Fußball
Türkei: Wettskandal droht - Hunderte Schiedsrichter wegen Sportwetten im Visier - Ex-Coach Kenan Kocak: "Besorgniserregend"
Im türkischen Fußball bahnt sich ein neuer Skandal an: Hunderte Schiedsrichter sollen aktiv an Sportwetten teilgenommen haben, zehn von ihnen sogar mehr als 10.000 Wetten platziert haben. Der frühere Ankaragücü-Trainer Kenan Kocak äußert sich dazu exklusiv bei ran.
Dem türkischen Fußball droht ein massiver Wettskandal.
Hunderte Schiedsrichter sollen laut Angaben des türkischen Verbandspräsidenten Ibrahim Haciosmanoglu ein Wettkonto besitzen und teilweise aktiv wetten. Unter den Beschuldigten seien auch Schiedsrichter, die auf der "höchsten Ebene" tätig sind.
Haciosmanoglu versprach eine sofortige Reaktion, die größten Klubs des Landes forderten umgehend Konsequenzen. Die Behörden leiteten derweil Ermittlungen ein.
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"Wir sind entschlossen, den Fußball von jeglicher Spur von Korruption zu befreien. Wir werden keine Ausnahmen machen", sagte der Verbandschef, noch am Montag sollten "notwendigen Sanktionen" verhängt werden. Nähere Angaben machte Haciosmanoglu nicht.
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Eine interne Untersuchung unter 571 Referees habe ergeben, dass 371 von ihnen Wettkonten besitzen und 152 aktiv wetten.
Zehn der beschuldigten Schiedsrichter hätten mehr als 10.000 Wetten platziert, einer von ihnen allein 18.227, 42 Schiedsrichter jeweils auf mehr als 1.000 Fußballspiele, sagte Haciosmanoglu.
Kenan Kocak: "Es ist einfach besorgniserregend"
"Es ist einfach besorgniserregend und man muss einfach mal abwarten, was die kommenden Tage mit sich bringen", sagte der frühere Ankaragücü-Coach Kenan Kocak im Gespräch mit ran.
"Ich bin überrascht, dass so etwas in diesem Ausmaß überhaupt in Zusammenhang gebracht wird. Das ist schon fürchterlich. Deswegen bin ich auch gespannt auf die nächsten Tage und Wochen, was auf uns zukommt."
Während seiner Zeit beim Zweitligisten Ankaragücü sowie als Co-Trainer der Nationalmannschaft unter Stefan Kuntz hat Kocak "nichts bemerkt, was mich stutzig gemacht hat. Ich finde es einfach nur schade, dass der türkische Fußball wieder mit diesen negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht wird. Aber es ist nun mal so und es ist auch gut, dass es aufgedeckt worden ist."
Der 44-Jährige spricht sich daher auch für eine mögliche Anpassung des Regulativs im Bezug auf Sportwetten aus. "Man sollte sich nicht nur Gedanken über ein mögliches Wettverbot für Schiedsrichter machen, sondern über ein Verbot für alle Funktionäre", regte Kocak an.
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"Ich weiß, dass im türkischen Fußball die Regeln, was Wetten angeht, sehr streng sind, was Funktionäre angeht, aber ich denke, die aktuelle Ereignisse werden dafür sorgen, dass diese Regeln verschärft werden".
Für die weitere Aufarbeitung fordert Kocak Offenheit. "Ich bin in Sachen Aufarbeitung ein großer Freund von Transparenz. Man sollte alles offen darlegen. Wenn jemand da schuldig ist und daran beteiligt war, muss man das klar mitteilen, damit keine Zweifel mehr aufkommen und jeder weiß, woran man ist", erklärte der Coach, der zuletzt bis April 2025 beim damaligen Drittligisten SV Sandhausen auf der Bank saß.
Süper-Lig-Klubs: Namen der Schiedsrichter öffentlich machen
Die meisten Spiele, auf die gewettet wurden, waren demzufolge Spiele ausländischer Ligen. 22 der 371 Schiedsrichter kommen demnach auf nationaler Ebene zum Einsatz. Der türkische Verbandschef gab ihre Identität jedoch nicht bekannt. Zudem blieb offen, ob einige von ihnen verdächtigt werden, auf Spiele gewettet zu haben, die sie selbst leiteten.
In separaten Stellungnahmen forderten die Istanbuler Klubs Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas den Verband auf, die Namen der Schiedsrichter und die Spiele, auf die sie gewettet haben, öffentlich zu machen.
Trabzonspor, zuletzt 2022 türkischer Meister, bezeichnete die Enthüllungen als "Skandal" und erklärte, dass diese "eine der dunkelsten Seiten in der Geschichte des türkischen Fußballs" aufdecken. Die Istanbuler Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass eine Untersuchung eingeleitet wurde.
Aufgrund der regelmäßig gegen türkische Schiedsrichter erhobenen Vorwürfe der Befangenheit hatte der türkische Verband im Frühjahr 2024 den Video-Schiedsrichter für mehrere Spiele der Süper Lig ausländischen Referees anvertraut. Im Februar leitete zudem ein Schiedsrichter aus dem Ausland das Derby zwischen Galatasaray und Fenerbahce.
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