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Stuttgart-Kapitän Atakan Karazor exklusiv vor Südgipfel: "FC Bayern ist unter den Top 3 der Welt"
- Veröffentlicht: 05.12.2025
- 17:39 Uhr
- Philipp Kessler
Im exklusiven Interview mit ran spricht VfB-Kapitän Atakan Karazor darüber, wie man die Bayern schlagen könnte und schwärmt von Stuttgart-Goalgetter Deniz Undav.
Von Philipp Kessler
Generalproben geglückt. Sowohl der VfB Stuttgart als auch der FC Bayern München erreichten unter der Woche im DFB-Pokal das Viertelfinale.
Am Samstag (ab 15:30 Uhr im Liveticker) kommt es in der Bundesliga zum Südgipfel. Die Stuttgarter empfangen die Münchner.
Vor dem Duell spricht Atakan Karazor im exklusiven Interview mit ran. Der VfB-Kapitän erklärt, wie man die Bayern schlagen könnte, schwärmt von Stuttgart-Goalgetter Deniz Undav - und freut sich, dass er in der Bundesliga nicht mehr auf Ex-Mitspieler Nick Woltemade, der im Sommer fast beim deutschen Rekordmeister landete, treffen muss.
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ran: Herr Karazor, wie kann man die Bayern schlagen?
Atakan Karazor: Bayern ist aktuell aus meiner Sicht Top 3 der Welt und da wird uns am Samstag alles abverlangt werden. Um gegen die Bayern etwas mitnehmen zu können, brauchen wir Mut, Aggressivität und eine geschlossene Mannschaftsleistung, sowohl gegen als auch mit dem Ball. Oft wird betont, wie stark die Münchner im eigenen Ballbesitz sind, aber sie sind auch unglaublich gefährlich und effektiv im Ausnutzen von Fehlern. Daher müssen wir leichte Ballverluste auf jeden Fall vermeiden. Und am Ende braucht man gegen so ein Topteam dann natürlich auch immer das nötige Quäntchen Glück und eine überragende Tagesform.
ran: Wo sehen Sie Schwachstellen?
Karazor: Bei einer Mannschaft mit der Qualität und Konstanz der Bayern geht es nicht um Schwachstellen, sondern eher um Momente. Es gibt Situationen, in denen Bayern aufgrund ihrer Spielanlage sehr offensiv ausgerichtet ist und dadurch vielleicht gewisse Räume anbietet. Diese Räume müssen wir mutig bespielen und gleichzeitig selbst gut abgesichert stehen.
ran: Was macht den VfB gefährlich für die Münchner?
Karazor: Wir sind als Mannschaft gut organisiert und fighten füreinander. Klar haben wir gerne selbst den Ball, aber sind uns auch nicht zu schade, um gemeinschaftlich über längere Strecken zu verteidigen - auch wenn es mal weh tut. Und vorne haben wir aktuell ja Deniz … (lacht). Der hat unsere letzten sechs Bundesliga-Tore in Folge erzielt und auch am Mittwoch im Pokal getroffen.
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ran: Was zeichnet Ihren besten Kumpel aktuell aus?
Karazor: Deniz ist ein Instinktfußballer mit brutal hohem Fußball-IQ und er hat ein unglaubliches Gefühl für die richtigen Räume, da fällt ihm dann aktuell auch einfach mal einer vor die Füße (lacht). Egal ob mit rechts, links oder dem Kopf, er ist immer gefährlich und hat einfach einen Killerinstinkt, wo er auch mal in einer Partie aus einer Torchance zwei Tore machen kann.
ran: In den vergangenen drei Bundesliga-Spielen traf Undav immer und erzielte dabei die letzten sechs Treffer der Stuttgarter im Alleingang. Wie abhängig ist der VfB von ihm?
Karazor: Natürlich hilft es uns extrem, dass Deniz so konstant trifft. Aber wir wissen auch, dass wir Spiele gewinnen können, wenn er mal kein Tor macht wie zuletzt in der Europa League. Wir haben viele Jungs, die für Torgefahr sorgen können, und ich glaube, bislang alleine schon neun oder zehn verschiedene Torschützen in der Bundesliga, was auch für unsere Breite spricht.
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ran: Ist Undav momentan der beste deutsche Stürmer?
Karazor: Was Deniz die letzten Spiele liefert, ist überragend, das ist auf allerhöchstem Niveau, nicht nur national. Ich glaube, mit sechs Toren in den letzten drei Bundesligaspielen gehört man zwangsläufig zu den derzeit besten Torjägern in Deutschland. Aber das weiß er auch selbst, da muss ich ihm nicht noch sagen, dass er der Beste ist (lacht). Spaß beiseite, zuletzt war er ja leider aufgrund seiner Verletzung nicht bei der Nationalmannschaft dabei, aber hat ja auch schon gezeigt, dass dem DFB-Team weiterhelfen kann. In der aktuellen Form ist er für mich ein heißer Kandidat für den deutschen WM-Kader.
ran: In der Vorsaison schwärmten alle von Nick Woltemade. Sind Sie froh, dass er nicht zum FC Bayern, sondern nach Newcastle gewechselt ist?
