DTM-Geschichte: Als Michael Schumacher für einen riesigen Skandal sorgte
Aktualisiert: 22.04.2025
17:37 Uhr
Andreas Reiners
Ein Kapitel in über 40 Jahren DTM gehört auch Michael Schumacher. Er bestritt nur fünf Rennen - doch damit schrieb er Geschichte. Wenn auch anders als erhofft.
Michael Schumacher versuchte zu retten, was nicht mehr wirklich zu retten war.
Er verlor kurz nach dem Start des vorletzten Saisonrennens der DTM 1990 irgendwie die Kontrolle über seinen Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evo II. Vor der ersten Kurve des Hockenheimrings nahm er deshalb den Notausgang und räuberte durch das Gras.
Eine Abkürzung mit Folgen. Schumacher rumpelte mit seinem Boliden parallel zum Feld, das Auto hüpfte, Schumi kämpfte - und traf, als er es wieder auf die Strecke schaffte, den BMW von Johnny Cecotto.
Fertig war der erste Skandal seiner damals noch sehr jungen Karriere. Und das nach nur wenigen Rennmetern, den ersten seiner DTM-Laufbahn.
Denn er sorgte mit dem Crash dafür, dass das Saisonfinale 1990 in Hockenheim in die DTM-Geschichte einging. Und der damals 21-jährige Schumacher gleich mit. Es kommt schließlich nicht so oft vor, dass ein Crash eine Meisterschaft mit entscheidet.
BMW-Mann Cecotto ging als Spitzenreiter in die letzten beiden Rennen am 14. Oktober 1990, er führte mit 19 Punkten Vorsprung auf Hans-Joachim Stuck im Audi. Es gab nach dem Crash einen Neustart, mit einem Ersatzauto war Cecotto aber chancenlos. Beide Rennen gewann schließlich Stuck, der im Premierenjahr von Audi auch gleich den Titel holte.
"Dieses schmutzige Spiel hat mit Sport nichts zu tun", schimpfte Cecotto anschließend. Schumacher gehörte damals mit Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger zum Mercedes-Juniorenteam, ging mit den beiden Kollegen in der Sportwagen-WM an den Start und gewann zudem die Formel 3. Mercedes ermöglichte Schumacher damals den Gaststart in der DTM.
Geäußert hat sich Schumacher zu der Aktion nie.
"Natürlich bin ich immer noch wütend", betonte dafür Cecotto in der BMW-Dokumentation "Adrenalin", versehen mit einem breiten Lachen. Ändern kann es der Italiener sowieso nicht mehr. "In Hockenheim, glaube ich, war es Absicht. Es war unglaublich, denn er war weit hinter mir, aber er schaffte es, mich in der ersten Kurve durch das Gras voll zu treffen. Es ist also wirklich unglaublich." Für den 2019 verstorbenen Schnitzer-Teamchef Charly Lamm war es "ein trauriges Finale", wie er einmal sagte: "Das ist für mich immer noch ein Mysterium, was damals passiert ist und es war mein bitterster DTM-Moment".
Externer Inhalt
Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Schumacher-Crash: "Das war ganz sicher keine Absicht"
Andere wiederum sehen es etwas anders, glauben trotz der schon damals vorhandenen Fähigkeiten von Schumacher nicht, dass er es geschafft hat, die Kurve zu schneiden und unter 30 Autos Cecotto herauszupicken.
"Das war ganz sicher keine Absicht", sagte Stuck bei Motorsport-Total. "Michael und ich haben darüber ein paar Mal gesprochen. Ihm hat es auch leidgetan, weil er zum ersten Mal dabei war - und sich nicht durch irgendwelche Aktionen einen schlechten Ruf machen wollte." Dass es zu dem Unfall kam, führt Stuck darauf zurück, dass Schumacher "halt fahrgeil" war. Er wollte „es halt doch probieren", so Stuck.
Probieren konnte er es im zweiten Rennen des Wochenendes nicht noch einmal, er ging nach dem Crash nicht an den Start. Dafür aber 1991 noch vier weitere Male, am Norisring und am Flugplatz Diepholz.
Und wieder knallte es.
