Bryce Young: NFL Munich Game als doppelte Chance für den Alleingelassenen

Das geplante Drehbuch seitens der NFL liest sich eigentlich perfekt: Ein junger Star-Quarterback kommt in seinem zweiten NFL-Jahr mit Hype im Rücken nach Deutschland, um die Auslandsvermarktung der Liga weiter voranzutreiben.

Doch wie in Hollywood, platzen auch in der NFL Träume sehr schnell. Das musste Bryce Young von den Carolina Panthers am eigenen Leib erfahren. Der Nummer-Eins-Pick von 2023 konnte die großen Vorschusslorbeeren auch in seiner zweiten Spielzeit nicht ansatzweise erfüllen.

Zwar wird er die Panthers gegen die New York Giants als Starter auf das Feld führen, der Weg dorthin war und ist aber stets holprig.

Als Starter in die Saison gegangen, wurde der 23-Jährige nach nur zwei Spielen für den 14 Jahre älteren Andy Dalton auf die Bank gesetzt. Weil sich Dalton (Spitzname: "Red Rifle") bei einem leichten Autounfall am Daumen verletzte und seitdem Ladehemmung hat, darf Young wieder ran. Oder besser gesagt muss.

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Bryce Young: Gute Stimmung trotz schwieriger Phase

Schwer, für einen jungen Quarterback eine ganze Franchise auf den Schultern zu tragen, wenn man selbst in dieser Saison bereits fallen gelassen wurde.

Seiner Stimmung beim Panthers-Training am Campus des FC Bayern konnte dies allerdings nur wenig anhaben. Bei der Pressekonferenz nach dem Training erschien er mit einem großen Lächeln im Gesicht im Vereinslokal "1900": "Cooler Vibe, den ihr hier habt", sagte er begeistert. Über seine sportliche Situation wollte er nicht viel sagen: "Ich gebe weiter mein Bestes und helfe dem Team so, wie ich kann."

Dass er vor Beginn der Fragerunde Running Back Chuba Hubbard zur Vertragsverlängerung gratulierte, zeigt jedoch auch, wie sehr er seine Rolle als Anführer trotz der Rückschläge annimmt. "Das ist die Identität, die wir hier aufbauen wollen", sagte Panthers-Coach Dave Canales nach dem Training: "Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten."

Ob Young allerdings auch aus sportlicher Sicht der Wunsch-Quarterback für den jungen Head Coach ist, bleibt abzuwarten. Der Starter-Wechsel nach nur zwei Wochen zeichnet zumindest mal nach außen in ein anderes Bild.

Dass Young bei den Panthers noch keinen Fuß fassen konnte, muss sich aber auch die Franchise selbst ankreiden.

Carolina Panthers: Bryce Young als Opfer von fehlendem Vertrauen

Das Erfolgsrezept für junge Quarterbacks in der NFL ist klar: Die Franchise muss ihnen so viel Hilfe wie nur möglich geben. C.J. Stroud bei den Houston Texans, der im Draft 2023 nur eine Position hinter Young gedraftet wurde, zog bereits in seiner ersten Saison in die Playoffs ein.

Mit Jayden Daniels (Washington Commanders) und Caleb Williams (Chicago Bears) zeigen zwei weitere Teams in der aktuellen Saison, wie man die Hoffnungsträger der Franchise nicht vergrault. Beide Top-Talente haben Teams im Rücken, die an sie glauben.

Dabei kommt es nicht nur darauf an, wie stark man den Kader um die Talente baut, sondern auch auf das Vertrauen, das in die Talente gesteckt wird. Eben jenes vermisst Young seit seiner Ankunft in Carolina, wie ein jüngstes Beispiel zeigte.

Trotz des lang ersehnten zweiten Saisonsieges über die New Orleans Saints am vergangenen Wochenende vermied General Manager Dan Morgan ein klares Bekenntnis zu Young über die laufende Saison hinaus.

Bryce Youngs Zukunft bei den Panthers nicht gesichert

Schon im Saisonverlauf gingen laut NFL-Insider Ian Rapoport bei den Panthers lose Trade-Anfragen für Young ein, nachdem dieser auf die Bank gesetzt wurde. Noch lehnte Carolina ab. Gut möglich, dass es Teams im Frühjahr erneut probieren werden.

Dann ist die Zukunft von Young in Carolina womöglich schon entschieden. Mit einer möglichen Bilanz von 2-8 nach dem Munich Game winkt den Panthers im nächsten Draft der nächste Top-5-Pick - mit dem sie ihren neuen Quarterback der Zukunft draften könnten.

Dass ein Franchise-Wechsel für Young nicht gleich das Ende seiner NFL-Karriere bedeuten muss, zeigen die jüngsten Beispiele von Baker Mayfield (Tampa Bay Buccaneers) und Sam Darnold (Minnesota Vikings). Zuvor als gescheiterte Supertalente abgestempelt, gelten beide in dieser Saison zu den stabilsten Spielmachern der Liga.

Heißt also: Auch wenn Bryce Young beim NFL Munich Game keinen Einfluss mehr auf seine Zukunft bei den Carolina Panthers haben sollte, kann er auf der internationalen Bühne zeigen, dass er das Zeug zum NFL-Quarterback hat.