Borussia Dortmund greift in der Champions League nach den Sternen, steht einen Schritt vor dem Einzug ins Finale. Großen Anteil daran haben einige Schlüsselspieler, die alle eins gemeinsam haben: Sie wissen nicht, was sie im Sommer machen. Die Lehren aus Dortmunds Sieg gegen PSG.
"Krass!", musste sich auch Niclas Füllkrug selbst der Lage vergewissern, "noch 90 Minuten bis Wembley."
Der Stürmer selbst hatte zuvor mit seinem Tor für den frenetisch gefeierten Sieg gesorgt und kommt rechtzeitig zur Crunchtime dieser Saison wieder in Topform.
Diese zeigten auch einige seiner Kollegen. ran fasst die Lehren aus dem Erfolg der Borussia über Kylian Mbappe und Co. zusammen.
Rio Ferdinand kam im englischen TV aus dem Schwärmen über seinen Landsmann Jadon Sancho gar nicht mehr heraus.
Der Dribbler habe wie beim "Käfigfußball" gespielt und so aufgetrumpft wie seit seiner ersten Zeit in Dortmund nicht mehr, meinte der einstmals teuerste Abwehrspieler der Welt, der seine größte Zeit bei Manchester United erlebt hatte.
Beim selben Verein also, zu dem auch Sancho im Sommer 2021 voller Hoffnung gewechselt war. Mittlerweile ist er - nach enttäuschenden Jahren - leihweise zurück in Dortmund. Und trumpft immer mehr auf.
Gegen PSG machte er sein bestes Spiel seit seiner Rückkehr im Januar. Nur ein Tor gelang ihm nicht. "Das hätte ich ihm sehr gegönnt", meinte Sebastian Kehl hinterher.
Der Sportdiretor arbeitet hinter den Kulissen fleißig daran, den Fan-Liebling über sein Leihende im Sommer beim BVB zu behalten.
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"Ich bin mit 17 Jahren hierhergekommen, sie haben mir die Möglichkeit gegeben, Profifußball zu spielen, und ich freue mich, dass ich wieder willkommen bin", sagte Sancho selbst bei "CBS", schob aber hinterher, sich derzeit "nur auf die Gegenwart konzentrieren" zu wollen.
United soll für eine weitere Leihe offen sein. Bei den Red Devils hat der 24-Jährige keine Zukunft, solange der Trainer Erik ten Hag heißt. Zu tief sind die Gräben zwischen den beiden.
Und auch ein weiteres Thema ist noch nicht vom Tisch. Sancho hat sein vorerst letztes Länderspiel im Oktober 2021 gemacht, seitdem spielt er für Gareth Southgate keine Rolle mehr.
Mit weiteren Premium-Leistungen wie der gegen Paris dürfte der Three-Lions-Coach ins Grübeln kommen.
Defensiv-Duo mit Zukunft - nicht nur im Verein?
Darauf hoffen auch Mats Hummels und Nico Schlotterbeck. Nur dass beim Innenverteidiger-Duo der Southgate ein Nagelsmann ist.
Beide waren vom Bundestrainer im Frühjahr aussortiert und nicht mehr berufen worden. Seitdem ist eine klar ansteigende Formkurve zu beobachten - bei beiden.
Es ist diese unsichtbare Kraft, die viele BVB-Stars dieser Tage antreibt. Die starke Anziehungskraft der EM in Deutschland, die in knapp eineinhalb Monaten beginnt.
Hummels kokettierte damit ganz offen im Interview mit "DAZN", merkte an, dass ihm neben der Champions League auch noch der EM-Titel in seiner Sammlung fehlen würde. "Einfach mal so gedroppt", grinste er.
Der 35-Jährige ist seit Wochen verlässlicher Abwehrchef, abgeklärter Dirigent und Fels in der Brandung. Gemeinsam mit Schlotterbeck, der den 1:0-Siegtreffer mit einem traumhaften Flugball auf Füllkrug vorbereitete, überragte er nicht nur beim Sieg in München, sondern auch gegen PSG und Atletico.
Doch während "Schlottis" Zukunft (Vertrag bis 2027) geklärt ist, steht es beim sechsmaligen deutschen Meister Spitz auf Knopf.
