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Borussia Dortmund in der Dauerkrise: Zerbröselt Hans-Joachim Watzkes Vermächtnis?

  • Aktualisiert: 19.02.2025
  • 12:04 Uhr
  • Martin Jahns

Borussia Dortmund taumelt ausgerechnet vor dem Abschied von Hans-Joachim Watzke von Krise zu Krise. Auf dem Platz fehlen die "Basics", Ralf Rangnick attestiert der BVB-Führung eine fehlende Philosophie. Wie schlecht steht es nach 20 Jahren Watzke um den BVB wirklich?

Von Martin Jahns

Bei Borussia Dortmund wiederholt sich derzeit Geschichte.

Mittelmaß in der Bundesliga, eine negative Tordifferenz und eine peinliche Niederlage als Tiefpunkt des Februars. Das ist die aktuelle Situation - und das war die Lage vor genau 20 Jahren im Februar 2005.

Damals übernahm Hans-Joachim Watzke den Posten als BVB-Geschäftsführer, der BVB stand mit einer Tordifferenz von -4 auf Platz 12 und wurde vom FC Bayern München mit 0:5 abgewatscht. Zwei Dekaden, zwei Meisterschaften und ebenso viele Champions-League-Finals später steht die Borussia nach dem blamablen 0:2 in Bochum und einer Differenz von -1 auf dem elften Platz.

Ausgerechnet vor Watzkes feststehendem Abschied nach der Saison ist der BVB die vielleicht größte Baustelle der Liga. Sein Vermächtnis droht zu zerbröseln.

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BVB-Mannschaft: Fehlende "Basics" als ewiges Problem

Denn die aktuelle Situation ist mehr als eine vorübergehende Ergebniskrise: Die uninspirierten Auftritte in der Liga mit fünf Pleiten aus sieben Spielen in diesem Kalenderjahr machen deutlich, dass in der eigentlich hoch veranlagten Mannschaft etwas nicht stimmt.

Nico Schlotterbeck beklagte nach der Pleite in Bochum die fehlenden "Basics" bei seinem Team, bei dem vermeintliche Leistungsträger wie Julian Brandt, Marcel Sabitzer oder Niklas Süle negativ herausstachen.

Die Schlagworte "fehlende Mentalität" und "mangelnder Wille" wird die Mannschaft seit Jahren nicht los, weil sie ihnen wie in Bochum immer wieder neues Futter gibt. Der x-te Umbruch auf der Suche nach einer Achse in der Mannschaft scheint auch im kommenden Sommer unvermeidbar.

Dabei muss der BVB allerdings diesmal womöglich kleinere Brötchen backen: Die Teilnahme an der Champions League ist in höchster Gefahr.

"Der BVB hält auch zwei Jahre aus", beschwichtigte Watzke ein solches Szenario noch vor kurzem: "Dann macht der BVB ein oder zwei Transfers, dann ist wieder alles im Lot."

Doch Verkaufskandidaten der Kaliber Erling Haaland oder Jude Bellingham hat der BVB seit 2023 nicht mehr zu bieten.

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Das Wichtigste in Kürze

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  • Bundesliga: Der Spielplan

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BVB-Trainerbank: Dauerbaustelle statt klarer Spielidee

Vier Trainer saßen beim BVB binnen der vergangenen 365 Tage auf der Bank. Das gab es in den vorherigen 19 Watzke-Jahren nicht – weder vor noch nach Jürgen Klopp. Und nun legte Niko Kovac mit zwei Niederlagen aus den ersten beiden Ligaspielen den größten BVB-Fehlstart eines Trainers in 40 Jahren hin.

