot auch nur zwei oder drei Offensivkräfte fehlen - was gerade in der heißen Phase einer Saison mit englischen Wochen am Fließband immer passieren kann.
Der Bundesliga-Auftakt gegen Leipzig mag diese Realitäten kurzzeitig vergessen lassen, doch deshalb sind sie nicht verschwunden. Will der FC Bayern in der Champions League mitmischen, muss in den anderthalb Wochen bis zum Ende der Transferperiode noch etwas passieren.
Schon ein oder zwei zusätzliche Alternativen genügen, um die Breite zu stärken. Denn genau die wird darüber entscheiden, wie weit es in Europas Königsklasse geht.