die ursache der krise liegt viel tiefer
Formel 1: Das Problem von Red Bull heißt nicht Liam Lawson - ein Kommentar
- Aktualisiert: 25.03.2025
- 18:16 Uhr
- Tobias Wiltschek
Schon nach zwei Rennen steht der Neuseeländer bei Red Bull offenbar vor dem Rausschmiss. Verantwortlich für die derzeitige Krise des Teams sind aber andere. Ein Kommentar.
Was musste Sergio Perez in der Vergangenheit nicht alles an Kritik ertragen?!
Der Mexikaner im zweiten Red-Bull-Cockpit hatte nie eine Chance im teaminternen Duell gegen Dauer-Weltmeister Max Verstappen.
Immerhin aber wurde er 2022 Dritter und 2023 Zweiter in der Fahrerwertung und verhalf so seinem Team jeweils zum Gewinn des Konstrukteurs-Titels. Dennoch schmiss ihn der Rennstall nach Rang acht in der Fahrer-WM am Ende der vergangenen Saison hochkant raus, obwohl er gerade erst seinen Vertrag verlängert hatte.
Auch bei vielen Experten war Perez längst durchgefallen und wurde für so gut wie alles verantwortlich gemacht, was bei Red Bull falsch lief.
Liam Lawson: Misslungener Saisonstart
Nach zwei Rennen der laufenden Formel-1-Saison muss man allerdings feststellen, dass es nach der Entlassung von Perez noch viel schlimmer wurde. Sein Nachfolger Liam Lawson schaffte es, seinen unterirdischen Auftritt zum Auftakt in Australien beim folgenden China-GP noch einmal zu unterbieten.
In beiden Qualifyings – sowohl für den Sprint als auch fürs Rennen – stellte er sein Fahrzeug auf der letzten Startposition ab. Als es anschließend um Punkte ging, lief es für den Neuseeländer nicht viel besser.
Jetzt aber auf den 23-Jährigen einzuprügeln und einen sofortigen Rausschmiss zu fordern, wird der Gesamtsituation, in der sich Red Bull gerade befindet, nicht im Ansatz gerecht.
Das Wichtigste in Kürze
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Red Bull sucht nach Ursache für Krise
Denn die Probleme bei den "Bullen" liegen viel tiefer. Lawsons schlechte Ergebnisse sind nur der offensichtliche Ausdruck, nicht aber die Ursache der Krise.
Die Gründe dafür liegen teilweise schon mehr als ein Jahr zurück. Red Bull hat in der vergangenen Saison mit den Abgängen von Chefdesigner Adrian Newey und Teammanager Jonathan Wheatley zwei wichtige Eckpfeiler des früheren Erfolgs verloren, die nur ganz schwer zu ersetzen sind.
Red Bull erleidet enormen Kompetenzverlust
Beide trieb die Affäre um Teamchef Christian Horner in die Hände der Konkurrenz: Newey zu Aston Martin, Wheatley zu Audi.
Doch schon zuvor hatte Red Bull einen personellen Verlust erleiden müssen, dessen Folgen das Team erst jetzt so richtig zu spüren bekommt. Mit Rob Marshall hatte das Team ein Ingenieur verlassen, der in der Öffentlichkeit zwar immer ein wenig im Schatten von Newey war, aber in Sachen technischer Innovation stand er seinem Lehrmeister zuletzt in nichts mehr nach.
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Marshall ging Anfang letzten Jahres zu McLaren und ist mittlerweile maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Team aus Woking Red Bull schon in der vergangenen Saison an der Spitze der Konstrukteure in der Formel 1 ablöste.
Die "Bullen" können diesen einschneidenden Kompetenzverlust bis heute nicht kompensieren und tun sich unter dem Newey-Nachfolger Pierre Wache schon schwer genug, zumindest für Verstappen einen einigermaßen fahrbaren Untersatz bereitzustellen.
Tsunoda wäre auch keine Lösung
Natürlich kann der Niederländer dank seines Talents und seiner Erfahrung die eine oder andere Schwäche am Fahrzeug ausgleichen. Doch wer glaubt, dass sich mit dem Austausch der Nummer 2 die Probleme beheben ließen, der irrt gewaltig.
Yuki Tsunoda vom Junior-Team Racing Bulls tönt jetzt zwar, er stehe für das Red-Bull-Cockpit bereit. Doch der Japaner, der im Sprint von Shanghai auf Platz sechs fuhr, profitiert gerade mehr von der überraschenden Konkurrenzfähigkeit seines Autos als von seinen fahrerischen Qualitäten. Im internen Ausscheidungsrennen im Winter um ein Cockpit bei Red Bull war er Lawson noch unterlegen.
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Statt auf eine schnelle Besserung durch personelle Schnellschüsse bei den Piloten zu hoffen, sollten die Verantwortlichen bei Red Bull ihre Energie lieber dafür einsetzen, den entstandenen technischen Kompetenzverlust so schnell wie möglich wettzumachen.
Bis dahin aber werden sie noch einige Rückschläge hinnehmen müssen – und Sergio Perez dürfte sich noch ein ums andere Mal ins Fäustchen lachen.