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FC Bayern München: Wird Nicolas Jackson jetzt überraschend zum Schlüsselspieler?
- Veröffentlicht: 31.10.2025
- 14:22 Uhr
- Justin Kraft
Für den FC Bayern München stehen richtungsweisende Wochen an. Einer, der bisher noch nicht perfekt integriert schien, könnte in den Topspielen in den Fokus rücken.
Von Justin Kraft
Nicolas Jackson war eines der großen Streitthemen des FC Bayern München in diesem Sommer. Man könnte ihn gar als Missverständnis beschreiben.
Denn eigentlich wollte Max Eberl, so berichteten es mehrere Medien übereinstimmend, einen Spieler kaufen. Dann aber beschloss der Aufsichtsrat, der Sportvorstand dürfe nur noch leihen.
Lösungen, die aus solchen Missverständnissen entstehen, sind selten gut. Und so stand auch Jackson von Beginn an unter Beobachtung. Das Fazit seit seinem Debüt am 13. September gegen den Hamburger SV? Gemischt.
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Drei Torbeteiligungen gelangen ihm – allesamt in der Champions League. Darüber hinaus ist ihm fußballerisch aber anzumerken, dass er noch nicht richtig Anschluss gefunden hat. Im System von Vincent Kompany wirkt er oftmals noch nicht gut eingebunden.
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Allerdings hat Kompany eine andere Meinung, wie er am Freitag vor dem Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen (Samstag ab 18:30 Uhr im Liveticker) betonte. "Ich weiß, warum die Frage kommt, aber ich habe kein Problem eine komplett andere Meinung über seine Leistungen zu haben, als das manchmal in den Medien kommuniziert wird", sagte Kompany. Jackson arbeite sehr gut und die Integration sei sehr schnell gegangen, so der Belgier.
Der Bayern-Trainer erklärend: "Mein Gefühl gegen den BVB in der ersten Hälfte war: Er hat eine überragende Rolle gespielt, dass wir das leisten konnten. So auch in Paphos. Wie er unser Spiel interpretiert, das hat er sehr schnell verstanden - auch gegen Club Brügge!"
Jackson sei Stürmer, so Kompany: "Wenn er trifft, ist er der Beste. Wenn nicht, reicht es nicht? So schaue ich nicht auf das Spiel. Wir sind froh, dass er da ist und er wird noch wichtig werden in dieser Saison. Spielerisch ist er schon, wo er sein muss. Ich habe schon gute Sachen gesehen und wir bleiben ruhig und unterstützend - der Rest kommt noch."
FC Bayern vor großen Spielen: Startet Jackson jetzt durch?
So oder so: Ausgerechnet die nun anstehende Saisonphase, in der es gegen zahlreiche Top-Gegner geht, könnte tatsächlich zu Jacksons Durchbruch führen.
In den kommenden Wochen geht es unter anderem gegen Bayer Leverkusen, Paris Saint-Germain, den FC Arsenal und den VfB Stuttgart. Das sind alles Gegner, die zumindest in Spielphasen den Anspruch haben, selbst Ballbesitz gegen den FC Bayern zu sammeln.
Jacksons Probleme resultieren derzeit unter anderem daraus, dass er sich in den engen Räumen der tiefstehenden Verteidigungsketten noch nicht richtig wohl fühlt. In der Vergangenheit war er ein klassischer Umschaltstürmer.
Der Senegalese kam meist über sein Tempo und seine klugen Sprints in die Tiefe. Er ist schnell, durchsetzungsfähig und hat ein gutes Gespür dafür, wann er die Schnittstellen der Abwehrkette anlaufen muss. Seine besten Auftritte hatte er in der Regel, wenn sein Team in viele offensive Umschaltsituationen kam.
Beim FC Bayern wird er indes mehr Partien erleben, in denen das Spiel rund um ihn sehr eng gemacht wird. Um sich in München dauerhaft durchzusetzen, wird er lernen müssen, aus statischen Situationen heraus Dynamik zu erzeugen. Vor allem muss er dafür im technischen Bereich sauberer werden. Gegen Borussia Dortmund hatte er in 61 Minuten nur 26 Ballkontakte.
