NFL - Pittsburgh Steelers holen Aaron Rodgers: Letzter Tanz oder großer Knall? Eine Analyse
Veröffentlicht: 06.06.2025
12:47 Uhr
Kai Esser
Die Zukunftssaga um Aaron Rodgers scheint endlich beendet. Der Quarterback wird einen Einjahresvertrag bei den Pittsburgh Steelers unterschreiben. Aber kann das überhaupt funktionieren?
"Was lange währt, wird gut", besagt ein altes Sprichwort.
Gemessen daran müsste die, das steht jetzt schon fest, kurze Ära Aaron Rodgers bei den Pittsburgh Steelers zu einer einzigen NFL-Erfolgsgeschichte werden. Denn über Wochen, gar Monate zog sich der Deal hin, der nun endlich fix ist.
Allerdings steckt deutlich mehr in dieser Personalie. Wie kann Rodgers dem Team von Mike Tomlin helfen? Kann er ihm überhaupt helfen? Was ist das "Ceiling" der Steelers, wie die US-Amerikaner es gerne nennen, mit dem Hall of Famer? Eine Analyse.
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Rodgers bei den Steelers: Es gibt nur ein Alphatier
Bevor über das Sportliche auch nur nachgedacht werden kann, muss in der Analyse auch die Persönlichkeit von Rodgers eine Rolle spielen - und zwar eine gewichtige.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass der mittlerweile 41-Jährige im ultimativen Teamsport American Football gerne auch mal vornehmlich an sich selbst denkt. Nicht, dass das viele Aussagen von ihm widergeben würden, wenngleich es davon genug gibt, es sind vielmehr seine Handlungen.
Anfang 2023 zog sich Rodgers, ohne sein damaliges Team, die Green Bay Packers, zu informieren, in eine kleine Waldhütte zurück, um dort über seine Zukunft nachzudenken. Weder war er erreichbar, noch sendete er Lebenszeichen. Nur um danach in die "Pat McAfee Show" zu gehen, um dort seine Entscheidung zu verkünden - so haben es auch die Packers herausgefunden.
Allein das zeigt: Rodgers ist mindestens mal ein eigenwilliger Charakter, der gerne die Kontrolle hat. Über sein Leben, seine Entscheidungen und seine Offense.
Dabei dürfte er bei Head Coach Mike Tomlin an den falschen geraten. Kaum ein Trainer steht in der Liga noch so für eiserne Disziplin und einen Oldschool-Führungsstil wie er - dabei muss das nicht einmal etwas Schlechtes sein. Allerdings sollte auch klar sein: Mätzchen, die sich Rodgers bei den Packers und Jets erlaubt hat, werden in Pittsburgh nicht gehen. Sonst ist der große Knall nur eine Frage der Zeit.
Dass das jedoch durchaus funktionieren kann, zeigt die Zeit von Antonio Brown bei den Steelers unter Tomlin. Unter ihm wurde Brown zu einem der besten Receiver der NFL und mehrfachem All-Pro. Seitdem die beiden nicht mehr zusammenarbeiten, dreht Brown oftmals durch. Ein Kausalzusammenhang ist keinesfalls bewiesen, liegt aber im Bereich des Möglichen.
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Rodgers bei den Steelers: Das System muss sich anpassen - oder er selbst
Doch auch sportlich drohen Konflikte - zumindest, wenn man sich die Ausgangspositionen anschaut. Rodgers wird in der Saison 2025 42 Jahre alt. Und auch wenn ein gewisser Tom Brady in diesem Alter noch glänzend gespielt hat - den GOAT als Maßstab zu nehmen, ist allerdings unfair für eigentlich jeden anderen Spieler. Brady war eine absolute Ausnahmeerscheinung, die quasi nicht zu kopieren ist.
Vor allem, da Rodgers' Spielstil stets ein anderer war. Er glänzte, anders als Brady, stets durch Mobilität, seine Scrambles und seine Fähigkeit, Auswege zu finden, wo eigentlich keine sind. Diese Fähigkeiten hat Rodgers eingebüßt. Auch durch seine schwere Achillessehnenverletzung 2023.
