DFB-Pokal
FC Bayern siegt bei Union Berlin: Leon Goretzka ist erneut Teil des Problems - die Erkenntnisse zum DFB-Pokal
- Aktualisiert: 04.12.2025
- 11:40 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern ringt Union Berlin im DFB-Pokal mit 3:2 nieder und reist mit gemischten Gefühlen ab. Die Erkenntnisse zum Sieg des FCB.
"Das Wichtigste ist, dass wir weiter sind", sagte Konrad Laimer hinterher beim "ZDF". Gerade hatte er mit dem FC Bayern München eine Halbzeit lang zittern müssen. Union Berlin drückte, schaffte es aber nicht, den Ball im Tor des FCB unterzubringen.
Und so blieb es bei einem 3:2-Sieg, der für den Rekordpokalsieger wie eine Befreiung war. Wie oft hatten sie in den letzten Jahren Spiele wie dieses im DFB-Pokal verloren? Diesmal nicht. "Die zweite Halbzeit war eine Kampfhalbzeit", resümierte ein zufriedener Vincent Kompany.
Und die Bayern gewannen diesen Kampf, was angesichts der letzten Jahre durchaus auch als Fortschritt gewertet werden kann. Mit Blick auf die noch vier anstehenden Partien in diesem Kalenderjahr wird der Belgier aber wohl kaum auf eine Analyse der zweiten 45 Minuten verzichten können.
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Der starke Auftakt unterstreicht die Qualität des FC Bayern
Kompany wird aber auch auf die ersten 45 Minuten blicken und seiner Mannschaft anhand dieser Halbzeit zeigen, was sie gut kann. Von Beginn an hatten die Münchner ihren Gegner diesmal unter Kontrolle – anders als noch im Bundesliga-Duell vor wenigen Wochen.
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Die Bayern ließen den Ball laufen, hatten Ruhe im Spiel und übten großen Druck auf Union Berlin aus. Damit zwangen sie ihre Gegner zu Fehlern. Nicht nur bei den Eigentoren nach Standards, sondern auch im Spiel selbst. Sowohl das Pressing als auch die Ballkontrolle waren auf einem schwer zu bespielenden Rasen gut.
Lediglich der umstrittene Handelfmeter brachte die Bayern kurzzeitig etwas ins Wanken, doch kurz vor der Pause stellte der Treffer zum 3:1 die alten Verhältnisse wieder her. In der Halbzeit glaubten nur wenige an ein Comeback von Union. Zu dominant, zu kontrolliert und zu spielstark präsentierten sich die Gäste trotz aller Umstände.
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Einbruch in der zweiten Halbzeit erinnert an alte Muster
Aber wer das Spiel schon zu den Akten legen wollte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Denn die zweite Halbzeit erinnerte an den FC Bayern vor der Übernahme von Vincent Kompany. Die Mannschaft wirkte, als wäre sie komplett ausgetauscht worden.
Plötzlich schafften sie es nicht mehr, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, wenn sie ihn eroberten. Immer wieder versuchten die Bayern es mit hektischen Gegenstößen oder Befreiungsschlägen, statt wie in der ersten Halbzeit Ball und Gegner laufen zu lassen.
In den letzten fünf Jahren hat man diese Art Kontrollverlust schon häufiger bei ihnen gesehen. Unter Kompany war das bisher jedoch die Seltenheit. Für den Rekordmeister sollte das eine Warnung vor dem schweren Auswärtsspiel in Stuttgart sein.
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FC Bayern: Leon Goretzka war erneut Teil des Problems
Ein Teil des Problems im zweiten Durchgang war erneut Leon Goretzka. Der Mittelfeldspieler wurde nach der Pause früh für den verletzten Aleksandar Pavlovic eingewechselt. Ein Wechsel, der die Bayern in Ballbesitz schwächte. Pavlovic zeigte zuvor eine gute Leistung, kam laut "Fotmob" auf 35 Ballkontakte und eine Passquote von 88 Prozent. Goretzka sammelte nur 18 Kontakte hatte eine Passquote von 58 Prozent.
Mit ihm wurde das Spiel unkontrollierter, das höhere Union-Pressing konnte deutlich schwerer umspielt werden, weil Bayern zu abhängig von Joshua Kimmich wurde. Gerade gegen aggressive Gegner wie Union tut sich Goretzka sehr schwer damit, das Spieltempo hochzuhalten und sich in den richtigen Räumen anzubieten.
Aber auch gegen den Ball hat er die Wucht verloren, die ihn einst auszeichnete. Statt Aggressivität auszustrahlen, wirkte er in den vergangenen Wochen zu oft wie Begleitschutz. Kompany muss sich die Frage gefallen lassen, ob Tom Bischof nicht der bessere Wechsel gewesen wäre.
Der FC Bayern ist aktuell am Limit
Die zweite Halbzeit nur auf Goretzka zu reduzieren, wäre dennoch falsch. Denn gerade bei den Achsenspielern fällt eine höhere Fehlerquote auf. Manuel Neuer patzte in den vergangenen Partien wieder häufiger. Dayot Upamecano und Kimmich spielen mehr Fehlpässe, als man es von ihnen gewohnt ist. Der Franzose kam nur auf 71 Prozent Passquote in Köpenick, bei Kimmich waren es 76 Prozent. Unter den Fehlpässen waren teils sehr gefährliche Ballverluste dabei.
Auch Michael Olise, Luis Diaz und Harry Kane treffen vermehrt Fehlentscheidungen im Offensivspiel, die vor einigen Wochen in der Form nicht vorgekommen wären. Womöglich ist ein Teil der mindestens leichten Formdelle damit zu erklären, dass die Bayern an ihr mentales Limit kommen.
Ohne echte Sommerpause ging es von der Klub-WM quasi direkt in die neue Saison. In den letzten Wochen des Kalenderjahres scheinen sie darunter zu leiden.
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Allein wegen Lennart Karl: Der dünne Kader war die richtige Entscheidung
Kritische Stimmen könnten jetzt vermutlich zu Recht anmerken, dass die Bayern selbst schuld sind, weil sie ihren Kader so dünn gestaltet haben. Doch die Widerrede ist ziemlich simpel: Lennart Karl.
Der 17-Jährige zeigt aktuell eine Spielfreude, die die Fans zu begeistern weiß. Auch in Berlin war er im ersten Durchgang einer der größten Aktivposten. Selbst wenn nicht alles klappt, hat Karl immer gute Ideen und den Mut, sie auszuprobieren. Als er im ersten Durchgang seinen Gegenspieler tunnelte und plötzlich eine gute Abschlussgelegenheit entstand beispielsweise. Oder als er Diaz mit einem Direktpass freispielte.
Ein solcher Spieler hätte im Kader der letzten Jahre keine Chance gehabt. Dann hätte Kompany eben Thomas Müller oder Kingsley Coman gebracht, aber doch nicht Karl und schon gar nicht in so einem wichtigen Spiel. Doch der Offensivspieler zahlt das Vertrauen zurück und beweist, dass es sich lohnen kann, einen Kader so zu planen, dass es Platz für junge Talente gibt.
Einige Talente hat man in den letzten Jahren auch deshalb verschlissen, weil man ihnen diese Chance nicht gab. Karl weiß sie nun zu nutzen. Ein Lichtblick in einer Saisonphase, die den Bayern nicht ganz so leicht von der Hand geht.