DTM 2025: Alle Champions seit 1984 - Rekordsieger Schneider, Bortolotti der Gejagte
2011: Martin Tomczyk
Damals wurden in der DTM noch ältere Modelle sprich Vorjahreswagen eingesetzt. Wer in diesen Boliden saß, fuhr eigentlich nicht vorne mit. Eigentlich war Martin Tomczyk deshalb chancenlos. Doch der Deutsche wurde 2011 als bislang einziger Fahrer in der DTM-Geschichte in einem Vorjahresmodell Meister! Und das sehr deutlich mit 20 Punkten Vorsprung vor Mattias Ekström.
2012: Bruno Spengler
In der 2012er Saison mischte neben Audi und Mercedes auch BMW wieder mit. Und die Münchner feierten ein Mega-Comeback: Sie holten Bruno Spengler von Mercedes und der Kanadier gewann auf Anhieb den Titel. In einem echten Thriller beim Finale in Hockenheim verwies er den Mercedes-Rivalen Gary Paffett auf Platz zwei.
2013: Mike Rockenfeller
Es war vor allem die Konstanz, die Mike Rockenfeller seinen ersten Titel bescherte. Der Audi-Fahrer holte nur zwei Saisonsiege, fuhr dafür aber mit Ausnahme des Finales in Hockenheim immer in die Punkte.
2014: Marco Wittmann
Marco Wittmann fuhr in seinem zweiten DTM-Jahr ganz oben aufs Podest. Es war ein dominantes Jahr, Wittmann holte vier Siege, hatte am Ende 50 Punkte Vorsprung auf den Zweiten Mattias Ekström und sogar mehr als 100 auf den zweitbesten BMW-Fahrer Martin Tomczyk.
2015: Pascal Wehrlein
Pascal Wehrlein krönte sich zum jüngsten Champion der Geschichte! Er war 20 Jahre und 364 Tage alt, als er die Meisterschaft 2015 gewann. Am Ende ließ er ein Audi-Trio hinter sich und schaffte wenige Monate später den Aufstieg in die Formel 1. 2018 kehrt er aus der Königsklasse zurück in die DTM.
2016: Marco Wittmann
2016 hieß der Champion erneut Marco Wittmann. Es war ein heißer Titelkampf, am Ende hatte Wittmann vier Punkte Vorsprung auf Audi-Mann Edoardo Mortara. Allerdings hatte der Titel einen kleinen Beigeschmack: Hersteller BMW wurden vor der Saison Zugeständnisse am Auto gemacht, um den Rückstand auf Audi und Mercedes auszugleichen.
2017: Rene Rast
Im zarten Alter von 30 Jahren ging sein Traum von der DTM endlich in Erfüllung. Mehr noch: Als Rookie holte Rene Rast sensationell den Titel, kochte alte Hasen und Ex-Meister wie Mattias Ekström, Marco Wittmann oder Mike Rockenfeller ab. Der Deutsche setzte sich in einem Herzschlagfinale gegen drei Audi-Kollegen durch.
2018: Gary Paffett
Was für ein Abschied: Mercedes stieg nach 30 Jahren (vorerst) aus der DTM aus, und die Stuttgarter verabschiedeten sich standesgemäß mit allen drei Titeln, also dem Triumph in der Hersteller-, Team- und Fahrerwertung. Dort gewann "Oldie" Gary Paffett zum zweiten Mal nach 2005 die Meisterschaft.
2019: Rene Rast
Es war das Jahr des Rene Rast, der bereits vorzeitig auf dem Nürburgring Meister wurde und neben seinen sieben Saisonsiegen mehrere DTM-Rekorde aufstellte. Der Audi-Pilot gewann seinen zweiten Fahrertitel mit 72 Punkten Vorsprung - dem größten der DTM-Geschichte. Er sammelte 35 Punkte allein im Qualifying, startete 13 Mal aus der ersten Startreihe und siebenmal von der Pole Position.
2020: Rene Rast
Und wieder Rene Rast: 2020 war es aber alles andere als ein Selbstläufer. Denn lange gab Audi-Rivale Nico Müller den Ton an. Die Wende erfolgte dann allerdings im Oktober in Zolder. 47 Punkte Rückstand hatte Rast vor der Doppel-Veranstaltung in Belgien - den letzten beiden Rennen vor dem Finale in Hockenheim - und mit vier Siegen in vier Rennen drehte er den Spieß um.
