Dortmund-Stars auf dem Prüfstand
Borussia Dortmund: Niko Kovacs Wutrede und ihre Folgen - diese BVB-Stars wackeln gewaltig
- Veröffentlicht: 12.03.2025
- 13:56 Uhr
- Dominik Hager
Niko Kovac greift beim BVB zu härteren Mitteln. Der Coach reagiert auf die 0:1-Pleite gegen den FCA mit einer Ansprache, die so einige Stars wachrütteln soll. Rücksicht auf große Namen möchte der Sahin-Nachfolger dem Vernehmen nach nicht mehr nehmen. Nicht wenigen Borussen könnten Konsequenzen drohen.
Von Dominik Hager
Mit der bitteren Pleite gegen den FC Augsburg hat Borussia Dortmund nicht nur wichtige Zähler im Kampf um die Champions-League-Plätze verloren, sondern ein weiteres Mal bewiesen, dass Konstanz und Aufopferungsbereitschaft auf hohem Niveau zu oft fehlen.
Niko Kovac soll laut Informationen von "Sky" und "Bild" in einer Ansprache nach dem Motto "Schämt ihr euch nicht?", ordentlich auf den Tisch gehauen haben. Fortan dürfen dem Coach zufolge keine Ausreden mehr gelten. Kein Spieler soll mehr in Watte gepackt werden und vor großen Namen nicht mehr Halt gemacht werden.
"Ich habe das Spiel nachbearbeitet und einiges allgemein angesprochen. Da war ich sehr deutlich und direkt und das war nach dem Augsburg-Spiel auch notwendig", bestätigte der Coach die raue Kabinen-Ansprache im Rahmen der Pressekonferenz.
In Bezug auf personelle Konsequenzen hielt sich Kovac jedoch bedeckt. Man könne "nicht alles über einen Haufen schmeißen", da es "kein Versagen eines Einzelnen", sondern eine "kollektiv schwache Leistung" gewesen sei. Dennoch ist gegen den OSC Lille (Mittwoch, ab 18:45 Uhr im Liveticker) mit der ein oder anderen Veränderung zu rechnen.
ran analysiert, welche kriselnden Stars nun besonders unter Zugzwang stehen:
Julian Brandt
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere von Julian Brandt, dass es dem begnadeten Fußballer einfach nicht gelingt, Konstanz in seine Leistungen zu bekommen. Aktuell ist der 28-Jährige wieder mal in einer schwächeren Phase. Brandt hat in der Bundesliga in den letzten eineinhalb Monaten nur eine Torbeteiligung markiert und wirkte in seinen Aktionen unglücklich und teilweise wie ein Fremdkörper. Der Tiefpunkt war eindeutig das CL-Achtelfinal-Hinspiel gegen Lille (1:1). Brandt war an keinem Torschuss beteiligt, hatte kaum Aktionen und brachte nicht mal 50 Prozent seiner Bälle an den Mann. Kovac ließ Brandt zum Ärger einiger Fans dennoch lange auf dem Feld. Schwer vorstellbar, dass dies unter einem härter durchgreifenden Kovac nochmal der Fall wäre.
Marcel Sabitzer
Ähnlich wie Brandt hat Kovac auch über Sabitzer stets seine schützende Hand gehalten. Im Gegensatz zu Nuri Sahin, der Sabitzer praktisch Spiel für Spiel auf eine andere Position geschoben hat, setzt ihn Kovac auf seiner Parade-Position im Mittelfeld-Zentrum ein. Gebracht hat das allerdings nicht sonderlich viel. Die Leistungen des Österreichers sind in den letzten Wochen als durchwachsen zu beschreiben.
Nach seinem eher enttäuschenden Auftritt gegen Lille erhielt er in der Bundesliga gegen Augsburg eine Startelf-Pause. Gut möglich, dass sich diese Pause langwieriger gestaltet. Trotz vereinzelt besserer Auftritte ist von dem Sabitzer, der letztes Jahr als Mittelfeld-Leader in den wichtigen Spielen vorangegangen ist, kaum etwas übrig geblieben.
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Jamie Gittens
Jamie Gittens war in der Hinrunde oftmals der einzige Borusse, der die Fans wirklich von den Sitzen reißen konnte und mit spektakulären Szenen für Aufsehen sorgte. Das Talent des englischen Youngsters ist unumstritten. Seit einigen Wochen gelingt aber auch Gittens kaum noch etwas. Der Offensivspieler hat seinen letzten Scorer-Punkt am 17. Spieltag markiert und ist seitdem in allen Wettbewerben ohne Torbeteiligung. Zwar bemüht sich der 20-Jährige phasenweise durchaus, jedoch gelingt ihm aufgrund des fehlenden Selbstbewusstseins wenig, woraufhin dann auch seine Stimmung gerne mal umschlägt. Kovac gab Gittens zwar hier und da Denkpausen, setzte in großen Spielen aber trotzdem meist auf ihn. Stellt sich nur die Frage, wie lange noch, sollte das Top-Talent nicht endlich aus seiner Formdelle herauskommen.
