FC Bayern München "sehr zufrieden": Diese Baustellen hat Max Eberl aber noch nicht geschlossen
Aktualisiert: 08.08.2025
14:21 Uhr
Justin Kraft
Max Eberl und der FC Bayern München sind "sehr zufrieden" mit ihrem Transferfenster. Dabei gibt es noch ein paar offene Fragen, die es nun zu klären gilt.
Max Eberl ist dieser Tage gut gelaunt. Das lässt sich recht gut daran erkennen, wie er mit den Medien spricht und auch daran, was er sagt. Um ein Lächeln ist der Sportvorstand immer bemüht. Auch darum, möglichst nicht die Fassung zu verlieren, wenn er sauer ist.
Und doch ist er jemand, an dessen Mimik, Ton und Wortwahl man gut erkennt, wie es um sein Nervenkostüm gerade bestellt ist. So neigte er in der Vergangenheit gern mal dazu, mindestens kleine Spitzen an Journalistinnen und Journalisten zu verteilen, wenn der Druck in der Berichterstattung mal wieder wuchs.
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Was sein gutes Recht und letztlich ein Stück weit auch seine Aufgabe in der Repräsentation ist, wenn es darum geht, den eigenen Weg zu verteidigen. Im Moment aber wirkt Eberl nicht mehr so angespannt.
Die immer wieder aufkommenden Gerüchte, dass der FC Bayern München sich noch in diesem Jahr von ihm trennen könnte, sind leiser geworden und auch der ganz große Druck auf dem Transfermarkt ist mit der Verpflichtung von Luis Díaz und den guten Leistungen des einen oder anderen Talents kleiner geworden.
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FC Bayern: Max Eberl bleibt bei Transfers ruhig
"Einen Stopp gibt es bis zum 1. September nicht. Da ist immer irgendwie Bewegung", sagte der 51-Jährige zwar bei "MagentaSport": "Wir sind aber erstmal in der Vorhand. Wir sind ruhig, wir haben unseren Kader stehen und schauen uns an, was passiert." Man sei "sehr zufrieden" mit dem Transferfenster.
Doch wie ruhig können Eberl und der FC Bayern wirklich sein? Einige Baustellen gibt es für die sportliche Leitung durchaus noch – einige davon werden sie durch die gesamte Saison begleiten.
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FC Bayern München: Defensive Dysbalance im Kader
Aufällig ist, dass in den vergangenen Wochen und Monaten nahezu ausschließlich über die Offensive diskutiert wurde. Dabei ist die defensive Dysbalance im Kader ein Thema, das viel größer sein müsste. In der vergangenen Saison wurde die Innenverteidigung vor allem im Endspurt zum Problem. Hiroki Ito fehlte nahezu dauerhaft, Dayot Upamecano fiel aus, Minjae Kim war angeschlagen und zeitweise musste Vincent Kompany bei der Aufstellung improvisieren.
Eric Dier hat den Klub verlassen. Dafür holten die Bayern Jonathan Tah. Bedeutet aber auch: Der Kader ist hinten genauso dünn wie im Vorjahr. Es darf wenig bis nichts passieren. Während man drei Rechtsverteidiger hat, ist auch die qualitative Breite ein Problem. Wenn Upamecano so konstant agiert wie bis zu seiner Verletzung, ist er einer der besten Innenverteidiger der Welt: Spiel- und Zweikampfstark, ein echter Fixpunkt in der Viererkette.
Auch Tah hat das Potenzial, konstant und stabil auf höchstem Niveau zu agieren. Bei Kim hingegen wurde genau das immer wieder in Frage gestellt – und das nicht ohne Grund. Der Südkoreaner agiert in vielen Situationen zu hektisch und hat kein wirklich weiträumiges Spielverständnis. Immer wieder verfolgt er seine Gegenspieler bis weit in die gegnerische Hälfte und wird dann überspielt.
Dass das kein grundsätzliches Problem des Systems ist, zeigen seine Kollegen regelmäßig. Upamecano kommt mit diesem Anforderungsprofil zum Beispiel sehr gut klar. Kim hingegen macht dieselben Fehler immer und immer wieder. Als dritter Innenverteidiger ist sein Niveau zwar gut, aber mittelfristig wird er wohl ein Verkaufskandidat sein.
Ob man mit Ito wiederum planen kann, ist ebenfalls fraglich. Der Japaner fällt noch bis mindestens Oktober aus. In der Innenverteidigung fehlt zudem die Perspektive. Großen Spielraum für Weiterentwicklung gibt es nicht.
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Wie plant der FC Bayern mit seinen Top-Talenten?
Ändern könnte man das allenfalls, wenn Cassiano Kiala eine Chance bekäme. Der 16-Jährige erhält von nahezu allen, die seine Karriere eng verfolgt haben, großes Lob. In Berlin wurde der Ex-Herthaner einst schon mit den fußballerischen Qualitäten eines Jerome Boateng verglichen. Auch am Münchner Campus sind sie begeistert von seinem Talent.
Viel Spielzeit winkt ihm hinter Upamecano, Tah und Kim aktuell aber nicht. Wahrscheinlicher ist, dass er sich erstmal bei der U19 und vielleicht bei den Amateuren in der Regionalliga Bayern beweisen soll. Ein Modell wie es der FC Barcelona beispielsweise mit Pau Cubarsi fuhr, ihn also einfach schon sehr früh ins kalte Wasser zu werfen, wäre aber durchaus interessant. Zumindest ist Kiala eine echte Option, sollte der Kader ähnlich auf dem Zahnfleisch gehen wie in der vergangenen Saison.
