Motorsport DTM
Tränen nach verlorenem zweiten Platz: Was bei Rene Rasts Stopp schieflief
Als Rene Rast nach dem DTM-Sonntagsrennen in Oschersleben erstmals auf den Mechaniker trifft, der beim entscheidenden Boxenstopp einen Fehler gemacht hat, hat dieser Tränen in den Augen, setzt die Sonnenbrille auf. Doch der Schubert-BMW-Pilot, der nach einer Aufholjagd von Platz 15 Fünfter statt Zweiter wurde, bestärkt sein Crewmitglied, spricht ihm Mut zu.
"Ich hatte jetzt zweieinhalb Jahre richtig starke Boxenstopps, habe immer Positionen gewonnen und heute ging es mal zwei, drei Positionen nach hinten", zuckt er im Gespräch mit Motorsport-Total.com mit den Schultern.
"Das ist eine ganz neue Situation für die Jungs: vier Boxenstopps in einem Rennen. Das ist enorm hoher Druck, gerade wenn du mit zwei, drei Autos in die Box kommst. Kann passieren - da bin ich keinem Böse drum."
Teamchef Schubert: "Kriegst die Nuss nicht mehr gesetzt"
Was war passiert? Der Schubert-BMW-Pilot lag dank einer perfekten Strategie von Startplatz 15 bereits auf Platz zwei, als der zweite Stopp schieflief: Rast benötigte wegen eines Problems links hinten und vorne 9,281 Sekunden, während seine Verfolger Jules Gounon, Jordan Pepper und Thomas Preining um zwei Sekunden schneller abgefertigt wurden und vorbeikamen.
"In dem Moment, wo du einen ganz kleinen Moment zu früh auf dem Schlagschrauber bist, kriegst du die Nuss nicht mehr gesetzt", erklärt Teamchef Torsten Schubert im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Das ist das erste Mal, dass diese Position nicht ganz funktioniert hat. Wir gewinnen und verlieren als Team."
Das Rad war nicht richtig auf dem Zentralverschluss, wodurch die Mutter nicht greift und der Mechaniker nachdrücken muss. Das kostete die entscheidende Zeit.
Die emotionale Reaktion seines Mechanikers kann Rast absolut verstehen. "Die Jungs trainieren viel, stecken ihr ganzes Herzblut in die Sache. Und wenn dann einer oder zwei verantwortlich sind für ein Podium oder kein Podium, dann nimmt sie das natürlich mit. Ohne diesen zweiten Boxenstopp wären wir Zweiter geworden", ist er überzeugt.
Wie Rast von Platz 15 sogar am Sieg schnupperte
Aber wie gelang es Rast überhaupt, nach dem ersten Boxenstopp hinter dem späteren Sieger Ayhancan Güven auf Platz zwei auf die Strecke zurückzukommen? Auch dabei spielte die Boxencrew eine entscheidende Rolle.
"Wenn wir von Platz 15 starten, haben wir das Recht, unsere Reifen zu wählen", verweist er auf die Regel, dass nur die Top 10 mit den Qualifying-Pneus starten müssen. Also setzte das Schubert-Team bei Rast und Teamkollege Marco Wittmann, der am Ende Sechster wurde, auf den letzten verbliebenen brandneuen Satz.
"Dadurch hatten wir einen riesigen Vorteil denen gegenüber, die keine neuen Reifen drauf hatten, und so haben wir uns durch das Feld gewurschtelt. Ich lag nach der ersten Runde irgendwo um Platz zehn, und die ersten Zehn mussten früh stoppen, weil sie keine guten Reifen mehr haben. Ich kann mit den neuen Reifen länger fahren - und fahre länger schnell."
Schubert-Fabelzeiten bei den ersten Boxenstopps
Dazu kommt, dass die Spitzengruppe nach ihren Stopps in direkte Duell verwickelt war, während Rast freie Bahn hatte. Als er dann kurz vor dem Ende des ersten Stoppfenster hereinkam, gelang der Schubert-Crew beim Stopp eine Fabelzeit von 6,518 Sekunden. Nur einer stoppte noch schneller: Teamkollege Wittmann in 6,241 Sekunden.
Rast war plötzlich Zweiter, konnte dann aber Güvens Tempo nicht halten, weil er einen gebrauchten Reifensatz am Auto hatte. "Um ihn herum waren alle mit neuen Reifen unterwegs - und dann geht eben auch nicht mehr", erklärt Teamchef Schubert.
Am Ende setzte Rast auf den Qualifying-Reifen vom Samstag, den er im Rennen nach der Aufgabe nicht genutzt hatte. "Der hat mir aber nichts gebracht", sagt Rast. "Er hatte zwar 20 Runden weniger drauf und müsste in der Theorie eine fünf bis sieben Zehntel schneller sein als die der vor mir fahrenden, aber trotzdem waren wir nicht schneller."
Das sei "die Pace, die wir eigentlich im Vergleich zu den anderen haben", spielt er auf die Balance of Performance an. Am Ende ist er aber nach dem verpatzen Samstag mit Platz fünf zufrieden: "Das hätten wir glaube ich vor dem Wochenende unterschrieben."