Unfall in Zandvoort
Formel 1: Lewis Hamilton ist bei Ferrari gescheitert und sollte zurücktreten - ein Kommentar
- Aktualisiert: 01.09.2025
- 14:52 Uhr
- Chris Lugert
Lewis Hamilton und Ferrari - diese eigentlich als Traum-Ehe gefeierte Verbindung entwickelt sich immer mehr zum Missverständnis. Eine Trennung nach Saisonende scheint unvermeidbar. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Die Euphorie war riesig, noch größer waren nur die Erwartungen.
Lewis Hamilton zu Ferrari, einen solchen Blockbuster-Wechsel erlebt selbst die Formel 1 nicht alle Tage.
Hier der Rekord-Weltmeister, der eine neue Herausforderung suchte. Dort der strauchelnde Mythos, der seit 2007 keinen Fahrer-Weltmeister mehr hervorgebracht hat. Eine Verbindung wie aus dem Märchen.
Doch Märchen sind das eine, die harte Realität das andere. Und nach knapp zwei Dritteln der Saison 2025 lässt sich festhalten: Hamilton und Ferrari, das ist keine Traum-Ehe, sondern ein teures Missverständnis.
Der Brite ist nicht nur Lichtjahre von Siegen und Titeln entfernt, er macht auch teamintern gegen Charles Leclerc keinen Stich. Der Monegasse führt im Qualifying-Duell 11:4 und im Rennen sogar mit 11:2, in der WM-Wertung trennen beide Fahrer bereits 42 Punkte.
Das Wichtigste in Kürze
Nie zuvor in seiner Karriere wurde Hamilton von einem eigenen Teamkollegen derart gebügelt. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch ein Aspekt ist auch der siebenmalige Champion selbst.
Jüngster Beweis: Sein Unfall in Zandvoort.
Zahn der Zeit nagt an Lewis Hamilton
Auf leicht feuchter, aber für das restliche Feld komplett beherrschbarer Strecke setzte Hamilton seinen Ferrari in die Wand. Ein Anfängerfehler, oder wie es "Sky"-Experte Ralf Schumacher nannte: "Erste Klasse Volksschule."
Schumacher sieht beim 40-Jährigen allmählich die Felle davonschwimmen. "Also so langsam bin ich auch etwas ratlos, weil er kann es auf der einen Seite, aber ist scheinbar unter immensem Druck", meint er.
Der Zahn der Zeit nagt auch an Hamilton. So wie einst an Michael Schumacher oder an anderen Größen des Sports, die mit zunehmendem Alter zwar an Erfahrung gewannen, aber an Pace einbüßten und anfälliger wurden für Fehler.
Externer Inhalt
Formel 1: Top-10 der wertvollsten Rennställe
Ferrari hätte das zumindest ahnen können, wollte es aber womöglich nicht wahrhaben. Die Verlockung, Hamilton zu bekommen, war größer als der Gedanke daran, dass es nicht mehr der Hamilton von vor fünf oder zehn Jahren ist.
Stattdessen stattete die Scuderia den Briten mit einem monströsen Vertrag über angeblich 60 Millionen Dollar Gehalt pro Saison aus. Damit kassiert er gut doppelt so viel wie Leclerc, der Berichten zufolge "nur" 34 Millionen Dollar im Jahr erhält.
Die Leistungen auf der Strecke stehen dazu in keinem Verhältnis.
Ferrari stärkt Lewis Hamilton den Rücken
Zweifel aber gibt es nicht - zumindest noch nicht. Teamchef Frederic Vasseur stärkte seinem Star-Piloten nach dem Unfall in Zandvoort den Rücken. "Er kann viel aus diesem Wochenende mitnehmen und Selbstvertrauen für Monza aufbauen", meinte der Franzose.
Hamilton selbst empfand "das Gefühl, dass ich insgesamt Fortschritte gemacht habe", wie er betonte. Etwas provokant könnte man sagen: Im Vergleich zu den Rennen in Spa und Budapest vor der Sommerpause war das auch nicht schwierig. Beide Male verfolgte er Q3 nur als Zuschauer.
Doch ist das der Anspruch, den Ferrari hat? Kosten und Nutzen klaffen bei Hamilton weit auseinander, zumal er ohnehin nicht als Fahrer bekannt ist, der bei der Weiterentwicklung des Autos viel beizutragen hat. Was er über Jahre bieten konnte, war sein großes fahrerisches Talent.
Im September 2025 ist Hamilton für Ferrari jedoch vielmehr Belastung als Hilfe. In einzelnen Momenten flackert sein Talent noch durch, doch diese Sequenzen werden weniger. Die Ausreißer nach unten hingegen nehmen zu.
Formel 1: Hamilton beschädigt sein Andenken
Hamilton selbst tut sich und seinem Mythos keinen Gefallen, dieses Schauspiel noch weiter in die Länge zu ziehen. Aktuell ist er nur ein völlig überteuerter Nummer-2-Fahrer - eine Rolle, die er nicht nötig und auch nicht verdient hat.
Sicher, es wäre eine wunderbare Story gewesen. Mit Ferrari noch einmal ganz oben anzugreifen und im besten Fall seinen ersehnten achten Weltmeister-Titel ausgerechnet im größten Team der Formel-1-Geschichte zu feiern.
Ein Märchen halt, aber eben nicht die Realität. Hamilton sollte die Größe besitzen, nach der Saison selbst zurückzutreten, bevor er sein Andenken irreparabel beschädigt - und Ferrari zwingt, selbst die Notbremse zu ziehen.