Bundesliga
FC Bayern München: Uli Hoeneß muss loslassen - so gefährdet er die Ziele von Max Eberl und Co. - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 03.09.2025
- 14:17 Uhr
- Andreas Reiners
Der FC Bayern hat einen schwierigen Transfersommer erlebt. Im Fokus steht oft Max Eberl, das "Problem" ist aber vor allem Uli Hoeneß. Ein Kommentar.
Ein bisschen Fußball-Romantik schadet nicht.
Denn man muss nicht auf jeden Hype-Train rund um das immer gefühllosere Milliarden-Geschäft Fußball aufspringen und alles abfeiern, was passiert.
Man darf bestimmte Entwicklungen gerne richtig blöd finden. Man darf vor ihnen aber auch nicht vollends die Augen verschließen.
Problematisch wird es, wenn man komplett in der Vergangenheit feststeckt und an Tugenden und Gesetzmäßigkeiten festhält, die nicht mehr zeitgemäß sind.
Das Wichtigste in Kürze
FC Bayern: Hoeneß ein hoffnungsloser Romantiker
Uli Hoeneß ist in der Hinsicht ein hoffnungsloser Romantiker.
Was er als Ehrenpräsident theoretisch auch sein darf. In seiner selbst auferlegten Rolle als graue Eminenz im Hintergrund, die immer noch die Fäden zieht, ist das aber schwierig, bisweilen gar fatal.
Ja, natürlich sind die Summen, die im Sommer ausgegeben wurden, "völlig gaga", wie er jetzt bei einer Veranstaltung der Deutschen Fußball Liga in Berlin erklärte. "Irgendwann sagt der Bürger: Sind die völlig bekloppt?"
Ja, auch das ist so, viele Traditionalisten unter den Fans verteufeln die Kommerzialisierung des Sports sogar regelmäßig öffentlichkeitswirksam.
Aufhalten werden die Entwicklung aber weder engagierte Anhänger noch ein empörter Hoeneß.
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FC Bayern: Hoeneß-Forderungen sind weltfremd
Dass der dann aber forderte, man müsse Stärke zeigen und nicht das Geld der Araber, der amerikanischen Hedgefonds nehmen, und die DFL müsse gar sicherstellen, dass die Bundesligisten "dieses Geld nie annehmen müssen", ist weltfremd.
Mal davon abgesehen, dass der FC Bayern beim Verkauf von Kingsley Coman das Geld der Araber gerne angenommen hat.
Oder davon, dass der Rekordmeister erst kürzlich einen Millionenvertrag mit der Fluggesellschaft Emirates aus Dubai geschlossen hat, nachdem zuvor trotz heftiger Fan-Proteste Qatar Airways fünf Jahre lang Partner gewesen war.
Viel schlimmer ist es jedoch, dass Hoeneß diese Ansichten beim FC Bayern zu einem nicht unerheblichen Teil vor- und auslebt und sich unter der Prämisse auch immer wieder aktiv einmischt.
Dass er dabei offenbar beratungsresistent ist, macht es nicht einfacher. Denn damit stellt er nicht nur Sportvorstand Max Eberl vor ernsthafte Probleme.
FC Bayern: Eberl chancenlos oder Chance verspielt?
Denn immer klarer wird, dass der oft gescholtene Macher Eberl nicht nur machtlos erscheint, sondern in vielen Momenten tatsächlich auf verlorenem Posten steht. Der Eindruck verfestigt sich, dass für Hoeneß nicht nur Eberl, sondern im Grunde niemand gut genug ist, um den Klub als Nachfolger endgültig in die Zukunft zu führen.
Der FC Bayern befindet sich deshalb ein einer Art Schwebezustand zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ausgestattet mit einer Wucht, die den FCB immer noch zu den Top-Klubs Europas gehören lässt. Ummantelt aber von einer Führungsstruktur, die dafür sorgt, dass die internationale Konkurrenz davonzieht.
Oder anders gesagt: Dass Hoeneß immer noch nicht loslassen kann, bremst dabei nicht nur Eberl, sondern den ganzen Klub. Er gefährdet damit bereits auf mittelfristige Sicht die Ziele des Vereins, der öffentlich immer mehr von seiner Souveränität und seinem "Mia san mia" einzubüßen droht.
FC Bayern: Hoeneß bremst Eberl und den FCB
Das Hoeneß es Eberl anscheinend nicht zutraut, die komplette sportliche Verantwortung zu übernehmen, schwächt die Position des Sportvorstandes immens. Erschwerend kommt hinzu, dass Eberl teilweise kein glückliches Händchen bei Transfers und auch in seiner eigenen Kommunikation hat.
In Gladbach funktionierte beides deutlich besser, weil er dort freie Hand hatte. In München sind es die vielen Köche, die den Brei verderben, mit Hoeneß als heimlichem Chefkoch.
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Unter dem Strich ist Michael Olise ein Deal, den man als wirklichen Volltreffer bezeichnen kann. Es ist der einzige seit Eberls Amtsantritt.
Weil es Sparzwänge gibt. Finanziell potentere Konkurrenten. Fatalerweise aber auch deshalb, weil Hoeneß immer noch meint, hin und wieder die "Abteilung Attacke" reaktivieren zu müssen. Ohne zu erkennen, dass die Schüsse gegen die Konkurrenz oder die vollmundigen Ansagen immer regelmäßiger nach hinten losgehen. Oder wirkungslos verpuffen.
FC Bayern: Gerüchte um Eberl-Aus
Der abgelaufene Transfersommer hat mit seinem wilden Hin und Her seine Spuren hinterlassen, sowohl beim Klub als auch bei den Verantwortlichen. Bewerten kann man die Transfers seriös zur Winterpause.
Dass Eberl jetzt angeblich den Eindruck erweckt haben soll, er könne hinschmeißen, ist in dem Zusammenhang eher Alarmsignal als Gerücht. Es verbietet sich, darüber zu spekulieren, wie es Eberl genau geht mit den Turbulenzen, der Kritik, dem Druck.
Es schadet aber nicht, darauf hinzuweisen, dass der 51-Jährige in Gladbach aufgrund gesundheitlicher Probleme einst aufhörte. Leider gehört es auch zum modernen Fußball-Geschäft, dass so etwas gerne vergessen wird.
Und der Druck ist an der Säbener Straße ungleich größer als am Borussia Park. Umso unnötiger ist es, ihn innerhalb des Klubs noch künstlich zu erhöhen und dabei krampfhaft an alten Verhaltensweisen festzuhalten.
Denn auch wenn ein bisschen Fußball-Romantik nicht schadet: So wie im Moment steckt der FC Bayern weiter zwischen Vergangenheit und Zukunft fest.