NBA live auf ProSieben MAXX, Joyn, ran.de und in der ran-APp
NBA: Dennis Schröder wechselt zu den Kings - Volltreffer nur in einer Hinsicht
- Veröffentlicht: 03.07.2025
- 14:39 Uhr
- Ole Frerks
Dennis Schröder wird in der kommenden Saison für sein zehntes verschiedenes NBA-Team auflaufen – für 3 Jahre und knapp 45 Mio. Dollar unterschrieb der Weltmeister bei den Sacramento Kings. Dieser Deal repräsentiert eine Chance für Schröder, für Stabilität ist er in der Hauptstadt Kaliforniens aber nicht an der richtigen Adresse.
Die Luft wird langsam dünn, der Kreis exklusiver. Für wenigstens zehn NBA-Teams haben bisher 23 Spieler eine Partie absolviert, den einsamen Rekord hält Ish Smith mit 13. Dennis Schröder wird in der kommenden Saison der 24. Spieler sein, der Aufnahme in diesen Klub findet, der erste internationale Spieler sogar – wobei sich darüber streiten lässt, ob das wünschenswert ist.
- Dennis Schröder unterschreibt bei den Kings - so viel verdient der DBB-Star
- Keine Verlängerung in Orlando - Wagner wird Free Agent
In Schröders Fall zeugt es eher vom Chaos, das seine Karriere nun seit 2018 begleitet. Jetzt sind es die Kings geworden, eine Franchise, die selbst für Chaos steht wie keine andere. Die allein auf Schröders Position in den vergangenen acht Jahren … nun … aktiv war: Viermal drafteten sie seit 2017 einen Point Guard in der Lottery, zwei davon sind Stars geworden (De’Aaron Fox, Tyrese Haliburton), seit der vergangenen Trade Deadline läuft jedoch nur noch einer (Devin Carter, Nr.13-Pick 2024 – spielte als Rookie kaum) für Sacramento auf.
Die Kings brauchten nun also wieder einen Point Guard. Schröder ist ein Point Guard, der vielleicht beste verfügbare auf dem diesjährigen Markt, in jedem Fall der bisher bestbezahlte. 45 Millionen Dollar bot Sacramento dem bald 32-Jährigen über drei Jahre, da konnte oder wollte Detroit nicht mithalten, ebenso wenig wie eins der anderen vermeintlich interessierten Teams.
Das Wichtigste in Kürze
Während Cap Space in dieser Offseason rar gesät war und nur sehr wenige Spieler viele Jahre UND viel Geld bekamen, erhielt Schröder die volle Midlevel-Exception, den vom Volumen her zweitbesten Vertrag seiner Karriere. Für ihn ist das ein Volltreffer – in finanzieller Hinsicht jedenfalls. Sportlich wiederum sind etwas mehr Zweifel angesagt.
Kings: Alles auf neu
Die Kings sind gerade dabei, sich neu zu erfinden. Im Lauf der vergangenen Monate wurde mit Fox der Franchise-Player abgegeben, der Head Coach wurde im Dezember ausgetauscht (unter Interims-Trainer Doug Christie wurden 27 von 51 Spielen gewonnen, der Interims-Titel ist nun weg), im April wurde dann in Scott Perry auch noch ein neuer Chef des Front Office vorgestellt.
Es ist noch nicht absehbar, welche Philosophie Perry verfolgt. Übernommen hat er einen nüchtern betrachtet komischen Kader. Der keineswegs talentlos ist. Mit DeMar DeRozan, Zach LaVine und Domantas Sabonis stehen drei frühere All-Stars im Kader, dazu in Malik Monk ein Scoring Guard, der sich zuletzt allerdings (wie DeRozan auch) in Trade-Gerüchten wiederfand.
Individuell sind diese vier allesamt überdurchschnittliche NBA-Spieler. Sie sind allerdings auch allesamt fast ausschließlich auf die Offense fokussiert und brauchen ihre Touches (in Sabonis‘ und LaVines Fall sind sie darüber hinaus gnadenlos überbezahlt). Als richtig guter Off-Ball-Spieler geht nur LaVine durch, auch mit ihm nahmen die Kings 24/25 jedoch nur wenige Dreier.
Sabonis ist einer der besten Passing Center der NBA und daran gewöhnt, dass viel über ihn läuft. DeRozan und LaVine machten sich schon in Chicago gegenseitig nicht besser, weshalb es im Februar etwas verrückt anmutete, als die Kings nach DeRozan auch noch LaVine holten.
Externer Inhalt
Wirklich zu wenig Ballhandling?
Monk hat über die Jahre ebenfalls viel On-Ball-Creation hinzugefügt – weshalb es gar nicht so absurd wirkte, als Christie im Februar äußerte, sein Team müsse ohne klassischen Aufbau eben "Point Guard by commitee" spielen. Tatsächlich war die Offense nach dem Fox-Trade auch nicht das Problem, die Kings stellten ab Februar immerhin den zwölftbesten Angriff der Liga.