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Rashod Bateman (Baltimore Ravens) Die Baltimore Ravens setzen langfristig auf Wide Receiver Rashod Bateman. Wie die Franchise am Donnerstag mitteilte, unterschrieb der 25-Jährige einen neuen Vertrag, laut Medienberichten handelt es sich dabei um einen Dreijahresvertrag über insgesamt 36,75 Millionen Dollar. Davon sollen 20 Millionen Dollar garantiert sein. Bateman, Erstrundenpick von 2021, spielte im Vorjahr seine bislang beste NFL-Saison und kam auf 756 Receiving Yards sowie neun Touchdowns.
Bryce Huff (San Francisco 49ers) Nach einem enttäuschenden Jahr 2024 wechselt Defensive End Bryce Huff per Trade von den Philadelphia Eagles zu den San Franchisco 49ers. Die geben im Gegenzug einen 2026er Draft Pick "in einer mittleren Runde" ab. Der Pass Rusher gewann mit den Eagles im Frühjahr den Super Bowl, nun ist der 27-Jährige wieder mit 49ers-DC Robert Saleh in einem Team. Beide hatten bereits bei den New York Jets zusammengearbeitet.
Zach Cunningham (Detroit Lions) Die Lions sorgen für mehr Tiefe im Kader und verpflichten laut NFL-Insider Ian Rapoport Zach Cunningham. Der Linebacker wurde 2017 von den Houston Texans in der zweiten Runde gedraftet. Nach starken ersten Jahren machten die Texans Cunningham 2020 zu einem der bestbezahlten Inside Linebacker der NFL ...
Zach Cunningham (Detroit Lions) Nach Verstößen gegen die Team-Regeln lief es für den heute 30-Jährigen in Texas aber nicht mehr rund, im Februar 2023 wurde er endgültig entlassen. Erst nahmen die Philadelphia Eagles den Linebacker unter Vertrag, dann die Denver Broncos. Glücklich wurde er auf keiner der Stationen. Nun will Cunningham seine Karriere in Detroit wieder in Schwung bringen.
A.J. Cole III (Las Vegas Raiders) Die Las Vegas Raiders und Punter A.J. Cole III gehen gemeinsam in die Zukunft, der Vertrag wurde um vier Jahre verlängert. Der 29-Jährige kann über die nächsten vier Jahre 15,4 Millionen US-Dollar verdienen, elf Millionen Dollar sind garantiert. Cole III zählt zu den besten Puntern der Liga, er erreichte bereits drei Mal den Pro Bowl. Er ist jetzt der bestbezahlte Punter der Liga.
Fred Warner (San Francisco 49ers) Die Zukunft von Fred Warner ist geklärt. Wie die San Francisco 49ers bekanntgaben, unterschrieb der Inside Linebacker einen neuen Vertrag über drei Jahre. Dieser soll ihm bis zu 63 Millionen US-Dollar einbringen, womit er zum Bestverdiener auf seiner Position aufsteigt. 56,7 Millionen US-Dollar davon sind laut "CBS" garantiert. Zuvor hatten bereits George Kittle und Brock Purdy neue Kontrakte erhalten.
Joe Thuney (Chicago Bears) Joe Thuney bekommt bei den Bears einen neuen Vertrag. Der 32-Jährige unterschreibt für zwei weitere Jahre mit einem Salär von 17,5 Millionen Dollar pro Spielzeit. Damit ist er für drei Jahre an die Bears gebunden. In dieser Zeit kassiert der ehemalige Beschützer von Quarterback Patrick Mahomes bei den Kansas City Chiefs 51 Millionen Dollar. 33,5 davon sind laut NFL-Experte Adam Schefter garantiert.
Jadeveon Clowney (Carolina Panthers) Die Carolina Panthers machen ohne Jadeveon Clowney weiter. Der Nummer-eins-Pick von 2014 hatte in der vergangenen Offseason einen Zweijahresvertrag bei den Panthers unterschrieben, muss aber vorzeitig gehen, wie das Team bekanntgab. 2024 kam der Edge Rusher in 14 Spielen auf 5,5 Sacks, neun Tackles for Loss und elf Quarterback-Hits. Die Panthers sparen durch die Entlassung von Clowney 7,8 Millionen Dollar an Cap Space.
Gabe Davis (Jacksonville Jaguars) Die Jacksonville Jaguars haben die Trennung von Gabe Davis bestätigt. Der 26 Jahre alte Wide Receiver verlässt die Franchise nach nur einer Saison schon wieder, obwohl er eigentlich einen Vertrag für drei Jahre bis 2027 über 39 Millionen Dollar unterschrieben hatte. Für Davis war die Saison 2024 bei den Jaguars mit 20 gefangenen Pässen für 239 Yards und zwei Touchdowns in zehn Spielen ein Karriere-Tiefpunkt nach zuvor erfolgreichen drei Jahren bei den Buffalo Bills.