So bestehe durchaus "die Möglichkeit", dass die Partie vom Mittwochabend sein letztes Champions-League-Spiel in Dortmund gewesen ist. Entschieden sei aber noch nichts.
"Ich habe mir klare Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte. Entschieden wird es erst, wenn die Saison vorbei ist. Ich genieße es gerade, mir das freizuhalten. Es kann in alle Richtungen gehen, ich will sehen, welche Optionen es gibt", sagte Hummels.
In Dortmund hoffen nun viele, dass der 35-Jährige noch ein Jahr ein Schwarz-Gelber bleibt, um gemeinsam mit Schlotterbeck zentral zu verteidigen.
Standing Ovations von Fans und Mitspielern bekam derweil Karim Adeyemi, als er sieben Minuten vor dem Schlusspfiff den Platz verließ und für Marco Reus Platz machte.
Dabei hatte der 22-Jährige - der ebenfalls noch sanfte Hoffnungen auf die EM hat - gar kein Tor erzielt. Es war die Defensivleistung des vierfachen Nationalspielers, die die Leute von ihren Plätzen riss.
Immer wieder war Adeyemi mit voller Geschwindigkeit nach hinten gesprintet, hatte es mit den Pariser Blitzen Achraf Hakimi und Ousmane Dembele aufgenommen und diese immer wieder geschickt abgelaufen.
Terzic wollte den gebürtigen Münchner trotz mehrmaliger Nachfrage dennoch nicht über den grünen Klee loben. Der BVB-Trainer beließ es bei einem eher allgemeinen Hinweis, als er meinte, dass "die Arbeit gegen den Ball gestimmt" habe.
Der Coach weiß, dass sich gerade bei Adeyemi starke und unterdurchschnittliche Spiele oft die Klinke in die Hand geben. Trotzdem dürfte auch Terzic hoffen, dass der starke Auftritt gegen Paris für sein "Sorgenkind" eine Art Erweckungserlebnis gewesen sein könnte.
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Borussia Dortmund vs. Paris Saint-Germain: Die Noten für BVB und PSG
BVB schlägt PSG: Die Noten beider Teams Borussia Dortmund träumt nach einem 1:0 gegen Paris Saint-Germain vom Finale der Champions League. ran hat beides Teams benotet.
Gregor Kobel (Borussia Dortmund) Muss in der ersten Halbzeit keinen Ball parieren. Seinen Auftritt hat der Schweizer dennoch, als er Barcola im eigenen Fünfer kunstvoll aussteigen lässt. Selbiger prüft Kobel (48.) mit dem ersten Torschuss der Gäste. Wenig später ist Kobel im Glück. Binnen weniger Sekunden retten beide Pfosten für den BVB-Keeper. Dembeles Gewaltschuss (80.) guckt er drüber. ran-Note:2
Julian Ryerson (Borussia Dortmund) Bissig und mit voller Hingabe im Zweikampf. Erobert so immer wieder Bälle im Gegenpressing auf seiner rechten Seite. Besonders in der Endphase des ersten Durchgangs absoluter Aktivposten auf Seiten der Gastgeber. Nach der Pause defensiv stärker gefordert und meist Herr der Lage. ran-Note:2
Mats Hummels (Borussia Dortmund) Lässt im Verbund mit Schlotterbeck durch die Mitte zunächst nur wenig zu. Dazu immer wieder mit energischen Antritten im Spielaufbau, wenn vor ihm zu wenig Bewegung herrscht. Kurzer Schreckmoment in Paris‘ Druckphase nach der Pause, als ihm Ruiz entwischt, aber vergibt. Erneut ein starkes Spiel des Abwehrchefs. ran-Note:2
Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund) Legt mit einem Zuckerpass den Dortmunder Führungstreffer vor. Dazu immer wieder mit Knie, Fußspitze oder Kopf dazwischen, wenn die Gäste sich durch den Dortmunder Strafraum kombinieren wollen. Bestätigt seine starke Form der vergangenen Wochen. ran-Note:2
