WM-Qualifikation
Thomas Tuchel vor Debüt als England-Coach: Hitzlsperger wittert Medien-Verschwörung gegen deutschen Trainer
- Veröffentlicht: 17.03.2025
- 18:55 Uhr
- Andreas Reiners
Am Freitag startet England in die WM-Qualifikation. Nationaltrainer Thomas Tuchel muss liefern, denn mit der Kritik könnte es schnell gehen.
Thomas Tuchel hat einen großen Vorteil: Er weiß, was ihn erwartet.
Der frühere Trainer des FC Bayern kennt den englischen Fußball. Die Traditionen. Die Fans. Die Erwartungen. Und die Medien.
Deshalb dürfte ihm klar sein, dass er als Nationalcoach Englands zwar nicht unbedingt einen schweren Stand hat. Zumindest noch nicht. Vielmehr dürfte sein Kredit etwas geringer sein. Anders, als es vermutlich bei einem gebürtigen Briten der Fall wäre.
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Und das, obwohl Tuchels Ansehen auf der Insel seit dem Champions-League-Sieg 2021 mit dem FC Chelsea groß ist.
Doch nicht wenige hätten lieber einen Landsmann auf der wichtigsten Position im englischen Fußball gesehen. Die ist ein Politikum. Und in dem Zusammenhang hat sich ein Medium bereits in Stellung gebracht.
Das Wichtigste in Kürze
Thomas Tuchel in England: "Daily Mail" mit einer Agenda?
Die Zeitung "Daily Mail" habe "eine klare Agenda, die sie abarbeitet", erklärte der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger im "kicker".
Wie er das meint?
"Dass die ihn schon pieksen werden, weil sie tatsächlich lieber die Stimme all jener verkörpert, die auf seinem Posten lieber einen Engländer gesehen hätten. Also das wird nicht leicht für Tuchel", so Hitzlsperger.
Er weiß aus seiner Zeit bei West Ham United, dass manche Engländer ein (historisches) Problem mit Deutschen haben: "Das hat einfach mit Unwissenheit zu tun, weil man plump irgendwelchen Vorurteilen folgt", sagte er, betonte dabei aber auch:
"Der Großteil der englischen Fans hat keine Ressentiments gegenüber Deutschen, die Engländer stehen generell hinter dieser Internationalisierung, die sie aus der Premier-League kennen. Das sind Mediengeplänkel, da wird zuweilen provoziert, dass muss man einordnen."
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England und Tuchel: Zwei Siege sind Pflicht
Tuchel wird das können. Er muss aber auch liefern, wenn am Freitag seine Amtszeit mit der WM-Qualifikation gegen Albanien so richtig startet. Montag folgt die zweite Partie gegen Lettland.
Siege sind da Pflicht. Idealerweise garniert mit dominant-unterhaltsamen Auftritten.
"Tuchel muss schnell unter Beweis stellen, dass er das vorhandene Potenzial ausschöpft", denn bei Rückschlägen wird "schnell gegrummelt", sagte Hitzlsperger.
Das war auch bei Vorgänger Gareth Southgate so, obwohl der in seiner Amtszeit England bei der WM 2018 ins Halbfinale und bei der EM 2021 und 2024 jeweils ins Finale führte. Kritik war die Konstante, und das könnte bei Tuchel noch schneller gehen.
Einen Appetizer gab es bei seiner ersten Kader-Nominierung, die aufgrund von ein paar personellen Überraschungen in den sozialen Medien Kritik hervorrief.
Thomas Tuchel: Verbindung zu den Fans herstellen
Doch Tuchel weiß, was ein Schlüssel sein wird.
"Wir müssen eine Verbindung zu unseren Fans herstellen", sagte er bei "uefa.com". "Sie müssen spüren, dass wir als Team auftreten, sie müssen ein Zusammengehörigkeitsgefühl und eine besondere Beziehung zwischen den Spielern wahrnehmen. Ich glaube fest daran, dass dies vor allem im internationalen Fußball den Unterschied ausmacht."
Man wolle gegen Albanien und Lettland gewinnen und zu Hause direkt eine Serie starten, damit man positiv in die Zukunft blicken könne, stellte er klar: "Wir müssen uns auf eine schwierige Gruppe und auf schwierige Spiele vorbereiten. Es gibt keine leichten Spiele mehr, andere Teams werden uns das Leben schwer machen, und darauf sollten wir uns gefasst machen."
Das langfristige Ziel ist klar: Die WM 2026, der Titel, es wäre der erste nach 1966, also nach 60 Jahren.
"Deshalb sind wir ja hier, und wir sollten keine Angst davor haben, große Ziele zu formulieren", sagte Tuchel. Dabei müsse man aber Schritt für Schritt vorgehen: "Wir erhöhen unsere Chancen, je mehr wir uns auf die kommenden Aufgaben konzentrieren, aber das Ziel ist klar." Und die Sehnsucht im Mutterland des Fußballs ist riesig, der Druck damit aber auch.
Das Gute dabei: Tuchel weiß, was ihn erwartet.