Und das ist dann eben auch ein wesentlicher Punkt in der Kaderplanung: Zu viele Neuzugänge verbauen die Perspektiven von jungen Talenten. Ob es wirklich Eberls Plan war, Lennart Karl und/oder Paul Wanner so in den Kader zu integrieren, dass sie echte Optionen sind, ist fraglich. Dass es jetzt aber Sinn ergibt, wird immer deutlicher.
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Bundesliga-Saison 2025/26: Fixe Zu- und Abgänge der 18 Klubs - alle Transfers in der Übersicht
Zu- und Abgänge aller Bundesligisten im Sommer 2025 Die Teams der Bundesliga befinden sich bereits in der Vorbereitung auf die neue Saison - auch auf dem Transfermarkt wurden die Bundesligisten bereits tätig. ran schafft einen Überblick, welche Zu- und Abgänge bereits in trockenen Tüchern sind. Spieler die von Leihen zurückkehren, aus dem eigenen Nachwuchs hochgezogen wurden oder deren Leihe ausläuft, werden nicht aufgeführt. (Stand 07. August 2025, Quelle für Ablösesummen: transfermarkt.de)
FC Bayern München Zugänge: Luis Diaz (FC Liverpool, Ablöse: 70 Mio. Euro) Jonathan Tah (Bayer Leverkusen, Ablöse: 2 Mio. Euro) Tom Bischof (TSG Hoffenheim, Ablöse: 300.000 Euro)
Abgänge: Mathys Tel (Tottenham Hotspur, Ablöse: 35 Mio. Euro) Adam Aznou (FC Everton, Ablöse: 9 Mio. Euro) Frans Krätzig (RB Salzburg, Ablöse: 3,5 Mio. Euro) Gabriel Vidovic (Dinamo Zagreb, Ablöse: 1,2 Mio. Euro) Joao Palhinha (Tottenham, Leihgebühr: 5 Mio. Euro) Bryan Zaragoza (Celta Vigo, Leihgebühr: 1 Mio. Euro) Daniel Peretz (Hamburger SV, Leihgebühr: 250.000 Euro) Arijon Ibrahimovic (1. FC Heidenheim, Leihe) Maurice Krattenmacher (Hertha BSC, Leihe) Tarek Buchmann (1.FC Nürnberg, Leihe) Lovro Zvonarek (Grasshoppers Zürich, Leihe) Eric Dier (AS Monaco, ablösefrei) Leroy Sane (Galatasaray Istanbul, ablösefrei) Thomas Müller (vereinslos, ablösefrei)
Der Campus des FC Bayern hat die Qualität, um den Kader immer mal wieder sinnvoll zu ergänzen, ohne dass die Notwendigkeit bestünde, Spieler im Bereich zwischen zehn und 30 Millionen Euro zu kaufen, die am Ende nicht die gewünschten Erwartungen erfüllen.
Allerdings muss der Rekordmeister dann auch im Laufe der Saison beweisen, dass das Vertrauen für die jungen Talente da ist – und den jetzt eingeschlagenen Weg damit bestätigen. Als reiner Notnagel werden diese Spieler nicht funktionieren, weil sie sich dann nicht entwickeln.
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Schafft Max Eberl in München den Umbruch?
Denn ein Teil der Wahrheit ist auch: Zwar hat der FC Bayern in Bezug auf die eingesetzten Spieler in den vergangenen Jahren einen alten Kader. Aber er hat einige junge Spieler, die das ändern könnten – und die auch die Qualität dazu haben. Eberls Auftrag, den Umbruch zu bewältigen, muss nicht an Transfers hängen und schon gar nicht an sehr teuren Transfers.
Er hängt aber sehr wohl an einer klaren Strategie. Um diese bewerten zu können, wird man die Saison abwarten müssen. Ebenso abwarten muss man eine weitere große Baustelle, die Eberl zu schließen hat: 2026 laufen sieben Verträge aus. Herausgerechnet ist dabei Karl, der bald ein neues Arbeitspapier unterschreiben soll.
Mit Leon Goretzka, Serge Gnabry, Manuel Neuer, Sven Ulreich, Raphael Guerreiro und Upamecano gibt es jedoch zahlreiche Spieler, die bei einer Nicht-Verlängerung ersetzt werden müssten – teils hochklassig, um vor allem international konkurrenzfähig zu bleiben.
Im Tor hat man mit Jonas Urbig ebenso eine gute junge Option wie im Mittelfeld mit Tom Bischof oder offensiv mit Wanner und Karl. Sie alle müssen sich aber noch beweisen. Der Umbruch, den Eberl nun seit Amtsantritt immer wieder aus unterschiedlichen Gründen vertagt, ist spätestens im nächsten Sommer fällig.
Und wenn man an die zähen Verhandlungsgespräche mit den Spielern denkt, deren Vertrag 2025 ausgelaufen wäre oder ist, dann steht dem Sportvorstand einiges an Arbeit bevor. Die derzeit gute Laune Eberls ist angesichts der Puzzleteile, die sich zuletzt zusammengefügt haben, nachvollziehbar. Aber sie ist bei einem Klub wie dem FC Bayern eben auch fragil.