Niederlage im Spiel um Bronze
Olympia 2024: Basketballer verpassen Medaille - Herbert-Ära bleibt trotzdem einzigartig - ein Kommentar
- Aktualisiert: 11.08.2024
- 10:07 Uhr
- Chris Lugert
Es sollte nicht sein mit der Medaille: Die deutschen Basketballer verpassen olympisches Edelmetall und die ultimative Krönung eines herausragenden Zyklus. Dennoch bleibt die Ära des scheidenden Bundestrainers Gordon Herbert einzigartig. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Das Happy End ist ausgeblieben, der Traum von einer Olympia-Medaille erfüllte sich für die deutschen Basketballer nicht. Nach einer Vorrunde, die nahe an der Perfektion war, gelang es dem DBB-Team in der K.-o.-Runde nicht, konstant das höchste Niveau zu erreichen.
Im Viertelfinale gegen Griechenland zogen die Deutschen nach einem Horror-Start noch einmal den Kopf aus der Schlinge, im Halbfinale gegen Frankreich sowie im Spiel um Bronze gegen Serbien war es über die gesamten 40 Minuten aber jeweils zu wenig. Beide Niederlagen waren in ihrer Gesamtheit betrachtet verdient.
Zweifellos ist es ein kleiner Stimmungsdämpfer zum Abschluss der Ära von Bundestrainer Gordon Herbert, die Medaille in Paris war das ausgegebene Ziel für den amtierenden Weltmeister. Und dennoch dürfen zwei Pleiten nicht das positive Gesamtbild trüben, das Herbert und seine deutsche Mannschaft in den vergangenen Jahren gemalt haben.
Als der 65-Jährige im September 2021 sein Amt antrat, war die Basketball-Nationalmannschaft eine graue Maus in der deutschen Sportwelt. Unter Herberts Vorgänger Henrik Rödl wurde die WM 2019 mit dem völlig unerwarteten Aus in der Vorrunde zum Fiasko, der Auftritt bei Olympia in Tokio zwei Jahre später sorgte ebenfalls nicht für Begeisterungsstürme.
Das Wichtigste zu Olympia
Mit Herbert aber kam neuer Wind in den DBB. Er krempelte die Mannschaft um - aber nicht unbedingt personell, sondern in ihrer Einstellung. "Er hat uns angeführt, er hat uns Struktur gegeben", sagte Moritz Wagner nach dem Spiel gegen Serbien bei "Eurosport". Jeder Spieler bekam seine Rolle, Dennis Schröder wurde zum unumstrittenen Kapitän.
Und Herberts Arbeit hatte Erfolg, und zwar unmittelbar. Schon bei der EM 2022 gab es überraschend Bronze, der große Coup aber war natürlich der WM-Titel 2023, der erste überhaupt in der DBB-Geschichte. Die graue Maus war in der Weltspitze angekommen, der deutsche Basketball wurde plötzlich geachtet und respektiert, nicht mehr belächelt.
Der deutsche Basketball ist ganz oben angekommen
Es wäre eigentlich der logische Abschluss gewesen, diese Ära bei Olympia mit einer Medaille zu krönen. Und diese Mannschaft hätte es auch absolut verdient gehabt. Doch allein der Halbfinaleinzug und die teils starken Leistungen gegen Teams mit voller NBA-Stärke zeigte, dass der WM-Titel nicht irgendwelchen Umständen geschuldet war.
Es ist die vielleicht wichtigste Botschaft dieser Olympischen Spiele, ein Signal, das nachhaltiger ist als jede Medaille: Der deutsche Basketball kann in der Gegenwart mit den Besten der Besten mithalten. Dieses Vermächtnis macht die drei Herbert-Jahre so einzigartig - und ist der Grundstein für eine ebenfalls erfolgreiche Zukunft.
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Allerdings nur dann, wenn der DBB an diese Ära anknüpft. Die Besetzung der Herbert-Nachfolge wird die vielleicht wichtigste Entscheidung der Verbandsgeschichte.
Es gilt, den landesweit entfachten Hype um die gesamte Sportart fortzusetzen. Die Nationalmannschaft ist dafür der leistungsstärkste Motor.
Klarer Auftrag für neuen Bundestrainer
Die Mannschaft hat in dieser Konstellation noch viele Jahre vor sich. Niels Giffey war mit seinen 33 Jahren der älteste Spieler im Kader, der Großteil der Mannschaft ist 30 oder jünger. Zudem liefern die Vereine viele neue Talente nach, wie der jüngste EM-Titel der U18-Nationalmannschaft zeigt.
Es wird am neuen Bundestrainer liegen, die NBA-Profis auch künftig für die Nationalmannschaft zu begeistern, damit sie als Aushängeschilder vorangehen können. Ein Zyklus mag abgeschlossen sein, doch es könnten noch weitere folgen. Damit Olympia in Paris nicht das Ende war, sondern nur eine Zwischenstation.
Und wer weiß? Vielleicht gibt es ja irgendwann ein Wiedersehen mit Gordon Herbert, auch wenn dieser jetzt erst einmal zum FC Bayern geht. Moritz Wagner jedenfalls gibt die Hoffnung nicht auf: "Ich bin froh, unter ihm trainiert zu haben. Vielleicht war es ja nicht das letzte Mal."