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FC Bayern München: Tel-Abschied riskant? Diese sieben Youngster wurden zu früh verkauft
- Aktualisiert: 30.01.2025
- 23:47 Uhr
- Dominik Hager
Für aufstrebende Talente gibt es kaum spannendere aber auch kaum schwierigere Spielwiesen als den FC Bayern. Wer sich in München durchsetzen will, muss auf Anhieb liefern. Dies hat jüngst auch Mathys Tel zu spüren kommen, der vor einem Abschied steht. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass die Münchner den ein oder anderen Youngster deutlich zu früh vom Hof gejagt haben.
Der FC Bayern steht unmittelbar vor der Trennung mit Mathys Tel. Der Youngster hat sich angesichts von zu wenig Einsatzchancen dazu entschlossen, die Münchner zu verlassen.
Noch ist unklar, zu welchen Konditionen und Modalitäten der Tel-Abschied vonstatten gehen wird. Von Leihgeschäften mit oder ohne Kaufoption bis hin zu einem fixen Verkauf scheint aktuell alles möglich zu sein. Zuletzt galt Tottenham als Top-Kandidat.
In der Vergangenheit haben sich die Münchner schon häufiger von heiß gehandelten Talenten getrennt und sind damit oft auch nicht schlecht gefahren. Denken wir nur an Renato Sanches oder Tanguy Nianzou, die nach ihren Abschieden nicht auf Top-Niveau durchgestartet sind.
Auf der anderen Seite gibt es aber eben auch warnende Beispiele dafür, dass sich die Münchner zu früh von ihren Talenten getrennt haben. Diese sieben Spieler stehen dafür symptomatisch:
Pierre-Emile Hojbjerg
Pierre-Emile Hojbjerg konnte sich beim FC Bayern nie so wirklich durchsetzen. Der Däne wurde an Augsburg und Schalke verliehen, jedoch folgte im Jahr 2016 der Verkauf für 15 Millionen Euro an Southampton.
Zunächst sah dies nach einem ordentlichen Deal aus, jedoch zeigte Hojbjerg auf der Insel mehr, als ihm einige zugetraut hatten.
Der Mittelfeldspieler wechselte zu den Spurs und absolvierte mit dem Klub zahlreiche starke Spielzeiten, selbst wenn es nicht für einen großen Titel reichte. Hojbjerg absolvierte für Tottenham 184 Spiele und ist aktuell auf Leihbasis in Marseille tätig. Zudem hat er 86 Länderspiele für Dänemark bestritten und führt seine Nation als Kapitän auf das Feld.
Zwar kann man darüber streiten, ob Hojbjerg beim FC Bayern ein dauerhafter Leistungsträger geworden wäre, eine sehr gute Rolle hätte er aber definitiv im Tank gehabt.
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Malik Tillman
Bei Malik Tillman wurde schnell klar, dass er nicht viel davon hält, sein Talent auf der Bayern-Bank zu verschwenden. Der US-Amerikaner zeigte sein Können erst als Leihspieler bei Celtic Glasgow und dann ebenfalls als Leihspieler in Eindhoven. Die PSV entschied sich im Sommer 2024, die Klausel in Höhe von zwölf Millionen Euro zu aktivieren und Tillman fest zu verpflichten.
Ein echtes Schnäppchen, wenn man sich die Zahlen ansieht. In Eindhoven kommt der offensive Mittelfeldspieler insgesamt auf 39 Torbeteiligungen in 65 Spielen. In der laufenden Champions-League-Saison steht er immerhin auch schon bei fünf Scorer-Punkten.
Folgerichtig ist sein Marktwert inzwischen auf 30 Millionen Euro angestiegen und damit zweieinhalb mal so hoch wie sein Verkaufspreis. Die Münchner haben allerdings eine Rückkaufklausel, mit der sie Tillman theoretisch zurückholen könnten. Die Klausel liegt laut "Sky" bei 30 bis 40 Millionen Euro.
Angelo Stiller
Angelo Stiller hat für die Bayern-Profis mickrige drei Pflichtspiele bestritten, ehe seine Zeit in München endete. Der Sechser wechselte nach Vertragende ablösefrei nach Hoffenheim und machte sich unter Sebastian Hoeneß direkt ganz gut. Nach dem Aus von Hoeneß bei der TSG ging es jedoch für Stiller bergab, weshalb ihm in München niemand mehr eine Träne nachweinte.
Der Wechsel zum VfB Stuttgart im Sommer 2023 brachte dann aber die Wende. Die erneute Zusammenarbeit mit Hoeneß verlieh Stiller wie dem gesamten VfB Flügel. Im Vorjahr reichte es zu Rang zwei in der Bundesliga.
Stiller ist der absolute Dreh- und Angelpunkt bei den Stuttgartern und könnte auch in der Nationalmannschaft über Jahre hinweg das Mittelfeld-Zentrum mit Aleksandar Pavlovic bilden.
Natürlich wäre es für den 23-Jährigen in München trotzdem nicht leicht geworden, jedoch zeigt sein Marktwert von 32 Millionen Euro, dass dem FCB gut was durch die Lappen gegangen ist.
4. Kenan Yildiz
Eigentlich galt Kenan Yildiz beim FC Bayern schon früh als potenzieller Star von morgen. So ganz scheinen die Münchner dem Angreifer aber den Durchbruch nicht zugetraut zu haben. Dies ermöglichte es Juventus Turin, Yildiz im Jahr 2023 ablösefrei zu bekommen.
Seitdem ist Yildiz zum echten Senkrechtstarter mutiert. Mit seinen 19 Jahren hat er bereits 64 Pflichtspiele für Juve (16 Scorer) und 17 Länderspiele für die Türkei bestritten. Der Youngster ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung und ist in der Türkei neben Arda Güler der große Hoffnungsträger.
Yildiz hat inzwischen einen Marktwert von 45 Millionen Euro und könnte schon bald noch viel wertvoller sein. Für den FC Bayern hat der Angreifer kein einziges Profi-Spiel bestritten.
Das Wichtigste in Kürze
Ryan Gravenberch
Eigentlich verzeichnet der FC Bayern bei Ryan Gravenberch eine absolut positive Bilanz. Die Münchner verpflichteten den Niederländer für 18,5 Millionen Euro und verkauften ihn nach einer enttäuschenden Saison für 40 Millionen Euro an den FC Liverpool.
Das dicke Transferplus darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bayern mit Gravenberch auch ein absolutes Mittelfeld-Juwel verloren haben. Zunächst gelang es Jürgen Klopp, den 22-Jährigen wieder langsam heranzuführen und sein Selbstvertrauen zu stärken, ehe Gravenberch unter Arne Slot seinen endgültigen Durchbruch schaffte.
Der Mittelfeldspieler ist bei den Reds aus der Startelf nicht mehr wegzudenken und überzeugt in seiner neuen Rolle als Sechser. Gravenberch bringt in der Premier League 90 Prozent seiner Pässe an den Mann und gewinnt 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Ohnehin gibt es kaum einen Spieler, der Athletik und Technik so gut vereint wie der Niederländer.
Beim FC Bayern mangelte es an Selbstvertrauen und Defensivstärke. Die Münchner hätten aber durchaus wissen müssen, dass sich beides bei jungen Spielern noch entwickeln kann. Inzwischen hat Gravenberch einen Marktwert von 55 Millionen Euro, Tendenz steigend.
Toni Kroos
Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren nicht damit gezaudert, zahlreiche Profis zu Großverdienern zu machen, die sich dann aber nicht als konstante Leistungsträger beweisen konnten. Serge Gnabry, Kingsley Coman und Leroy Sané stehen dafür symptomatisch.
Doch ausgerechnet bei Toni Kroos geizten die Münchner mit einem attraktiven Vertragsangebot. Die Bayern-Bosse sahen den Mittelfeldspieler nicht in einer Reihe mit den damaligen Stars Franck Ribery, Arjen Robben oder Manuel Neuer.
Folgerichtig konnten sie keine Einigung mit der Kroos-Seite erzielen. Viele konnten die Haltung der Münchner nachvollziehen, weil der damals 24-Jährige in den absoluten Top-Spielen nicht immer die nötige Präsenz zeigen konnte.
Dabei vergaßen sie jedoch, dass zentrale Mittelfeldspieler ihren Peak meist erst mit Ende 20 erreichen und recht lange halten können. Genau so kam es auch bei Kroos. Für vergleichsweise läppische 25 Millionen ging es ein Jahr vor Vertragende zu Real Madrid, wo er zum Weltstar aufstieg und fünfmal die Champions League gewann.
Hier haben die Bayern wahrlich am falschen Ende gespart.
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Mats Hummels
Mats Hummels war eine der ganz klaren Säulen der BVB-Meistertitel 2011 und 2012. Umso größer dürfte der Ärger beim FC Bayern darüber gewesen sein, den Youngster im Sommer 2009 für 4,2 Millionen Euro an den BVB verkauft zu haben.
Wer sieht an der Säbener Straße schon gerne, wenn ein aus der Bayern-Jugend stammender Spieler ausgerechnet mit dem BVB den Münchnern Niederlage für Niederlage einschenkt?
Genau so war es Anfang der 2010er-Jahre, ehe die Bayern mit der Saison 2012/13 die Wende schafften. Den Roten gelang es auch, den verlorenen Sohn im Sommer 2016 zurückzuholen, allerdings für satte 35 Millionen Euro. Eine kostspielige Angelegenheit, die der Verein hätte verhindern können.
Streiten kann man sich auch über den zweiten Hummels-Verkauf im Jahr 2019 für 30,5 Millionen Euro, jedoch wurde der eigentliche Fehler zehn Jahre zuvor gemacht.