John Hoyland (Baltimore Ravens) Die Ära von Justin Tucker bei den Baltimore Ravens ist zu Ende. Neben den sportlichen Schwankungen des Kickers gab es Vorwürfe des sexuell unangemessenen Verhaltens gegenüber zahlreicher Massagetherapeutinnen. Die Ravens drafteten in der sechsten Runde Kicker Tyler Loop. Doch das ist ihnen zu dünn. Nach einem erfolgreichen Auftritt im Rookie Camp verpflichten die Ravens auch John Hoyland aus Wyoming. Er verwandelte 13 seiner 20 Field Goals in der abgelaufenen College-Saison. In den vergangenen fünf Jahren kommt er auf 73 aus 92.
Joe Noteboom (Baltimore Ravens) Die Ravens und Joe Noteboom haben sich auf einen Deal geeinigt. Das gab das Team bekannt. Über die Höhe und Länge des Vertrags ist nichts bekannt. Noteboom hat Erfahrung auf allen O-Line-Positionen (außer Center), kämpfte in den letzten Jahren allerdings häufig mit Verletzungen. Die vergangenen sieben Jahre spielte der 29-Jährige für die Rams.
Elijah Moore (Buffalo Bills) Die Buffalo Bills haben Free Agent Elijah Moore verpflichtet. Der Wide Receiver unterschrieb laut NFL-Insider Ian Rapoport einen Einjahresvertrag über fünf Millionen Dollar. Da Moore zuvor von seinem Ex-Team Cleveland Browns mit dem UFA Tender belegt worden war, kassieren die Browns einen zusätzlichen Compensatory Pick im Draft 2026.
Hunter Renfrow (Carolina Panthers) Neustart für Hunter Renfrow. Der Wide Receiver hat sich mit den Carolina Panthers auf einen Vertrag geeinigt, das gab die Franchise bekannt. Der 29-Jährige, der im März 2024 von den Las Vegas Raiders entlassen wurde und in der vergangenen Saison nicht gespielt hat, unterschreibt für ein Jahr.
Tyler Lockett (Tennessee Titans) Free Agent Wide Receiver Tyler Lockett hat ein neues Team: Den langjäjhrigen Fan-Liebling der Seattle Seahawks zieht es zu den Tennessee Titans - das bestätigte der 32 Jahre alte Veteran selbst. Laut "ESPN" hat Lockett einen Einjahresvertrag in Höhe von vier Mio. US-Dollar unterschrieben, der durch Boni auf bis zu sechs Mio. ansteigen kann.
Cam Jurgens (Philadelphia Eagles) Die Philadelphia Eagles haben Center Cam Jurgens langfristig an sich gebunden. Der 25-Jährige, der in der Vorsaison die Nachfolge von Team-Legende Jason Kelce angetreten hatte, unterschrieb laut "ESPN" einen Vierjahresvertrag über insgesamt 68 Millionen Dollar. Damit wird er zum zweitbestbezahlten Center der NFL-Geschichte. Jurgens war 2022 in Runde zwei gedraftet worden und hat noch ein Jahr auf seinem Rookievertrag.
Matt Gay (Indianapolis Colts) Überraschung in Indianapolis: Die Colts haben Kicker Matt Gay entlassen. Zwar war er mit 84 Prozent getroffenen Field Goals nicht wirklich einer der präzisesten Kicker, immerhin traf er aber jeden der 33 Extrapunkte. Zudem verdiente er fast sechs Millionen Dollar im Jahr. 2022, als er den Vertrag unterschrieb, war er der bestbezahlte Kicker der NFL. Nun ist er arbeitslos.
Allen Lazard (New York Jets) Die Post-Aaron-Rodgers-Ära bei den New York Jets ist in vollem Gange. Und viele der ehemaligen Green Bay Packers-Spieler müssen die Franchise wieder verlassen. Allen Lazard vermeidet dies. Dafür muss er aber auf über 75 Prozent seines Gehalts verzichten. Statt 11 Millionen Dollar verdient er 2025 nur noch 2,5 Millionen Dollar, nur 1,75 Millionen davon sind garantiert. Dafür darf er sich eine weitere Saison in New York aufhalten.
