Deutlicher Wettbewerbsvorteil durch Red Bull
RB Leipzig führt die Bundesliga mit Millionentransfers ein Stück weit vor - ein Kommentar
- Aktualisiert: 18.07.2025
- 19:12 Uhr
- Kai Esser
RB Leipzig hat in diesem Transferfenster ordentlich zugeschlagen. Mit einem Saldo von rund 85 Millionen Euro im Minus geht der Klub voll ins Risiko - und führt die Bundesliga ein Stück weit vor. Ein Kommentar.
Von Kai Esser
RB Leipzig hat am Mittwoch erneut bewiesen, dass es in der Bundesliga finanziell in einer eigenen Liga spielt.
Mit einer atemberaubenden Transferoffensive hat der Verein mehrere junge Talente für zweistellige Millionenbeträge verpflichtet: Darunter Yan Diomande (20 Millionen Euro), Johan Bakayoko (18 Millionen Euro) und Andrija Maksimovic (14 Millionen Euro).
Viel Geld für Spieler, die zwar große Talente, aber teilweise noch keine über Jahre gestandenen Profis sind – und das, obwohl Leipzig in der abgelaufenen Saison den Einzug in den internationalen Wettbewerb verpasst hat.
Zugegeben: Für ein Kaliber wie Bakayoko, der mit seinen 22 Jahren auf 90 Spiele in der Eredivisie und 20 in der Champions League kommt, wurde auch schon mehr bezahlt. Aber welche Bundesligisten können diese Summe ausgeben, wenn sie nicht international spielen?
Die Verpflichtungen sind ein klares Statement: Leipzig setzt auf Jugend und großes Potential - ein Markenzeichen des Vereins. Sie stehen sinnbildlich für Leipzigs Philosophie: jung, teuer, risikoreich, aber mit einer großen Chance auf Wertsteigerung.
Das Wichtigste in Kürze
Teure Transfers: Leipzig hat Wettbewerbs-Vorteile
Es zeigt aber vor allem eins wieder ganz deutlich: Die Handlungsfähigkeit der Leipziger ist nicht so sehr vom sportlichen Abschneiden abhängig wie bei anderen Bundesligisten. Timo Werner, Eljif Elmas, Lushtrel Geertruida haben die sportlichen Erwartungen nicht erfüllt? Dann werden eben die Nächsten verpflichtet, die ihr Glück versuchen dürfen.
Durch die Alimentierung des Red-Bull-Konzerns und auch durch die Verflechtungen mit anderen Vereinen wie Salzburg und New York hat Geschäftsführer Marcel Schäfer einen größeren Handlungsspielraum als die meisten seiner Bundesliga-Kollegen.
In den vergangenen zehn Jahren kamen 14 von 26 Zugängen aus Salzburg. Darunter große Namen wie Dominik Szoboszlai, Naby Keita, Benjamin Sesko, Dayout Upamecano oder Konrad Laimer. Man zahlte dabei keinesfalls unter Wert, aber man war Handelspartner Nummer eins der Österreicher Außenstelle und bekam diese Spieler mit großem sportlichen und Wiederverkaufs-Potential. Ein klarer Wettbewerbs-Vorteil.
Externer Inhalt
RB Leipzig: Aktuell im Minus
Leipzig betreibt hierbei kein finanzielles Harakiri - in den vergangenen fünf Jahren steht man zwar bei den Transfer-Ausgaben aller Bundesligisten an Platz 1 - aber eben auch bei den Einnahmen.
In der aktuellen Transferperiode kann es sich der Verein erlauben, erst mal ins Minus zu gehen: RB Leipzig hat bislang 85 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Dennoch ein Luxus, den sich die meisten anderen Klubs einfach nicht leisten können, besonders ohne Teilnahme am internationalen Geschäft. Wettbewerbs-Vorteil RB Leipzig.
Die Sachsen werden sich noch Einnahmen durch Abgänge generieren, alleine Xavi Simons dürfte bei einem Transfer ordentlich Geld in die Kasse spülen. Timo Werner bekommt man im Zweifel durch einen Deal mit New York von der Payroll in Leipzig - Red Bull sei Dank. Aber, und das ist nun einmal das Niko Kovac'sche "Stand jetzt", sie sind noch da.
Das alles macht deutlich: Selbst wenn man, wie in der vergangenen Saison, die Europapokalplätze komplett verpasst hat, darf es das umstrittene Projekt aus Sachsen eben noch mal probieren.
RB Leipzig: Was ist mit 50+1?
Die oben genannten Transfers befeuern auch die hitzige Debatte um die 50+1-Regel und die Rolle von Investoren im deutschen Fußball, insbesondere nach dem jüngsten Urteil des Bundeskartellamts, das die Ausnahmen in der Bundesliga für RB sowie Leverkusen und Wolfsburg kritisierte und die DFL zu einer Nachjustierung aufforderte.
Leipzig steckt derweil sportlich in einer Identitätskrise. Das klassische "Red-Bull-Spiel" auf dem Platz gerät immer mehr in Vergessenheit. Das Stadion hat die drittschlechteste Auslastung der gesamten Bundesliga, kein Stadion war in der vergangenen Saison seltener ausverkauft als die Red-Bull-Arena. Der Verein startete 2024 mehrere Maßnahmen um die "No-Show-Rate" der Fans mit Dauerkarten zu drücken, da es vor allem auf der Seite des Gästeblocks im Stadion teilweise so aussah, als wären mehr Sitze frei als besetzt.
Dass es nahezu kein Spieler aus der teuer hochgezogenen Akademie in die erste Mannschaft schafft, ist dagegen nichts Neues - aber immer noch bedenklich.
Wie oft die Leipziger sportlich noch auf die Nase fallen können, ohne dass sich ihre finanziellen Möglichkeiten ändern, ist schwer vorherzusagen.
Eins steht jedoch fest: Deutlich häufiger, als es konventionelle Vereine können.