Champions League
Real Madrid scheidet aus Champions League aus: Die "neuen Galacticos" sind bereits gescheitert - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 17.04.2025
- 12:13 Uhr
- Chris Lugert
Titelverteidiger Real Madrid verabschiedet sich sang- und klanglos aus der Champions League. Das als Weltauswahl gefeierte Starensemble ist gescheitert und hat in dieser Form keine Zukunft. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Groß war die Hoffnung bei Real Madrid, trotz des desaströsen 0:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Arsenal wieder einmal Geschichte schreiben zu können.
Schließlich gehören die "Königlichen" und die "Königsklasse" untrennbar zusammen. Und schon oft hat Real bewiesen, ungünstige Hinspiel-Ergebnisse zu Hause im sagenumwobenen Estadio Santiago Bernabeu noch umbiegen zu können. 90 Minuten im Bernabeu können bekanntlich lang sein.
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Nicht so aber im April 2025 gegen die "Gunners".
Obwohl die aktuelle Ausgabe des Klubs aus London kaum Erfahrung in der K.-o.-Phase der Champions League besitzt, schafften es die Madrilenen im Rückspiel nie, ein Gefühl zu erzeugen, dass erneut so etwas wie Magie in der Luft liegt.
Das Wichtigste in Kürze
Was vor allem deshalb bemerkenswert ist, weil Real zumindest nominell eine Weltauswahl zusammengestellt hat, die im Sommer mit Kylian Mbappe das vermeintliche Puzzleteil zur Unbesiegbarkeit hinzugewinnen konnte. Doch der Schein trügt.
Trainer Carlo Ancelotti fand nach dem Rückspiel gleichwohl deutliche wie entlarvende Worte. "Im Vergleich zum letzten Jahr hat uns die kollektive Einstellung gefehlt", stellte der Italiener enttäuscht fest.
Ein Satz, der eine alte Weisheit im Fußball noch einmal veranschaulicht: Ein Kollektiv ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Real aber ist kein Team, keine Mannschaft, keine Einheit. Sondern eine Ansammlung von Egoismen.
Real Madrid fehlt die Hierarchie im Kader
Mbappe und Vinicius Junior harmonieren nicht, sondern sehen sich als Konkurrenten. Der eine gönnt dem anderen nichts, weil er ein potenzieller Rivale im Kampf um den Ballon d'Or ist. Und dann wollen beide auch noch auf derselben Position spielen.
Auch Jude Bellingham ist kein einfacher Charakter und macht viel auf eigene Rechnung. Die drei zusammen sind für ein gesundes Teamgefüge schlicht Gift. Zumal eine ordnende, autoritäre Hand im Kader fehlt, die wie Klebstoff wirkt.
Toni Kroos war so jemand. Der Deutsche wurde in der Kabine respektiert, er war einer der Kapitäne und eine Autoritätsperson, die nicht nur das Spiel mit ihrer Qualität, sondern auch die Mannschaft mit ihrer Aura geführt hat.
Kroos aber ist nicht mehr da. Auch Nacho Fernandez, der langjährige Kapitän, hatte Real im vergangenen Sommer verlassen. Dieses Vakuum an Führungsqualität konnte niemand im Kader auch nur ansatzweise füllen. Auch der neue Kapitän Luka Modric nicht.
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Real Madrid: Mbappe und Co. mit Paralelen zu den "Galacticos"
Es mangelt bei Real komplett an Hierarchie. Stattdessen gibt es zu viele Alphatiere, die sich nicht dem Team unterordnen wollen. Dass selbst ein Trainer wie Ancelotti das nicht moderieren konnte, sagt viel über den Zustand des Kaders aus.
Und über eine verfehlte Transferpolitik, die schon vor gut 20 Jahren nicht funktioniert hat. Bereits in den frühen 2000er-Jahren baute sich Real die "Galacticos" zusammen, mit Zinedine Zidane, Luis Figo, David Beckham, Ronaldo und vielen mehr.
Doch die Champions League gewann diese Mannschaft nie - obwohl Real in den Jahren davor den europäischen Wettbewerb dominiert hatte. 1998, 2000 und 2002 holte Real den Henkelpott, danach erst 2014 wieder.
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Schon damals waren es einfach zu viele Egos und ein ungesundes Teamgebilde, das den ganz großen Triumph verhinderte. Weil die Realität kein Videospiel ist, in dem immer mehr Superstars immer mehr Erfolge bedeuten.
So wie die originalen "Galacticos" von damals letztlich die gewaltigen Erwartungen nicht erfüllen konnten, so dürfen auch die "neuen Galacticos" bereits als gescheitert gelten. In der aktuellen Konstellation hat diese Real-Mannschaft keine Zukunft.
Mindestens einer aus dem Trio Mbappe, Bellingham und Vinicius Jr. muss gehen. Womöglich folgt der Brasilianer dem Ruf des Geldes und verabschiedet sich nach Saudi-Arabien.
Mbappe für Real mehr Fluch als Segen?
Doch noch wichtiger ist eine neue Struktur mit Leadern, die das Team und den gemeinsamen Erfolg an erste Stelle setzen. Und nicht persönliche Befindlichkeiten. David Alaba und Dani Carvajal wären zwei solche Spieler, die aber lange verletzt waren bzw. immer noch sind.
Kritisch ist dabei auch die Rolle von Mbappe zu hinterfragen. Sportlich mag er mit seinen 32 Toren eine Hilfe für Real sein, doch was wurde dafür geopfert? Ist er mehr Fluch oder Segen für eine Mannschaft?
Ein Blick nach Frankreich gibt vielleicht eine Antwort. Denn es dürfte kein Zufall sein, dass ausgerechnet sein Ex-Klub Paris Saint-Germain in Jahr eins nach dem Abschied des Superstars plötzlich so stark wie selten aussieht.
Und Real wiederum in der ersten Saison mit Mbappe erstmals seit fünf Jahren das Halbfinale der Champions League verpasst hat.