Jack Jones (Free Agent) Die Las Vegas Raiders haben sich von Cornerback Jack Jones getrennt. Der 27-Jährige kam in der vergangenen Saison in 16 Spielen als Starter zum Einsatz und fing drei Interceptions, offenbarte jedoch auch gravierende Mängel in der Passverteidigung. Durch die Entlassung gewinnen die Raiders gut 3,4 Millionen Dollar an Cap Space.
Christian Benford (Buffalo Bills) Die Buffalo Bills haben einen weiteren Leistungsträger langfristig gebunden: Nachdem zuletzt unter anderem Quarterback Josh Allen und Pass Rusher Greg Rousseau neue Verträge erhalten hatten, wurde nun auch Cornerback Christian Benford mit einem neuen Deal ausgestattet. Der 24-Jährige unterschrieb ein neues Arbeitspapier über vier Jahre und 76 Millionen US-Dollar.
Ja’Whuan Bentley (New England Patriots) Die New England Patriots trennen sich nach sieben Jahren von Ja'Whuan Bentley. In den sozialen Medien veröffentlichte der Linebacker bereits einen Abschiedspost. In den Saisons 2021, 2022 und 2023 verzeichnete Bentley jeweils mehr als 100 Tackles. Wegen einem gerissenen Brustmuskel verpasste der 28-Jährige, der die Pats sogar als Team-Kapitän anführte, aber fast die gesamte Saison 2024.
Jameis Winston (New York Giants) Die Giants schnappen sich einen neuen Quarterback, aber wohl nur eine Übergangslösung. Laut "NFL Media" erhält Jameis Winston einen Zweijahresvertrag über acht Millionen Dollar. Demnach hat der Deal aber keine Auswirkungen auf eine mögliche Einigung mit Free Agent Aaron Rodgers oder die Verpflichtung eines jungen Playmakers im Draft, wo die Franchise den dritten Pick in der ersten Runde besitzt.
Dabei käme das System von Offensive Coordinator Arthur Smith einem alternden Rodgers durchaus entgegen. Viel Play-Action, viel under Center, dominantes Laufspiel. Problematisch könnte es nur werden, wenn Rodgers noch immer denkt, dass es das Jahr 2012 ist und er die gleichen Fähigkeiten hat - denn die hat er nicht.
Traditionell spielt der Ex-MVP ungerne mit seinen Händen am verlängerten Rücken des Centers, viel lieber steht er in der Shotgun und hat nur einen kleinen Dropback von höchstens drei Schritten. So kann Rodgers die Defense am besten im Auge behalten und sezieren - eine Qualität, die nicht durch das fortschreitende Alter beeinträchtigt wurde.
Auch hier entsteht durchaus Konfliktpotenzial: Wird sich Smith für Rodgers ändern? Wird sich Rodgers für Smith ändern? Fakt ist: Diese Ehe kann nur funktionieren, wenn eines von beiden passiert. Sonst wird es eher zu einem Seitensprung, um im Bild zu bleiben.
Rodgers bei den Steelers: Nichts kann, alles muss
Können die Steelers mit Rodgers also erfolgreich sein? Natürlich können sie. Vom reinen Talent gehört Rodgers noch immer zu den Besten der Liga. Und dass er jenes Talent abrufen kann, ließ er 2024 bei den Jets durchaus aufblitzen.
Damit die Steelers jedoch nachhaltig erfolgreich sein können, muss das Talent mehr als aufblitzen. Es muss regelmäßig sichtbar sein. Mit DK Metcalf hat er einen unfassbar talentierten Receiver, der aber auch nicht gerade als besonders umgänglicher Charakter bekannt ist. Die Offensive Line ist gut, aber nicht überragend und das Laufspiel ist mit Jaylen Warren und Kenneth Gainwell eher im unteren Drittel der Liga anzusiedeln, was Talent angeht.
Es sind viele Faktoren, die zusammenkommen müssen, damit Tomlins Serie von Winning Seasons noch eine weitere Spielzeit hält. Und sollte sie unter diesen schwierigen Umständen tatsächlich auch bis 2026 halten, dann könnte so mancher tatsächlich an schwarze Magie glauben.
Oder einfach an die unfassbar hohe Qualität von Mike Tomlin als Head Coach.