Motorsport Formel 1
Formel 1 vor Zulassung von elftem Team: GM und Andretti sind fast am Ziel
Pünktlich zum letzten US-Grand-Prix des Jahres in Las Vegas kommt frische Bewegung in die Zulassung eines elften Teams in der Formel 1: General Motors soll sich mit den F1-Verantwortlichen in fortgeschrittenen Gesprächen über einen Platz in der Startaufstellung für 2026 befinden. Das berichtet am Donnerstag (Ortszeit) zuerst die Nachrichtenagentur Associated Press.
GM spannt schon seit fast zwei Jahren mit Andretti Global zusammen, um als zweites US-Team neben Haas in die Formel 1 einzusteigen. Von der FIA hatte das Projekt dafür auch grünes Licht bekommen, scheiterte aus kommerziellen Gründen jedoch am Nein der Formel 1 selbst: Es bestünden Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit Andrettis, das Team würde der Serie daher keinen Mehrwert bringen, hieß es im Statement zur Ablehnung des Bewerbers.
Seitdem ist im Hintergrund jedoch viel passiert: Einerseits ist die Formel 1 wegen der Vorgänge ins Fadenkreuz der US-Justizbehörde geraten, das Kartellamt hat eine Untersuchung eingeleitet und mittlerweile soll sogar das FBI an der Sache dran sein. Zuletzt sprang auch noch die EU auf diesen Zug auf. Andererseits ist Michael Andretti beim Team, das seinen Namen trägt, ins zweite Glied zurückgerückt.
Der ehemalige Rennfahrer hatte sich mit seiner offensiven Kampagne für einen Formel-1-Beitritt unter den aktuellen Teams und Machthabern der Königsklasse wenig Freunde gemacht. Vergangene Wochen hatte allerdings auch der CEO von F1-Besitzer Liberty Media, Greg Maffei, den Rückzug von seinem Posten angekündigt: Der Amerikaner war in der Causa mehrfach mit dem Andretti-Clan aneinandergeraten.
Neustart mit GM: Verhandlungen in Vegas laufen
Damit soll nun auf allen Ebenen die Bahn frei sein für einen frischen Start: Dan Towriss, Mehrheitseigner und neuer CEO von Andretti Global, der die Geschicke im September von Michael Andretti übernahm, ist am Wochenende bereits im Fahrerlager von Las Vegas - Motorsport-Total.com kann bestätigen, dass Gespräche darüber stattgefunden haben, wie ein Einstieg des GM-Projekts konkret aussehen könnte.
Denn klar ist: Je mehr der große Autohersteller General Motors anstelle des Andretti-Namens in den Mittelpunkt rückt, desto größer werden die Chancen des Projekts, dass sich die Tür zur Königsklasse doch noch öffnet. Bereits bei der Ablehnung Andrettis hatte die Formel 1 für 2028 eine Hintertür offen gelassen - für den Fall, dass GM als Motorhersteller einsteigen würde.
Nun soll aber doch wieder ein Einstieg für 2026 im Raum stehen, wenngleich erst zwei Jahre später auch mit Werksmotoren aus dem Hause GM (mutmaßlich unter der Marke Cadillac) zu rechnen ist: Denn auf Teamseite hat Andretti trotz der Ablehnungshaltung der Formel 1 das Projekt im Hintergrund unermüdlich vorangetrieben, eine neue Fabrik in Silverstone eröffnet, teilweise hochkarätiges Personal engagiert, und im ehemaligen Toyota-Windkanal in Köln Tests vollzogen.
In den ersten beiden Jahren nach dem Einstieg müsste das Team entsprechend auf Kundenmotoren zurückgreifen: Da die zunächst als Partner gehandelten Renault-Motoren nach dem Aus für das Motorenprogramm der Franzosen ab 2026 nicht mehr zur Verfügung stehen, und auch eine Übernahme des geistigen Eigentums Renaults endgültig vom Tisch zu sein scheint, sind dafür Ferrari und Honda die beiden wahrscheinlichsten Optionen.
Wolff: "Wenn ich auf eine Party eingeladen werden will ..."
Eine Zusammenarbeit mit Mercedes scheint indes ausgeschlossen, hatte sich Teamchef Toto Wolff in der Vergangenheit doch immer sehr klar als Gegner des Andretti-Projekts positioniert - und untermauert dazu auch in Las Vegas erneut seine Position:
"Niemand von Andretti oder Andretti Global, oder wie auch immer der Teamname ist, hat jemals einen einzigen Satz mit mir darüber gesprochen, was ihr Beitrag ist", sagt Wolff, wenngleich er selbst einschränkt: "Aber das müssen sie auch nicht, denn die Teams entscheiden nicht. Das tut der kommerzielle Rechteinhaber, gemeinsam mit der FIA, wir haben da nichts zu sagen."
Für den Österreicher ist dennoch klar: "Wenn ich auf eine Party eingeladen werden will, und zu der Party gehe, dann setze ich mich an den Tisch und erzähle, wer ich bin, warum es mit mir Spaß machen wird, weshalb ich hier sitze und alle meine Gesellschaft genießen werden." Andretti habe das versäumt: "Das ist nicht passiert. Aber das ist nur meine persönliche Meinung", erklärt Wolff.
Doch auch aus beruflicher Sicht rechtfertigt der Silberpfeil-Boss seine Skepsis gegenüber Andretti: "Wir haben eine Verpflichtung, eine gesetzliche Verpflichtung als Geschäftsführer, den Standpunkt zu vertreten, der für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter am besten ist, und das haben wir in der Vergangenheit auch getan."
Klar ist für den Mercedes-Teamchef aber: "Wenn ein Team etwas zur Meisterschaft beitragen kann - besonders, wenn GM sich dazu entscheiden würde als Teameigner zu kommen - dann ist es eine andere Geschichte. Und solange es kreativ ist, das heißt, wir steigern die Popularität des Sports, wir steigern die Einnahmen des Sports, dann wird kein Team jemals dagegen sein."