EM 2024
DFB-Team: Fragen und Antworten nach dem deutschen Aus bei der EURO 2024
- Aktualisiert: 31.10.2024
- 09:32 Uhr
- Tobias Hlusiak
Das Sommermärchen hatte kein Happy-End. Und dennoch dreht sich die (Fußball-)Welt weiter - auch für die Nationalmannschaft. Welche Ziele sind nun angepeilt? Wie wird das Team bald aussehen? ran beantwortet die drängendsten Fragen.
Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak
Das bittere 1:2 nach Verlängerung gegen Spanien hat die Europameisterschaft 2024 für die deutsche Mannschaft schon im Viertelfinale beendet.
Der große Aufschrei blieb aber aus. Fans und Beobachter zeigten sich zum Großteil mit dem Team versöhnt.
Auch deshalb geht der Blick schon wenige Tage später nach vorne. Wie geht es nun mit der Nationalmannschaft weiter?
Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze
War die Heim-EM ein Erfolg?
Ohne Zweifel: Ja.
Der Titel wurde zwar verpasst. Etwas viel wichtigeres wurde aber zurückgewonnen. Julian Nagelsmann hat den Fans den Glauben an die Mannschaft und der Mannschaft den Glauben an sich selbst zurückgebracht.
Nach mehreren ernüchternden Turnieren in den vergangenen Jahren, war der Auftritt bei der EURO 2024 erfrischend und von einem klaren Plan geprägt. Deutschland zählte zu den spielerisch besten Mannschaften.
"Wir haben eine Niederlage erlitten, aber ich glaube nicht, dass wir gescheitert sind. Ich fühle mich durch das Turnier beschenkt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Der Verband und das Land könnten "alle gemeinsam stolz drauf sein, was passiert ist auf und neben dem Platz." Denn auch und gerade neben dem Platz darf man die EM als klaren Erfolg werten.
Neben der großen Gastfreundschaft, die sich einmal mehr im ganzen Land zeigte, versammelten sich die Menschen für knapp drei Wochen hinter der deutschen Mannschaft.
"Wir hätten gern mehr zurückgegeben", sagte der Bundestrainer auf seiner emotionalen Pressekonferenz am Tag nach dem Ausscheiden.
Die "Symbiose mit den Fans" soll die DFB-Auswahl weiter tragen - und eine Wirkung weit über den Fußball hinaus haben. Der Bundestrainer wünscht sich, dass die Deutschen dank ihrer Kicker "realisieren, in was für einem wunderbaren Land wir leben".
Dass alle "verstehen, dass es gemeinsam besser geht, als wenn wir immer nur in Tristesse verfallen, alles grau und schlecht sehen". Eine geistig-moralische Wende - weg vom Wutbürger, hin zu mehr integrativer Kraft und Gemeinsinn.
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DFB: Trotz Viertelfinal-Aus! ran-Reporter zieht positives EM-Fazit
Was sind die nächsten Ziele?
Ohne große Umwege hat Nagelsmann schon Minuten nach Abpfiff des Spanien-Spiels den Gewinn bei der Weltmeisterschaft 2026 als ächsten Ankerpunkt ausgerufen.
"Es tut sehr weh, dass wir nun zwei Jahre warten müssen, bis wir Weltmeister werden", sagte der Bundestrainer.
Der silberne Pokal wurde verpasst, doch "der goldene ist auch ganz hübsch in der Sammlung", bekräftigte er am Tag danach.
Schon oft sind aus bitteren Niederlagen große Erfolge entstanden. Nicht ausgeschlossen also, dass er Recht behält.
Die "Festplatte" mit all den Negativerlebnissen sei "gereinigt", meinte Nagelsmann, "der Glaube an sich selbst gewachsen". Auch DFB-Sportchef Rudi Völler ist "total optimistisch" und sieht Deutschland wieder als "Turniermannschaft".
Wann spielt die DFB-Elf wieder?
Nagelsmann bekannte, er werde "ein paar Tage" brauchen, bis er sich wieder aufraffen kann. Er hat Zeit bis Ende August, dann muss er seinen Kader für die Nations-League-Spiele im September gegen Ungarn und in den Niederlanden nominieren.
Die Nationenliga, in der auch im Oktober und November gespielt wird, sei "auch ein Titel, den man gewinnen kann", sagte er.
Auftakt ist am 7. September in Düsseldorf gegen Ungarn. Drei Tage später spielt man in Amsterdam gegen die Niederlande.
2025 steht dann die Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada an.
DFB-Rücktritt? Müller wird nach EM-Aus deutlich
Welche Stars werden in Zukunft fehlen?
Toni Kroos hat seine Karriere beendet. Ihn zu ersetzen dürfte eine der großen Aufgaben der kommenden zwei Jahre sein.
Ob auch Thomas Müller sein letztes Spiel für Deutschland gemacht hat, steht noch nicht fest. Der Bayern-Star möchte dies in einem Gespräch mit dem Bundestrainer erörtern. Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass es für den Weltmeister von 2014 bei 131 Partien und 45 Toren im Nationaltrikot bleibt.
Torhüter Manuel Neuer will sich bei seiner Entscheidung Zeit lassen. "Das kann ein halbes Jahr dauern", erklärte er. Er wäre bei WM-Start 40 Jahre alt.
Auch hinter Ilkay Gündogan steht ein Fragezeichen. Allerdings ein eher kleines. Nagelsmann will seinen Kapitän unbedingt halten, schwärmte nach dem EM-Aus von dessen Führungsqualitäten. "Die Entscheidung trifft 'Illy' aber selbst", sagte er.
Welche Spieler hat Nagelsmann im Visier?
Einige junge, vielversprechende Spieler, dürften in den kommenden Monaten eine Einladung des Bundestrainers erhalten.
Der Mainzer Brajan Gruda und Mönchengladbachs Rocco Reitz waren schon im ersten Teil der EM-Vorbereitung im thüringischen Blankenhain mit dabei. Sie dürften schon bald zur Stammbesetzung gehören.
Ebenso wie Torhüter Alexander Nübel vom VfB Stuttgart, der kurz vor EM-Start aussortiert wurde.
Auch Aleksandar Pavlovic - der dem EM-Kader angehörte, kurz vor dem Eröffnungsspiel aber erkrankte - und Nübels Vereinskollege Angelo Stiller dürften schon im September dabei sein.
Maximilian Beier könnte - nach einem guten EM-Turnier - in Zukunft eine prominentere Rolle einnehmen, die beiden Innenverteidiger Malick Thiaw (AC Milan) und Yann Aurel Bisseck (Inter) stehen ebenfalls auf der Liste des Bundestraines.