Die Drehtür auf der Dortmunder Trainerbank und die kopflose Mannschaft bedingen sich gegenseitig. Das kritisierte auch Ralf Rangnick, der selbst als BVB-Kandidat galt, bei "Bild Sport":

"Man hat nicht das Gefühl, dass als Überschrift steht: Wie wollen wir eigentlich spielen? Wie wollen wir auftreten? Wie wollen wir wahrgenommen werden? Da kann man den Spielern nicht den Vorwurf machen. Sondern das liegt daran, dass über Jahre hinweg dieser Fixpunkt einer Spielidee nicht mehr verfolgt worden ist."

VIDEO: Nach BVB-Pleite: Ex-DFB-Star verspottet Kovac

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Der BVB und die Fans: Eine langsame Entfremdung

Die Auftritte auf dem Platz haben sich inzwischen auch auf das Verhältnis zu den eigenen Fans niedergeschlagen.

In Bochum traute sich die Mannschaft nach Schlusspfiff nur bis an die Strafraumkante, um den mitgereisten Fans gegenüberzustehen. Schon während der Partie zoffte sich Jamie Gittens bei seiner Auswechslung mit den eigenen Anhängern.

Der Vertrauensvorschuss bei den Fans aus den Klopp-Jahren oder nach der bitter verlorenen Meisterschaft 2023 scheint inzwischen endgültig aufgebraucht.

Dazu kamen zuletzt auch Unmutsbekundungen über Entscheidungen der Verantwortlichen wie beim Sponsoring-Deal mit Rüstungskonzern Rheinmetall.

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VIDEO: Ärger um Gittens? Kovac erklärt Wechsel-Disput

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BVB-Klubführung: Machtkämpfe im Schatten der Krise

Inmitten der sportlichen Krise tobte zuletzt ein heftiger Machtkampf in der Führungsriege. Am Ende sprach Watzkes designierter Nachfolger Lars Ricken ein Machtwort und entließ Sven Mislintat, den ehemaligen Technischen Direktor, der vor nicht einmal einem Jahr zum BVB zurückgekehrt war und mehr Einfluss auf Transfers anstrebte.

Der Schritt zeigte auch, wie uneins sich die Führungsriege kurz vor Watzkes Abschied im Hinblick auf die sportliche Ausrichtung zu sein scheint.

Reden beim BVB zu viele Köpfe mit? Das zumindest bemängelte auch Rangnick, der an die goldenen Klopp-Zeiten erinnerte: "Damals gab es drei Entscheider, die auch nach außen hin die Entscheider waren mit Aki Watzke, mit Michael Zorc und mit Jürgen Klopp."

Damals sei der BVB "tatsächlich eine Marke" gewesen. Mittlerweile sehe das nicht mehr so aus: "Man hat einfach nicht mehr stringent nach irgendeiner vorgestellten Spielweise den Kader zusammengestellt."

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Gelingt der Turnaround?

Immerhin, wie auch vor 20 Jahren hat der BVB auch jetzt noch Zeit, die von Schlotterbeck befürchtete "Horrorsaison" zu retten und damit auch die Zukunftsperspektiven zu verbessern. Damals beendete der Klub unter Trainer Bert van Marwijk die Saison letztlich auf dem siebten Platz. Diesmal ist durchaus noch mehr drin, wenn die Mannschaft zurück in die Spur findet.

Nach dem 3:0 bei Sporting Lissabon steht der BVB schon mit einem Bein im Achtelfinale der Champions League. Dazu ist der Rückstand auf einen Champions-League-Platz in der Bundesliga trotz der Krise mit acht Punkten weiterhin nicht uneinholbar.

Und auch perspektivisch steht der BVB, wie von Watzke angesprochen, deutlich besser da als zu seinen Anfangsjahren. In der jüngsten Deloitte-Studie der umsatzstärksten Klubs der Welt belegte Borussia Dortmund Rang elf. Die Teilnahme an der Klub-WM diesen Sommer wird weitere Millionen in die Kasse spülen.

Zumindest die Rahmenbedingungen beim BVB hinterlässt Watzke auf Top-Niveau. Nun müssen Führungsriege, Mannschaft und Trainer daraus wieder etwas machen.

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