2021: Maximilian Götz
2021 sprach am Norisring fast jeder über einen Zweikampf um den Titel: Liam Lawson gegen Sheldon van der Linde. Maximilian Götz wurden Außenseiterchancen zugeschrieben. Doch mit etwas Rennglück - und weil sich die beiden an der Spitze gegenseitig das Leben schwer machten - gelang dem HRT-Piloten die Sensation: Götz gewann doppelt in Nürnberg und setzte sich die Meisterkrone auf.
2022: Sheldon van der Linde
2022 wurde mit Sheldon van der Linde erstmals ein Südafrikaner DTM-Champion. Der Schubert-Pilot war der einzige Fahrer, der drei Saisonrennen gewann.
2023: Thomas Preining Der Österreicher gewann die DTM 2023 in seinem Porsche 911 Gt3 R. Der 25-Jährige war damit der erste Österreicher überhaupt, der sich zum Champion krönte. Auch für Porsche und sein Team Manthey war es der erste Titel.
2024: Mirko Bortolotti Nachdem er 2023 noch knapp am Titel vorbeigeschrammt war, krönte der Italiener seine erfolgreiche Zeit in der DTM mit dem Titel. Der Fahrer vom Team SSR Performance zeichnete sich vor allem durch Konstanz aus - so sammelte er jede Menge Podiumsplätze, aber nur einen Rennsieg. Gelingt ihm 2025 die Titelverteidigung?
Diesmal räumte er im ersten Lauf auf dem Norisring nach dem Start auf dem Weg zur Grundig-Kehre den von der Pole aus gestarteten Altfrid Heger ab. Zuvor war Schumacher von einem anderen Konkurrenten leicht berührt worden.
Anzeige
Schumacher: Und wieder ein Crash
"Es ist nun schon das zweite Mal, dass Schumacher beim ersten Start einen großen Fehler macht. Und ich denke, man muss mit ihm für die Zukunft sprechen, denn er ist ziemlich schnell und sehr sympathisch. Aber so etwas ist nicht nötig, denn wir müssen 44 Runden fahren. Und man kann das Rennen nicht auf der Start- und Ziellinie gewinnen", sagte Heger.
Schumacher selbst betonte, er sei vor Heger gewesen. "Als ich bremste, spürte ich, wie mich jemand von hinten anschob. Mein Auto ist ein bisschen gerutscht. Ich schob einen anderen an. Er hat sich vor mir gedreht. Und danach war die Situation klar."
Anzeige
Schumacher: DTM war nicht sein Ding
Klar war vor allem, dass die DTM nicht sein Ding war.
Immerhin sah er nach dem erneuten Unfall auf dem Norisring zweimal die Zielflagge. In Nürnberg wurde er im zweiten Lauf 25., in Diepholz dann im ersten Rennen 14. – sein bestes Ergebnis im Tourenwagen.
"Es war irgendwie nicht so mein Ding, in einem Auto mit Dach zu sitzen", sagte er einmal. Das war bei den Sportwagen, wo er auch ein Dach über dem Kopf hatte, anders. "Ich weiß nicht warum, aber es ging auf Anhieb alles viel besser. Die hohen Geschwindigkeiten haben mir Spaß gemacht. Ich glaube, hier habe ich die Grundlage für das spätere F1-Gefühl gelegt."
In der DTM ging er nicht mehr an den Start. Denn drei Wochen später feierte er in Spa sein Debüt in der Formel 1. Der Rest ist Geschichte.
DTM 2025: Alle Auto-Designs der Teams und Fahrer Die DTM-Saison 2025 startet am Wochenende vom 25. bis 27. April in Oschersleben (live auf ProSieben, Joyn, ran.de und in der ran-App). Mit diesen Auto-Designs sind die Fahrer und Teams unterwegs.
Team Abt Sportsline Für die "Äbte" beginnt 2025 eine neue Ära: Die erfolgreiche Partnerschaft mit Audi ist Geschichte, ab sofort setzen die Allgäuer auf den Lamborghini Huracan GT3 Evo2. Auch die Fahrerpaarung kann sich sehen lassen: Titelverteidiger Mirko Bortolotti (#1 und gelbe Außenspiegel) und Norisring-Sieger Nicki Thiim (#2 und rote Außenspiegel) geben sich die Ehre.
Schubert Motorsport - Rene Rast Nein, ihr müsst euch nicht die Augen reiben: Der BMW M4 GT3 von Rene Rast ist wieder in blauen Tönen unterwegs, die bis ins schwarz abdunkeln - das Design ähnelt fast gänzlich dem aus 2024.
