Jugend forscht beim FCB?
FC Bayern München vor der Meisterschaft: Lennart Karl und andere FCB-Talenten winkt große Chance
- Aktualisiert: 25.04.2025
- 10:24 Uhr
- Chris Lugert
Der FC Bayern München steht kurz vor dem Gewinn der deutschen Meisterschaft. Für den Nachwuchs könnte jetzt wichtige Spielpraxis winken, vor allem bei einem Spieler sollte Vincent Kompany jetzt nicht zögern.
Von Chris Lugert
Das Weißbier an der Säbener Straße und in der Allianz Arena steht bereit, die Meisterfeier beim FC Bayern München kann beginnen. Spätestens durch den erneuten Ausrutscher von Bayer Leverkusen am vergangenen Sonntag beim FC St. Pauli (1:1) ist die deutsche Meisterschaft entschieden.
Acht Punkte Vorsprung bei nur noch vier Spielen, dazu eine Tordifferenz, die doppelt so groß ist wie die der "Werkself" und ein "Verfolger", der sich wie ein angeschlagener Boxer durch die finalen Wochen schleppt - Zweifel dürften nur noch Berufsmathematiker haben. Und selbst denen könnten schon am kommenden Samstag die Argumente ausgehen.
Gewinnen die Bayern gegen Mainz und lässt Leverkusen parallel gegen den FC Augsburg erneut Punkte liegen, ist auch rechnerisch alles unter Dach und Fach. Bis zur Klub-WM, die Mitte Juni startet, befänden sich die Münchner dann in einem Vakuum, in dem es um nichts mehr geht. Der Traum vom Champions-League-Titel ist bekanntlich geplatzt.
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Für Trainer Vincent Kompany werden die finalen Wochen der Bundesligasaison deshalb eine besondere Herausforderung. Einerseits muss er die Spannung hochhalten, um sich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung auszusetzen. Andererseits gilt es, unnötige Verletzungen zu vermeiden. Was bedeutet, die noch gesunden Stars so gut es geht zu schonen.
Eine Situation, die wie gemacht ist für etwas, was beim FC Bayern traditionell eher stiefmütterlich behandelt wird: Einsatzchancen für Talente aus dem eigenen Nachwuchs. Beim 4:0-Auswärtssieg in Heidenheim deutete Kompany dieses Vorgehen bereits an und gab Gabriel Vidovic dessen vierten Kurzeinsatz in der laufenden Spielzeit.
Lennart Karl schoss die U17 in Stücke
Ein Spieler, der aber weiter auf seinen ersten Einsatz für die Profis warten muss, ist Lennart Karl. Das 17 Jahre alte Toptalent der Bayern gehörte zuletzt mehrfach zum Spieltagskader von Kompany, auch in der Champions League stand er bei beiden Spielen gegen Inter Mailand im Aufgebot.
Dass Karl gegen die Nerazzurri nicht eingewechselt wurde, ist komplett nachvollziehbar. Allerdings führte seine Nichtberücksichtigung in Heidenheim durchaus zu der einen oder anderen kritischen Stimme unter den Bayern-Fans. Dabei könnte jetzt die Stunde schlagen, in der Karl und Co. Eigenwerbung betreiben können - sofern Kompany sie lässt.
Gerade auf Karl richten sich dabei viele Blicke, der deutsche U17-Nationalspieler machte im Nachwuchs der Bayern in dieser Saison von sich reden. In der U17 war der Offensivspieler mit 27 Toren und zehn Vorlagen in gerade einmal 17 Einsätzen komplett unterfordert und kommt seit dem Winter verstärkt auch in der U19 zum Einsatz.
Gleich bei seinem ersten Einsatz für das Team von Trainer Peter Gaydarov im Dezember gegen den FC Augsburg erzielte der damals noch 16-jährige Karl den Führungstreffer, in der Hauptrunde der vom DFB neu geschaffenen U19-Nachwuchsliga steuerte er bis Ende März vier Tore in fünf Einsätzen bei.
Auch im DFB-Trikot zeigte Karl seine Ausnahmeklasse und schoss die deutsche U17 quasi im Alleingang zur EM, die in wenigen Wochen in Albanien stattfinden wird. In den sechs Qualifikationsspielen erzielte er sieben Tore und gab vier Vorlagen.