Ian Maatsen (Borussia Dortmund) Sieht früh Gelb (19.), lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Gegen den Ball sehr stark und nach vorne je länger das Spiel dauert mit gefährlicheren Vorstößen. Rettet zudem zwei Mal in höchster Not am eigenen Fünfer vor einschussbereiten Parisern. ran-Note:3
Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund) Hat die erste Torchance für den BVB (14.), scheitert aber an Donnarumma. Gleiches gilt für seinen Linksschuss kurz vor der Pause. Verspielt ein paar gute Kontergelegenheiten, durch nicht ganz exakt getimte Pässe. Insgesamt nicht ganz so stark wie noch gegen Atletico oder Mönchengladbach. Ein schwaches Spiel macht der Ex-Münchner aber nicht. ran-Note:3
Emre Can (Borussia Dortmund) Der Kapitän geht durch Körpersprache voran. Setzt zu Beginn mit taktischen Fouls Zeichen. Spielerisch gelingt ihm aber nicht sonderlich viel. Wählt lieber den Sicherheitsball, anstatt offensiver anzuschieben. ran-Note: 3
Jadon Sancho (Borussia Dortmund) Zu Beginn einige Male zu lässig im Abspiel. Ist so für Ballverluste in der Vorwärtsbewegung verantwortlich. Seine Extraklasse arbeitet er danach immer stärker heraus. Von der PSG-Defensive kaum noch in den Griff zu bekommen. Brillant, wie er Füllkrugs große Chance (60.) vorbereitet. Über die gesamte Spielzeit Borussias spielbestimmender Offensivakteur. ran-Note:2
Julian Brandt (Borussia Dortmund) Setzt seine Mitspieler durch Standards oder als "Meister des letzten Passes" immer wieder in Szene. Im eigenen Abschluss etwas zu überhastet (59./84.). Für das Angriffsspiel des BVB als Taktgeber aber von enormer Wichtigkeit. ran-Note:3
Karim Adeyemi (Borussia Dortmund) Immer wieder mit Szenenapplaus bedacht, weil er mit unermüdlichen Sprints nach hinten ackert. Liefert sich mit den ehemaligen Dortmunders Hakimi und Dembele epische Sprintduelle auf Augenhöhe. Erfüllt seine taktische Sonderrolle mit Bravour. Nach 82 Minuten geht er entkräftet vom Feld, ein heimlicher Matchwinner. ran-Note:2
Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund) Lange überhaupt nicht zu sehen, bis er plötzlich völlig frei vor Donnarumma auftaucht und blitzsauber mit links flach zum 1:0 trifft (36.). Macht Bälle fest, reibt sich im Gegenpressing auf und läuft wie besessen. Ein zweites Tor gelingt ihm nicht, weil er nach zwei Mal aus aussichtsreicher Position vergibt (60./66.). Trotzdem Matchwinner. ran-Note:2
Gianluigi Donnarumma (Paris St. Germain) Geht beim Gegentor durch Füllkrug und dessen Schuss vielleicht einen Tick zu langsam runter. Sonst bei den teiweise guten BVB-Gelegenheiten reaktionsschnell und auf dem Posten. ran-Note: 3
Achraf Hakimi (Paris St. Germain) Auf der rechten Seite mit ordentlich Zug nach vorne. Ihn bekommt der BVB nicht gut in den Griff, allerdings kann der Ex-Dortmunder aus seinen Vorstößen kein Kapital schlagen. Trotzdem ein Unruheherd. Hat Pech mit einem Pfostenschuss (51.). Defensiv meist auf der Höhe. ran-Note: 2
Marquinhos (Paris St. Germain) Der Kapitän hebt bei der BVB-Führung das Abseits auf. Geht in der Hintermannschaft als Abwehrchef kompromisslos, aber auch nicht fehlerfrei zu Werke, offenbart auch Schwächen. Ist dann gut, wenn er seine Erfahrung ausspielt, wie bei der Zuckervorlage auf Ruiz. Verhindert mit einer Monster-Grätsche gegen Brandt das 0:2. ran-Note: 3
Lucas Hernandez (Paris St. Germain) Es ist unter dem Strich nicht sein Abend. Bekommt bei einem Zweikampf von Sabitzer einen mit, blutet deshalb im Mund. Später kommt er beim 0:1 gegen Füllkrug zu spät und verletzt sich dabei offenbar am Knie. Muss deshalb schon in der 42. Minute runter. Bis dahin solide. ran-Note: 3
