Formel 1 Motorsport
Das Formel-1-Reife(n)zeugnis: Katar
Es hätte die große Krönung für Lando Norris werden sollen, doch der Große Preis von Katar geriet zum Fiasko für McLaren und den WM-Anwärter. Am kommenden Wochenende wartet damit ein spannendes Finale in Abu Dhabi. Norris, Max Verstappen und Oscar Piastri haben noch Chancen auf den Titel.
MAX VERSTAPPEN: McLaren-Boss Zak Brown verglich den Weltmeister in Katar mit einem Bösewicht aus einem Horrorfilm, der immer wiederkommt. Und tatsächlich ist Max Verstappen erst geschlagen, wenn er rechnerisch keine Chance mehr auf den WM-Titel hat. Noch Ende August nach seinem Heimrennen in Zandvoort hatte der Niederländer mehr als 100 Punkte Rückstand, nun sind es nur noch zwölf. Gut möglich, dass Norris sein Polster in Abu Dhabi ins Ziel rettet, doch die Aufholjagd Verstappens ist schon jetzt weltmeisterlich - und die Krönung beim Finale nicht auszuschließen. Das Momentum ist auf seiner Seite, Verstappen hat als viermaliger Weltmeister im schwächeren Auto wenig zu verlieren.
MCLAREN: Ganz im Gegensatz zu Lando Norris und Oscar Piastri. Deren Team McLaren macht im Saisonfinale ungewohnte Fehler. Erst das falsche Setup in Las Vegas, das zu zu starkem Verschleiß am Unterboden und somit zur Disqualifikation geführt hat und nun ein naiver Strategiefehler in Katar. Wieso Norris und Piastri im Gegensatz zu allen anderen Fahrern nicht zum Boxenstopp gerufen wurden, als das Safety Car nach einem Unfall von Nico Hülkenberg früh auf die Strecke musste, konnte kein Verantwortlicher erklären. Es scheint, als würden Norris und Piastri nicht nur gegen Verstappen fahren, sondern auch gegen ihre eigenen Nerven und die des Teams.
AUSBLICK: Denn beim Finale kommt es jetzt auf mentale Stärke an. Im Wissen, dass jeder Fehler schwer wiegt und nicht mehr zu korrigieren ist, werden Angst und Druck ständige Begleiter in Abu Dhabi sein. In diesen Bereichen spricht alles für Verstappen, den diese besondere Aura umgibt. 2021 entriss er in Abu Dhabi noch Lewis Hamilton den Titel. Er ist unbestritten der beste Fahrer, der eigentlich nur verliert, wenn ihn sein Auto im Stich lässt. Norris genügt ein dritter Platz für den Titelgewinn, er kann also im Finale gegen Piastri und Verstappen verlieren, solange er alle anderen hinter sich lässt.
PROGNOSE: Doch das ist alles andere als selbstverständlich. Wer hätte gedacht, dass McLaren nach einem bislang so dominanten Wochenende einen solch naiven Strategiefehler begeht? Sky-Experte Ralf Schumacher betonte, es sei nun wichtig, dass McLaren seine "Papaya-Rules" aufgibt und Piastri zum Unterstützer von Norris macht. Doch der Australier wird diesen Schritt kaum klaglos mitgehen, schließlich hatten ihn Fehler des Teams den Sieg in Katar und somit bessere WM-Chancen gekostet. Und wenn zwei sich streiten, freut sich ja bekanntlich oft der Dritte.
MERCEDES: Die Konstrukteurs-WM ist hinter den Überfliegern von McLaren noch völlig offen. Mercedes hat die besten Karten, die Nummer zwei zu werden - entsprechend wehrte sich Teamchef Toto Wolff gegen den Vorwurf, sein Fahrer Kimi Antonelli hätte Norris in der letzten Runde einfach so vorbeiziehen lassen. Antonelli habe "lediglich einen Fehler gemacht. Über den ärgere ich mich genauso wie er", sagte Wolff bei Sky.
SPRUCH DES WOCHENENDES: "Unsere Aufgabe ist es, diese WM zu gewinnen." (Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky)