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Motorsport Formel 1

Erster Teamchef warnt: Saison 2025 "wird eine Qualifying-WM"

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© Sutton Images

Zum ersten vierten Mal in der Formel-1-Historie fuhren am Sonntag in Suzuka die Top-6 der Startaufstellung exakt in dieser Reihenfolge auch ins Ziel. Alarmierend: War das davor zweimal in Monaco und einmal in Singapur passiert, also auf Stadtkursen, trug sich eine derartige Form der Prozession nun zum ersten Mal auf einer permanenten Rennstrecke zu.

Klar ist: Die engen Abstände zwischen den Autos sind im letzten Jahr der aktuellen Reglementsperiode, in der sich das Feld naturgemäß extrem eng zusammengeschoben hat, ein zweischneidiges Schwert: Zwar sorgen die knappen Rückstände auf dem Papier für erhöhte Spannung...

Doch in der Realität fördern sie im Rennen das Problem, dass nicht mehr überholt werden kann. Schlichtweg zu klein ist meist das Delta gegenüber dem Vordermann, um die schmutzige Luft zu durchbrechen und so nah heranzufahren, dass ernsthaft ein Angriff erfolgen kann - dieses Phänomen beschrieben die Formel-1-Piloten nach dem Grand Prix in Suzuka reihenweise.

Hinzu kommt: Geht im Qualifying alles glatt und spiegelt es grob die aktuell realistische Hackordnung der Teams wider, wird die Schwierigkeit sogar noch verschärft: Denn die schnellsten Autos stehen dann vorne, die mittelschnellen in der Mitte, und die langsamsten hinten...

Vasseur über Asphalt: "Untergräbt dieses System"

Das große Delta, das für einen Überholvorgang benötigt wird, ist somit für die meisten Fahrer kaum zu erreichen: Zumal in Suzuka auch noch der äußerst geringe Reifenverschleiß - der viel zu harten Pirelli-Reifen - sein Übriges tat, wodurch noch weniger Bewegung ins Feld kam.

Die Konsequenz: Ein durchwegs statischer Grand Prix, der höchstens von taktischer Spannung lebte - wobei selbst hier das Fenster für Over- oder Undercut meist zu gering war - und der eigentlich schon nach dem Qualifying entschieden war. Kein Wunder also, dass vor diesem Hintergrund der Ruf der Verantwortlichen nach einer Veränderung größer wird.

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur erklärt nach Suzuka mit Blick auf die Kombination aus Pirellis Reifen und neuem Asphalt: "Ich denke, dass die Ein-Stopp-Rennen eher mit dem neuen Belag zu tun haben als mit anderen Faktoren. Wir fordern von Pirelli zwar Reifen mit stärkerem Abbau, aber wenn überall neu asphaltiert wird, untergräbt das dieses System - und genau deshalb sehen wir dann diese Ein-Stopp-Rennen."

In Monaco hat die Formel 1 für diese Saison bereits nachgeschärft und zusätzliche Pflichtboxenstopps eingeführt, um mehr Spannung in die Sache zu bringen. Doch Suzuka zeigt für Vasseur, dass das Problem aufgrund der oben beschriebenen Parameter auch auf anderen Strecken auftreten wird. In der Folge wird laut dem Franzosen nun aber vor allem eines wichtiger: Der Samstag.

"Das Qualifying war schon immer entscheidend für die Performance. Und je enger das Feld beisammen ist, desto mehr gilt das", unterstreicht Vasseur: "Wenn man mitten in der Gruppe steckt, kämpft man nicht mehr nur gegen einen Fahrer vor sich, man ist von vielen umgeben." Deshalb ist sich der Ferrari-Teamchef mit Blick aufs weitere Jahr auch sicher: "Insofern, ja - es wird eine Qualifying-WM."

Stella: Hamilton "konnte machen, was er wollte"

Indes sieht McLaren-Pendant Andrea Stella die Problematik dabei auch in den extrem ausgeklügelten Fahrzeugen der aktuellen Generation begründet: "Ich denke, das Problem mit der schmutzigen Luft besteht tatsächlich, weil wir kontinuierlich mehr aerodynamischen Abtrieb generieren - und das bedeutet auch größere Verluste, sobald man hinter einem anderen Auto fährt", erklärt der Italiener.

"Wir haben das auch in China gesehen: Wenn man sich zum Beispiel Hamilton im Sprint ansieht, konnte er an der Spitze so ziemlich machen, was er wollte - obwohl seine Reifen gelitten haben", stellt Stella klar: "Die Führungsposition ist also ein großer Vorteil. Normalerweise wirken sich die Reifen auf die Rundenzeiten aus - auf manchen Strecken verliert man fast eine Zehntelsekunde pro Runde durch Abnutzung."

In Suzuka aber habe dieser Faktor "nicht gegriffen", so der McLaren-Teamchef, "weil es keinen nennenswerten Reifenabbau gab. Ich denke also, die schmutzige Luft ist ein entscheidender Faktor - und möglicherweise ist das auch einer der Gründe, warum die Regeln für 2026 in diesem Punkt einen Neustart bringen könnten."

Denn mit Blick auf die aktuellen Autos fügt Stella an: "Auch wenn diese Fahrzeuggeneration ursprünglich entwickelt wurde, um das Hinterherfahren zu erleichtern - was ja 2022 das große Thema war - hat die aerodynamische Weiterentwicklung inzwischen dazu geführt, dass die Autos wieder so stark auf Aerodynamik ausgelegt sind, dass man sofort Performance verliert, sobald man im Windschatten fährt." Und dann sind Rennen wie in Japan eben keine Seltenheit mehr...

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