David Alaba keine Option
FC Bayern München: Thomas Helmer rät im Interview zu Verpflichtung von BVB-Star
- Aktualisiert: 01.05.2025
- 12:31 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Thomas Helmer war einst selbst ein kompromissloser Abwehrspieler. Im Interview mit ran spricht er über den Ausraster von Antonio Rüdiger, die Probleme in der Bayern-Innenverteidigung und erklärt, welcher Dortmunder in München funktionieren könnte.
Thomas Helmer hat über 390 Bundesligaspiele absolviert und gehört in seiner Generation zu den besten Verteidigern, die es in Deutschland gab.
Er lief unter anderem für den BVB und den FC Bayern auf.
Über die aktuellen Geschehnisse um Antonio Rüdiger, die Situation in der Nationalmannschaft sowie die Probleme in der Bayern-Abwehr hat ran mit ihm exklusiv gesprochen.
Zudem sprach Helmer auch über die Chancen für eine DFB-Rückkehr von Waldemar Anton und Emre Can und äußerte sich zu der Frage, ob Jonathan Tah der aktuell beste deutsche Innenverteidiger ist.
Helmer: "Die Sperre ist völlig okay"
ran: Herr Helmer, Antonio Rüdiger wurde für seinen Ausraster im spanischen Pokalfinale für sechs Spiele gesperrt. Ist die Strafe gerechtfertigt oder hätten Sie härtere Konsequenzen erwartet?
Helmer: "Sechs Spiele Sperre ist durchaus eine nachvollziehbare Strafe. Es ist blöd für einen Spieler, wenn er die Vorbereitung macht und dann erstmal zwei Spiele draußen sitzen muss. Deswegen wird das Antonio Rüdiger auch treffen. Wahrscheinlich hat er gehofft, nur diese Saison gesperrt zu werden. Deswegen glaube ich, dass diese sechs Spiele für dieses Vergehen völlig okay sind."
Das Wichtigste in Kürze
ran: Hätte auch der DFB nach diesem Vorfall vorerst auf ihn verzichten müssen?
Helmer: "Ich glaube, die Reaktion von Rudi Völler und dem DFB war sehr gut. Sie haben klare Worte gefunden und es genau auf den Punkt gebracht. Jetzt kommt die Operation von Rüdiger natürlich allen zugute, da er wahrscheinlich nicht wird spielen können. Damit sollte es meiner Meinung nach gut sein und das Thema nicht weiter behandelt werden, sondern sie müssen versuchen, die Nations League zu gewinnen."
ran: Wie erklären Sie sich die regelmäßigen Ausraster und was kann Antonio Rüdiger dagegen tun?
Helmer: "Ein Patentrezept gibt es gegen so etwas nicht. Bei ihm ist es natürlich jetzt das eine oder andere Mal vorgekommen. Vielleicht kann sein Team ihm ein bisschen mehr helfen. Ich glaube, nach der letzten Aktion hat er gesehen, wie schlimm er da reagiert hat. Da hilft es vielleicht einfach mal, den Spiegel selbst vorzuhalten. Ich bin nicht derjenige, der anderen Ratschläge gibt. Allerdings haben Profifußballer natürlich eine Vorbildfunktion, die sie ausüben sollten. Das gelingt nicht immer und ist auch mir nicht immer gelungen. Man muss schauen, wer ihm helfen kann, da wäre ich wieder bei der Mannschaft. Bei diesem Pokalfinale war die Stimmung natürlich sehr aufgeheizt. Emotionen sollen immer bleiben, allerdings müssen sie in einem gewissen Rahmen ablaufen."
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Antonio Rüdiger weiterhin ein "fester Bestandteil" der DFB-Abwehr
ran: Ist der Ausfall Rüdigers jetzt die Chance für zuletzt aussortierte Spieler wie Waldemar Anton oder Emre Can in der Nations League, da es beim BVB zuletzt auch wieder besser lief?
Helmer: "Ich glaube nicht, dass der sportliche Wert von Rüdiger jetzt infrage gestellt worden ist. Natürlich ist das aber eine Chance für die anderen, wenn sie spielen dürfen. Julian Nagelsmann setzt ja auf Leistung. Ob das Waldemar Anton oder Emre Can umsetzen können, weiß ich nicht. Sie haben in der laufenden Saison ihre eigenen Probleme gehabt. Daher bin ich doch ein bisschen skeptisch, weil Rüdiger ein fester Bestandteil unserer Abwehr ist."