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FC Bayern könnte enorm von Jackson profitieren
Trotzdem fiel gerade in diesem Spiel auf, dass seine Arbeitsrate enorm ist. Gegen den Ball aber auch in Ballbesitz war Jackson viel unterwegs. In der Champions League kann das gegen Mannschaften wie PSG oder Arsenal von großem Wert sein.
Aber auch sein Tempo und seine Tiefenläufe werden in diesen Top-Spielen häufiger Anwendung finden. Sei es, indem die Bayern das hohe Pressing überspielen oder indem sie nach Ballgewinnen schnell umschalten. Diese Spiele sind auf dem Papier prädestiniert für einen Spielertypen wie es der vom FC Chelsea ausgeliehene 24-Jährige ist.
Dabei ist beides vorstellbar: Dass Jackson von der Bank kommt, um die Müdigkeit der Gegenspieler zu nutzen oder dass er von Anfang an spielt und selbst dazu beiträgt, den Gegner müde zu laufen.
Das Risiko des Scheiterns
Doch die kommende Phase ist nicht nur eine Chance für den Stürmer. Sie bietet auch das Risiko, dass sich die Erkenntnis erhärtet, dass er kein optimaler Fit für den Kader ist. Denn gerade weil die Anbindung zuletzt nicht so gut war und er klare Einfindungsschwierigkeiten hatte, ist der Druck für ihn da, sich möglichst bald zu zeigen.
Vor wenigen Wochen sagte Uli Hoeneß noch im "Doppelpass", dass es unwahrscheinlich sei, dass der Nationalspieler die erforderlichen Einsätze erreichen werde, um die Kaufpflicht von rund 65 Millionen Euro auszulösen. Interpretiert wurden die Worte des ehemaligen Managers in alle Richtungen.
Vor allem aber wurde deutlich, dass es kein typischer Transfer eines Wunschspielers war. Es war eine Notlösung, die aus den Konflikten der Führungsebene entstand. Entsprechend ist klar: Jackson braucht Top-Leistungen, um den FC Bayern davon zu überzeugen, das notwendige Geld an den FC Chelsea zu überweisen. Sonst ist er nach der Saison wieder weg.
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Viel Zeit bleibt ihm dafür nicht. So paradox es ist: Funktioniert er auch in den kommenden Top-Spielen nicht, wo ihn deutlich mehr Raum erwarten dürfte als beispielsweise gegen den BVB oder andere Bundesligisten, wird es nochmal schwerer für ihn, den Turnaround zu schaffen.
Zumal auch Jamal Musiala bald von seiner Verletzung zurückkehren wird, Serge Gnabry vor seiner Verletzung gut in Form war und auch Lennart Karl beim 4:0 gegen Club Brügge gezeigt hat, dass er sich Spielzeit verdient hat.
Richtungsweisende Wochen für Nicolas Jackson
Der Start von Jackson beim FC Bayern war alles andere als schlecht. Immerhin hat er in der Champions League schon drei Scorerpunkte gesammelt und wurde von Kompany in jedem Spiel, in dem er zur Verfügung stand, eingewechselt oder aufgestellt.
Gerade gegen den BVB konnte er mit seiner Arbeitsrate und seinen Laufwegen andeuten, wohin die Reise mit ihm gehen kann, wenn er die technischen Unsauberkeiten in den Griff bekommt. Aber auch das Trainerteam hat eine Verantwortung und muss Wege finden, seine Stärken in das System zu integrieren.
Vielleicht kommen ihnen die kommenden Aufgaben dabei entgegen. Für Jackson werden sich im November aller Voraussicht nach die Weichen stellen. Es könnte sein Monat werden, indem er für viele überraschend zum Unterschiedsspieler wird. Zu einem Element, das der Bayern-Offensive in der Vergangenheit in großen Spielen oft abging.
Oder es bestätigt sich der erste Eindruck, dass er mit seinem Profil nicht optimal in das System passt. Dann wird er eines der großen Streitthemen beim FC Bayern bleiben.