Winward Racing Eine DTM ohne Mamba ist nicht vorstellbar! Umso schöner, dass das Kultauto auch in diesem Jahr wieder am Start steht, statt Lucas Auer pilotiert nun Jules Gounon den Mercedes AMG GT3 (#48). An seiner Seite geht der Vorjahresdritte Maro Engel (#24) an den Start
Haupt Racing Team Im vergangenen Jahr noch mit Mercedes unterwegs, sorgt HRT für die DTM-Rückkehr schlechthin: Erstmals seit 1994 ist Ford zurück in der Startaufstellung, am Steuer der beiden Mustang GT3 sitzen Arjun Maini (#36) und der Schweizer Fabio Scherer (#64).
Manthey Racing Ähnlich wie die Mamba sind auch Greeno und Grello nicht mehr aus der DTM wegzudenken. Manthey setzt auch in diesem Jahr auf den Porsche 911 GT3 R und das Duo Thomas Preining (#91) und Ayhancan Güven (#90). Aber Moment ...
Manthey Junior Team ... komplettiert wird das Team aus der Eifel von Morris Schuring! Der junge Niederländer ist frischgebackener Le-Mans-Sieger und steigt in die DTM ein. Dort setzt er voll und ganz auf Oranje!
Emil Frey Racing Thierry Vermeulen (#69) und Jack Aitken (#14) bleiben dem Emil-Frey-Team wie der Ferrari 296 GT3 treu und auch das Design bleibt nahezu identisch. Wie Manthey setzt auch das Schweizer Team auf einen dritten Boliden: Der Brite Ben Green startet in rot mit der Nummer 10.
Grasser Racing Team Wie Abt setzen die Österreicher auf den Lamborghini Huracan GT3 Evo2 und lassen ein DTM-erfahrenes Duo ans Steuer: Luca Engstler (#18) gewann letztes Jahr in Oschersleben, Jordan Pepper (#63) ist nach einem Gastspiel nun fester Bestandteil des Fahrerfeldes.
Paul Motorsport - Maximilian Paul Auch in diesem Jahr sind Maximilian Paul und sein Lamborghini Huracan GT3 Evo2 Alleinunterhalter. In den vergangenen Jahren wusste der Sachse bereits zu überzeugen - was ist dieses Jahr drin?
Dörr Motorsport Die Neulinge taten sich mit ihren beiden McLaren im letzten Jahr schwer: Routinier Timo Glock ist zurück in der DTM und setzt auf blau-weiß-rote Lackierung (#16), Youngster Ben Dörr startet in orange (#25). Ein Sponsor dürfte besonders für Aufmerksamkeit sorgen: MIt "Rühl24" wirbt Fitness-Ikone und Influencer Markus Rühl auf den Boliden - ausgebobbte Werbung!
Comtoyou Racing Mit dem Aston Martin Vantage GT3 Eva geht 2025 die NEUNTE Marke an den Start! Die Mannschaft aus Gembloux südlich von Brüssel setzt mit Nicolas Baert (#8, weiße Außenspiegel) und Gilles Magnus (#7, gelbe Außenspiegel) auf gleich zwei Belgier.
Mercedes-AMG Team Landgraf - Lucas Auer Von der Mamba in einen nicht weniger auffälligen Mercedes-AMG GT3. Lucas Auer startet auch 2025 in der DTM und sorgt im bewährten BWT-Pink für markante Bilder. "Ich freue mich riesig, wieder im BWT-Auto zu sitzen. Wir haben eine sehr lange gemeinsame Geschichte und sind bereits von 2015 bis 2017 in der DTM gemeinsam an den Start gegangen."
Mercedes-AMG Team Landgraf - Tom Kalender Der jüngste Fahrer der DTM-Geschichte als "Man in Black"? Tatsächlich ist das Design von Tom Kalender, der beim Saisonstart in Oschersleben zarte 17 Jahre und 30 Tage alt sein wird, noch nicht bekannt. So oder so - wir freuen uns auf den Youngster!
Land Motorsport - Ricardo Feller Ganz muss die DTM nicht auf Audi verzichten. Ricardo Feller und Land Motorsport halten das Erbe der Ingolstädter am Leben. Nachdem der Schweizer die Testfahrten noch in einem kompletten schwarzen Boliden bestritt, ist nun das offizielle Design bekannt: Schlicht, silber-rot - klassisch Audi eben.