Video: Antonio Rüdiger: Experten streiten über Strafe
ran: Ist Jonathan Tah nun der klare Abwehrchef beim DFB und der aktuell beste deutsche Innenverteidiger?
Helmer: "Jonathan Tah und Antonio Rüdiger haben sich das aufgeteilt, was die Rolle des Abwehrchefs angeht. Ich kann gar nicht sagen, wer da mehr das Sagen hat. Den klassischen und alleinigen Abwehrchef sehe ich allerdings nicht, auch nicht in Tah. Er spielt natürlich seit der letzten Saison auf einem super hohen Niveau. Von daher ist er sicherlich einer unserer besten Innenverteidiger. Ob er der beste ist, weiß ich nicht. Er könnte, wie auch Rüdiger, noch mehr am offensiven Kopfball für die Nationalmannschaft arbeiten."
ran: Wie sollte es jetzt für ihn weitergehen? Im Gespräch sind weiterhin der FC Bayern und der FC Barcelona.
Helmer: "Ich würde ihm empfehlen, nach Barcelona zu gehen, wenn das möglich ist. Dort gibt es diese finanziellen Probleme, die er natürlich nicht beeinflussen kann. Ich sehe ihn nicht unbedingt beim FC Bayern. Es ist einfach ein Gefühl von mir und ich weiß nicht, ob er sich dort wohlfühlen würde. Außerdem ist es fraglich, ob er das mitbringt, was die Bayern im Moment wirklich brauchen."
Helmer: Schlotterbeck statt Alaba-Rückkehr
ran: Wenn Jonathan Tah nicht die Lösung ist, was denken Sie, was der FC Bayern in der Innenverteidigung machen muss?
Helmer: "Das ist bei Bayern natürlich eine klare Problematik mit Upamecano und Kim. Am Anfang sind sie geschwommen, dann haben sie super funktioniert und harmoniert. Sie haben allerdings auch eine sehr schwierige Situation unter Vincent Kompany. Oft stehen sie sehr hoch und müssen es im Eins gegen Eins verteidigen, sowie viele Laufduelle eingehen. Kim würde ich etwas in Schutz nehmen mit seiner Achillessehne. Das ist eine sehr schmerzhafte Geschichte und beeinträchtigt einen Spieler sehr. Jetzt kann man sagen, dass er dann nicht hätte spielen sollen, allerdings gab es nicht wirklich Alternativen für ihn. Nichtsdestotrotz muss Bayern überlegen, ob es den einen Innenverteidiger gibt, der das Ganze stabilisieren könnte. Ich sehe das Problem eher im defensiven Mittelfeld vor den beiden Innenverteidigern. Wenn davor einer steht, der auch mal abräumt und für die Innenverteidiger da ist, dann ist es für die beiden auch leichter. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Arbeiter vor der Kette, der dazwischen haut, enorm hilft."
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ran: Der Abgang von Eric Dier steht bereits fest. Hiroki Ito ist seit seiner Ankunft bei den Bayern durchgehend verletzt - sollte man trotzdem überlegen, sich jetzt auch von Kim zu trennen?
Helmer: "Kim habe ich eben schon angesprochen und ich würde ihn nicht abgeben. In Neapel war es natürlich ein anderes Spiel für ihn als bei den Bayern. Entweder stellt er sich darauf ab der nächsten Saison ein, oder man überlegt danach erneut, ob er in dieses System wirklich reinpasst. Von seinen Fähigkeiten halte ich ihn für einen Spieler, der absolut beim FC Bayern spielen kann. Dafür muss er natürlich verletzungsfrei und fit sein. Bei dem Aufwand der Innenverteidigung ist diese Fitness Grundvoraussetzung."
ran: Sollte man über eine Rückholaktion von David Alaba nachdenken? Und wen könnten Sie sich sonst als Verstärkung für die Bayern-Defensive vorstellen?
Helmer: "Nein, über David Alaba würde ich nicht nachdenken. Nach seiner schweren Verletzung ist er nicht wieder richtig in Tritt gekommen. Jetzt ist er schon wieder verletzt. Daher ist er für mich keine Option. Rückholaktionen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden. In der Bundesliga fällt mir Nico Schlotterbeck ein. Obwohl er eine Zeit lang fehlerbelastet war, macht er es inzwischen sehr gut. Jetzt ist er verletzt, aber er hat einen linken Fuß und könnte gegebenenfalls auch links draußen spielen. Außerdem ist er noch jung und hat noch nicht viele Titel gewonnen. Daher wird er noch hungrig sein. So ein Typ würde den Bayern gut zu Gesicht stehen."