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Motorsport Formel 1

Ralf Schumacher: Macht Max Verstappen im Urlaub den Deal mit Mercedes klar?

  • Aktualisiert: 10.07.2025
  • 11:04 Uhr
  • Motorsport-Total
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© circuitpics.de/Red Bull (Montage: MSN)

Ralf Schumacher geht davon aus, dass Max Verstappen Red Bull nach Ende der Formel-1-Saison 2025 verlassen wird - und das, obwohl Teamchef Christian Horner am Mittwoch überraschend mit sofortiger Wirkung von seinen operativen Aufgaben entbunden wurde. Eigentlich ein Ereignis, das viele als Indiz werten, dass Verstappen nun doch bleiben könnte, schließlich gehören sein Vater Jos und sein Manager Raymond Vermeulen definitiv nicht dem Christian-Horner-Fanclub an.

Verstappen werde seine Entscheidung "in der Sommerpause bekannt geben", sagt der Sky-Experte in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de und verleiht seiner Einschätzung Nachdruck, indem er sagt: "Da bin ich mir sicher." Auf Nachfrage, was er mit dieser Entscheidung genau meine, präzisiert Schumacher: "Eine Bekanntgabe, dass er wechselt, ja."

Verstappen selbst hatte sich zuletzt kryptisch gegeben, wenn er auf das Thema 2026 oder Horner angesprochen wurde. Auf die Frage, ob es stimme, dass sich sein Team einen Rücktritt von Horner wünsche, antwortete er in Silverstone: "Oh, da weiß ich nichts drüber." Und Fragen nach einem möglichen Wechsel zu Mercedes beantwortete er zuletzt nur mit Floskeln wie "Von meiner Seite hat sich nichts geändert".

Russell: Wie er die Gerüchte ins Rollen gebracht hat

Es gibt vermutlich kaum ein Team in der Formel 1, das über Verstappen nicht zumindest nachdenken würde, sollte er unverhofft vor der Tür stehen und anklopfen. Das gilt auch für Mercedes. Es war ausgerechnet George Russell, der die Verstappen-Mercedes-Gerüchte, die schon 2024 ein heißes Thema in der "Silly Season" waren, wieder angeheizt hat.

Es sei "ganz normal, dass Gespräche mit Leuten wie Verstappen geführt werden", sagte der 27-Jährige vor ein paar Wochen. Russells Vertrag läuft Ende 2025 aus, und Sky-Experte Martin Brundle wundert sich: "George Russell wurde für nächstes Jahr noch nicht bestätigt, und das ist hochgradig ungewöhnlich, denn er leistet für Mercedes brillante Arbeit."

"Er ist ein langjähriger Mercedes-Fahrer, und er hat den Stab nach dem Ausscheiden von Lewis Hamilton wunderbar übernommen. Dass er zur Saisonhalbzeit noch keine Klarheit hat, ist ungewöhnlich. Und niemand dementiert absolut kategorisch, dass Max Verstappen mit Mercedes spricht. Ob das nun von Mercedes oder von Team Verstappen gestreut wird: Da liegt was in der Luft", analysiert Brundle.

Was Verstappen und Wolff zu den Gerüchten sagen

Verstappen bemühte sich zuletzt wenig drum, derartige Spekulationen im Keim zu ersticken. Auf die Frage, warum sein Management mit Mercedes spreche, entgegnet er nur: "Wer sagt sowas?" Und auf den Hinweis, dass Mercedes selbst darüber recht offen spreche, winkt er ab, ohne zu dementieren: "Dem habe ich nichts hinzuzufügen."

Kurz zuvor hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff in einem Interview mit Sky erklärt: "Es gibt da einen viermaligen Weltmeister, der sich entscheiden muss, was er in Zukunft tun möchte. Als Teamchef musst du dir anschauen, in welche Richtung das geht." Aber: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es passieren wird, schätze ich als sehr gering ein", stellt Wolff klar.

Außerdem sagt der Österreicher: "Ich weiß nicht, was in drei oder fünf Jahren ist." Weswegen man sich auch über die langfristigen Perspektiven Gedanken machen müsse. Das wiederum triggert die Theorie: Möglich, dass sich Verstappen die Tür zu Mercedes offen hält - aber vielleicht weniger im Hinblick auf 2026, sondern eher im Hinblick auf 2027, sollte Red Bull kommende Saison, mit dem brandneuen Formel-1-Reglement, floppen.

Wie loyal ist Verstappen gegenüber Red Bull?

Eine Spekulation geht so: Verstappen ist Red Bull und Helmut Marko gegenüber loyal, und würde eigentlich am liebsten bleiben. Allerdings will er auch das schnellste Auto. Wer das 2026 haben wird, kann ihm derzeit niemand mit Sicherheit sagen. So gesehen wäre es schlau, 2026 noch zu bleiben, sich anzuschauen, wer die neuen Regeln am besten meistert - und gegebenenfalls erst für 2027 zum dann besten Team der Formel 1 zu wechseln.

Auf die Frage, ob es nicht riskant sei, sich jetzt mit einem millionenschweren Vertrag möglicherweise langfristig an ein anderes Team als Red Bull zu binden, antwortete Verstappen kürzlich: "Das stimmt. Deswegen stehe ich ja auch bei Red Bull unter Vertrag." Übrigens, rein theoretisch, bis Ende 2028. Praktisch könnte er aufgrund von Ausstiegsklauseln wahrscheinlich auch früher raus.

