Scouting mal anders
Regionalliga: 1. FC Düren sucht neue Spieler - so lief das öffentliche Probetraining
- Veröffentlicht: 09.04.2025
- 17:11 Uhr
- ran.de
Ein öffentliches Probetraining sollte dem Regionalligisten 1. FC Düren bei der Zusammensetzung des Kaders helfen. Das Ergebnis stößt auf Kritik.
Es ist ein nahezu beispielloser Vorgang, der sich beim 1. FC Düren vergangene Woche ereignete.
Fristgerecht reichten alle Spieler und alle Trainer ihre Kündigung ein. Der Fusionsklub, der 2020 noch in der 1. Pokalrunde gegen den FC Bayern München spielte und sich trotz eines 0:3 teuer verkaufte, stand plötzlich ohne Personal da.
Doch die verbliebenen Verantwortlichen fanden eine Lösung: Ein öffentliches Probetraining sollte dem Regionalligisten bei der Zusammensetzung des Kaders helfen. Und das sofort.
So veranstaltete der Klub am vergangenen Dienstag ein öffentliches Probetraining für Spieler zwischen 16 und 35 Jahren. "Diese Chance richtet sich an talentierte Spieler, die mindestens sechs Monate nicht aktiv im Spielbetrieb standen und jetzt den Sprung auf die große Bühne wagen möchten", hieß es in einer Vereinsmitteilung.
Düren: Fußball-Influencer Bilal Kamarieh als Initiator
Initiator war neben dem Verein der Fußball-Influencer Bilal Kamarieh. Bei Instagram folgen ihm rund 180.000 Menschen. Nach dessen Aufruf waren laut Angaben von "RevierSport" 30 Spieler an die Dürener Westkampfbahn gekommen, um einen Kaderplatz zu ergattern. Bereits im Vorfeld hatten die Beteiligten etliche der Hunderten Bewerbungen aussortiert - unter anderem, weil die Bewerber nicht immer die Voraussetzungen erfüllten.
Dabei war das Probetraining wie eine Casting-Show aufgebaut. Die Spieler durften sich in verschiedenen Disziplinen mit dem Ball vor einer Jury beweisen. Die Jury bestand aus Kamarieh und vier weiteren Juroren - darunter auch Ex-Düren-Spieler und Fanliebling Philip Simon, der mittlerweile Teil der zweiten Mannschaft ist.
Am Ende haben zehn Spieler unter Vorbehalt den Sprung in den Kader geschafft. Sollten die Spielberechtigungen rechtzeitig erfüllt werden, werden die zehn Spieler wohl bis zum Saisonende für Düren in der Regionalliga auflaufen.
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Probetraining: Zufriedenheit beim 1. FC Düren
In Düren sind sie zufrieden mit dem Projekt. "Ich weiß, dass es viele Kritiker gibt, aber ich glaube auch, dass wir mit dem Event zeigen konnten, dass wir Qualität auf den Platz bringen können und die Kritik in Zukunft sogar in etwas Gutes ummünzen", erklärte Jury-Mitglied Simon gegenüber "Reviersport".
Auch Düren-Coach Luca Lausberg zog ein positives Fazit und freut sich auf die Neuzugänge. "Wir sind einen anderen Weg gegangen, der im deutschen Fußball einmalig ist und daraus haben wir auch eine einmalige Aktion gemacht. Wenn das dem Verein nachhaltig hilft, gerade auch im Hinblick auf die Bekanntheit, und wir die Saison positiv zu Ende bringen können, war es für uns eine gute Aktion", wird Lausberg bei "Reviersport" zitiert.
Düren-Projekt stößt auf Kritik: "Comedy-Show"
Doch außerhalb des Klubs stößt die Aktion vermehrt auf Kritik. Der kommende Regionalliga-Gegner MSV Duisburg sprach in Person von Trainer Dietmar Hirsch auf der Pressekonferenz von einer "Comedy-Show". Er habe "absolut kein Verständnis für. Die Liga steht derzeit in keinem guten Licht. Wenn jetzt so ein Casting stattfindet, habe ich da gar kein Verständnis für. Wenn man das alles so liest, hat das mit Fußball nichts zu tun. Für uns geht es um die Meisterschaft und wir wissen überhaupt nicht, womit wir es zu tun bekommen".
Dürens Simon stellte sich den Vorwürfen: "Ich weiß nicht, ob der MSV Duisburg denkt, dass wir Kreisliga-Spieler aufstellen, denn das ist nicht der Fall. Das sind Spieler mit Oberliga-Erfahrung. Aber ich kann die Kritik natürlich verstehen."
Er und Trainer Lausenberg argumentieren, dass wohl auch bei einem Rückzug der Mannschaft aus der Liga von Wettbewerbsverzerrung gesprochen würde. "Ich will ganz ehrlich sein", sagte Simon und führte fort: "Wenn wir die Mannschaft abmelden, heißt es 'Wettbewerbsverzerrung'. Spielen wir mit der U23, heißt es 'Wettbewerbsverzerrung'. Treten wir mit den Spielern an, die wir neu verpflichtet haben, heißt es wieder 'Wettbewerbsverzerrung'. Sollten wir im unwahrscheinlichen Fall gegen die eine oder andere Mannschaft punkten, kommt die Kritik plötzlich aus einer anderen Richtung und wieder heißt es 'Wettbewerbsverzerrung'. In meinen Augen ist es weniger Wettbewerbsverzerrung, wenn wir nicht abbrechen, sondern die Saison wie geplant zu Ende spielen."
Bei den Ex-Spielern Dürens, deren Gehaltszahlungen ausstehen, kam das Probetraining alles andere als gut an: "Wir haben das Video des Influencers in unserer WhatsApp-Gruppe besprochen. Wir finden das alles sehr wild, verrückt und ein Stück weit auch hinterhältig. Da ist dann viel Ego dabei. Ich verstehe nicht, warum man sich nicht einfach zurückzieht, sondern auf Biegen und Brechen versucht, durch die Saison zu kommen. Aber das ist auch nicht mehr mein Problem", erklärte Mittelstürmer Ephraim Kalonji gegenüber "Reviersport".
1. FC Düren: Diese Spieler sind dabei
Folgende Spieler haben laut Informationen von "Reviersport" die Chance auf einen Kaderplatz:
- David Arize: Stürmer, 19 Jahre alt, letzter Verein: FC Riga II
- Rrustem Shehaj: Abwehrspieler, 22 Jahre alt, letzte Vereine: TSV Ehningen, Hardstuck Royale (Baller League)
- Steven Kodra: Mittelfeldspieler, 27 Jahre alt, letzte Vereine: Türkspor Dortmund, Käfigtiger (Baller League)
- Henri Malik Euwi: Abwehrspieler, 20 Jahre alt, letzter Verein: KFC Uerdingen
- Aron Andreasson: Abwehrspieler, 24 Jahre alt, letzter Verein: FC Hennef 05
- Malcolm Scheibner: Mittelfeldspieler, 20 Jahre alt, letzter Verein: SV Babelsberg
- Amer Hodza: Mittelfeldspieler, 20 Jahre alt, letzter Verein: TuS Bövinghausen
- Yazid Tambo: Stürmer, 22 Jahre alt, letzte Vereine: VfR Garching, Streets United (Baller League)
- Joshua Tetiali: Mittelfeldspieler, US-Amerikaner, kam im vergangenen Sommer aus New York nach Deutschland
- Leonit Ibrahimi: Abwehrspieler, 19 Jahre alt, letzter Verein: 1. FC Union Berlin U19