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FC Bayern vs. VfL Wolfsburg - FCB-Schreck Grafite im Interview: "Die Zeit unter Magath war verrückt"
- Veröffentlicht: 17.01.2025
- 21:30 Uhr
- Philipp Kessler/ran.de
Im ran-Interview spricht der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Grafite über die Zeit, als der VfL Wolfsburg den FC Bayern blamierte, und über die Situation vor dem Bundesligaspiel am Samstag.
Von Philipp Kessler
Auf die Frage nach der Bedeutung seines Namens schickte Grafite, bürgerlich Edinaldo Batista Libanio, ein Foto einer Bleistiftmine via WhatsApp.
Ein früherer Trainer aus Brasilien bezeichnete den lebensfrohen Ex-Fußballer aufgrund seiner Statur und Größe einst so.
Grafite schoss den VfL Wolfsburg 2008/09 zum überraschenden Meistertitel in der Bundesliga.
Unvergessen ist vor allem sein Jahrhundert-Treffer in jener Spielzeit mit der Hacke beim 5:1 gegen den FC Bayern.
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Inzwischen arbeitet der 45-Jährige als TV-Experte in Brasilien und analysiert Spiele der Bundesliga.
Auch am Samstag (15.30 Uhr im Liveticker), wenn sein Ex-Verein in München auf den deutschen Rekordmeister trifft.
ran: Grafite, wie oft werden Sie noch an Ihr unfassbares Tor beim 5:1 des VfL Wolfsburg im Frühjahr 2009 gegen den FC Bayern angesprochen?
Grafite: Jeden Tag spricht mich jemand darauf an. Auch auf Social Media bekomme ich täglich Nachrichten dazu. Mein Tor mit der Hacke war ein sehr besonderer Moment für mich und auch für den Verein. Der Treffer ist Teil der Bundesliga-Gesichte. Und wissen Sie was mich ebenfalls stolz macht?
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ran: Was?
Grafite: Mein zehn Jahre alter Sohn spielt ebenfalls Fußball. Er schaut sich meine Spiele an und sagt mir, welche Treffer ihm besonders gefallen. Das ist wirklich schön. Generell war die komplette Saison 2008/09 überragend. Wir haben die Meisterschale gewonnen.
ran: War Ihr damaliger Meistertrainer Felix Magath wirklich so hart?
Grafite: Einige meiner Kumpels hier in Brasilien haben unter ihm gearbeitet. Sie haben im Spaß gesagt: "Wie kannst du ihn mögen? Er ist verrückt. Mein Freund, Magath bringt mich um…" (lacht) Aber für mich war er wirklich gut. Natürlich war es eine verrückte Zeit. Die Einheiten waren wirklich sehr hart, vor allem im Trainingslager. Aber im Endeffekt war unsere Leistung super. Wir waren richtig fit. Es hat sich gelohnt – und im Nachhinein hat alles Sinn gemacht. Wir hatten richtig großen Erfolg.
ran: Haben Sie noch Kontakt zu Magath?
Grafite: Ich habe ihn letztes Jahr in München getroffen. Wir haben unsere Frauen mitgebracht. Wir haben uns gut unterhalten und viel gelacht. Er ist ganz besonders. Ich mag ihn sehr!
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ran: Am Samstag muss Ihr Ex-Klub in der Bundesliga gegen den FC Bayern ran. Wer gewinnt?
Grafite: Der FC Bayern ist immer Favorit. Wir sprechen vom größten Verein Deutschlands, der auch in Europa zur Spitze gehört. Sie spielen wieder sehr guten Fußball. Ich habe mir unter der Woche sowohl das 5:0 der Bayern gegen Hoffenheim als auch das 5:1 von Wolfsburg gegen Gladbach angeschaut. Beide Mannschaften befinden sich in einer guten Phase. Aber: Gegen die Bayern zu bestehen, ist nie einfach.
ran: Was könnte der Schlüssel zum Erfolg für Wolfsburg werden?
Grafite: Auf die mannschaftliche Geschlossenheit kommt es an. Da ist der VfL stärker als in der vergangenen Saison. Wenn die Wolfsburger als Einheit auftreten, dann werden sie zu Chancen kommen. Wolfsburg hat zwar noch nie in der Allianz Arena gewonnen. Aber wenn man als Mannschaft defensiv gut verteidigt und schnell kontert, dann hat man eine Chance.
ran: Welcher VfL-Star kann den Bayern gefährlich werden?
Grafite: Jeder Spieler muss seine Topleistung bringen. Wind ist ein Unterschiedsspieler, aber nur er alleine kann auch nichts ausrichten.
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ran: Was denken Sie über Wolfsburg-Coach Ralph Hasenhüttl?
Grafite: Das Trainerteam macht einen guten Job. Was ich höre, wird täglich im Training sehr gut gearbeitet. Wolfsburg hat nicht nur eine einzige Strategie. Sie können ihren Spielstil jedem Gegner anpassen. Die Spieler wissen inzwischen genau, was der Trainer von ihnen verlangt, und das können sie auch umsetzen.
ran: Sind Sie überrascht, dass Vincent Kompany bislang einen so guten Job beim FC Bayern macht? Immerhin kam er von Premier-League-Absteiger Burnley nach München.
Grafite: Nicht immer braucht man viel Erfahrung, um bei großen Klubs zu funktionieren. Xabi Alonso war in der vergangenen Saison der beste Trainer in Europa. Obwohl er vor Leverkusen noch keine Topmannschaft trainiert hatte. Er und Kompany wissen aus ihrer Spielerzeit aber, wie große Teams funktionieren.
ran: Was machen Sie nun nach Ihrer Profi-Karriere?
Grafite: Ich bin aktuell TV-Experte in Brasilien. Ich habe bislang schon einige Bundesliga-Spiele analysiert, am Samstag arbeite ich zum ersten Mal bei einem Spiel von Wolfsburg. Darauf freue ich mich sehr. Ich wünsche Wolfsburg viel Glück. Generell vermisse ich die Deutschen. Ich weiß, es ist im Moment sehr kalt dort, in Brasilien ist es richtig heiß. Da bin ich doch lieber in der Heimat aktuell. (lacht)