Dabei lief es für Karl noch im vergangenen Jahr nicht so gut. "Ich hatte Leistungsschwankungen und habe wenig Tore gemacht. Das wollte ich ändern. In der Vorbereitung auf die U17-Saison habe ich zusätzlich trainiert, allein oder mit einem Individualcoach vom Campus. Das hat mir viel gebracht – mental und sportlich", verriet Karl zuletzt im Interview mit den Vereinsmedien des FC Bayern.
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Karl wie einst Robben - und der ideale Olise-Backup?
Linksfuß Karl kann sowohl auf dem rechten Flügel als auch im offensiven Mittelfeld eingesetzt werden, womit er ein idealer Backup für Michael Olise werden könnte. Auf der rechten Seite erinnert er in seiner Spielweise an Arjen Robben, auch er zieht immer wieder nach innen und sucht den Torabschluss.
"Das habe ich zu Beginn der Saison tatsächlich gezielt trainiert. Inzwischen ist es ein Automatismus geworden – ich denke gar nicht mehr groß nach in dem Moment. Es fühlt sich einfach richtig an. Die Tore sind dann von selbst gekommen", erklärte er. Sein Vorbild aber ist Martin Ödegaard vom FC Arsenal - auch aufgrund des besonderen Werdegangs des Norwegers.
"Er stand ebenfalls bereits früh bei einem großen Verein im Fokus und hat sich am Ende über mehrere Leihstationen zu einem Weltklassespieler entwickelt. Er hat gezeigt, dass neben Talent auch Geduld und Mentalität dazugehört", so Karl mit Blick auf Ödegaards frühen Wechsel zu Real Madrid.
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Doch Geduld ist bei Nachwuchsspielern in München so eine Sache. Karl ist nur ein gutes halbes Jahr jünger als Lamine Yamal vom FC Barcelona. Doch während der Spanier bereits eine Stütze im Team von Trainer Hansi Flick ist, eine Show nach der anderen liefert und gar als möglicher Nachfolger von Lionel Messi gilt, kam Karl bei den Profis noch keine Sekunde zum Einsatz.
Dabei könnte der Youngster ein wichtiger Baustein werden für die Kaderplaner um Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, wenn es darum geht, die Bayern-Mannschaft der Zukunft zu bauen. Denn besonders auf dem Flügel steht dem Rekordmeister im Sommer ein Umbruch ins Haus.
Zukunft von Karl offen - wie auch bei Kusi-Asare
Der Vertrag von Leroy Sane läuft aus, Serge Gnabry und Kingsley Coman könnten bei einem passenden Angebot beide gehen. Zudem verlässt Thomas Müller den Verein. Viele Kaderplätze, die frei werden (könnten) und mit möglichst geringem finanziellen Aufwand neu besetzt werden müssen. Talente aus dem eigenen Campus, der 2017 genau dafür eröffnet wurde, könnten die Lösung sein. Talente, wie Karl eines ist.
Da der Vertrag des Teenagers im Sommer 2026 ausläuft, muss hier ohnehin alsbald eine Entscheidung getroffen werden, wie es mit ihm weitergeht und ob er in München eine Zukunft haben kann. Umso wichtiger wäre es, herauszufinden, wie Karl sich bei den Profis schlägt. Die finalen Spiele der laufenden Saison sind wie gemacht dafür, ihn zu testen.
Ähnliches gilt für Jonah Kusi-Asare, seines Zeichens reinrassiger Mittelstürmer. Der 17-Jährige aus Schweden gehörte zuletzt aufgrund der zahlreichen Verletzten ebenfalls wiederholt zum Kader von Kompany, kam wie Karl aber noch nicht zum Einsatz
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Im Gegensatz zu Karl durfte sich Kusi-Asare in der laufenden Saison hauptsächlich in der Regionalliga beweisen, tat sich da aber schwer. Dennoch gilt er als großes Talent und könnte in den finalen Spielen der Saison zumindest ab und an für Harry Kane eingewechselt werden, um den quasi pausenlos beschäftigten Engländer zumindest hin und wieder verschnaufen zu lassen.
Auch bei Kusi-Asare läuft der Vertrag 2026 aus - und einen Backup für Kane (oder für dessen Nachfolger) suchen die Bayern ohnehin. Vielleicht muss man auch hier nicht in die Ferne schweifen - sondern das Gute liegt womöglich so nahe.
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