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Motorsport DTM

Rasts Reifenvorteil beim Nürburgring-Sieg: Schlupfloch im DTM-Reglement?

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© ADAC Motorsport

Rene Rasts Reifenvorteil beim Sonntagsrennen der DTM auf dem Nürburgring hat die Regelhüter auf eine Lücke im Reglement aufmerksam gemacht: Denn der Schubert-BMW-Pilot durfte beim Abbruch des Samstagsrennens die Reifen wechseln und den gebrauchten Satz aus dem Freien Training nutzen, weil seine Felgen bei der Kollision mit Mirko Bortolotti beschädigt worden waren.

Dadurch hatte er im Gegensatz zu den meisten Rivalen am Sonntag einen so gut wie neuen Reifensatz zur Verfügung: Denn das Schubert-Team hatte die kaputten Felgen der ausrangierten Reifen mit neuen ersetzt und den Satz am Sonntag im zweiten Stint eingesetzt, als Rast seinen Vorsprung an der Spitze von 3,4 auf rund neun Sekunden ausbaute und so zum Sieg fuhr.

Eine Aktion, die absolut dem Reglement entspricht: Denn die Regelhüter des Deutschen Motor-Sport-Bund (DMSB) hatten das DTM-Reglement am Freitag des Norisring-Wochenendes mit einem Bulletin angepasst, damit Teams im Falle beschädigter Reifen weiterhin am Rennen teilnehmen können.

Norisring-Bulletin erlaubt Einsatz von Freitag-Reifensatz

Darin heißt es: "Sollte ein Fahrzeug im Wertungslauf außerhalb der/des Boxenstopp-Fenster(s) einen Reifenwechsel von beschädigten Reifen durchführen müssen, dürfen ausschließlich beschädigte Reifen gegen Reifen, welche dem Fahrzeug gemäß Artikel 25.3 b zugewiesen wurden, getauscht werden. Der/die beschädigte(n) Reifen muss/müssen unverzüglich den Technischen Kommissaren vorgeführt werden."

Artikel 25.3 b betrifft den neuen Reifensatz pro Fahrzeug, den jedes Team nur für das Freie Training erhält und dann auch für nachfolgende Freie Trainings nominiert werden darf.

Regel notwendig, damit Teams nicht ohne Reifen dastehen

Warum man es den Teams erlaubt hat, im Falle von Reifenschäden ausgerechnet auf Reifen aus dem Freien Training zurückzugreifen? Das hat damit zu tun, dass sonst die Gefahr bestehen würde, dass ein Team beim Sonntagsrennen mit zwei Boxenstopps nicht genügend Reifensätze zur Verfügung hat. Denn auf den meisten Strecken sind nur drei Reifensätze pro Fahrzeug für die beiden Renntage zugelassen.

Die Reifen aus dem Freien Training sind in der Regel in schlechterem Zustand als die Reifen der Renntage, wodurch man sich durch einen Tausch keinen direkten Vorteil erarbeitet. Teams können theoretisch aber - wenn es einen Schaden gibt - so viele Reifen eines Reifensatzes austauschen wie sie wollen.

Und wenn dann wie in Rasts Fall nur die Felge beschädigt ist und nicht der Reifen, haben sie plötzlich im Gegensatz zur Konkurrenz einen zusätzlichen kaum genutzten Satz zu Verfügung, was nicht im Sinne der Verantwortlichen ist.

DMSB-Sprecher: "Prüfen, ob es Formulierungslücke gibt"

"Am Samstag hatte das Team durch den Wechsel der Räder keinen Vorteil, da es sich ja um gebrauchte Reifen vom freien Training handelte", erklärt DMSB-Sprecher Michael Kramp auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.

"Die nur wenig genutzten Reifen, die in der Rotphase am Samstag nach Rücksprache mit unseren Technikern demontiert wurden, durften am Sonntag dann zwar laut gültigem Reglement wieder gefahren werden, aber ein Vorteil sollte sich daraus natürlich eigentlich nicht ergeben. Wir prüfen nun, ob es hier eine Formulierungslücke gibt, die geschlossen werden sollte."

Diesbezüglich könnte man im Reglement die Begriffe Reifen und Rad klarer voneinander abzugrenzen, denn streng genommen hatte Rast gar keinen Reifenschaden, sondern einen Schaden an der Felge, die Teil des Rades ist. Dass man das Team in einer kurzen Unterbrechung oder gar im Rennen nicht zwingen kann, die Reifen auf andere Felgen aufzuziehen, ist allerdings auch klar.

Möglich wäre es theoretisch, dass in so einem Fall der Reifensatz nicht mehr genutzt werden darf und vom Reifensatz aus dem Training ersetzt wird. Noch gibt es aber laut dem DMSB keine Stoßrichtung, wie man vor dem Sachsenring-Wochenende in etwas mehr als einer Woche reagieren wird, da die Angelegenheit erst besprochen werden muss .

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