Defensiv sah das anders aus (Platz 23) – was angesichts des Personals nicht verwunderte. Den Kings fehlte es an Länge und Physis am Perimeter, ebenso an Rim Protection, wo Sabonis zu den schlechtesten NBA-Bigs gezählt werden muss. Schröder wiederum ist ein giftiger Point-of-Attack-Verteidiger, wie er unter anderem in den Playoffs gegen Jalen Brunson zeigte.
Video: NBA: Kung-Fu-Wemby! Spurs-Star macht auf Jackie Chan
Die größten Probleme der Defense löst er mit seinen 1,85 m aber nicht, zumal für ihn womöglich Keon Ellis, der individuell vielleicht beste Verteidiger des Teams, seinen Platz in der Starting Five räumen muss. Dieser Tausch würde die Kings unterm Strich sogar noch angreifbarer, weil kleiner machen.
Dass Schröder offensiv selbst dann am besten ist, wenn er den Ball recht viel in der Hand hat (siehe Brooklyn), und dass er als Distanzschütze eher streaky ist, macht ihn überdies zu einem komplizierten Fit neben insbesondere DeRozan und Sabonis, die überwiegend aus der Midrange agieren.
Jede Menge Fragen
All das führt zu einer ganzen Vielzahl an Fragen. Ob Sacramento tatsächlich am dringendsten einen Point Guard brauchte, beispielsweise. Ob dieser Kern so zusammenbleiben soll, oder ob weitere, größere Moves in der Offseason noch anstehen. Wie die Perspektive in einer Conference voller Teams, die gewinnen wollen, realistischerweise aussehen kann.
Stand jetzt wirkt sie undurchsichtig. Ganz anders als beispielsweise in Detroit, wo Schröder eine klar definierte Rolle in einem aufstrebenden Team spielte, das im geschwächten Osten in der kommenden Saison für noch mehr Furore sorgen könnte. Dort schien alles zu passen – beide Seiten äußerten nach dem Playoff-Aus, gern gemeinsam weitermachen zu wollen.
Es ist nun anders gekommen. "Detroit wartet nicht auf mich", hatte Schröder selbst kurz vor Free-Agency-Start gesagt. Es ist unklar, ob oder was die Pistons ihm angeboten haben. Es ist am Ende auch unerheblich – die Kings haben das Rennen gemacht mit einem Angebot, das er an diesem Punkt seiner Karriere womöglich nicht ablehnen konnte. Vielleicht war es Schröder selbst, der nicht auf die Pistons warten wollte.
Eine große Chance
Perry und Co. glauben an ihn. An seine Fähigkeit, sich überall einzubringen, sich schnell an jedes neue Umfeld zu gewöhnen. Er hat viel Erfahrung damit. Gleichzeitig zeigte die vergangene Saison mit ihren drei Stationen auch, dass das Umfeld und die Anforderungen durchaus eine Rolle dabei spielen, wie gut Schröder funktioniert und wie wohl er sich fühlt.
NBA: Dennis Schröder als Wandervogel - Sacramento Kings als zwölfte Station
"Detroit ist eine der besten Situationen, die ich erlebt habe", sagte er beispielsweise noch im April. "Ich muss hier mein Spiel nicht ändern, kann einfach ich selbst sein." In Golden State war das völlig anders, dort lief nichts zusammen. In Brooklyn hatte er die totale Kontrolle über die Offense und spielte für einige Wochen den besten NBA-Ball seiner Karriere. Zuvor war er in der Regel dann am besten, wenn er für Offense und ein gewisses Gift von der Bank sorgen konnte (wie etwa in Oklahoma City).
Es wird sich zeigen, wie es in Sacramento aussieht. Designierter Starter sollte er sein, sonst wäre der Vertrag aus Kings-Sicht nicht zu rechtfertigen. Das System dürfte noch entstehen. Es ist eine Chance, definitiv. Vielleicht schafft Schröder es irgendwie, in diesen schiefen Kader eine Struktur hineinzubringen, die offensiv guten Einzelteile zu einer besseren Summe zu formen.
Ein Puzzle
Gleichzeitig dürfte jedem klar sein, dass es auch anders kommen kann – dass der Kader eben nicht höchsten Ansprüchen genügt, dass früher oder später eine Neuorientierung her muss bei einem Team, in dem außer dem immerhin schon 25-jährigen Keegan Murray und vielleicht Carter niemand mehr die ganz große individuelle Upside mitbringt.
Die Kings 25/26 sehen Stand jetzt aus wie ein Experiment. Vorbehaltlich weiterer größerer Trades ist Sacramento ein Puzzle, bei dem sich erst noch zeigen muss, ob die Teile zusammenpassen. Was auch für Schröder gilt. Ob sein spezifisches Skillset ausgerechnet in diesem Umfeld am besten zur Geltung kommt, ist ungewiss.
Lukrativ ist der Move so oder so – und vielleicht wird Sacramento ja tatsächlich das Langzeit-Zuhause, das Schröder seit einigen Jahren sucht. Es besteht jedoch eine reelle Chance, dass es am Ende nicht bei diesen zehn Teams bleiben wird.