Nuno Mendes (Paris St. Germain) Beim BVB läuft viel über seine rechte Seite, er hat in der ersten Halbzeit deshalb jede Menge zu tun. Dabei wechseln sich Licht und Schatten ab, immer mal wieder schleichen sich Ungenauigkeiten ein. Auch in Halbzeit zwei oft nicht sattelfest, gegen Sancho sogar manchmal hilflos. ran-Note: 5
Vitinha (Paris St. Germain) Ist sehr ballsicher, versucht, aus der defensiven Schaltzentrale heraus das Spiel aufzuziehen, was ihm in der ersten Hälfte doch ganz ordentlich gelingt. Spielerisch der auffälligste Akteur der Gäste. Lässt in der zweiten Halbzeit ein wenig nach, findet die Lücken im Spiel nach vorne nicht mehr so oft, und defensiv oft gefordert. ran-Note: 3
Warren Zaire-Emery (Paris St. Germain) Bildet mit Vitinha das defensive Mittelfeld der Gäste. Nicht so auffällig wie sein Nebenmann, fällt in Sachen Kreativität etwas ab. Verliert zudem auch den Zugriff, wenn der BVB schnell macht. ran-Note: 4
Fabian Ruiz (Paris St. Germain) Soll offensiv seinen Input bringen, steht aber ein wenig stellvertretend für das Spiel der Gäste: Bemüht und umtriebig, mit durchaus guten Ideen und Aktionen und Chancen, aber eben auch fehlerhaft und unkonzentriert. Hat selbst auch eine Großchance, die er leichtfertig vergibt. ran-Note: 4
Ousmane Dembele (Paris St. Germain) Der Ex-Dortmunder ist sichtlich motiviert, versucht es mit seiner Schnelligkeit ebenso wie mit seiner Technik, dazu auch mit Fernschüssen. Wirklich effektiv ist aber alles nicht. Wird in der 72. Minute von Mbappe gut freigespielt, scheitert aber an Kobel. In der 81. Minute schießt er freistehend drüber. ran-Note: 4
Kylian Mbappe (Paris St. Germain) Ist zunächst so gut wie kein Faktor, bleibt blass und oft hängen gegen aufmerksame Dortmunder, ist dazu zu ungenau in seinen Aktionen. Hat Pech bei seinem sehenswerten Schlenzer an den Pfosten (51.). Fortan aktiver, effektiver und gefährlicher. Wirklich überzeugen kann er aber unter dem Strich nicht. ran-Note: 4
Bradley Barcola (Paris St. Germain) Er hat kaum Aktionen, findet nie in das Spiel. Von ihm geht im Grunde die ganze Zeit keine Gefahr aus, auch im späteren Verlauf kommt er in keinen Rhythmus. Hängt komplett in der Luft. Geht daher folgerichtig in der 65. Minute runter. ran-Note: 5
Lucas Beraldo (Paris St. Germain) Ersetzt noch vor dem Seitenwechsel den verletzten Hernandez. Macht seine Sache insgesamt ordentlich, agiert diszipliniert. ran-Note: 3
Randal Kolo Muani (Paris St. Germain) Soll ab der 65. Minute für mehr Musik als Barcola sorgen. Seine Tonalität bleibt aber zurückhaltend, große Momente hat er nicht. ran-Note: 4
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BVB: Zu viel Euphorie ist nicht angebracht
Denn nicht nur im Champions-League-Endspurt der laufenden Spielzeit braucht die Borussia die Hingabe, die Adeyemi und seine Teamkollegen an den Tag legten.
Die Verantwortlichen werden ihre Spieler bei der Planung der kommenden Saison an den starken Leistungen aus den Königsklassen-Nächten messen.
Zu oft ließ die Mannschaft in Bundesliga und Pokal viele der dort durchscheinenden Tugenden gnadenlos vermissen. Platz fünf in der Bundesliga und ein Achtelfinal-Aus in Stuttgart sind zu wenig.
"Ich bin mit dem fünften Tabellenplatz überhaupt nicht zufrieden", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schon vor dem PSG-Hinspiel deutlich und betonte: "Das ist nicht unser Anspruch."
"Die Champions League hat in diesem Jahr ein bisschen unsere miese Bundesliga-Saison kaschiert", meinte auch Hummels.