Champions League
FC Bayern München verliert beim FC Arsenal: Defensive überfordert, Harry Kane hängt in der Luft - die Erkenntnisse
- Aktualisiert: 27.11.2025
- 12:10 Uhr
- Justin Kraft
Beim FC Arsenal kassiert der FC Bayern München seine erste Niederlage. Die Erkenntnisse zum 1:3 in London.
Von Justin Kraft
Für den FC Bayern München war die 1:3-Niederlage beim FC Arsenal zwar die erste der laufenden Saison, doch vielleicht eine mit größerer Bedeutung?
Denn obwohl ihnen zwischenzeitlich der Ausgleich gelang, waren sie über weite Strecken der Partie chancenlos.
Viele erwarteten ein Duell auf Augenhöhe. Am Ende wurde es eine Machtdemonstration der Gunners.
Eine, die für den FCB vielleicht zur richtigen Zeit kommt, um ohne größere Konsequenzen reflektieren zu können, was falsch gelaufen ist. Aber auch eine, die für den Moment zeigt, dass Arsenal das bessere Team ist.
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FC Bayern defensiv überfordert - bei Standards und generell
Was wurde vor dem Duell zwischen diesen beiden Giganten darüber gesprochen, dass der FC Arsenal eine überragende Qualität bei Standardsituationen hat. Auch gegen den FC Bayern war das der mitentscheidende Faktor.
Nicht nur erzielten die Gunners ihr erstes Tor nach einer Ecke, sie schafften es im zweiten Durchgang auch, durch mehrere Standards das berühmte "Momentum" auf ihre Seite zu ziehen. Mit Freistößen und Eckbällen setzte sich Arsenal in der Hälfte der Bayern fest – und erspielte sich daraus sehr gute Chancen.
Das verunsicherte die Defensive des deutschen Rekordmeisters sichtlich. Dayot Upamecano hatte nach langer Zeit mal wieder einen Abend zum Vergessen. Sein Fehlpass leitete den Treffer zum 1:2 aus Bayern-Sicht ein.
Auch der im ersten Durchgang noch sehr stabile Jonathan Tah wackelte in den zweiten 45 Minuten stärker, die Außenverteidiger zeigten sich mit und gegen den Ball unsicher und im Mittelfeld verloren Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic die Kontrolle – auch weil Arsenal physisch und technisch stärker war.
Denn so deutlich die Defensivprobleme der Bayern waren, so deutlich wurde auch, dass ihnen die Ideen fehlten, um für Entlastung zu sorgen. Ausgerechnet ihr Gegner zeigte ihnen, wie es besser geht.
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Harry Kane kein Faktor: Bayerns Offensive in der Luft
Dass sie keine Wege fanden, um sich Entlastung zu verschaffen, lag auch daran, dass die Offensive kaum ein Faktor war. Harry Kane sammelte 30 Ballkontakte, schaffte es mit diesen aber nicht, sich wirklich ins Spiel zu bringen.
Laut "Fotmob" hatte er nur zwei Kontakte im gegnerischen Strafraum. Einen Abschluss hatte er ebenfalls nicht. Der Engländer war abgemeldet und fiel nur auf, weil ihn die Arsenal-Fans wegen seiner Tottenham-Vergangenheit auspfiffen.
Mehr probierten Michael Olise und Serge Gnabry. Aber bis auf vereinzelte kleine Lichtblicke gelang auch den beiden nicht viel. Und so hing das Angriffsspiel vor allem davon ab, ob Lennart Karl eine Idee hatte. Der 17-Jährige erzielte den Ausgleich und hatte eine gute Gelegenheit auf ein zweites Tor.
Es ist zu einfach, nur auf die Abwehrspieler zu zeigen und den Spielaufbau zu kritisieren. Die Anbindung nach vorn hängt auch von den Bewegungen der Offensivspieler ab. Und die konnten kaum Tiefe anbieten. Auf diesem Niveau ist das zu wenig.
FC Bayern: Das Pressing greift nicht optimal
Außerdem gibt es auf diesem Niveau Teams, die technisch so herausragend Fußball spielen können wie der FC Arsenal. Die Gunners spielten das Pressing mit starkem Freilaufverhalten auseinander. Immer wieder schafften sie es, mit Positionswechseln und gegenläufigen Bewegungen dafür zu sorgen, dass einer ihrer Spieler plötzlich frei war.
So zwang man Bayern nicht nur in eine hohe Laufintensität, sondern später auch dazu, tief verteidigen zu müssen. Wie in einigen Spielphasen gegen Chelsea oder den BVB ließen sich die Münchner hinten einschnüren. Auch in Paris war das der Fall – dort allerdings in Unterzahl.
Will Kompany die Champions League gewinnen, wird er Wege finden müssen, stabiler zu verteidigen, wenn das Angriffspressing nicht greift. Oder alternativ Möglichkeiten, wie man in Ballbesitz wieder zu längeren Phasen der Kontrolle kommt. Beides gelang in London nicht.
FC Arsenal punktet mit breiterem Kader
Auch die Wechsel halfen dem FC Bayern nicht, während Arsenal die Partie unter anderem von der Bank entscheiden konnte. Einen großen Vorwurf kann man den Münchnern hier kaum machen.
Denn einerseits bekommt jemand wie Lennart Karl in einer solchen Partie nur deshalb die Chance, sich zu zeigen, weil der Kader nicht sehr breit ist. Und andererseits hat der FC Arsenal in den vergangenen Jahren sehr viel Geld ausgegeben.
Seit dem Antritt von Mikel Arteta gaben die Gunners 1,24 Milliarden Euro für neue Spieler aus. Ihr Transferminus liegt seitdem bei 946,81 Millionen Euro, das der Bayern bei 275 Millionen Euro.
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Das allein macht noch kein erfolgreiches Team aus. Dennoch ist es bei einem derart hohen Budget nicht nur einfacher, den Kader sehr breit aufzustellen, sondern auch Fehleinkäufe lassen sich leichter auffangen.
Die Bayern mussten am Mittwochabend vor allem feststellen, dass es auf den Kaderpositionen zwölf bis 18 qualitativen Verbesserungsbedarf gibt - zumindest außerhalb der Komfortzone Bundesliga. Neue Impulse wären im zweiten Durchgang sehr wertvoll gewesen.
Hoffnung für die weitere Saison
Bei aller Kritik ist aber auch Einordnung wichtig. Ja, die Bayern waren unterlegen. Teilweise sogar deutlich. Und dennoch bleibt festzuhalten, dass zahlreiche Spieler nicht an ihr Leistungslimit kamen.
Neuer, Upamecano, Laimer, Olise oder Kane würde wohl niemand absprechen, dass sie an einem normalen Tag besser sind als das, was sie in London gezeigt haben. Und selbst Pavlovic und Kimmich waren trotz einiger guter Momente nicht in ihrer Bestform.
Der weitere Saisonverlauf wird zeigen, inwiefern das eine Eintagsfliege war oder ob die Probleme doch schwerwiegender sind. Für den Moment aber besteht wenig Grund zur Panik.
Auch mit dieser Niederlage sieht die bisherige Saison immer noch sehr gut aus. Die Chancen auf das Erreichen der Top-8 in der Champions-League-Ligaphase sind weiterhin gut. Ziehen die Bayern die richtigen Schlüsse aus dieser Partie, kann das für die K.-o.-Phase in der kommenden Saison helfen.
Letztendlich können sie sich gerade beim FC Arsenal einiges abgucken. Denn die Gunners haben all die genannten Punkte deutlich besser hinbekommen als die Münchner.