"Ich habe dem Team immer gesagt, dass es ideal wäre, meine Karriere in der Formel 1 hier zu beenden. Ich glaube, sie sehen das genauso", stellt Verstappen klar, wo seine Loyalitäten eigentlich liegen. Bei Red Bull in Formel-1-Rente zu gehen, wäre für ihn "eine tolle Sache, und genau das versuchen wir zu erreichen".

Worte, die eigentlich nicht danach klingen, als würde Verstappen verzweifelt nach einem neuen Arbeitgeber suchen. Zwar sagt er Dinge wie: "Der Rasen erscheint auf der anderen Seite des Zauns immer grüner, nicht wahr?" Relativiert diese aber gleichzeitig wieder, wenn er ergänzt: "Es ist schwierig, in der Formel 1 immer im besten Auto zu sitzen." Dass etwa McLaren 2025 die Formel 1 dominieren werde, "hätte vor zwei Jahren vermutlich auch keiner gedacht".

Dass Red Bull kein Interesse daran hat, Verstappen zu verlieren, liegt auf der Hand. Hätte man nur das zweite Auto, und würde man dessen Punkte verdoppeln statt Verstappens Punkte einzurechnen, wäre Red Bull aktuell Letzter in der Konstrukteurs-WM. Aber Helmut Marko hat erst vor ein paar Wochen gegenüber Sky versichert, dass "derzeitiger Stand" sei: "Alles klar, dass Max bei uns bleibt."

GT3 & Co.: Wie wichtig sind Verstappen seine Freiheiten?

Verstappen macht keinen Hehl daraus, dass persönliche Freiheiten für ihn wichtig sind. Auch abseits der Formel 1. Möglichst wenig PR-Zeit, dafür umso mehr SimRacing und in Zukunft wohl auch Aktivitäten im GT-Fahrzeug, zum Beispiel bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring und in Le Mans.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat er auf der Nordschleife einen Ferrari getestet. Kurz darauf saß er in Spa in einem Aston Martin. Einfach spontan zwischen den GT3s verschiedener Hersteller zu wechseln, ist mit einem Partner wie Red Bull kein Problem. Würde er aber als Nürburgring-Sieger mit einem Ferrari-Logo auf der Brust von der Titelseite der Bild-Zeitung lächeln, wäre das für einen Arbeitgeber wie Mercedes vermutlich nicht akzeptabel.

Aber Ralf Schumacher glaubt nicht, dass solche Gedankenspiele ein Dealbreaker für einen Verstappen-Wechsel wären: Mercedes habe im GT-Bereich "auch bald ein neues Auto", sagt er und schließt daraus: "Im Moment stehen die Karten gefühlt nicht ganz so gut für einen Verbleib bei Red Bull. Denn ich glaube, am Sonntag in Silverstone ist ihm bewusst geworden, dass selbst er das im Moment nicht mehr retten kann."

"Wenn das so bleibt, wenn er einmal das Gefühl hat, das wird nichts mehr, dann ist es schwierig", sagt Schumacher und ergänzt: "Ist ja auch kein Zufall, dass diese Woche zwei Boote vor Sardinien unterwegs sind. Das eine gehört Toto Wolff, und das andere gehört Max Verstappen. Ich könnte mir vorstellen, dass da auch mal zusammen ein Kaffee getrunken wird ..."

Schumacher: Verstappen will ein Siegerauto

Für den Formel-1-Experten ist klar: "Max geht es darum, ein Auto zu haben, mit dem er gewinnen kann. Aber was ihn auszeichnet, ist: Ich glaube, er macht sich diese Entscheidung wirklich nicht leicht. Weil er ganz genau weiß, wem er seine Karriere zu verdanken hat. Einerseits sich selbst und seinem Vater, klar. Aber am Ende doch auch Red Bull, die ihn dort hingebracht haben."

Es gibt auch einiges, was gegen einen Verstappen-Mercedes-Deal spricht. Dass Wolff ausgerechnet Russell vor die Tür setzen würde, der 2025 eine herausragende Saison fährt, würde nicht ins Gesamtbild passen. Wolff würde Glaubwürdigkeit verlieren als einer, der seinen Junioren immer sportliche Perspektiven bietet, solange sie Leistung abliefern.

Der Österreicher selbst lässt sich die Tür zu Verstappen in Interviews zwar stets offen - sendet gleichzeitig aber auch Signale, dass aus seiner Sicht nichts dagegen spricht, mit Russell-Antonelli weiterzumachen. In Spielberg sagte er bei einem Abendessen mit österreichischen Medienvertretern: "Es macht für uns Sinn, mit der Fahrerpaarung weiterzufahren. Denn es ist ja nicht so, dass George nicht Gas geben würde."

"Wir haben mit unseren Juniorfahrern ja eine Struktur, dass wir sehr langfristige Verträge haben. Und das ist auch mit George so. Das heißt, in Wahrheit haben wir immer die Option. Wann werden Sie sie ziehen? Muss man zeitnah jetzt machen. Auch aus Respekt ihm gegenüber. Wir haben ausgemacht, dass wir das bis zum Sommer machen. Da ist überhaupt kein Spannungsverhältnis drin", so Wolff.

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