Karazor: Am Ende ging es darum, dass Nick das macht, was für ihn am besten passt. Nick ist ein super Junge und hat sich für einen großen Schritt ins Ausland entschieden. Mich freut es sehr für ihn, dass er sich so stark bei Newcastle eingefunden hat und tolle Leistungen bringt, was seine Entscheidung denke ich auch bestätigt. Dass „Woltemessi” jetzt nicht mehrmals jährlich gegen uns spielt, finde ich nicht so schlimm, das hat mir im Training schon immer gereicht, seine komischen Bewegungen mit den langen Beinen verteidigen zu müssen (lacht).
ran: Große Diskussionen gab es um die Ablösesumme. Newcastle zahlte 75 Millionen Euro. Karl-Heinz Rummenigge sagte dazu: "Ich kann denen in Stuttgart nur gratulieren, dass sie, ich sage jetzt mal in Anführungszeichen, einen Idioten gefunden haben, der so viel Geld bezahlt hat. Weil das hätten wir in München gesichert nicht gemacht!" Wie sehen Sie die Thematik?
Karazor: Transfersummen im allgemeinen sind heutzutage verrückt. Aber am Ende zahlen Vereine das, was ein Spieler ihnen wert ist – darauf haben wir als Sportler selbst wenig Einfluss. Ich glaube auch nicht, dass Nick sich von solchen Diskussionen beeinflussen lässt. Sein Erfolg gibt ihm Recht, den Schritt in die vielleicht beste Liga der Welt gemacht zu haben. Der VfB hat einiges eingenommen, in Newcastle ist er Leistungsträger und zuletzt war er sogar beim DFB gesetzt dadurch – das war doch für absolut alle Seiten ein super Deal.
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ran: Im September saßen Sie als Kapitän mal auf der Bank, auch zuletzt standen Sie in der Bundesliga zweimal in Serie nicht in der Startelf. Wie sehr schmerzt das?
Karazor: Natürlich will jeder Spieler am liebsten immer von Anfang an spielen, das ist ja klar. Aber als Kapitän habe ich eine Verantwortung, die über die Startelf hinausgeht. Ich versuche immer, die Jungs zu pushen und alles rauszuhauen. Egal ob im Training, von Beginn an oder von der Bank. Ich komme ja trotzdem noch regelmäßig zum Einsatz. Mein Verhältnis zum Trainer ist nach wie vor überragend, die Aufgabe macht immer noch mega Bock, weil wir eine richtig geile Mannschaft haben und ich mich auch immer noch als wichtiger Bestandteil fühle – auf und neben dem Platz. Dieses Gefühl gibt mir auch absolut jeder im Verein.
ran: Wie bewerten Sie Ihre Saison bisher?
Karazor: Wir stehen in der Bundesliga gut da, haben uns im DFB-Pokal für das Viertelfinale qualifiziert und sind auch in der Europa League weiterhin im Rennen um die K.-o.-Phase, von daher sind wir denke ich bislang definitiv im Soll. Das ist das, was für mich ganz oben steht. Persönlich weiß ich, dass ich wieder konstanter werden kann mit meinen Leistungen. Für mich geht es darum, dem Team Stabilität zu geben und meine Leistung Woche für Woche zu bringen und da hoffe ich, dass ich das jetzt in den letzten Spielen vor dem Winter nochmal tun kann.
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ran: Im November gaben Sie Ihr Debüt in der türkischen Nationalmannschaft, spielten gegen Bulgarien und Spanien. Gegen den Europameister gab es sogar ein 2:2. Wie stolz sind Sie darauf?
Karazor: Es macht mich unglaublich stolz, dieses Trikot tragen zu dürfen. Für mich und meine Familie war das etwas ganz Besonderes. Wir haben eine super Mannschaft und vor allem das Spiel gegen Spanien hat mir gezeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Jetzt wollen wir natürlich auch unbedingt zur WM. Die Qualifikation wäre ein riesiger Erfolg für das ganze Land!
ran: Abseits des Rasens unterstützen Sie den Krebsverband Baden-Württemberg. Warum ist Ihnen dieses Thema ein Anliegen?
Karazor: Entstanden ist das Ganze tatsächlich durch ein Video des SWR auf Social Media. Auf Instagram sah ich einen Beitrag über einen VfB-Fan, der an Krebs erkrankt ist - er erzählte darin, dass er zwar Karten für das DFB-Pokalfinale gehabt hätte, aufgrund seiner Erkrankung aber nicht hingehen konnte und die Karten deshalb an andere VfB-Anhänger verschenkt hat. Diese Geschichte hat mich sehr berührt. Ich habe mich noch vor dem Pokalfinale persönlich mit ihm getroffen und ihm versprochen, dass ich ihm Karten für ein Spiel in der kommenden (jetzigen, Anm. d. Red.) Saison besorge – wenn es ihm hoffentlich gesundheitlich so gut geht, dass er ins Stadion kommen kann. Tatsächlich wird er nun am Samstag gegen die Bayern im Stadion sein.
Nach dem Pokalerfolg wollte ich in der Sommerpause unbedingt etwas zurückgeben und hatte mich dazu entschieden, meine Schuhe aus dem Finale sowie einige weitere Preise für den guten Zweck zu verlosen, um Spenden für den Krebsverband Baden-Württemberg zu sammeln. Der Krebsverband leistet seit Jahren enorm wichtige Arbeit in und um Stuttgart und ist zudem ein Jahrespartner unserer VfB-Stiftung. Gemeinsam konnten wir eine fünfstellige Summe sammeln, das hat mich mega gefreut.