Bundesliga
FC Bayern München: Tom Bischof überzeugt als Linksverteidiger - so eine Option auch für das DFB-Team?
- Aktualisiert: 03.11.2025
- 14:53 Uhr
- Chris Lugert
Zum zweiten Mal nacheinander lief Tom Bischof beim FC Bayern als Linksverteidiger auf. Mit einer erneut starken Leistung spielte er sich in den Fokus - hat der 20-Jährige eine neue Position gefunden?
Von Chris Lugert
Zumindest taktisch ging es für Tom Bischof nach eigener Aussage in den vergangenen Jahren immer nur in eine Richtung. "Ich rutsche immer weiter hinten, habe ich das Gefühl", scherzte der 20-Jährige vom FC Bayern nach dem 3:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Samstag.
Zum zweiten Mal in Folge stand Bischof in einem Bundesligaspiel als Linksverteidiger in der Startelf und machte seine Sache mehr als nur solide. Den Führungstreffer von Serge Gnabry leitete er mit einem überragenden Steilpass ein. Es war sein zweiter Scorerpunkt im Bayern-Trikot.
Zuvor hatte der Sommer-Neuzugang beim 4:0 gegen Werder Bremen im September einen Assist geliefert und damals auf seiner Standardposition im zentralen Mittelfeld überzeugt. Doch ein Momentum kam für Bischof in der Folge nicht zustande, in den Spielen danach blieben ihm erneut nur Kurzeinsätze.
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Was aber nicht unbedingt an Bischof selbst lag, sondern an der gewaltigen Konkurrenz mit Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka. Trainer Vincent Kompany stand also vor der Aufgabe, dem Youngster Spielzeit zu verschaffen - und machte die Position links hinten in der Abwehrkette dafür aus.
Für Bischof ein ungewohntes Terrain, doch das stört ihn kaum. "Wenn ich Linksverteidiger spielen und immer in der Startelf stehen kann, dann nehme ich das auch an. Ich will meine Minuten haben, da ist es egal, ob ich die links, im Zentrum oder woanders sehe", stellte er auf Nachfrage von ran klar.
Konrad Laimer als Vorbild für Tom Bischof?
Nach seinen starken Auftritten zuletzt winkt ihm auch im Champions-League-Kracher bei Paris Saint-Germain am Dienstag (ab 21:00 Uhr im Liveticker) ein Startelf-Einsatz auf der linken Abwehrseite. Es wäre der ultimative Beweis für die gestiegene Wertschätzung, die Kompany dem ehemaligen Hoffenheimer entgegenbringt.
Mit seinem Profil ist Bischof für diese Position tatsächlich auch gut geeignet. Zuallererst ist er Linksfuß und hat damit gegenüber anderen Kandidaten wie Konrad Laimer und Josip Stanisic einen Vorteil. Raphael Guerreiro hingegen hat bekanntermaßen Schwierigkeiten im Defensivverhalten.
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Gerade Laimer kann für Bischof als Vorbild dienen. Der Österreicher ist ebenfalls gelernter Mittelfeldspieler, fand mit starken Leistungen aber seinen Platz als Rechtsverteidiger im Team und entwickelte sich inzwischen zum Fanliebling. Aus der Startelf ist er kaum noch wegzudenken. Eine Perspektive auch für Bischof?
Hilfreich ist dabei, dass die Position bei den Bayern "anders interpretiert" wird - "offensiver, ich kann auch mal aufs Tor schießen, ich bin bei den Angriffen dabei. Deswegen macht es extrem viel Spaß, dort zu spielen", hielt er fest. 102 Ballkontakte und 80 Prozent gewonnene Zweikämpfe untermauerten seine Leistung gegen Bayer.
Lob erhielt er dabei auch von Jonathan Tah, der gegen sein Ex-Team direkt neben Bischof spielte. "Ich finde, er macht es super", sagte der Innenverteidiger, der sich auch als eine Art Mentor für den Kollegen sieht. "Natürlich versuche ich ihm zu helfen, noch mehr zu coachen, mit ihm zu kommunizieren, um ihm auch Sicherheit und das Gefühl zu geben, okay, er kann frei aufspielen", erklärte Tah.
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Für die Bayern ist die Erkenntnis, im Sommer für quasi keine Ablöse womöglich nicht nur einen hochtalentierten Mittelfeldspieler verpflichtet zu haben, sondern auch einen ebenso fähigen Linksverteidiger, wie ein Sechser im Lotto.
Sportvorstand Max Eberl empfand es als "umso schöner, wenn Tom eine Position mehr spielen kann. Das sind Momente, die unseren Kader reicher machen", hielt er fest und betonte: "Wir haben ihn nicht als Linksverteidiger verpflichtet."
So wurde es auch Bischof gegenüber selbst kommuniziert. "Dass ich auf der Sechs eingeplant bin", antwortete er auf die entsprechende Frage, was Kompany auch ihm selbst gesagt habe. "Ich denke, das ist immer noch sein Plan und das wird auch wieder so kommen. Aber ich bin zurzeit auch auf der Linksverteidigerposition zufrieden."
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Doch womöglich wird die linke Defensivseite auch dauerhaft sein neues Zuhause. Zwar wird Alphonso Davies nach seinem Kreuzbandriss in einigen Wochen zurückerwartet, doch bis der pfeilschnelle Kanadier seine alte Form wiedergefunden hat, dürfte es dauern. Zumal er anfangs noch lange nicht alle Spiele machen wird.
Wie es mit Hiroki Ito nach seinem wiederholten Mittelfußbruch weitergehen wird, ist offen. Der Japaner wäre nach seiner Genesung aber wohl eher als zusätzliche Alternative für die Innenverteidigung eingeplant. Ähnliches gilt für Stanisic, während Laimer rechts hinten deutlich wertvoller ist.
Tom Bischof wird zum WM-Kandidaten
Mit guten Leistungen hat Bischof daher die Chance, sich eine Rolle zu erkämpfen, die weit über die eines Ergänzungsspielers hinausgeht. Und zwar nicht nur beim FC Bayern, sondern womöglich auch in der Nationalmannschaft.
Momentan ist Bischof als Kapitän fest bei der U21 eingeplant, schnupperte im vergangenen Sommer bei den Nations League Finals aber bereits beim A-Kader von Bundestrainer Julian Nagelsmann mit rein. Im Mittelfeld ist auch im DFB-Team die Konkurrenz groß - ganz anders aber auf den Außenverteidigerpositionen.
Derzeit sind Maximilian Mittelstädt oder David Raum links quasi gesetzt, die zuletzt aber weit weg davon waren, über jeden Zweifel erhaben zu sein. Dahinter warten Talente wie Nathaniel Brown und Tom Rothe.
Spieler, vor denen sich Bischof nicht verstecken muss. Und die nur selten auf jenem Niveau gefordert werden, wie es bei Bischof tagtäglich im Training sowie in der Champions League der Fall ist.
Schon mit Blick auf die WM im kommenden Jahr könnte Bischof als Allzweckwaffe für Nagelsmann interessant werden. Vorausgesetzt, der Bayern-Profi kommt jetzt tatsächlich regelmäßig bei den Bayern zum Einsatz. Die Chancen dazu stehen allerdings gut.
Auf den Einwurf von ran, dass es in Deutschland nicht allzu viele Linksverteidiger gibt, antwortete Bischof nur mit einem verschmitzten "stimmt, ist richtig". Womöglich ist er auf seiner Reise über das halbe Spielfeld jetzt endlich heimisch geworden.