Yan Couto
"Wie gewonnen, so zerronnen", dürfte das Motto bei Yan Couto lauten. Der Sommer-Neuzugang kommt beim BVB einfach auf keinen grünen Zweig. Immer wieder machte der Brasilianer entscheidende Fehler, was Kovac jedoch nicht davon abhielt, dem 22-Jährigen in den letzten beiden Bundesligaspielen von Beginn an einzusetzen. Ging das Couto-Experiment gegen St. Pauli noch gut aus, legte er bei der Niederlage gegen Augsburg erneut einen sehr wackligen Auftritt hin. Couto gibt seinem Coach nicht viele Gründe, ihm auch in der Champions League oder gegen stärkere Gegner zu vertrauen. Höchstwahrscheinlich muss er sich erstmal wieder hinten anstellen.
BVB: Diese Spieler könnten jetzt profitieren
Sollte Kovac einigen Stars einen Denkzettel verpassen, würden sich automatisch die Türen für andere Akteure öffnen. ran wirft einen Blick auf die möglichen Profiteure.
Julien Duranville
Der erst 18 Jahre alte Belgier hat in der Hinrunde durchaus begeistern können, selbst wenn die ganz große Effizienz noch gefehlt hat. Unter Kovac hatte der Dribbelkünstler bis jetzt allerdings schlechte Karten und kam nur vereinzelt zu Kurzeinsätzen. Der Coach vertraute zuletzt eher auf Giovanni Reyna, der sich aber nicht in den Vordergrund spielen konnte. Angesichts der Formschwächen von Brandt und Gittens könnte nun die Chance für Duranville gekommen sein. Der Youngster ist mit seinen schnellen Bewegungen und seinem tiefen Körperschwerpunkt oft kaum zu verteidigen, hat vor dem Tor allerdings noch seine Schwächen.
Das Wichtigste in Kürze
Carney Chukwuemeka
Der BVB hat Carney Chukwuemeka verpflichtet, um im Mittelfeld eine junge und unbeschwerte Alternative zu haben, die frischen Wind hereinbringen kann. Bis jetzt kommt der 21-Jährige auf lediglich drei Joker-Einsätze, was jedoch auch damit zu tun hat, dass er aufgrund von Muskelproblemen kürzertreten musste. Sieht man sich die Auftritte von Sabitzer, Groß und Co. an, wäre frischer Wind aber gerade das, was die Borussen im Mittelfeld benötigen. Der junge Engländer hat bereits angedeutet, dass er ein technisch visierter und dynamischer Akteur ist, der das Spiel beleben kann. Funktioniert nun auch noch der Körper, dürfte er schon bald eine Alternative für die Startelf sein.
"Sein Gesundheitszustand ist gut. Er hat mittrainiert und ist voll einsatzfähig", schilderte Kovac im Rahmen der PK, jedoch habe er noch "nicht die Kapazität für 90 Minuten". Mittelfristig dürfte der Engländer seine Minuten aber bekommen. "Man hat aber auch in Dortmund gegen Union gesehen, welche Fähigkeiten er hat. Wenn er 20, 30 Minuten spielen kann, darauf setzen wir, darauf hoffen wir - und ich würde mir wünschen, dass er, wenn er die Chance bekommt, diese auch nutzen kann", führte der Coach aus.
Kjell Wätjen
Der Name Kjell Wätjen war im Sommer noch in aller Munde. Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde als Top-Talent gefeiert und als möglicher Senkrechtstarter angesehen. Wätjen bekam bis jetzt aber kaum Spielzeit und kam nur am 7. und 14. Spieltag als Joker zum Einsatz. Kovac nominierte ihn in aller Regel gar nicht erst für den Kader, weshalb der Youngster Spielpraxis in der U23 sammeln musste.
Wätjen wäre wie Chukwuemeka eine Alternative zu den aktuell mäßig performenden zentralen Mittelfeldspieler. Vermutlich ist er noch etwas weiter von einem möglichen Startelf-Einsatz entfernt, jedoch gäbe es nicht wenige Fans, die genau das gut finden würden. Es wäre schon naheliegend, im Saisonendspurt mehr auf das Eigengewächs zu setzen.
Waldemar Anton
Angesichts von mehreren Fehlern und Unsicherheiten ist Waldemar Anton zuletzt ein wenig ins zweite Glied abgerutscht. Bedenkt man jedoch, dass sich seine Konkurrenten auch nicht gerade sensationell geschlagen haben, könnte sich die Tür nun wieder öffnen. Zwar dürften Schlotterbeck und Can in der Innenverteidigung fürs Erste gesetzt sein, jedoch ist Anton ja flexibel einsetzbar. Unter anderem wäre er auch eine Alternative als Stabilisator des zentralen Mittelfelds.