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Nations League

DFB-Team: Lehren aus dem Italien-Rückspiel - Nagelsmann und seine Mannschaft zwischen Genie und Wahnsinn

  • Veröffentlicht: 24.03.2025
  • 15:27 Uhr
  • Tobias Hlusiak

Die deutsche Nationalmannschaft rettet gegen Italien in einer wilden Partie ein 3:3-Unentschieden und zieht ins Final Four der Nations League ein. Das Spiel liefert gleich mehrere Erkenntnisse - auch weil sich beide Halbzeiten eigentlich widersprechen.

Vom DFB-Team aus Dortmund berichtet Tobias Hlusiak

Was für ein Ritt!

Nach der besten ersten Halbzeit, die eine deutsche Nationalmannschaft seit langem gespielt hat, lässt das Team von Julian Nagelsmann 45 Minuten folgen, die exakt das Gegenteil charakterisiert.

Am Ende reicht es trotzdem für einen Platz im Final Four der Nations League. Deutschland hat seine Mini-EM im kommenden Sommer. Das große Ziel ist erreicht.

Das 3:3 gegen Italien bietet aber auch darüber hinaus Erkenntnisse, die für kommende Aufgaben nützlich sein können.

ran gibt einen Überblick.

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Ein Spiel hat immer noch 90 Minuten

Wie schon im Hinspiel bot die deutsche Mannschaft nicht über die volle Spielzeit eine gute Leistung. In Mailand war es noch die erste Hälfte gewesen, die man sich eigentlich hätte sparen können. In Dortmund dann die zweite.

Klarer wird das Missverhältnis, wenn man bedenkt, dass alle vier italienischen Tore in den schwachen Halbzeiten fielen, alle fünf deutschen aber in den starken.

Im Rückspiel war der Unterschied nun besonders groß. Das sah auch Julian Nagelsmann so.

"Das war schon sehr beeindruckend in allen Phasen des Spiels. Mit Ball sehr gut, defensiv unfassbar aggressiv. Wir haben auch in der Höhe, denke ich, verdient geführt", resümierte der Coach bei "RTL", nachdem sein Team eine 3:0-Pausenführung herausgespielt hatte.

"Die erste Halbzeit war tatsächlich, glaube ich, sehr, sehr sexy anzugucken, da haben wir wirklich einen guten Ball gespielt, hatten absolut die Kontrolle", fand auch Joshua Kimmich.

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Der Bruch kann dann auf viele Kleinigkeiten zurückgeführt werden. Kimmich sah einen Wechsel des "Momentums", durch das früh in der zweiten Halbzeit kassierte 3:1.

Der Bundestrainer näherte sich eher taktisch an. "Wir haben fast nur noch nach hinten und sehr viel durch die Mitte, weniger über den Flügel gespielt. Das war in der ersten Hälfte viel besser", meinte Nagelsmann.

Fakt ist: Die Schwankungen in den Darbietungen der DFB-Elf sind (noch) zu groß. Beim Kampf um die angestrebten zwei Titel in den kommenden eineinhalb Jahren dürften sie früher oder später zu ernsthaften Problemen führen.

Auch deshalb versuchte Nagelsmann schon unmittelbar nach Abpfiff einen positiven Ansatz zu finden.

"Vielleicht ist es für uns auch besser, wenn wir heute nicht 4:0 gewinnen, sondern merken, was wir leisten können, wie gut wir fußballspielen können, aber dass wir diesen guten Fußball einfach über das ganze Spiel zeigen müssen", analysiert er.

Die "Erkenntnisse aus diesen Partien" seien für ihn und sein Team "Weltklasse". Man habe in dieser Länderspielpause gesehen, "dass wir einen Rückstand aufholen können", aber auch, "dass das Spiel zur Pause einfach noch nicht vorbei ist".

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Waren diese Wechsel wirklich nötig?

Dabei wird sich auch der - immer noch junge - Coach hinterfragen.

Denn das Auf und Ab auf dem Platz hatte auch mit Nagelsmanns Aufstellungen, In-Game-Coaching und Wechseln zu tun.

In Mailand korrigierte er seine eigene Taktik nach einer ganz schwachen ersten Hälfte, stellte auf das gewohnte 4-2-3-1 um und brachte Nico Schlotterbeck und Tim Kleindienst. Damit drehte sich die Partie.

Im Rückspiel lief es umgekehrt.

Nagelsmann überraschte mit einer Umstellung auf eine Dreierkette, die sein Team seit November 2023 nicht mehr gespielt hatte. Mit Erfolg!

Ein Rädchen griff ins andere. Italien wurde durch aggressives Gegenpressing nie ins Spiel gelassen. Als dem Team in der zweiten Halbzeit das Spiel zu entgleiten drohte, beschleunigte der Bundestrainer dies ungewollt durch einen etwas verfrühten Eingriff von draußen.

Für die bockstark agierenden Leon Goretzka und Angelo Stiller kamen Pascal Groß und Nadiem Amiri. Das deutsche Zentrum war fortan in Disbalance und hatte große Probleme, wieder Zugriff zu finden.

Am Ende musste die wild zusammengewürfelte Mannschaft fast noch in die Verlängerung.

Nagelsmann begründete die Wechsel damit, dass "einfach nicht alle Spieler durchspielen konnten", was nachvollziehbar ist. Trotzdem bleibt die Frage, ob eine etwas behutsamere Einflussnahme nicht günstiger gewesen wäre.

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Die Mannschaft spiegelt den Hunger des Trainers

Und dennoch überwiegen nach dem Länderspiel-Doppelpack die positiven Aspekte. Besonders, was die Mentalität der Mannschaft angeht.

Als Begleiter des DFB-Teams ist leicht erkennbar, dass sich dort ein Haufen gefunden hat, der ein klares Ziel verfolgt.

Joshua Kimmich und Co. glauben und folgen ihrem Trainer, der durch seinen Radikalumbau des Kaders vor exakt einem Jahr ein großes Risiko eingegangen war.

Nur Minuten nach dem bitteren Ausscheiden bei der Heim-EM gegen Spanien hatte Nagelsmann den WM-Titel 2026 als Ziel ausgegeben. Als Zwischenetappe soll die Nations League Anfang Juni gewonnen werden.

Der 37-Jährige arbeitet konsequent auf diese Meilensteine hin, hält sie Spielern und Presse rund um die eigenen Spiele mantraartig immer wieder vor.

So hat er der Nationalmannschaft - die jahrelang irgendwie vor sich hin gespielt hatte - wieder eine Bestimmung und Sinn gegeben. Das zeigt sich auch auf dem Platz.

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DFB-Team von Netz gegrillt: "Deutschland wie Dortmund!

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Mannschaft und Fans haben sich wieder gefunden

Und auf den Rängen.

Wer die Stimmung in Dortmund während der achterbahnartigen 90 Minuten gegen Italien erlebt hat, wird unterschreiben, dass ganz offensichtlich etwas gewachsen ist.

Deutschland hat wieder Bock auf seine Nationalmannschaft. Der Zusammenhalt ist spürbar. Ganz anders als in den mageren Jahren zuvor.

Auch deshalb war es den Verantwortlichen so wichtig gewesen, das Final Four in Deutschland zu spielen. Die Euphorie, die seit der Heim-EM ungebrochen ist, soll durch das Mini-Turnier in München und Stuttgart weiter wachsen.

Die Basis dafür ist gelegt. Daran ändert auch die schwache zweite Hälfte nichts.

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