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FC Bayern München: Tom Bischof überzeugt gegen Werder Bremen - Auf Kimmichs Spuren!
- Aktualisiert: 27.09.2025
- 00:31 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München gewinnt mit 4:0 beim SV Werder Bremen. So weit, so normal. Im Mittelpunkt stand mit Tom Bischof diesmal aber ein 20-Jähriger.
Von Justin Kraft
In der Schlussphase des 4:0-Siegs des FC Bayern München gegen den SV Werder Bremen gab es eine durchaus interessante Szene. Tom Bischof trat einen Eckball.
Für sich genommen erstmal kein Fakt, der für Staunen sorgt. Immerhin hat der junge Mittelfeldspieler seinerzeit in Hoffenheim jegliche Standards übernommen. Allerdings stand der eingewechselte Joshua Kimmich zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Feld. Und der wiederum schießt seit vielen Jahren eben jegliche Standards beim FC Bayern.
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So viele, dass es regelmäßig unergiebige Debatten darüber gibt, ob er jetzt Weltklasse-Ecken tritt oder absolute Graupen – dazwischen gibt es meist wenige Argumente. In diesem Moment aber dachte sich Kimmich womöglich: Lass die Jugend mal forschen.
Zu viel sollte man nicht in diese eine Szene interpretieren, aber der Gedanke daran, dass der 30-Jährige etwas in seinem 20-jährigen Mitspieler sieht, was ihn an sich selbst erinnert, ist zumindest eine nette Spekulation. Der Meister, der seinem Lehrling das Zepter nach und nach über die kommenden Jahre hinweg übergeben könnte.
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Nach dem Spiel gab es von Kimmich sogar ein Extralob für den ehemaligen Hoffenheimer. Zu Beginn habe er noch etwas Zeit gebraucht, sei dann aber immer stärker geworden. Bischof habe "enorme Qualität", sagte er. In jedem Fall deutete der Neuzugang des FCB gegen Bremen in seinem ersten Startelfeinsatz an, dass er ein Großer werden kann.
Tom Bischof mit einem herausragenden Startelf-Debüt
Was nach einer Überreaktion nach nur einem guten Spiel klingen mag, ist mehr als das. Dass der Linksfuß das Potenzial zum Besonderen hat, zeigte er bereits bei der TSG Hoffenheim. Mit großem Abstand war er zuletzt der beste Spieler dort. Nun mag manch einer entgegnen, dass das in dieser Mannschaft in der vergangenen Saison kein allzu großer Beleg sei.
Dass er als Teenager aber einen derart chaotischen Haufen halbwegs strukturiert bekam und großen Anteil daran hatte, dass Hoffenheim überhaupt noch Bundesliga spielt, ist kaum hoch genug einzuschätzen. Und nun knüpfte er in seinem ersten Spiel von Anfang an auch bei den Bayern an diese Leistung an.
Bischof war gewiss einer der besten FCB-Spieler auf dem Feld – dominant, in den meisten Fällen ballsicher und strukturgebend. Er war immer anspielbar, fand im Mittelfeld die richtigen Zwischenräume und lief sich klug frei.
Laut dem Datenanbieter "Fotmob" hatte er 95 Ballkontakte und damit die zweitmeisten des Teams nach Dayot Upamecano (96). 77 seiner 85 Pässe kamen an, drei Chancen spielte er heraus und gegen Ende bereitete er den Treffer von Konrad Laimer sehenswert vor.
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Bischof: "Die wissen, dass ich kicken kann"
Viel eindrucksvoller als seine Zahlen waren aber die konkreten Situationen. Teilweise wurde Bischof von zwei Gegenspielern unter Druck gesetzt und fand mit seinem feinen linken Fuß dennoch eine Lösung, um die Situation aufzulösen. Gerade in der zweiten Halbzeit war er so oft eine essenzielle Zwischenstation auf dem Weg nach vorn zu gefährlichen Angriffen.
Große Mittelfeldspieler erkennt man daran, dass sie ein Spieltempo diktieren können, dass sie die Fäden ziehen und zusammenhalten können. Um ein solcher Spieler zu werden, muss Bischof noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen.
Schaut man sich aber nur seine Leistung gegen Bremen an, dann war er der Dreh- und Angelpunkt im Team und hat genau das getan: das Tempo bestimmt. Dabei hat er unglaublich weiträumig agiert. Mit 13,2 Kilometern legte er die größte Distanz aller Spieler zurück.
Bischof war offensiv, defensiv und dazwischen zu finden. Auch gegen den Ball vereitelte er mehrere Konter der Bremer mit klugen Zweikämpfen. Er selbst beschrieb seine erfolgreiche Integration eher als einfachen Prozess. "Die Jungs geben mir ein gutes Feedback, dass ich es gut mache. Die wissen, dass ich kicken kann und dadurch machen sie es mir extrem einfach, helfen mir mit Coachings und dann spiele ich einfach mein Spiel herunter", erklärte er bei "Sky".
Manuel Neuer sprach ihm in der Mixed Zone eine gute Mentalität im Training aus. "Er ist ein sehr besonderer Spieler, der auch sehr gefährlich werden kann", ergänzte er zudem. In der Kabine hat er den Platz von Thomas Müller eingenommen, seinen Redeanteil habe er hingegen noch nicht übernehmen können, auch wenn er ebenfalls ein Typ sei, der "viel quatsche".
FC Bayern: Luxusproblem für Vincent Kompany im Mittelfeld
Bischof scheint schon jetzt angekommen zu sein in München. In den letzten Jahren gab es in seinem Alter nur wenige Spieler, die im Bayern-Mittelfeld so beeindrucken können. Neben Kimmich käme hier wohl nur noch Aleksandar Pavlovic in Frage.
Vor allem ergibt sich mit dieser starken Leistung aber ein Luxusproblem. Mit Pavlovic, Kimmich, Bischof und Leon Goretzka hat er nun vier starke Spieler für drei Positionen. Was die Frage aufwirft, wie sich die Münchner in den kommenden Wochen aufstellen werden.
Dass Bischof auch mit Kimmich harmonieren kann, zeigten beide in der Schlussphase der Partie, als der DFB-Kapitän eingewechselt wurde. Für Kompany könnte es sogar eine Überlegung wert sein, sein System in Spielen gegen Teams etwas anzupassen, die hoch pressen und wo er möglichst viele Spieler braucht, die sich aus Drucksituationen befreien können.
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Ein 4-3-3 mit Pavlovic, Kimmich und Bischof wäre eine Möglichkeit, um dem zu entgegnen. Doch auch ohne Systemumstellung kann der Belgier froh sein, so viele hochwertige Optionen auf der wohl wichtigsten Position des Fußballs zu haben.
Und wer weiß? Vielleicht darf Bischof den Kollegen Kimmich nicht nur um den einen oder anderen Standard in Zukunft erleichtern, sondern auch einen ähnlichen Entwicklungsweg gehen. Schließlich wurde das Top-Talent auch schon auf der Linksverteidiger-Position eingesetzt.
Vieles erinnert bei ihm an den jungen Kimmich. Und jene, die dem Führungsspieler des FC Bayern eher Graupen-Ecken unterstellen, werden ketzerisch hinzufügen wollen, dass die erste Bundesliga-Ecke von Bischof für den Rekordmeister ebenfalls keine von Bedeutung war. Schaut man auf Kimmichs Karriereverlauf, ist das wohl ein gutes Omen.